Ehrenbürger Pappenheims

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Die Ernennung zum Ehrenbürger ist eine besondere Auszeichnung, mit der jedoch keine besonderen Rechte oder Pflichten verbunden sind. Die zu ehrende Person muss weder deutscher Staatsbürger, noch Gemeindebürger im Sinne der Gemeindeordnung sein, oder in dieser wohnen, sie muss sich aber in jedem Fall besondere Verdienste gerade um die Gemeinde erworben haben. Da das Ehrenbürgerrecht die Rechtsfähigkeit des zu Ehrenden voraussetzt, kann die Ernennung nur zu seinen Lebzeiten erfolgen.

Bisher wurden sechs Bürger und zwei Bürgerinnen Pappenheims zu Ehrenbürgern ernannt:

Johann Andreas Friedrich Hingkeldey

(* 6. März 1812 in Neustadt/Aisch; † 25. August 1881 in Pappenheim). Er wurde im Juli 1878 erster Ehrenbürger "wegen seiner vierzigjährigen ersprießlichen Wirksamkeit". Hingkeldey war Lehrer, Kantor, seit 1837 Dirigent des „Gesangsvereins“, des ersten geselligen Vereins in Pappenheim. Nach seiner Tätigkeit als Schulgehilfe erhielt er ab Oktober 1838 auf Präsentation der gräflichen Standesherrschaft die Schulstelle als 1. Knabenlehrer. Zudem war er 1851 Gründer des regionalen Schullehrervereins. Von ihm stammt u. a. die "Predigt über Psalm 122 an der 100jährigen Jubelfeier der Kircheneinweihung in Solnhofen, gehalten am 21. Juli 1885". Hingkeldey war seit 1838 verheiratet mit Emilie Augusta Wilhelmina Häberlein (* 26. Januar 1814 in Pappenheim, † 25. August 1899 in Pappenheim), Tochter des Landarztes Carl Friedrich Häberlein. Der Ehe entstammten zwei Söhne (Dr. med. Joh. Ferdinand und Joh. Friedrich, Pfarrer) und zwei Töchter (Friederika und Elmira Maria).

Friedrich Brebisius

(† 1896 in Pappenheim). Aus Günzburg kommend, war er als praktischer Arzt seit dem 1. Oktober 1854 in Pappenheim tätig. Nach Ablehnung einer Bezirksarztstelle 1. Klasse in Weißenburg praktiziert er seit dem 28. Juni 1862 bis 1892 als Bezirksarzt 2. Klasse weiterhin in Pappenheim. Am 14. Juli 1871 wurde ihm für seine „Fürsorge für die Kämpfenden“ im Deutsch-französischen Krieg das Verdienstkreuz am weißen Band mit Gedenkmünze verliehen. Die Ernennung zum Ehrenbürger erfolgte am 9. August 1886 anlässlich seines 50-jährigen Doktorjubiläums.

Wilhelm Deisinger

(* um 1820 in Pappenheim, † 15. März 1901 in Ansbach). Er zeichnete sich vor allem durch sein hohes Engagement in vielen Vereinen aus - z. B. seit 1837 im „Gesangsverein“, im Gesangsverein „Erheiterung“, im „Liederkranz“ (1858) - und Gesellschaften, w. z. B. dem „Casino“, sowie gesellschaftlichen Ereignissen wie der Kirchweih und landwirtschaftlichen Festen. Am 30. März 1865 wurde er zum Kommandanten des Landwehrbataillons ernannt. Beruflich war er erst in Pappenheim als Gerichtstierarzt tätig und im Gemeindekollegium, im Magistrat sowie im Armenpflegschaftsrat engagiert, bevor er als Landstallmeister nach Ansbach ging. Ernennung zum Ehrenbürger am 1. März 1891 anlässlich seiner goldenen Hochzeit. Die 1899 in Wilhelm-Deisinger-Straße umbenannte ehemalige Judengasse erinnert als Hauptgeschäftsstraße an den rührigen Pappenheimer Ehrenbürger.

Hans Rukwid

Hans Rukwid

(* 9. Juli 1861 in Mägerkingen (Kreis Reutlingen / Württemberg), † 17. November 1944 in Pappenheim). Ehrenbürger seit dem 3. Januar 1922, wegen seiner Verdienste als 1. Bürgermeister seit 1914 und seiner 20-jährigen Tätigkeit als Magistratsrat. Mitbesitzer der Ofenfabrik Glöckel und Rukwid, seit 1924 Träger des Ehrentitels Kommerzienrat (Verleihung durch die Regierung des Freistaates Bayern). In seiner Amtszeit wurden in Pappenheim u. a. der Ausbau des Krankenhauses, des E-Werkes, der Wasserleitung und der Straßen vorangetrieben. An den Ehrenbürger Hans Rukwid erinnert heute die Bgm.-Rukwid-Straße, in der auch noch das Gebäude der vormaligen Ofenfabrik steht.

