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'''Thumshirn, Kleingeist''' und '''Breitschädel''', alles keine schmeichelhaften Namen, aber nachdem diese oft schon 500 bis 700 Jahre alt sind, kann man gelassen sein, es sei denn, dass ausgerechnet ein katholischer Kaplan '''Siebenweiber''' heißt.
 
'''Thumshirn, Kleingeist''' und '''Breitschädel''', alles keine schmeichelhaften Namen, aber nachdem diese oft schon 500 bis 700 Jahre alt sind, kann man gelassen sein, es sei denn, dass ausgerechnet ein katholischer Kaplan '''Siebenweiber''' heißt.
  
== abh Was bedeuten unsere Familiennamen? ==
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== abh Familiennamen im Raum Weißenburg==
  
 
'''''Deutungskreuzungen'''''
 
'''''Deutungskreuzungen'''''

Version vom 25. Januar 2017, 17:03 Uhr

über mich

Jahrgang 1941, in Weißenburg seit 1971; verheiratet, zwei Söhne, vier Enkel

im Ruhestand, vorher Studienrat an der Realschule Weißenburg


bereits bearbeitete Themen

2011: Altmühl, Brombachsee, Igelsbachsee, Hahnenkammsee, Schwäbische Rezat, J.Lidl, Fr. Liebl, 2012: Dr. Otto "Leo", FLeppa, E.Model, Ergänzung Dettenheim u. R. Nebel, Friedrich-Ebert-Str., J.Schieder, G.Demel, Anlauter, 5 Artikel v.H. Spitschka, Rennweg, SL WUG, Wohnstättennamen, Wülzbg.-Gedenkst., Heimatbücherverz., Bahnhofstr., Karl IV., Landschaftsbild, 4 Artikel Mundart (Mertens), 2013: 3 Artikel über die Schambach, HNavratil, StHedwigMB, Erzgeb.stub. GUN, OBSchwirzer, Hist. Stammtisch (40), Exulantennamen, WUG-SEB, OStiepak, RainMesserer, Bombard. Wßbg., 5 Zeitzeugenberichte (50), Papp.Ehrenbg., Ergänzg. Wßbg.Bgm., AlBinkert, JohMertens, TreuchtlMöhrenb., EBW, StrN m. Bez. zu Vertreibg., Schulzentrum, Stichvillapark, E.-Schulhoff-Str. (60), Einwohnerzahlen aktualisiert ab 1960, Patensch., 2x RSWUG, AHochmuth, MWenz, Wßbg. FlN 1-4 (70), RJoppien, JZörkler, Gesch. Bez. WUG-Sudeten, 3x Europ. Hauptwasserscheide, 3x Name Wßbg. eur. Vgl., MRaab (80), JMang, FEigler, WBlendinger, Namensvett. Bergen, Ellingen, 2 Nennsl. Kirchen, Treuchtlg.-Mahnm., Wehrkirch., 2014: JosReinfuss (90), Stadtmauer 19.Jh., Stadtm. 1950-2014, HSturm, HMeier, WLangenf., FrSchäfer, Neudf., Stadtweiher, BBuff, Muhr-St. Walbg. (100), Stadelh., -Namensv., Markh., Seeweiherm., Spitalk., Kirchenbaut.(3), Ergänz. AmHof, 2015: Silberm. (110), Galgenb.4x, JNachtmn., Mesnerh., Brbg.Hof, Zehenth., Ludw.hö., H.Kaad. (120), RegKryw., Kath.Bg., SWillib., Kl.Wßbg. Baustilk. (11 Artikel), Fachw.6x (140), Erg. BlHaus, Schöna, AndrOrgel, AMöd (Okt. 2015)(m.eigens im Inhaltsverz. vermerkten Untertiteln b. d. Weihern, Pappenh. Ehrenbürgern usw. 170 (Dez. (2015), NeuesH., Stichv., UrsGräf.Papp., Dr20

Beispiel: Fotoanordnung


Quellen:

BEIER, Ulf: Von der Höll- zur Paradeisgasse, Straßen- und Wohnstättennamen in Weißenburg, 2. Auflage, Weißenburg 2000, S. 33

abcdKonfessionsbild

Auf der Nordseite der Kirche findet sich mit dem Konfessionsbild eine Besonderheit, die an die "Confession Augustana" erinnert. Das Bild zeigt als Mittelstück die liturgischen Handlungen der evangelisch-lutherischen Kirche sowie als linke Seitenbilder die alttestamentarischen Szenen Passahmahl und Auszug aus Ägypten, rechts das Abendmahl mit Jesus und darunter, die Überreichung der Confessio Augustana auf dem Augsburger Reichstag von 1530: Der Kurfürst von Sachsen übergibt zusammen mit den Vertretern von fünf weiteren Reichsfürsten und von sechs Reichsstädten Kaiser Karl V. die Bekenntnisbücher. Unter den Vertretern der Reichsstädte ist auch der von Weißenburg. Neben dem Weißenburger Konfessionsbild gibt es nur noch fünf in evangelischen Kirchen Bayerns. Ein ähnliches Bild befindet sich auch in Augsburg in dem Raum, in dem der Reichstag stattfand. Das Bild in Augsburg ist nicht öffentlich zugänglich.



