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Auf der Nordseite der Kirche findet sich mit dem Konfessionsbild eine Besonderheit, die an die "Confession Augustana" erinnert. Das Bild zeigt als Mittelstück die liturgischen Handlungen der evangelisch-lutherischen Kirche sowie als linke Seitenbilder die alttestamentarischen Szenen Passahmahl und Auszug aus Ägypten, rechts das Abendmahl mit Jesus und darunter, die Überreichung der Confessio Augustana auf dem Augsburger Reichstag von 1530: Der Kurfürst von Sachsen übergibt zusammen mit den Vertretern von fünf weiteren Reichsfürsten und von sechs Reichsstädten Kaiser Karl V. die Bekenntnisbücher. Unter den Vertretern der Reichsstädte ist auch der von Weißenburg. Neben dem Weißenburger Konfessionsbild gibt es nur noch fünf in evangelischen Kirchen Bayerns. Ein ähnliches Bild befindet sich auch in Augsburg in dem Raum, in dem der Reichstag stattfand. Das Bild in Augsburg ist nicht öffentlich zugänglich.
 
Auf der Nordseite der Kirche findet sich mit dem Konfessionsbild eine Besonderheit, die an die "Confession Augustana" erinnert. Das Bild zeigt als Mittelstück die liturgischen Handlungen der evangelisch-lutherischen Kirche sowie als linke Seitenbilder die alttestamentarischen Szenen Passahmahl und Auszug aus Ägypten, rechts das Abendmahl mit Jesus und darunter, die Überreichung der Confessio Augustana auf dem Augsburger Reichstag von 1530: Der Kurfürst von Sachsen übergibt zusammen mit den Vertretern von fünf weiteren Reichsfürsten und von sechs Reichsstädten Kaiser Karl V. die Bekenntnisbücher. Unter den Vertretern der Reichsstädte ist auch der von Weißenburg. Neben dem Weißenburger Konfessionsbild gibt es nur noch fünf in evangelischen Kirchen Bayerns. Ein ähnliches Bild befindet sich auch in Augsburg in dem Raum, in dem der Reichstag stattfand. Das Bild in Augsburg ist nicht öffentlich zugänglich.
  
 
== abh Familiennamen im Raum Weißenburg - 6. Deutungskreuzungen ==
 
 
'''''6. Deutungskreuzungen'''''
 
 
Ursprünglich hatte jeder Mensch nur einen Rufnamen. Als es in den Städten zu viele Personen mit dem gleichen Namen gab, entstanden ab dem 12. Jh. die Familiennamen. Heute haben die 100 Mill. deutschen Muttersprachler rund 80.000 verschiedene Familiennamen (ohne Schreibvarianten und fremdsprachige Namen). Um die vielen Hinz und Kunz voneinander zu unterscheiden, gab man ihnen Beinamen. Nachdem unsere Familiennamen aber schon 500 bis 700 Jahre alt sind, hat sich vielfach nicht nur ihre Schreibung mehrmals geändert, sondern kann der Sinn eines Namens mehrdeutig sein. Man spricht von Deutungskreuzungen.
 
 
'''Wüst''' konnte jemand genannt werden, weil er am Rande einer Wildnis, einer wüsten Gegend, wohnte – das gilt für die meisten – oder weil er ein wüster, wilder Kerl war. '''König''' ist entweder ein Übername für jemanden, der aus seiner Umgebung herausragte, z. B. als Schützenkönig, oder der in einem Schauspiel die Rolle des Königs hatte. Es konnte aber auch ein Bauer sein, der in einem Abhängigkeitsverhältnis zu einem Königsgut stand. Entsprechendes gilt für die Namen '''Kaiser, Herzog, Graf''' oder '''Fürst'''.
 
