Europäische Hauptwasserscheide - Verlauf im Landkreis WUG, Südabschnitt

Aus Wugwiki
Zur Navigation springenZur Suche springen
Die Wasserscheide zwischen Oberhochstatt und Karlsgraben

Durch den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen verläuft die Europäische Hauptwasserscheide zwischen dem Einzugsgbiet vom Rhein einerseits und der Donau andererseits.

Als erster Teilbereich wurde der Abschnitt zwischen dem Schlossberg und Oberhochstatt beschrieben. In diesem Bereich verlief die Wasserscheide immer verhältnismäßig nahe am Steilabfall des Juras. Das ist nicht weiter verwunderlich. Wie bereits ausgeführt, sind die Gesteinsschichten der südlichen Frankenalb nach Osten bzw. Südosten um etwa 3° geneigt, so dass sich Geländekante und Wasserscheide hier treffen. Die nebenstehende Karte zeigt, dass nun als zweiter der südlichste Abschnitt näher untersucht werden soll. Ab jetzt verlassen wir den Albtrauf.

Beschreibung des Südabschnittes

Oberhochstatt liegt noch genau auf der Wasserscheide. Die obere Dorfstraße zieht als Staatsstraße 2228 am südlichen Ortsausgang nach Westen Richtung Wülzburg und bleibt bis zum Eintritt in den Wald auch die ungefähre Wasserscheide. Dann aber verläuft diese nach einigen Windungen über den Laubbichel (636 m), den Eichelberg (615 m) und den Ludwigswald genau durch den Ort Haardt, wobei hier das einzige Mal Reste von Kreideüberdeckung berührt werden, die in Form von Alblehm auftreten.

Steinriegelquelle

Wegen der genannten Neigung der Gesteinsschichten um 3o nach Osten bzw.Südosten folgt, dass die Quellen auf der Westseite eine deutlich geringere Schüttung haben als auf der Süd- und Ostseite. Ein klassisches Beispiel dafür ist die Steinriegelquelle in Suffersheim. Sie entspringt in 462 m am nördlichen Talrand des Schambachtales aus den Werkkalken und gehört damit zum tiefen Karst. Das bedeutet, der wichtigste Stauer des Kalkwassers, der Ornatenton, liegt unter dem Talniveau.[1] Die Quelle tritt mit ungewöhnlicher Stärke als Überlauf-Karstquelle etwa 70 m unter der Albhochfläche hervor und hat zusammen mit weiteren Quellen im Bereich Suffersheim eine Schüttung von etwa 70 l/sec, was auf den riesigen Einzugsbereich von etwa 30 – 40 km2, der nördlich des Schambachtales liegt, zurückzuführen ist. Seit Menschen Gedenken ist dieses Wasser nicht versiegt. Das machte die erste technische Überleitung von danubischem Wasser in das Rezatgebiet im 20. Jahrhundert möglich: Seit 1906 leitete ein 12,5 km langer Stollen in natürlichem Gefälle 10 l/sec unter der Europäischen Hauptwasserscheide hindurch in den Hochbehälter in der Schönau oberhalb von Weißenburg und deckte damit knapp 100 Jahre fast ein Drittel des gesamten Wasserbedarfs der Stadt (ohne Ortsteile).[2] Wegen der Belastung u. a. mit Resten der Bodendüngung durch die Landwirtschaft wird seit 2001 das Wasser jedoch von der Stadt Weißenburg nicht mehr verwendet. Einen weiteren Teil des Wassers entnahm die Stadt Treuchtlingen, wie an den beiden Wappen der Quellfassung zu erkennen ist. So wurden u. a. die Dampflokomotiven mit Wasser aus der Steinriegelquelle befüllt. Diese ist so kräftig, dass ihr Wasser bereits nach rund 50 m oberirdischen Laufs das Mühlrad der Suffersheimer Dorfmühle in Bewegung setzen konnte. So war Suffersheim dank dieses kräftig sprudelnden Baches eines der wenigen Juradörfer ohne Feuerlöschweiher. Oberhalb des Ortes ist das Laubental ein typisches Trockental der Fränkischen Alb mit einem kümmerlichen sommerlichen Bachstumpf, aber mit stark sprudelnden Karstquellen bei heftigen Niederschlägen oder lang anhaltender Feuchtigkeit. Es ist jedoch hier kein Raum, auf diese Erscheinung näher einzugehen.

Vielmehr soll der zweite Schwerpunkt der Betrachtung der Talwasserscheide bei Graben, nördlich von Treuchtlingen, gewidmet sein, die wir erreichen, wenn wir die Albhochfläche südlich von Dettenheim verlassen und uns auf den Nagelberg zu bewegen, einem geologischen Zeugenberg. Er ist wie der Schlossberg bei Heideck dem heutigen Steilabfall der Alb vorgelagert und durch Abtragung durch einen Urzeitfluss (man spricht von fluviatiler Erosion) entstanden. Hier am südlichsten Punkt der Europäischen Hauptwasserscheide in Bayern haben zwei geologische Erscheinungen den heutigen Zustand geprägt: die Hebung der Alb im Tertiär (vor 60 Mill. Jahren)und der Einschlag des Riesmeteoriten. Beide Vorgänge sind in der wissenschaftlichen Literatur ausführlich beschrieben,[3] weshalb hier deren Skizzierung ausreichen soll.