Familiennamen im Raum Weißenburg

Jeder von uns kennt Leute, die Familiennamen haben, die seltsam erscheinen, und er wollte schon lange einmal wissen, was Namen wie Loy, Krach, Stöhr, Bierschneider usw. bedeuten. In diesem und den folgenden Artikeln wird Ulf Beier die im Telefonbuch häufig auftretenden Familiennamen im Altlandkreis Weißenburg bearbeiten und erklären.

Berufsnamen, Teil 1

Ursprünglich hatte jeder Mensch nur einen Rufnamen. Als es in den Städten zu viele Personen mit dem gleichen Namen gab, entstanden ab dem 12. Jh. die Familiennamen. Heute haben die 100 Mill. deutschen Muttersprachler rund 80.000 verschiedene Familiennamen. (ohne Schreibvarianten und fremdsprachige Namen). Um die vielen Hinz und Kunz voneinander zu unterscheiden, gab man ihnen Beinamen, z. B. nach dem Beruf.

Der häufigste deutsche Familienname ist Müller. So wurde es nötig, selbst diese Namensträger noch einmal genauer zu bestimmen, z. B. nach der Lage ihrer Mühle: Waldmüller, Obermüller im oberen Dorf, oder welches Mehl er in erster Linie gemahlen hat: Schwarz- und Weißmüller. Der Seegmüller betrieb eine Sägemühle. Der Lachmüller hat vielleicht auch gerne gelacht, aber sein Name verweist auf die Lache (=Tümpel oder Grenzzeichen).

Und auch der Name Beck, Böck, Bäcker gehört in die Spitzengruppe, wobei Beck vor allem im Süden zu finden ist. Hier gilt ebenso: Der Schwarzenbeck hat vor allem dunkles Roggenbrot gebacken. Der Beckenbauer war Landwirt, der auch als Bäcker tätig war. Die Heubecks kommen jedoch ursprünglich vom Habeckshof in Oberösterreich.

Platz 2 unter den Familiennamen nehmen die Schmidts ein (auch Schmidl, Schmitz u. ä.). Schmidtlein ist der Sohn des Schmidt. Mit Kleinschmidt ist der Schlosser gemeint. Die Spezialisierung im Mittelalter zeigt sich an Namen wie Federschmidt für den Hersteller von Stahlfedern für die Kutschen, den Löffler, Gabler und Messerer sowie den indirekten Berufsnamen wie Beil, Nagel, Hufnagel, Eisen, Kupfer oder Hammer nach den Erzeugnissen, Materialien bzw. Werkzeugen des Schmiedes. Binkert zeigt den Beruf lautmalerisch. Durch den Namen Schmidtkunz unterscheidet man mehrere mit dem Namen Kunz durch den Beruf voneinander.

Nach Müller und Schmidt ist Meyer (in sämtlichen Schreibvarianten) der dritthäufigste deutsche Familienname. Ein Meier (Mayer) war ein Oberbauer, der im Auftrag eines Grundherrn die Aufsicht über die Bewirtschaftung der Hofgüter führte und die niedere Gerichtsbarkeit ausübte (z. B. bei Streitfällen). Um die vielen Meier auch wieder auseinander zu halten, unterschied man z. B. nach der Hauptanbaufrucht oder der Zehentabgabe den Dinkelmeyer vom Linsenmeier, nach der Lage des Hofes den Kir(ch)meier vom Obermeier, der im oberen Dorf wohnte, der auch Höglmeier heißen konnte, weil er hoch oben wohnte, im Gegensatz zum Zagelmeyer, der seinen Hof auf einem spitz zulaufenden Grundstück hatte (Zagel = Schwanz). Der Schmidtmeyer war auch Schmied. Ein Nestmeyer stellte Lederbänder aller Art her, der Geißelmeier Peitschen. Der Halbmeyer bewirtschaftete nur einen halben Meierhof. Der Lehmeier hatte das Meiergut nur als Lehen, also geliehen. Der Lechner, Lehner oder Lehmann hatte nur ein geliehenes Bauerngut. Wittmann, Wiedemann und Wimmer waren Bauern, die ein Widum, das ist ein Kirchengut, bewirtschafteten. Ein Huber, Hübner war der Besitzer einer Hube/Hufe (= 7-15 ha). Der Kastenhuber wie der Kammerbauer bewirtschaftete das Feld eines Landesherrn, an dessen Kammer bzw. Getreidekasten (= Scheune) er einen Teil seiner Einkünfte abzuliefern hatte. Und Hochnäsige gab’s schon immer, die geringschätzig auf den kleinen Bauern blickten, ihn Bäuerlein nannten,und daraus wurde Beierlein, gelegentlich auch Bayerle. Ebenso meint Bürlein den kleinen Bauern.