 
'''Beckler''' kann a) vom Ortsnamen Bockel abgeleitet werden (Böckler > Beckler) oder b) zu dem männlichen Tier, dem Bock, gestellt werden oder c) ein Berufsname sein für einen, der (Wasch-)Becken bzw. Tröge herstellte. '''Beckstein''' ist ein Ortsteil von Lauda bei Bad Mergentheim, kann aber auch von Bechstein (= quarzartiger Stein) abgeleitet sein. '''Brandt''' und '''Brandl''' können Kurzformen von Hildebrand sein, aber auch Wohnstättennamen für jemanden, der an einem ehem. Brandplatz wohnte. '''Fiegl''' kann a) zum Personennamen Vigilius gehören oder b) das Veilchen meinen (mundartlich Feigele) oder c) den Fiedelspieler, der auch Fieg(e)ler hieß. '''Fuchs''' konnte ein schlauer Mensch sein oder ein Rothaariger, aber auch von einem Hausnamen abgeleitet sein. '''Hirschmann''' bedeutet zunächst Sohn des Hirsch. Dieser Name kann sein a) ein Berufsübername für einen Jäger, b) ein Hausname oder c) ein jüdischer Familienname Hirsch. '''Lunz''' kann a) eine Ableitung zum Rufnamen Lundbert o. ä. sein oder b) zu ''lunzen'' = leicht schlummern gehören oder c) ein Wohnstättenname sein: Lunz = Spalt, Öffnung. Wer '''Heller''' heißt, kann ursprünglich  aus Schwäbisch Hall kommen oder nach  der Münze, dem Heller, seinen Namen haben, wobei diese ja nach der Stadt benannt wurde, weil sie dort geprägt wurde. '''Pflaumer''' passt zum einen zu Flaum für den Federhändler, zum anderen für den Obstgärtner.
 
 
'''Rottler''' und '''Rotter''' sind ebenfalls mehrdeutig: a) Rotte = Drehleier, b) Mitglied der Rottzunft, die für den Transport von Gütern zuständig war, c) Vorsteher einer kleinen Gemeinde mit zerstreuten Häusern, d) Anführer einer Schar (= Rotte) Soldaten, e) Ableitung zum Rufnamen Rothart o. ä.– da kann sich jeder Namensträger die Bezeichnung heraussuchen, die ihm am besten gefällt. Auch der Name des Weißenburger Oberbürgermeisters ist mehrdeutig: '''Schröppel''' kann man zu Schropp stellen, das ist ein rauer Besen bzw. ein raue Arbeit verrichtender Mensch. Als Schropp bezeichnete man aber auch einen Erdhügel (an dem der Betreffende wohnte); schließlich kann es sich auch um eine verkürzte Form des Rufnamens Schrotbald handeln. '''Specht''' kann ein Hausname sein, aber auch ein Übername für einen Schwätzer, den es – wie wohl in jeder Familie – z. T. bis heute gibt. Auch '''Strauß''' ist mehrdeutig: a) Vogel: Feder am Helm, Hausname, Wappen, b) mittelhochdeutsch  ''struz'' = Widerstand, Streit, c) Strauch. '''Wolf''' schließlich bezieht sich wohl meist auf eine Kurzform eines mit Wolf- beginnenden Vornamens (z. B. Wolfgang, -hart,-ram), aber auch auf einen Menschen, dem man die Eigenschaften des Tieres zuschreibt, oder  auf einen Hausnamen.
 
 
''Literatur am Ende des letzten Artikels''
 
  
 
