Benutzer:Ubeier/Bekleidungsindustrie

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Die Bekleidungsindustrie in Weißenburg

Weißenburg war bis etwa Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts ein bedeutendes

Zentrum der Bekleidungsindustrie. Schon vor dem 2. Weltkrieg hatte die Textilwirtschaft hier

eine große Bedeutung. Vor allem die Leonische Industrie war hier heimisch. Die Firmen

Gebrüder Aurnhammer, Anselm Schmuck Wünsch und eine Vielzahl kleinerer Firmen, die

allerdings alle nicht mehr existieren , sind hier zu nennen. Heute arbeitet nur noch die Firma

Bender GmbH & Co in diesem Bereich.

Nach 1945 nahm die Bekleidungsindustrie einen enormen Aufschwung. Das war unter

anderem auch den Betriebsgründungen durch die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge zu

verdanken. Von etwa 1950 bis Ende der 60er Jahre kann man von der Blütezeit der

Bekleidungsindustrie sprechen. Seit etwa 2000 existiert die Textilwirtschaft in Weißenburg

praktisch nicht mehr. Sie wurde im Laufe der Zeit durch die Kunststoffindustrier abgelöst.

Zunächst soll kurz eine notwendige Abgrenzung der Begriffe Textilwirtschaft, Textilindustrie

und Bekleidungsindustrie aufgezeigt werden. In Anlehnung an die Dissertation „ Die Krise

der deutschen Textilwirtschaft als Qualitätsproblem" von Dr. Horst Spitschka kann diese wie

folgt unterteilt und beschrieben werden.

Textilwirtschaft ist der Oberbegriff. Die Textilindustrie umfasst alle Betriebe, die die

Grundmaterialien für die die Produktion von Bekleidung, genauer Stoffe aller Art und

Verwendung, herstellen. Die Firma Gebrüder Scheffel, einst ansässig in der Industriestraße,

fertigte damals in bescheidenem Umfang Möbelstoffe.

Die Bekleidungsindustrie stellt die Produkte für den unmittelbaren Konsum her. Dabei ist zu

unterscheiden in Damenoberbekleidung ( DOB), Herrenoberbekleidung ( HAKA) und die

Strick- und Wirkwarenindustrie.

Die Zuliefererindustrie für die Produktion fertigt z.B. Reißverschlüsse, Nähfäden, Knöpfe,

Einlagestoffe, Futterstoffe (Tafte ), Borden, Litzen, Bänder, u.a.m.

Dazu gehörten die ehemals in der Augsburgerstraße tätige Firma Hermann ( Bänder für

Reißverschlüsse ), die in der Nähe des Weißenburger Seeweihers ansässige Firma Oechsler

( Knopffabrikation ) und die oben erwähnten Firmen der Leonischen Industrie.

In Weißenburg bestand die Bekleidungsindustrie in bescheidenem Umfang schon vor 1945.

Hier sind die Firmen Erich Roth (Standort Jahnstraße ) und Karl Lehnstaedt ( Betrieb in der

Holzgasse ) zu nennen, die beide 1937 gegründet wurden. Durch den Zuzug der

Heimatvertriebenen und Flüchtlinge stieg die Bevölkerungszahl Weißenburgs von 1939 mit

8.760 Einwohnern auf 13.807 im Jahr 1950.

Auf Grund des großen Bedarfes an Bekleidung nach dem Krieg stieg die Mitarbeiterzahl der

in Deutschland schon tätigen Bekleidungsfirmen stark an. Beide genannten Firmen dürften

in ihrer besten Zeit nahezu 500 Frauen und Männer beschäftigt haben.

Dazu kamen die Firmen, die durch die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge gegründet

worden waren. In der nachstehenden Tabelle wird die Maximalzahl an Beschäftigten

genannt:

Firmen Produktionsbereich Herkunft Gründungsjahr Beschäftigte


Barnert Karl Bademoden Sudetenland 1946 450


Bartel Walter Stickereien Sudetenland 1949 50


Berghausen und Richter DOB Sachsen 1948 25


Drischel Rudolf DOB Schlesien 1948 120


Edelstein GmbH,Kleider- und Wäschefabrik DOB Sudetenland 1948 180


Neuburger Handschuhe Sudetenland 1948 45


Scherb Helene DOB Sudetenland unbekannt 20


Strobel Hans Bettwäsche Sachsen 1949 15


Datei:Spitschka-Nähsaal .bmp
Ein Teil der Fertigung der Fa. Edelstein, Weißenburg. Die Aufnahme von 1963 zeigt einen Maschinenpark, der damals dem modernsten technischen Stand entsprach.

Das waren 905 beschäftigte Personen. Nicht dazu gerechnet sind die außerhalb von Weißenburg tätigen Zwischenmeisterbetriebe, die für diese tätig waren. Bei der Edelstein Kleider- und Wäschefabrik waren dies 70 bis 80 Personen.

Eine Sonderstellung ist der Firma Regent zuzuordnen. Diese wurde zunächst als Süddeutsche Bekleidungsindustrie von den polnischen Juden Dr. Aisenstadt und Barig 1945 gegründet. Diese stellten die Firma von der Hemdenproduktion auf die Herstellung von exklusiver Herrenmode um. Mit einem Zweigbetrieb in Mörnsheim bei Eichstätt wurden etwa 450 Personen beschäftigt. In Weißenburg dürften es 300 Beschäftigte gewesen sein.

Zählt man die in diesen Ausführungen genannten Beschäftigungszahlen zusammen, so kommt man auf mindestens 2200 Frauen und Männer, die durch die Bekleidungsindustrie zu Arbeit und Brot kamen. Abschließend ist zu vermerken, dass es, da die Betriebe alle verschwunden sind, heute praktisch nicht mehr oder nur sehr schwierig ist, genaues Zahlenmaterial zu beschaffen. Der Verfasser dieses Beitrages, Dr. Horst Spitschka, Ellingen, hat die Betriebe bzw. deren Inhaber alle persönlich gekannt, und es war ihm auch möglich, ehemalige Mitarbeiter zu befragen.