Der Schulz(e), Scholz(e) oder Schultheiß war der Dorfrichter, der auch für das Einfordern der Abgaben an den Grundherrn zuständig war. In vielen Gegenden (Schlesien, Böhmen, Mähren, Sachsen) hieß er auch Richter, weshalb der Name so häufig ist.

Der Name Hofmann kann zweierlei bedeuten: 1. Bauer, der einem Herrenhof dienstpflichtig ist, 2. Gutsverwalter und damit dem Meier entsprechend, v. a. in Schlesien (dort meist Hoffmann geschrieben).

abd Familiennamen im Raum Weißenburg

Berufsnamen, Teil 2

Um die vielen Hinz und Kunz in einer mittelalterlichen Stadt voneinander unterscheiden zu können, hat man – wie bereits erwähnt – z. B. den Beruf als Beinamen gewählt. Zu bedenken ist dabei, dass es bis ins frühe 20. Jahrhundert auch viele Stadtbauern gab und damit verbundene Berufe:

Zu diesen gehört der Bierschneider. Wie will ich Bier schneiden? Das war der (Sau-)Bärschneider, der also die Eber kastrierte. Und als der Name nicht mehr verstanden wurde, machte man aus Bär Bier. Gerstner ist der Gerste Anbauende oder damit Handelnde, entsprechend der Hopf mit Hopfen. Der Drescher hat seinen Broterwerb mit dem Dreschflegel verdient. Mader(er) meint den Mäher.

Der Büttner (Bittner) stellt Holzgefäße her und heißt auch Böttcher (= Bottichmacher), Fassbinder oder in Westdeutschland Küfner, woraus die Namen Kiefer und Kaufner entstanden sind. In Oberbayern und Schwaben spricht man vom Schäffler (er macht ein Schaff). Weil das aber laut ist, wenn man die Eisenreifen auf die Fassdauben schlägt, ist der Name Krach oder Rauscher für einen, der ein geräuschvolles, lautes Handwerk ausübt, durchaus nachvollziehbar. Also passen doch die Stopfenheimer Bittner und Krach wunderbar zusammen! Und da nehmen wir Pröll gleich mit dazu, denn da steckt brüllen für einen lauten Menschen drin, auch wenn man heute bei der Farbenherstellung nicht schreien muss.

Keller(-mann, Kellerer) ist ein Amtsname für den Kellermeister bzw. den Verwalter der Weinberge. Verdurstet wird der Mann wohl nicht sein. Und nachdem das Internet noch nicht erfunden war, ist beim Namen Hacker, Hecker, Häcker an den Weinhacker bzw. Weinbauern zu denken, seltener ist der Holzhacker gemeint.

Ein Pfahler oder Pfaller stellt z. B. für den Weinberg die Pfähle her, aber er kann auch am Grenzpfahl, an der Dorfgrenze wohnen oder von einem Ort namens Pfahl kommen. Der Wagner heißt in Norddeutschland Rademacher, Radmaker und in Ostsachsen und Schlesien Stellmacher. Aber auch Wegener, Wehner, Wahner und Weiner sind Nebenformen zu Wagner.

Viele Namen erklären sich von selbst, w. z. B. Zimmermann, Fischer oder Maurer. Weniger bekannt ist, dass die norddeutsche Form von Schneider Schröder ist. Der Fleischmann ist der Metzger. Der Schreiner heißt in Österreich und östlich einer Linie vom Fichtelgebirge nach Ostfriesland Tischler, daher die entsprechenden Familiennamen, je nachdem, wo der erste Namensträger wohnte – und das liegt im Allgemeinen mehr als 500 Jahre zurück.

Der Häffner oder Häfer war ein Töpfer, der Hafen, Haferl aller Art aus Ton formte und deswegen auch Topf heißen konnte. Stellte jemand Gefäße aus Holz her, war er ein Drechsler. Und so wurde er auch nach seinen Erzeugnissen Näpflein oder Näpfel genannt, entsprechend der Kamm. Hemmeter ist ein altes Getreidemaß. Leykauf war der Gelöbnistrunk bei einem Vertragsabschluss, aber auch das Handgeld, das ein Knecht bekam, um an Lichtmess (2. Feb.) eine Stelle anzutreten. Halmheu bedeutet Flurhüter (heu leitet sich von hegen ab).