== abi Familiennamen im Raum Weißenburg - 7. Rufnamen ==
 
== abi Familiennamen im Raum Weißenburg - 7. Rufnamen ==

Version vom 19. Februar 2017, 11:07 Uhr

über mich

Jahrgang 1941, in Weißenburg seit 1971; verheiratet, zwei Söhne, vier Enkel

im Ruhestand, vorher Studienrat an der Realschule Weißenburg


bereits bearbeitete Themen

2011: Altmühl, Brombachsee, Igelsbachsee, Hahnenkammsee, Schwäbische Rezat, J.Lidl, Fr. Liebl, 2012: Dr. Otto "Leo", FLeppa, E.Model, Ergänzung Dettenheim u. R. Nebel, Friedrich-Ebert-Str., J.Schieder, G.Demel, Anlauter, 5 Artikel v.H. Spitschka, Rennweg, SL WUG, Wohnstättennamen, Wülzbg.-Gedenkst., Heimatbücherverz., Bahnhofstr., Karl IV., Landschaftsbild, 4 Artikel Mundart (Mertens), 2013: 3 Artikel über die Schambach, HNavratil, StHedwigMB, Erzgeb.stub. GUN, OBSchwirzer, Hist. Stammtisch (40), Exulantennamen, WUG-SEB, OStiepak, RainMesserer, Bombard. Wßbg., 5 Zeitzeugenberichte (50), Papp.Ehrenbg., Ergänzg. Wßbg.Bgm., AlBinkert, JohMertens, TreuchtlMöhrenb., EBW, StrN m. Bez. zu Vertreibg., Schulzentrum, Stichvillapark, E.-Schulhoff-Str. (60), Einwohnerzahlen aktualisiert ab 1960, Patensch., 2x RSWUG, AHochmuth, MWenz, Wßbg. FlN 1-4 (70), RJoppien, JZörkler, Gesch. Bez. WUG-Sudeten, 3x Europ. Hauptwasserscheide, 3x Name Wßbg. eur. Vgl., MRaab (80), JMang, FEigler, WBlendinger, Namensvett. Bergen, Ellingen, 2 Nennsl. Kirchen, Treuchtlg.-Mahnm., Wehrkirch., 2014: JosReinfuss (90), Stadtmauer 19.Jh., Stadtm. 1950-2014, HSturm, HMeier, WLangenf., FrSchäfer, Neudf., Stadtweiher, BBuff, Muhr-St. Walbg. (100), Stadelh., -Namensv., Markh., Seeweiherm., Spitalk., Kirchenbaut.(3), Ergänz. AmHof, 2015: Silberm. (110), Galgenb.4x, JNachtmn., Mesnerh., Brbg.Hof, Zehenth., Ludw.hö., H.Kaad. (120), RegKryw., Kath.Bg., SWillib., Kl.Wßbg. Baustilk. (11 Artikel), Fachw.6x (140), Erg. BlHaus, Schöna, AndrOrgel, AMöd (Okt. 2015)(m.eigens im Inhaltsverz. vermerkten Untertiteln b. d. Weihern, Pappenh. Ehrenbürgern usw. 170 (Dez. (2015), NeuesH., Stichv., UrsGräf.Papp., Dr20. 10 Fam.nam. (184 Artikel Feb. 2017)

Beispiel: Fotoanordnung


Quellen:

BEIER, Ulf: Von der Höll- zur Paradeisgasse, Straßen- und Wohnstättennamen in Weißenburg, 2. Auflage, Weißenburg 2000, S. 33

abcKonfessionsbild

Auf der Nordseite der Kirche findet sich mit dem Konfessionsbild eine Besonderheit, die an die "Confession Augustana" erinnert. Das Bild zeigt als Mittelstück die liturgischen Handlungen der evangelisch-lutherischen Kirche sowie als linke Seitenbilder die alttestamentarischen Szenen Passahmahl und Auszug aus Ägypten, rechts das Abendmahl mit Jesus und darunter, die Überreichung der Confessio Augustana auf dem Augsburger Reichstag von 1530: Der Kurfürst von Sachsen übergibt zusammen mit den Vertretern von fünf weiteren Reichsfürsten und von sechs Reichsstädten Kaiser Karl V. die Bekenntnisbücher. Unter den Vertretern der Reichsstädte ist auch der von Weißenburg. Neben dem Weißenburger Konfessionsbild gibt es nur noch fünf in evangelischen Kirchen Bayerns. Ein ähnliches Bild befindet sich auch in Augsburg in dem Raum, in dem der Reichstag stattfand. Das Bild in Augsburg ist nicht öffentlich zugänglich.


abi Familiennamen im Raum Weißenburg - 7. Rufnamen

7. Rufnamen

Ursprünglich hatte jeder Mensch nur einen Rufnamen. Als es in den Städten zu viele Personen mit dem gleichen Namen gab, entstanden ab dem 12. Jh. die Familiennamen. Heute haben die 100 Mill. deutschen Muttersprachler rund 80.000 verschiedene Familiennamen (ohne Schreibvarianten und fremdsprachige Namen). Um die vielen Hinz und Kunz voneinander zu unterscheiden, gab man ihnen Beinamen. Die größte Gruppe der Familiennamen ist nach den Berufsnamen die der Rufnamen. Es war naheliegend, das Kind nach dem Vater zu nennen: Das ist der Fritz vom Karl. Ehe die Familiennamen fest wurden, konnte der Sohn vom Fritz sowohl Berthold Fritz heißen, aber auch Berthold Schmid nach seinem Beruf oder nach seiner Körpergröße Berthold Lang. Denn es dauerte meist mehrere Generationen, bis sich ein Name verfestigt hatte.

