Anlauter: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Anlauter''' ist ein etwa 29 km langer Nebenfluss der Schwarzach und mündet bei Kinding (Autobahnanschlussstelle Altmühltal). Die Schwarzach wiederum mündet in die Altmühl und diese schließlich bei Kelheim links in die Donau. Der Ursprung der Anlauter liegt auf etwa 535 m über NN im Zeiselweiher am östlichen Ortsende von Geyern, Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen, nahe der Europäischen Hauptwasserscheide. Dort heißt sie meist nur "Booch", in Nennslingen Anlaudə (älter: Oolaudə).
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Die '''Anlauter''' ist ein etwa 29 km langer Nebenfluss der Schwarzach und mündet bei Kinding (Autobahnanschlussstelle Altmühltal). Die Schwarzach wiederum mündet in die [[Altmühl]] und diese schließlich bei Kelheim links in die Donau. Der Ursprung der Anlauter liegt auf etwa 535 m über NN im Zeiselweiher am östlichen Ortsende von Geyern im [[Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen]], nahe der Europäischen Hauptwasserscheide. Dort heißt sie meist nur "Booch", in Nennslingen Anlaudə (älter: Oolaudə).
  
 
== Alte urkundliche Belege ==
 
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Das Grundwort enthält althochdeutsch lūtar (= lauter, klar, rein). Das ursprüngliche Bestimmungswort lei(n) ist vermutlich auf mittelhochdeutsch lei, leie (= Fels, Stein, auch Schiefer) zurückzuführen, wobei von einer schwach flektierten Form leien auszugehen wäre, die zu lein verkürzt wird.<ref>GREULE, Albrecht: Ein historisch-etymologisches Gewässernamenbuch für Bayern. - in: Blätter für oberdeutsche Namenforschung, 40./41. Jhg., München 2004, S. 168</ref> Der Name würde als „klarer Fluss, der durch felsiges Gelände fließt“ zu deuten sein. Das ergäbe im Vergleich zur trüben Altmühl durchaus Sinn. Der rheinische Flurname lei (vgl. Loreley) könnte auch im Fränkischen zu Hause gewesen sein, z. B. beim Flurnamen Leyerläcker im Weißenburger Ortsteil Kehl.<ref>BEIER, Ulf: Weißenburger Flurnamenbuch, Weißenburg i. B. 1995, S. 231</ref> Das „L“ im Anlaut von Leinlauter ist abgefallen und durch Anlehnung an das Zahlwort ein(s) zu erklären.<ref>GREULE, Albrecht: frdl. Hinweis an den Verfasser am 12.12.2006</ref> Aber auch eine Ableitung zu alt-/mittelhochdeutsch leim (= Lehm) mit früher Änderung zu lein wäre möglich.<ref>REITH, Antonius, Manuskript des Histor. Ortsnamenbuches Altlandkreis Eichstätt: Anlauter</ref>
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Das Grundwort enthält althochdeutsch lūtar (= lauter, klar, rein). Das ursprüngliche Bestimmungswort lei(n) ist vermutlich auf mittelhochdeutsch lei, leie (= Fels, Stein, auch Schiefer) zurückzuführen, wobei von einer schwach flektierten Form leien auszugehen wäre, die zu lein verkürzt wird.<ref>GREULE, Albrecht: Ein historisch-etymologisches Gewässernamenbuch für Bayern. - in: Blätter für oberdeutsche Namenforschung, 40./41. Jhg., München 2004, S. 168</ref> Der Name würde als „klarer Fluss, der durch felsiges Gelände fließt“ zu deuten sein. Das ergäbe im Vergleich zur trüben Altmühl durchaus Sinn. Der rheinische Flurname lei (vgl. Loreley) könnte auch im Fränkischen zu Hause gewesen sein, z. B. beim Flurnamen Leyerläcker im Weißenburger Ortsteil Kehl.<ref>[[Ulf Beier|BEIER Ulf]]: Weißenburger Flurnamenbuch, Weißenburg i. B. 1995, S. 231</ref> Das „L“ im Anlaut von Leinlauter ist abgefallen und durch Anlehnung an das Zahlwort ein(s) zu erklären.<ref>GREULE, Albrecht: frdl. Hinweis an den Verfasser am 12. Dezember 2006</ref> Aber auch eine Ableitung zu alt-/mittelhochdeutsch leim (= Lehm) mit früher Änderung zu lein wäre möglich.<ref>REITH, Antonius, Manuskript des Histor. Ortsnamenbuches Altlandkreis Eichstätt: Anlauter</ref>
  