Der Küchler ist ein Kuchenbäcker. Einen reitenden Boten nannte man Renner. Im Nürnberger Raum war ein Scharrer ein Pechsammler. Der Wägemann war für die (städtische) Waage verantwortlich. Der Felleiter könnte der Anführer der Fellhändler gewesen sein, wenn kein es kein Wohnstättenname ist. Der Haub(n)er fertigte Hauben an, und Schiele ist von Schühle abgeleitet und meint den Schuhmacher. Ein Kohler oder Koller war ein Köhler, der Holz zu Kohle verschwelen ließ, ähnlich dem Brenner, der aber auch ein Pechbrenner oder Metallschmelzer sein konnte. Der Wachter war meist der Turm-, manchmal auch der Flurwächter. Als Stöhr bezeichnete man einen Handwerker, der in fremden Häusern arbeitete. Und schließen wollen wir unseren heutigen Ausflug in die mittelalterliche Berufswelt mit dem Schwegler. Er war ein Spielmann mit der Schwegelpfeife, einer Rohrpfeife. Solange er uns aber nicht den Marsch bläst oder auf dem letzten Loch bläst, wollen wir zufrieden sein.

abe Familiennamen im Raum Weißenburg

Wohnstättennamen

Familiennamen wurden nach verschiedenen Gesichtspunkten vergeben. Hier wollen wir die Namen betrachten, die man nach dem Wohnplatz des Hinz oder Kunz gewählt hat.

Der Baumgärtner hat nahe bei einem Obstgarten gewohnt oder diesen sogar betreut. Der Brunnacker hatte sein Feld nahe an einer Quelle. Der Dorner wohnte entweder an einer Dornenhecke oder kam aus Dorn, Dornau o.ä. wie auch Haag als Ortsname vorkommt und die Hecke meint. Eder ist gleichbedeutend mit Öder und meint den in einer Einöde Wohnenden, auch wenn der Meister Eder ein Schreiner mit einem Pumuckl ist. Der Name Gruber ist mehrdeutig. Er konnte in oder an einer (Sand-, Ton-, Stein-)Grube wohnen, aus einem der vielen Orte mit Namen Grub stammen oder schlichtweg in einer Bodensenkung sein Zuhause haben. Himmel und Höll bezeichnen den hochgelegen und den abgelegenen Wohnsitz und haben mit Gott und Teufel nichts zu tun. Nur der Oberst wohnte noch höher als der Himmler. Hölzel bezieht sich auf die Wohnstätte am kleinen Holz (= Wald), Maderholz auf die nur einmal im Jahr gemähte Wiese bei einem Wald. Der Niffnecker wohnte an einem scharfen Eck, an dem die Wagenräder am Gestell wetzten, das nannte man niffen. Mit Nüßlein und Hasl ist höchstwahrscheinlich das Haselnussgebüsch gemeint. Amend ist zu lesen als Am End, d.h. am Ortsende Wohnender. Der sein Haus an einer windigen, durch Büsche geschützten Stelle hatte, war der Rauenbusch. Für eine Spedition spielt das heute keine Rolle. Ein Rieder kam entweder aus dem Ort Ried, den es Dutzende Male gibt, oder er hat in der Nähe eines Riedes, das ist ein Moor, gewohnt. Entsprechendes gilt für den Namen Reut(n)er. Reuth ist ein sehr häufiger Ortsname und bedeutet Rodung. Aber auch jemand, der Rodungsarbeiten durchführt, hieß Reuter. Rosskopf heißen mehrere Berge. Die Steingass war im Gegensatz zu den meisten anderen Gassen im Mittelalter bereits gepflastert. Ein Winkler konnte in einem Winkel wohnen oder aus dem Ort Winkel kommen, aber auch ein Kleinkrämer sein, der in einem Winkel seinen Laden hatte. Nicht zuletzt hießen die evangelischen Waldenser der Vorreformationszeit Winkler, weil sie in Winkeln predigten.

Zu diesen Wohnstättennamen gehören auch viele Exulantennamen. Nach dem 30-jährigen Krieg kamen aus dem „Ländlein ob der Enns“, dem heutigen Oberösterreich und aus dem westlichen Niederösterreich Tausende evangelische Glaubensflüchtlinge in unsere Gegend, weil sie gezwungen waren, entweder katholisch zu werden oder das Land zu verlassen. Sie haben oft vielsilbige Wohnstättennamen, z. B. Hinterleitner (Leite = Steilhang), Birngruber (Hof an einer Vertiefung mit Birnbäumen), Ehrengruber (… mit Kornähren), Obernöder (Oberer Einödhof), Buchstaller (Stelle mit Buchen). Wer sich dafür näher interessiert, dem empfehle ich im Internet www:wugwiki/Exulantennamen im Raume Weißenburg anzuklicken. Dort habe ich meinen Artikel aus den Weißenburger Blättern villa nostra 1/2009 eingestellt.