Aber Vaternamen als Familiennamen waren sehr beliebt. Dabei übernahm man den Rufnamen unverändert: Karl, Franz, Stephan, Hartmann (im Mittelalter sehr beliebter Rufname) … oder kaum verändert: Völk, Voltz (zu Volker, Volkmar) oder hängte ein Genitiv-s an (Siemens = Simons, Jakobs) oder die lateinische Genitivform mit -i (Jakobi, Petri …) oder vor allem in Norddeutschland die Endung -sen, das entspricht Sohn (Paulsen, Jakobsen) und irgendwann kamen die Namensträger nach Altmühlfranken. Beliebt war auch die Endung –mann. So war der Kleine des Otto der Ottmann, der Sohn des Gottlieb oder Gottwald (Kurzform Götz) der Götzelmann, Zachmann der Sohn des Zacharias, entsprechend Jungkunz: der Kleine des Kunz. Im Fränkischen findet man häufig die Endsilbe -lein: Hertlein der Sohn des Hartwig, Gerhard o. ä., Eckerlein zu Eckart (wie auch die Form Eckert), Reinlein zu Reinhard, -hold, Wör(r)lein zu Werner, Bräunlein zu Bruno, wie schon in Artikel 5. vermerkt. Im Falle Döderlein ist aber eher an eine Ableitung von Doderer (= Stotterer) zu denken. Im Schwäbischen ist -le beliebt: z. B. Eberle (zu Eberhard o.ä.), Reinle. Im Bairischen sind Namen mit -erl und -l entstanden: z. B. Reindl, Bartl (zu Bartholomäus), damit man weiß, wo er den Most holt. Auch die norddeutschen Verkleinerungssilben -chen, -ke und -ken finden sich bei Namen im Raum Weißenburg wieder: Bartke (s.o.), Brunke (zu Bruno), Stefke (zu Stefan), Ulke, U(h)lken (zu Ulrich).

Verkleinerungssilben wurden aber nicht nur an Rufnamen angehängt, sondern auch an Familiennamen, die nach Gegenständen benannt wurden, z. B. Hammerl (zu Hammer), Kammerl (vermutl. zu Kammer), Steinke, Steenken (zu Stein).

Familiennamen nach Rufnamen waren äußerst beliebt. Allerdings sind viele Namen heute selten geworden oder haben sich nachhaltig verändert.

Im 14. Jahrhundert wurde in der Aussprache aus einem langen i ein ei: aus Siegfried wurde Seifried, verkürzt zu Seifert, Seitz, Seis, Seid(e)l (aus der Kindersprache Sidi), Siegbold → Seibold; aus langem u wurde au: Bruno → Braun, Hugo → Haug, Lukas → nicht nur Lux, sondern auch Laux.

Manche Namen wurden allerdings bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt oder verballhornt. Zu Andreas gehören: Anders, Anderle, Andrischan, Endner, Endisch, Endreß, Enderlein, Drießlein, Drews …, zu Eligius: Gilch, Jilg, Loy, Lich ...; zu Heinrich: Hein,-e, Heinz,-e, Heinemann, Heinecke, Hinrich,-s, Hennek ...; zu Jakob: Jackl, Jäckel, Jakobi, Jakuszeit, Jaschke, Köppel …; zu Johannes: Jahnel, Jansen, Jänichen, Jentsch, John, Janosch, Hanns, Hanke, Hanus, Hantschmann, Henschel, Hentzschel …; zu Konrad: Kunz,-e, Kuhn, Kühn,-el, Kunerth, Künzel, Kunisch, Kienzle, Konzelmann, Kühnlein, Kienlein …; zu Wigbert: Wichmann, Weichmann, Weihmann, Weickmann, Weigl

Amler ist die Kurzform von Amelrich, Aßmann von Erasmus, Betz von Berthold o.ä., Birkel von Burkhard, Degen von Degenhard, Engel, Engeler von Engelhard, -bert o.ä. (wenn nicht von dem Hausnamen „Zum Engel“), Goppel(t) von Godbert o.ä., Kuschel von Godizo; Katheder ist zum Rufnamen Cado zu stellen – alles kaum mehr gebräuchliche Rufnamen. Auch Billing ist ein alter Vorname. Hetzel ist von Hermann, Lidl und Lutz sind von Ludwig abzuleiten, Lühker und Lihr von Ludger, Luff von Ludolf, Maas von Thomas, Mack von Markward, Nickel und möglicherweise auch Gloßner von Nikolaus, Opitz und Opitsch von Albrecht, Riedel von Rudolf oder Rüdiger, Rieger von letzterem, Rötsch ebenfalls oder von Roderich u.ä. Ritzer ist eine Ableitung eines Rufnamens Ritz (zu Richard, Heinrich oder Moritz), Struller wahrscheinlich von dem alten Rufnamen Strullo. Die Reihe ließe sich noch lange fortsetzen.