 
Als Parallelnamen gibt es die Leinleiter, einen Bach rechts zur Wiesent in der Fränkischen Schweiz.
 
Als Parallelnamen gibt es die Leinleiter, einen Bach rechts zur Wiesent in der Fränkischen Schweiz.
  
 
== Wissenswerte Ergänzungen ==
 
== Wissenswerte Ergänzungen ==
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[[Datei:Ruine_Bechthal.jpg|miniatur|Ruine Bechthal]]
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Das Haus Bergener&nbsp;Str.&nbsp;4 in Geyern steht genau auf der Europäischen Hauptwasserscheide. Bis zur Sanierung der Dachrinnen 1996 floss das Regenwasser auf seiner Südseite Richtung Nordsee und auf der Nordseite zur Anlauter und damit in Richtung Schwarzem Meer.
  
Das Haus Bergener Str. 4 in Geyern steht genau auf der Europäischen Hauptwasserscheide. Bis zur Sanierung der Dachrinnen 1996 floss das Regenwasser auf seiner Südseite Richtung Nordsee und auf der Nordseite zur Anlauter und damit in Richtung Schwarzem Meer.
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An der Anlauter liegen folgende Wohnstätten im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen:
 
 
An der Anlauter liegen folgende Wohnstätten im Landkreis WUG:
 
  
 
Nennslingen mit den Gemeindeteilen Schwabenmühle, Kappelhof, Panzermühle, Steinmühle, Kohlmühle und Gersdorf mit der Waldmühle sowie der Raitenbucher Gemeindeteil Bechthal mit der Bergmühle. Der 30 m hohe Bergfried auf einem Hügel, der Rest einer 1633 zerstörten Burg, überragt den Bechthaler Weiher, einen kleinen Landschaftssee, der im Zuge der Flurbereinigung 1977 angelegt wurde und u. a. von einer Quelle am Burgberg gespeist wird.
 
Nennslingen mit den Gemeindeteilen Schwabenmühle, Kappelhof, Panzermühle, Steinmühle, Kohlmühle und Gersdorf mit der Waldmühle sowie der Raitenbucher Gemeindeteil Bechthal mit der Bergmühle. Der 30 m hohe Bergfried auf einem Hügel, der Rest einer 1633 zerstörten Burg, überragt den Bechthaler Weiher, einen kleinen Landschaftssee, der im Zuge der Flurbereinigung 1977 angelegt wurde und u. a. von einer Quelle am Burgberg gespeist wird.

Aktuelle Version vom 21. November 2014, 18:40 Uhr

Die Anlauter ist ein etwa 29 km langer Nebenfluss der Schwarzach und mündet bei Kinding (Autobahnanschlussstelle Altmühltal). Die Schwarzach wiederum mündet in die Altmühl und diese schließlich bei Kelheim links in die Donau. Der Ursprung der Anlauter liegt auf etwa 535 m über NN im Zeiselweiher am östlichen Ortsende von Geyern im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, nahe der Europäischen Hauptwasserscheide. Dort heißt sie meist nur "Booch", in Nennslingen Anlaudə (älter: Oolaudə).