Viele Exulantennamen sind aber auch Herkunftsnamen, darüber findet man dort Näheres.

abf Familiennamen im Raum Weißenburg

Herkunftsnamen

Familiennamen können auf den Beruf des ersten Namensträgers Bezug nehmen oder auf dessen Wohnsitz, aber auch auf dessen Herkunft, wenn er erst neu zugezogen ist. So erklären sich die Name Neubauer, Neumann, Neuling(er) oder Neuer. Kam der Betreffende von weiter her, so dass man den früheren Wohnort nicht kannte, nannte man ihn nach seiner Mundart, Westphal, Hess, Elsässer, Bayer (Beier), Böhm, Preiß, Preußler (= Preuße), Schlesinger (= Schlesier), Döring (= Thüringer). Es konnten aber auch (Handels-)Beziehungen sein, die ihm den Familiennamen einbrachten, z. B. Unger (zu Ungarn), Reuß (zu Russland), Welsch oder Walch (zu Italien).

Besonders häufig jedoch sind Namen nach Orten der näheren Umgebung des ersten Namensträgers, z. B. Auernhammer, Auernheimer, Bogner (Bogen als Orts- und Flurname), Eger(er) (zu Eger in Böhmen), Gronauer (12 Gronau), Hausen bezieht sich auf unser Weiboldshausen, Haus(n)er auf einen der vielen Ortsnamen mit Haus,-en. Kummerer auf einen der zahlreichen Orte namens Kummer, entsprechend Ranzenberger, ein Strehler kam aus Strehla in Sachsen oder Strehlen in Schlesien.

Zu diesen Herkunftsnamen gehören wieder zahlreiche Exulantennamen. Nach Orten in Ober- oder Niederösterreich sind folgende Namen benannt: Adacker, Bernreuter, Buchinger, Eißenberger, Ellinger (nicht unser Ellingen!), Erdmannsdörfer, Helfenberger, Holzinger und Hinterholzinger, Hüttinger, Kirchdorfer, Neuhäuser, Reißinger, Reithinger, Röttenbacher, Rusam, Satzinger, Stauffer, Staudinger, Stettinger, Traunfelder, Volkersdorfer, Wölkersdorfer, Zolnhofer (nicht unser Solnhofen!) und viele andere. Schleusingen liegt jedoch in Südthüringen.

Natürlich hatten die Exulanten auch die Allerweltsnamen wie Müller, Schmidt und Meier. Und leider wurden nicht nur Evangelische aus Österreich vertrieben, sondern auch aus Pfalz-Neuburg, Böhmen und Altbaiern. Aber das würde den Rahmen dieser Reihe sprengen. Näheres, wie erwähnt, unter www:wugwiki/Exulantennamen im Raume Weißenburg.

abg Familiennamen im Raum Weißenburg

Übernamen

Es begegnen uns immer wieder ausgefallene, ja oft lustige Namen. Menschen erhielten eben nicht nur einen Beinamen aufgrund ihres Berufes oder ihrer Herkunft, sondern auch nach ihren Eigenschaften. Diese Namen, die oft auch Spitznamen sind, nennt man ÜbernamenWeiß, Schwarz und Roth beziehen sich meist auf die Haarfarbe, die den Namensträger von anderen unterschied. Braune Haare haben aber zu viele. Der Name Braun leitet sich eher vom Rufnamen Bruno ab, ebenso wie Bräunlein, nur in seltenen Fällen von der dunklen Hautfarbe. Krauß, Kress und Kreißl kennzeichneten den Kraushaarigen, Strob(e)l den Struppigen. Andere körperliche Auffälligkeiten finden sich in den Namen Buckel, Stummer, Übelhör oder Lahm. Link und Denk benennen den Linkshänder, Biersack den Menschen mit einem Bierbauch. Der Name Bengel wurde schon früher so gebraucht wie heute. Morgenroth konnte der Frühaufsteher heißen oder im Osten wohnen. Mitten(ent)zwei ist vermutlich der Übername für einen Holzspalter. Mit Wurm ist wohl am ehesten der Lindwurm im Wappen eines Edlen gemeint. Ein Gut(h)mann ist ein unbescholtener Ehrenmann.