Sophie Walburga Margaretha Hoechstetter

Sophie Hoechstetter

(* 15. August 1873 in Pappenheim, † 4. April 1943 in der Moosschweige bei Dachau (Urnenbeisetzung am 17. April 1943 in Pappenheim)). Ehrenbürgerin anlässlich ihres 60. Geburtstages seit dem 5. Juli 1933 mit 7 gegen 4 Stimmen; Mitglied der traditionsreichen hiesigen Apothekerfamilie. Als Romanschriftstellerin und Dichterin vorwiegend romantischer Texte mit geschichtlichem Bezug fanden ihre Werke in ganz Deutschland große Beachtung und Anerkennung, auch wenn ihr Lebenswandel und Selbstverständnis wohl nicht ganz in die Strömungen der Zeit passten. Außerdem war sie Malerin. Der Sophie-Hoechstetter-Weg und das Hoechstetterhaus erinnern noch heute an die zu ihrer Zeit bekannte Schriftstellerin. In einer Steintafel an der Grundstücksmauer ist eines ihrer feinsinnigen Gedichte verewigt. Kein Autor hat Franken so schön, so einfühlend, so eindrucksvoll geschildert wie Sophie Hoechstetter.[1][2]

Bertha Friederika Kipfmüller

Bertha Kipfmüller

(* 28. Februar 1861 in Pappenheim, † 3. März 1948 in Pappenheim). Ernennung zur Ehrenbürgerin am 2. März 1946. Sie studierte am Kreislehrerinnnenseminar für Oberbayern in München und war von 1879 bis 1896 Volksschullehrerin in Eysölden, im Kloster Heilsbronn und Schloppershof. Sie war darüber hinaus eine deutsche Frauenrechtlerin, Pazifistin und Privatgelehrte und promovierte 1899 als erste Frau Bayerns zum Dr. phil. in Heidelberg, wo sie auch Germanistik, Sanskrit, vergleichende Sprachwissenschaften, Geschichte, Philosophie und Nationalökonomie studierte. 1886 gründete sie in Nürnberg den „Mittelfränkischen Lehrerinnenverein“ als erste berufsständische Frauenvereinigung Bayerns. Im Jahr 1890 war sie eine der Mitgründerinnen des "Allgemeinen deutschen Lehrerinnenvereins". Ferner gründete sie den "Richard-Wagner-Verband deutscher Frauen" und war außerdem Vorsitzende der Nürnberger Sektion des "Vereins für das Deutschtum im Ausland (VDA)". In Nürnberg kümmerte sie sich sehr engagiert um nach dem Versailler Vertrag aus Elsass-Lothringen und Polen ausgewiesene Deutsche und um die Deutschen im Sudetenland und Südtirol. Nach ihrer Pensionierung 1926 studierte sie Jura in Erlangen, wo sie 1929 zum zweiten Male promovierte. Im Laufe ihres Lebens erlernte sie zwölf Sprachen.

1935 kehrte sie nach Pappenheim zurück. In ihren letzten Lebensjahren baute sie in Pappenheim das Kulturreferat der Stadt auf. Anlässlich ihrer Ernennung zur Ehrenbürgerin wurde 1946 die Straße Zum Weinberg in Dr.-Dr.-Bertha-Kipfmüller-Straße umbenannt, wo ihr Wohnhaus noch heute steht. An ihrem Geburtshaus in der Graf-Carl-Straße wurde 2016 eine Gedenktafel angebracht. [3][4][5][6]

Wilhelm Kraft

Wilhelm Kraft

(* 2. Juni 1891 in Pappenheim, † 9. Februar 1969 in Nürnberg, beerdigt am 12. Februar 1969 in Pappenheim). Ehrenbürger seit dem 5. August 1964. Oberstudienrat in Nürnberg mit ständigem Bezug zu seiner Geburtsstadt. Nach seiner Tätigkeit als Volksschullehrer besuchte er die Handelshochschule in Nürnberg (Diplomkaufmann) und studierte anschließend in Erlangen Geschichte, Pädagogik und Nationalökonomie. 1929 promovierte er zum Dr. phil. mit „Summa cum laude“. Einen Namen machte sich Kraft vor allem als fränkischer Historiker und Heimatforscher, wobei seine Werke zur Geschichte der Reichserbmarschälle grundlegend wurden. Hinzu kommt eine Vielzahl von Forschungen über die Geschichte Pappenheims, so z.B. zum Augustiner-Eremitenkloster, über die Pappenheimer Nadler und Juden oder über Versteinerungssammlungen im Pappenheimer Raum sowie über die Kunstschätze der Liebfrauenkirche. Sein zentrales Verdienst ist es, die geschichtliche Bedeutung Pappenheims in unterschiedlichsten Facetten bewusst gemacht zu haben. Nicht zuletzt auch dafür erhielt er 1966 die Ehrenurkunde des Landkreises. Ihm zu Ehren ist der Dr.-Wilhelm-Kraft-Weg gewidmet.