Alte urkundliche Belege

1304 Laynlautter – 1417 Leinlauter[1] – 1540 Lautra fl.[2] - 1568 Lain lautra fl.[3] – 1796 Anlauter Fl.[4] – 1832 Einlauter[5]

Namensdeutung

Das Grundwort enthält althochdeutsch lūtar (= lauter, klar, rein). Das ursprüngliche Bestimmungswort lei(n) ist vermutlich auf mittelhochdeutsch lei, leie (= Fels, Stein, auch Schiefer) zurückzuführen, wobei von einer schwach flektierten Form leien auszugehen wäre, die zu lein verkürzt wird.[6] Der Name würde als „klarer Fluss, der durch felsiges Gelände fließt“ zu deuten sein. Das ergäbe im Vergleich zur trüben Altmühl durchaus Sinn. Der rheinische Flurname lei (vgl. Loreley) könnte auch im Fränkischen zu Hause gewesen sein, z. B. beim Flurnamen Leyerläcker im Weißenburger Ortsteil Kehl.[7] Das „L“ im Anlaut von Leinlauter ist abgefallen und durch Anlehnung an das Zahlwort ein(s) zu erklären.[8] Aber auch eine Ableitung zu alt-/mittelhochdeutsch leim (= Lehm) mit früher Änderung zu lein wäre möglich.[9]

Als Parallelnamen gibt es die Leinleiter, einen Bach rechts zur Wiesent in der Fränkischen Schweiz.

Wissenswerte Ergänzungen

Ruine Bechthal

Das Haus Bergener Str. 4 in Geyern steht genau auf der Europäischen Hauptwasserscheide. Bis zur Sanierung der Dachrinnen 1996 floss das Regenwasser auf seiner Südseite Richtung Nordsee und auf der Nordseite zur Anlauter und damit in Richtung Schwarzem Meer.

An der Anlauter liegen folgende Wohnstätten im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen:

Nennslingen mit den Gemeindeteilen Schwabenmühle, Kappelhof, Panzermühle, Steinmühle, Kohlmühle und Gersdorf mit der Waldmühle sowie der Raitenbucher Gemeindeteil Bechthal mit der Bergmühle. Der 30 m hohe Bergfried auf einem Hügel, der Rest einer 1633 zerstörten Burg, überragt den Bechthaler Weiher, einen kleinen Landschaftssee, der im Zuge der Flurbereinigung 1977 angelegt wurde und u. a. von einer Quelle am Burgberg gespeist wird.

Kurz hinter dem Bechthaler Weiher verlässt die Anlauter Mittelfranken und tritt in den oberbayerischen Landkreis Eichstätt ein. Dort liegen an ihr u. a. Titting, Altdorf, Erlingshofen und Enkering sowie zahlreiche (ehemalige) Mühlen.

Fußnoten

  1. beide Belege nach STRASSNER, Erich, Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken, Band 2: Land- und Stadtkreis Weißenburg, München 1966, S. 2
  2. REYCH, Erhard: Die pfaltz in Baeyrn in grund gelegt sambt Iren anstossenden Lendern, 1540, German. Nationalmuseum Nürnberg, Franken 2 La 39
  3. APIAN, Philipp: Tafel 5 der Bairischen Landtafeln, Ingolstadt 1568
  4. Ecclesia Wilibaldina, Stadtarchiv Weißenburg, PlS 138
  5. Nr. 32 Steuergemeinde Nen(n)slingen, k. Landgericht Weißenburg im Rezat-Kreise, 4. Extraditionsplan, Beilage NENSLINGEN zu N.W. XLIV.14.; München 1832
  6. GREULE, Albrecht: Ein historisch-etymologisches Gewässernamenbuch für Bayern. - in: Blätter für oberdeutsche Namenforschung, 40./41. Jhg., München 2004, S. 168
  7. BEIER Ulf: Weißenburger Flurnamenbuch, Weißenburg i. B. 1995, S. 231
  8. GREULE, Albrecht: frdl. Hinweis an den Verfasser am 12. Dezember 2006
  9. REITH, Antonius, Manuskript des Histor. Ortsnamenbuches Altlandkreis Eichstätt: Anlauter