Der Name Schweinesbein bezieht sich nicht auf das Lieblingsessen des ersten Namensträgers, sondern auf den Ortsnamen Schweinspoint bei Donauwörth. Der Name bedeutet so viel wie eingezäuntes Grundstück, auf dem der Grundherr Schweine hielt. Haberkern heißt enthülster Haferbrei und war die Speise der Armen. Als Pfefferlein bezeichnete man einen Gewürzhändler. Durst hieß der Durstige. Dem konnte der Würth (= Gastwirt) helfen. Wein nannte man sowohl den Weinhändler als auch jemanden, der gerne Wein trank. Selten liegt der Vorname Weinhold o.ä. zu Grunde. Siebenkäs war nicht jemand, der einen Dreikäsehoch übertraf, sondern der sieben Käse im Jahr als Steuer abliefern musste, entsprechend die Namen Obst, Huhn oder nach der Jahreszeit, wann diese Abgaben oder Dienste fällig waren: Sommer, Herbst, Winter, Fastnacht, bzw. dem Wochentag: Sonntag, Freytag. Das konnte allerdings auch der Tag sein, an dem jemand beim Grundherrn Frondienst zu leisten hatte. Zwanzig(er) ist das Mitglied einer zwanzigköpfigen Gemeinschaft.

Eigenschaften des ersten Namensträgers benennen Sauber, Schmutzer, Sauer und Süß (für den Unfreundlichen und den Angenehmen), ebenso meint Grimm,-e ursprünglich den grimmigen Menschen. Mühling (Miehling) war ein mit Beschwernissen Belasteter. Minderlein war ein Mann von geringem Stande. Rabus ist die latinisierte Form von Rabe (Raab) für einen Mann mit schwarzen Haaren, wenn es kein Hausname ist. Held hatte auch früher die gleiche Bedeutung wie heute. Teufel nannte man einen vor nichts zurückschreckenden Mann, also einen Teufelskerl. Oder er spielte die Teufels-Rolle in einem Theaterstück. Knaupp bezeichnete einen groben und Knoll einen plumpen Menschen, Geier, Geyer einen habgierigen. Der Naaß hatte eine auffallende Nase. Wer einen schwingenden, schwankenden Gang hatte, den nannte man Schwenk oder Schwimmer. Da kommt man als Rösch schon besser weg, denn damit kennzeichnete man einen schnellen oder tapferen Mann. Und noch besser der Gempel, denn gampen bedeutet hüpfen, springen, tanzen. Und auch Lotter meint u. a. den Gaukler und Possenreißer.

Thumshirn, Kleingeist und Breitschädel, alles keine schmeichelhaften Namen, aber nachdem diese oft schon 500 bis 700 Jahre alt sind, kann man gelassen sein, es sei denn, dass ausgerechnet ein katholischer Kaplan Siebenweiber heißt.

abh Familiennamen im Raum Weißenburg

Deutungskreuzungen

Nachdem unsere Familiennamen schon 500 bis 700 Jahre alt sind, hat sich vielfach nicht nur ihre Schreibung mehrmals geändert, sondern kann der Sinn eines Namens mehrdeutig sein. Man spricht von Deutungskreuzungen.

Wüst konnte jemand genannt werden, weil er am Rande einer Wildnis, einer wüsten Gegend, wohnte – das gilt für die meisten – oder weil er ein wüster, wilder Kerl war. König ist entweder ein Übername für jemanden, der aus seiner Umgebung herausragte, z. B. als Schützenkönig, oder der in einem Schauspiel die Rolle des Königs hatte. Es konnte aber auch ein Bauer sein, der in einem Abhängigkeitsverhältnis zu einem Königsgut stand. Entsprechendes gilt für die Namen Kaiser, Herzog, Graf oder Fürst.

Beckler kann a) vom Ortsnamen Bockel abgeleitet werden (Böckler → Beckler) oder b) zu dem männlichen Tier gestellt werden oder c) ein Berufsname sein für einen, der (Wasch-)Becken bzw. Tröge herstellte. Beckstein ist ein Ortsteil von Lauda bei Bad Mergentheim, kann aber auch von Bechstein (= quarzartiger Stein) abgeleitet sein. Brandt und Brandl können Kurzformen von Hildebrand sein, aber auch Wohnstättennamen für jemanden, der an einem ehem. Brandplatz wohnte. Fiegl kann a) zum Personennamen Vigilius gehören oder b) das Veilchen meinen (mundartlich Feigele) oder c) den Fiedelspieler, der auch Fieg(e)ler hieß. Fuchs konnte ein schlauer Mensch sein oder ein Rothaariger, aber auch von einem Hausnamen abgeleitet sein. Lunz kann a) eine Ableitung zum Rufnamen Lundbert o. ä. sein oder b) zu lunzen = leicht schlummern gehören oder c) ein Wohnstättenname sein: Lunz = Spalt, Öffnung. Wer Heller heißt, kann ursprünglich aus Schwäbisch Hall kommen oder nach der Münze, dem Heller, seinen Namen haben, wobei diese ja nach der Stadt benannt wurde, weil sie dort geprägt wurde. Pflaumer passt zum einen zu Flaum für den Federhändler, zum anderen für den Obstgärtner.