Literatur am Ende des letzten Artikels

abk Familiennamen im Raum Weißenburg - 8. Namen der Heimatvertriebenen

8. Namen der Heimatvertriebenen

Nach dem 2. Weltkrieg mussten 14 Millionen Deutsche im Osten ihre Heimat verlassen. Wenn auch zwei Millionen dabei ums Leben kamen, so haben doch die meisten überlebt und 9.790 davon kamen nach Weißenburg und den Altlandkreis. Sie machten 1950 bei der Volkszählung 19,4% der Wohnbevölkerung aus und sie brachten – wie seinerzeit die Exulanten – natürlich auch ihre Familiennamen mit, die uns täglich begegnen, auch wenn heute die Mobilität der Menschen wesentlich größer ist als nach dem 30-jährigen Krieg. Neben Müller, Schmidt, Fischer usw. gibt es auch typisch ostmitteldeutsche Namen, denn die größte Gruppe der Heimatvertriebenen waren die Sudetendeutschen (5.500) und Schlesier (2.450).

Solche Familiennamen sind z. B. Rufnamen mit den Endungen -el: Seidel (zu Siegfried), Jahnel) (zu Johannes), Reichel (zu Richard), Mandel (zu Hermann o.ä.), Demel (zu Thomas), auch gerne mit Umlaut: Jäckel, Jähnel, Kühnel (zu Konrad), oder der Endung -e: Dietze, Thiele (beide zu Dietrich), Franke, Heinze, Kunze, Schade (wem Schaden zugefügt wurde oder wer solchen verursacht hat); Namen mit der Endsilbe -er für starke Beugung: Langer statt Lang, Brauner statt Braun, bzw. der erweiterten Form mit -ert: Barnert (zu Bernhard), Schubert (= Schuhmacher, die Vorfahren von Franz Schubert stammten aus Nordmähren), Kunerth statt Kuhn, Teichert (am Teich Wohnender, auch Ortsname), Patzelt (zu Peter). Bei vielen Namen ist eine Vorliebe für Zischlaute feststellbar: Fritsche (zu Friedrich), Henschel (zu Hans), Kunisch (zu Konrad), Pietschmann und Pöschl (zu Peter), Mattausch (zu Matthias)...

Darüber hinaus gab es die sog. Sippennester, d.h. eine Anhäufung eines Namens in einer eng begrenzten Gegend, bei uns etwa die Namen Gempel in Holzingen und Emetzheim, Satzinger in Burgsalach, König in Weißenburg usw. So gab es im Egerland, also dem westlichen Teil Böhmens, besonders viele Klier (= Glüher, gemeint ist der Schmied), Felber (= Weide), Ott (zu Otto) oder Rossmeissl (Ort bei Karlsbad). Kreißl war im westböhmischen Teil des Erzgebirges weit verbreitet.


Aber auch eine größere Anzahl der Menschen, deren Wurzeln im ehemals deutschen Osten liegen, hat – bedingt durch den oft regen Austausch mit den slawischen Nachbarn und deren räumliche Nähe – auch tschechische oder polnische Familiennamen, so wie Tschechen und Polen millionenfach deutsche Namen tragen. Viele Namen wurden der deutschen Schreibung angepasst: Horwath (zu ung. Horvát = Kroate), Ribatzke (zu poln. rybacki = Fischer), Sawade (zu zawada = Hindernis) oder Wenzlik (zum Rufnamen Wenclik).

Diese Namen sind aber auch gleichzeitig ein Kennzeichen dafür, dass ein früherer Namensträger sich nicht mehr als Tscheche, Pole oder Angehöriger einer anderen Nationalität gefühlt hat, sondern bewusst als Deutscher. Deshalb hat er die Namensschreibung der deutschen Rechtschreibung bzw. Aussprache angepasst.

Literatur am Ende des letzten Artikels

abl Familiennamen im Raum Weißenburg - 9. Slawische Namen und Literatur zu den Familiennamen

9. Slawische Namen

So wie viele Tschechen und Polen deutsche Familiennamen haben, gibt es umgedreht auch viele slawische Namen bei den Deutschen, sie bilden die größte Gruppe nichtdeutscher Familiennamen unter den deutschen Muttersprachlern.