Georg Nestler

Georg Nestler

(* 1. Juli 1892 in Wiesa (Erzgebirge), † 15. August 1976 in Weißenburg). Ehrenbürger seit dem 21. Dezember 1967 in Würdigung der Verdienste um die Fürsorge und Betreuung bedürftiger Pappenheimer Bürger, denn Zeit seines Lebens hat Georg Nestler die Alten und Armen unterstützt. Er war Mitinhaber der Strickwarenfabrik „Hofana“. Die Pappenheimer Bergstraße wurde 1968 nach der bei einem Autounfall tödlich verunglückten Frau „Charlotte-Nestler-Straße“ umbenannt. Durch die 1968 eingerichtete Charlotte-Nestler-Stiftung wurde z. B. das Altenheim "Georg-Nestler-Haus" in der Alexander-Beck-Straße eingericht. Die „Stiftung Nestler“ umfasste 1977 nach Georg Nestlers Tod mehr als 800.000.- DM, ihr Erlös kommt der Stadt Pappenheim zugute. Großzügige Zuwendungen hat z. B. auch die BRK-Sanitätskolonne Pappenheim erhalten.[7]

Hans Navratil

Hans Navratil

(* 28. August 1922 in Mährisch Trübau /Schönhengstgau, heute Tschechische Republik). Ehrenbürger seit 28. August 2012 anlässlich seines 90. Geburtstages, ehem. selbstständiger Fotograf, kam 1946 als Heimatvertriebener in den Raum Pappenheim; ehrenamtlicher Stadtarchivar mit außergewöhnlichem Engagement für die Erforschung und Aufarbeitung der Pappenheimer Geschichte, z. B. Erstellen einer Ortschronik von Zimmern zusammen mit dem damaligen Dorflehrer Walter Kunert, Systematisierung des Pappenheimer Stadtarchivs, Beginn der systematischen Erfassung der Bewohner der Pappenheimer Häuser. Außerdem veröffentlichte er zahlreiche Schriften zur Heimatgeschichte, z. B. Pappenheim in alten Ansichten, Marschall-Friedrich Ferdinand, Graf von Pappenheim (1702-1793), und seine Mätressen, Die St.-Michaels-Kirche in Niederpappenheim, Die Chronik des Johann Martin Zuttel, der zweite Band Zuttel Zwo, Galluskirche Pappenheim mit Friedhof sowie fundierte Artikel im „Gemeindebrief" und kleinere Veröffentlichungen. Indem er in vielen Vereinen tätig ist, kommt sein unermüdlichem Einsatz für das Gemeinwohl zum Ausdruck.[8]


Ursula Gräfin zu Pappenheim

Ursula Gräfin zu Pappenheim; Foto: Prosch

(* 9. April 1926 in Pappenheim). Ernennung zur Ehrenbürgerin anlässlich ihres 90. Geburtstages 2016. Nach dem Internatsbesuch in München und den Landfrauenschulen in Miesbach und Burtenbach kehrte sie 1944 nach Pappenheim zurück, nachdem ihr Bruder im Krieg gefallen war. Von 1946 bis 1950 Studium der Landwirtschaft in Hohenheim b. Stuttgart. 1949 Heirat mit Gert Karl Graf von der Recke. Der Ehe entstammen drei Töchter. Die Gräfin verwaltete zunächst das Gut Altheimersberg und übernahm nach dem Tod der Mutter 1959 die Leitung des gräflichen Hauses und der zugehörigen Wirtschaftsbetriebe. Hier scheute sie auch nicht, auf den Höfen Altheimersberg und Mittelmarter kräftig mit anzupacken. Nach dem Tod ihres Mannes übergab sie die Leitung des gräflichen Hauses an ihre Tochter Iniga, die mit Albrecht Graf von und zu Eggloffstein verheiratet ist.

Darüber hinaus engagierte sie sich im kirchlichen wie gesellschaftpolitischen Leben der Stadt und war von 1960 bis 1966 Stadträtin sowie 24 Jahre Mitlgied des evangelischen Kirchenvorstandes, von 1977 bis 1988 stellvertretende Kreisvorsitzende des Bayerischen Roten Kreuzes. Sie ist die einzige Frau, die am jährlichen Treffen der Vereinigung "All Niederlandt" teilnehmen darf. Als volksnahe, bodenständige und rührige Frau geniest sie als "gute Seele der Stadt" in der Bevölkerung hohes Ansehen. [9]

Fußnoten