Rottler und Rotter ist ebenfalls mehrdeutig: a) Rotte = Drehleier, b) Mitglied der Rottzunft, die für den Transport von Gütern zuständig war, c) Vorsteher einer kleinen Gemeinde mit zerstreuten Häusern, d) Anführer einer Schar (= Rotte) Soldaten, e) Ableitung zum Rufnamen Rothart o.ä.– da kann sich jeder Namensträger die Bezeichnung heraussuchen, die ihm am besten gefällt. Auch der Name des Weißenburger Oberbürgermeisters ist mehrdeutig: Schröppel kann man zu Schropp stellen, das ist ein rauer Besen bzw. ein raue Arbeit verrichtender Mensch. Als Schropp bezeichnete man aber auch einen Erdhügel (an dem der Betreffende wohnte); schließlich kann es sich auch um eine verkürzte Form des Rufnamens Schrotbald handeln. Specht kann ein Hausname sein, aber auch ein Übername für einen Schwätzer, den es – wie wohl in jeder Familie – z. T. bis heute gibt. Auch Strauß ist mehrdeutig: a) Vogel: Feder am Helm, Hausname, Wappen, b) mittelhochdeutsch struz = Widerstand, Streit, c) Strauch.

abi Was bedeuten unsere Familiennamen?

Rufnamen

Die größte Gruppe der Familiennamen ist nach den Berufsnamen die der Rufnamen. Es war naheliegend, das Kind nach dem Vater zu nennen: Das ist der Fritz vom Karl. Ehe die Familiennamen fest wurden, konnte der Sohn vom Fritz sowohl Berthold Fritz heißen, aber auch Berthold Schmid nach seinem Beruf oder nach seiner Körpergröße Berthold Lang. Denn es dauerte meist mehrere Generationen, bis sich ein Name verfestigt hatte.

Aber Vaternamen als Familiennamen waren sehr beliebt. Dabei übernahm man den Rufnamen unverändert: Karl, Franz, Stephan … oder kaum verändert: Völk, Voltz (zu Volker, Volkmar) oder hängte ein Genitiv-s an (Siemens = Simons, Jakobs) oder die lateinische Genitivform mit -i (Jakobi, Petri …) oder vor allem in Norddeutschland die Endung -sen, das entspricht Sohn (Paulsen, Jakobsen) und irgendwann kamen die Namensträger nach Altmühlfranken. Beliebt war auch die Endung –mann. So war der Kleine des Otto der Ottmann, der Sohn des Gottlieb oder Gottwald (Kurzform Götz) der Götzelmann, Zachmann der Sohn des Zacharias, entsprechend Jungkunz: der Kleine des Kunz. Im Fränkischen findet man häufig die Endsilbe -lein:Hertlein der Sohn des Hartwig, Gerhard o. ä., Eckerlein zu Eckart (wie auch die Form Eckert), Reinlein zu Reinhard, -hold, Wör(r)lein zu Werner, Bräunlein zu Bruno, wie schon in einem früheren Artikel vermerkt. Im Falle Döderlein ist aber eher an eine Ableitung von Doderer (= Stotterer) zu denken. Im Schwäbischen ist -le beliebt: z. B. Eberle (zu Eberhard o.ä.), Reinle. Im Bairischen sind Namen mit -erl und -l entstanden: z. B. Reindl, Bartl (zu Bartholomäus), damit man weiß, wo er den Most holt. Auch die norddeutschen Verkleinerungssilben -chen, -ke und -ken finden sich bei Namen im Raum Weißenburg wieder: Bartke (s.o.), Brunke (zu Bruno), Stefke (zu Stefan).

Familiennamen nach Rufnamen waren äußerst beliebt. Allerdings sind viele Namen heute selten geworden oder haben sich nachhaltig verändert.

Im 14. Jahrhundert wurde in der Aussprache aus einem langen i ein ei: aus Siegfried wurde Seifried, verkürzt zu Seifert, Seitz, Seis, Seid(e)l (aus der Kindersprache Sidi), Siegbold → Seibold; aus langem u wurde au: Bruno → Braun, Hugo → Haug, Lukas → nicht nur Lux, sondern auch Laux.