Solche Namen slawischen Ursprungs sind z. B. Stanek, Stanisch und Stanka. Sie gehen auf den Rufnamen Stanislaus zurück. Nowak und Nowotny entsprechen unserem Namen Neumann. Dvořak heißt Bauer. Namen mit der Endung -owski sind meist →Herkunftsnamen, z. B. Koslowski (zum polnischen Ortsnamen Kozlow, entsprechend Kochansky), wurden gelegentlich aber auch zu →Rufnamen gebildet, (z. B. Fritzkowski, Lewandowski zum poln. Rufnamen Lewand). Das gilt auch für Namen mit der Endung -ski (Madeiski zu Matthäus, Michalski zu Michael, Wybieralski zum poln. Vornamen Wybierała …). Namen, die auf -ak und -ek (Kaczmarek = Wirt, Wetscherek zu tschech. večer,-a = Abend, -essen) sowie -ik (Cieslik = Zimmermann, Kucharzik ( = Koch, Küchenjunge) und -iak Cerniak (czerny = schwarz) enden, sind oft Berufsbezeichnungen oder von Adjektiven abgeleitet. -ek ist aber auch häufig eine Verkleinerungssilbe: Kurek (zu Hahn – als Zinsabgabe), Juranek (Sohn des Georg), Morczinek (zum poln. Rufnamen Morzyn) …

Typisch slawische Endungen sind ferner: -a: Grzega /sprich: gschega) (zu poln. Gregor); Haja (mehrdeutig: 1. streicheln, 2. haj = Laubwald, 3. tschech. Personenname Haj, 4. zu dtsch. Heger = Aufseher), Prohaska (tschech. Spaziergang), Springalla (zu poln. zusammenkoppeln, verbinden), -(i)ka: Hanika (zu Johann), Lischka (= Fuchs), Ritzka (zu poln. Vornamen Rycz oder Ryċ), Spitschka (tsch. špička = Spitze)… Die ebenfalls häufige Endung -witz (Denkewitz (zum Vornamen Denis), Peterwitz oder Stefanowitz) entspricht dem germanischen Suffix -son bzw. -sohn und stellt Vatervornamen dar, serbokroatisch ist die Endung -vić, sie bedeutet ebenfalls Sohn des …, z. B. Ajanović, Cernjević-itz und -witz sind aber auch vielbedeutende Namensendungen, z. B. nach Ortsnamen (in Brandenburg, Mecklenburg, Pommern, Schlesien, Sachsen oder Oberfranken: Redwitz, Gamnitzer u.v.a.) oder nach Eigenschaften des ersten Namenbesitzers.

Natürlich gibt es durch den Zuzug von ausländischen Arbeitnehmern und deren Familien ab den 1960er Jahren auch hier zahlreiche italienische, spanische, griechische und viele andere Namen von Personen aus EU-Ländern, aber zahlenmäßig fallen sie (noch) nicht ins Gewicht. – Die Mehrzahl der Menschen mit türkischen oder arabischen Wurzeln hat (noch) keinen deutschen Pass.

Wertvolle Hinweise auf die Bedeutung von slawischen und anderen Familiennamen findet man u. a. unter www. Die Bedeutung von Suffixen (Nachsilben) in den Familiennamen, Tschechische Familiennamen – Lexikon und Polnischer Name – Wikipedia.


Abschließend lässt sich feststellen, Namenkunde ist ein spannendes Feld, das noch lange beackert werden kann, immer wieder neue Erkenntnisse liefert, nicht nur bei den Personennamen, sondern auch bei den Orts-, Flur-, Gewässer- oder Straßennamen.

In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, dass im Internet unter „verwandt.de“ kostenlos auf einer Deutschlandkarte eingesehen werden kann, wie oft und in welcher Gegend der jeweilige Familienname verbreitet ist.


Literatur zu den Familiennamen:

Bach, Adolf: Deutsche Namenkunde 1, Die deutschen Personennamen, 3. Auflage Heidelberg 1978

Bahlow, Hans: Deutsches Namenlexikon, Frankfurt am Main 1972

Brechenmacher, J. Karlmann: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen, Limburg a. d. Lahn 1960

Gottschald, Max: Deutsche Namenkunde. Unsere Familiennamen, 5. Auflage Berlin, New York, 1982

Kohlheim, Rosa und Volker : Duden - Familiennamen, Herkunft und Bedeutung, Mannheim u.a.O. 2000

Naumann, Horst: Das große Buch der Familiennamen, Wiesbaden o. J.

Rymut, Kazimierz und Hoffmann, Johannes: Lexikon der Familiennamen polnischer Herkunft im Ruhrgebiet, Krakau 2010