Manche Namen wurden allerdings bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt oder verballhornt. Zu Andreas gehören: Anders, Anderle, Andrischan, Endner, Endisch, Endreß, Enderlein, Drießlein, Drews …, zu Eligius: Gilch, Jilg, Loy, Lich ...; zu Heinrich: Hein,-e, Heinz,-e, Heinemann, Heinecke, Hinrich,-s, Hennek ...; zu Jakob: Jackl, Jäckel, Jakobi, Jakuszeit, Jaschke, Köppel …; zu Johannes: Jahnel, Jansen, Jänichen, Jentsch, John, Janosch, Hanns, Hanke, Hanus, Hantschmann, Henschel, Hentzschel …; zu Konrad: Kunz,-e, Kuhn, Kühn,-el, Kunerth, Künzel, Kunisch, Kienzle, Konzelmann, Kühnlein, Kienlein …; zu Wigbert: Wichmann, Weichmann, Weihmann, Weickmann, Weigl

Amler ist die Kurzform von Amelrich, Aßmann von Erasmus, Betz von Berthold o.ä., Birkel von Burkhard, Degen von Degenhard, Engel, Engeler von Engelhard, -bert o.ä. (wenn nicht von dem Hausnamen „Zum Engel“), Goppel(t) von Godbert o.ä., Kuschel von Godizo; Katheder ist zum Rufnamen Cado zu stellen – alles kaum mehr gebräuchliche Rufnamen. Auch Billing ist ein alter Vorname. Hetzel ist von Hermann, Lidl und Lutz sind von Ludwig abzuleiten, Lühker und Lihr von Ludger, Luff von Ludolf, Maas von Thomas, Mack von Markward, Nickel und möglicherweise auch Gloßner von Nikolaus, Opitz und Opitsch von Albrecht, Riedel von Rudolf oder Rüdiger, Rieger von letzterem, Rötsch ebenfalls oder von Roderich u.ä. Ritzer ist eine Ableitung eines Rufnamens Ritz (zu Richard, Heinrich oder Moritz), Struller wahrscheinlich von Strullo. Die Reihe ließe sich noch lange fortsetzen.


abk Was bedeuten unsere Familiennamen?

Namen der Heimatvertriebenen

Nach dem 2. Weltkrieg mussten 14 Millionen Deutsche im Osten ihre Heimat verlassen. Wenn auch zwei Millionen dabei ums Leben kamen, so haben doch die meisten überlebt und 9.790 davon kamen nach Weißenburg und den Altlandkreis. Sie brachten – wie seinerzeit die Exulanten – natürlich auch ihre Namen mit, die uns täglich begegnen. Neben Müller, Schmidt, Fischer usw. gibt es auch typisch ostmitteldeutsche Namen, denn die größte Gruppe der Heimatvertriebenen waren die Sudetendeutschen (5.500) und Schlesier (2.450).

Solche Familiennamen sind z. B. Rufnamen mit den Endungen -el: Seidel, Jahnel, Reichel (zu Richard), Mandel (zu Hermann o.ä.), Demel (zu Thomas), auch gerne mit Umlaut: Jäckel, Jähnel, Kühnel, oder der Endung -e: Dietze, Thiele (beide zu Dietrich), Franke, Heinze, Kunze, Schade (wem Schaden zugefügt wurde oder wer solchen verursacht hat); Namen mit der Endsilbe -er für starke Beugung: Langer statt Lang, Brauner statt Braun, bzw. der erweiterten Form mit -ert: Barnert (zu Bernhard), Schubert (= Schuhmacher, die Vorfahren von Franz Schubert stammten aus Nordmähren), Kunerth statt Kuhn, Teichert (am Teich Wohnender, auch Ortsname), Patzelt (zu Peter). Bei vielen Namen ist eine Vorliebe für Zischlaute feststellbar: Fritsche (zu Friedrich), Henschel (zu Hans), Kunisch (zu Konrad), Pietschmann und Pöschl (zu Peter), Mattausch (zu Matthias).

Darüber hinaus gab es die sog. Sippennester, d.h. eine Anhäufung eines Namens in einer eng begrenzten Gegend, bei uns etwa die Namen Gempel in Holzingen und Emetzheim, Satzinger in Burgsalach, König in Weißenburg usw. So gab es im Egerland, also dem westlichen Teil Böhmens, besonders viele Klier (= Glüher, gemeint ist der Schmied), Felber (= Weide), Ott (zu Otto) oder Rossmeissl (Ort bei Karlsbad). Kreißl war im westlichen Erzgebirge weit verbreitet.

Und so wie viele Tschechen und Polen deutsche Familiennamen haben, gibt es umgedreht auch viele slawische Namen bei den Deutschen, z. B. Stanek, Stanisch und Stanka gehen auf den Rufnamen Stanislaus zurück. Nowak und Nowotny entsprechen unserem Namen Neumann. Dvorak heißt Bauer. Namen mit der Endung -owski sind meist Herkunftsnamen.

Abschließend lässt sich feststellen, Namenkunde ist ein spannendes Feld, das noch lange beackert werden kann, immer wieder neue Erkenntnisse liefert, nicht nur bei den Personennamen, sondern auch bei den Orts-, Flur-, Gewässer- oder Straßennamen.