Bis vor knapp 15 Millionen Jahren entwässerte ein aus Norden kommender Fluss, ein Ur-Main, über die Treuchtlinger Pforte durch die verkarstete Weißjuraplatte der südlichen Frankenalb direkt nach Süden. Dabei wurde der Nagelberg von der Alb durch Erosion abgetrennt. In der Gegend des heutigen Donauwörth stießen seine Wasser mit nördlich und östlich fließenden zusammen, die als Vorläufer der heutigen Donau anzusehen sind.

Vor 14,8 Millionen Jahren schlug jedoch ein riesiger Meteorit ins Nördlinger Ries und blockierte damit den Abfluss nach Süden, so dass sich ein gewaltiger Stausee bildete. Er dürfte bis in die Gegend von Nürnberg - Erlangen gereicht haben, wie die typischen Süßwasserkalkablagerungen im gesamten Bereich beweisen. Die allmähliche Auffüllung des Sees geschah aber mehr durch eingespülte Lehme und Sande, die den schwierigen Untergrund des Karlsgrabens bilden.

Im Pliozän, vor etwa 5 Millionen Jahren, begannen sich Ur-Main und Ur-Donau durch Erosion in die Albhochfläche einzugraben. Wie die Hochschotter beweisen, flossen sie anfangs jedoch noch weit über den heutigen Tälern. Die anhaltende Anhebung der Alb verlangte eine stärkere Erosion und hatte die Vorbildung der heutigen Täler zur Folge. Da das ursprüngliche Flusstal des Ur-Mains aber durch die Rieskatastrophe verschüttet war, floss er nun durch das heutige Altmühltal über Treuchtlingen nach Dollnstein. Wie durch die deutliche Verbreiterung des Tales ab hier noch zu erkennen ist, vereinigte er sich als Nebenfluss der Ur-Donau mit dieser, die ebenfalls mehrmals ihren Lauf veränderte und verlegte. Die Ur-Altmühl hat als Ur-Main-Nebenfluss wahrscheinlich das spätere Brombachtal benützt.[4]

Lydite, gefunden bei Osterdorf

Im ältesten Pleistozän, vor etwa 1,5 Millionen Jahren, hat sich das Flusssystem im Untersuchungsraum ein letztes Mal entscheidend geändert, als durch schrittweise Flussanzapfung von Seiten des Rheins der Ur-Main an dessen System angeschlossen wurde. Es kam so zu einer Flussumkehr im Gebiet der heutigen Rezat-Rednitz-Regnitz-Furche. Drei Hauptgründe waren dafür maßgebend: Die Nebenflüsse zum Rhein haben eine höhere Fließgeschwindigkeit als die zur Donau und damit ist die rückschreitende Erosion wirkungsvoller. Andererseits führte die Hebung der Fränkischen Alb dazu, dass die Fließgeschwindigkeit der Flüsse Richtung Süden immer weiter sank. So hat die Altmühl heute auf der 62,5 km langen Strecke zwischen Herrieden und Treuchtlingen mit 8,5 m Höhenunterschied nur 13,6 cm Gefälle pro km und gehört damit zu den am langsamsten fließenden Gewässern Mitteleuropas, womit sich die bekannten Hochwasser von selbst erklären: Denn es fehlt an Schubkraft, die zusätzlichen Wassermassen abzutransportieren. Als dritter Hauptgrund kommt hinzu, dass während der Eiszeiten der Boden gefroren war, das Wasser also oberflächlich abfließen musste, weil es nicht versickern konnte, und das hat die rückschreitende Erosion bei schneller fließenden Flüssen ungleich stärker begünstigt als bei langsamen.

Eine Bestätigung dieser Hypothesen über die Entstehung der Talwasserscheide bei Treuchtlingen finden wir an der Straßengabelung östlich von Osterdorf in den Äckern nahe beim Bergnershof. Es sind dies zum Ersten die Lydite (schwarze Flusskiesel des Urmains, die dieser aus dem Frankenwald mitgebracht und hier abgelagert hat) und zum Zweiten die Bunte Breccie (ein aus eckigen verkitteten Bruchstücken entstandenes Gestein, das durch die Rieskatastrophe gebildet wurde und - der Zufall wollte es so - auf dieselben Felder geschleudert wurde). Wenn auch die Funde zahlreich sind, so haben die meisten Lydite jedoch nur die Größe eines Fingergliedes, Hühnerei große Steine sind schon die Ausnahme. Funde von Bunter Breccie sind selten.

Karlsgraben

Den Beratern um Karl den Großen ist es nun zu verdanken, dass diese den späteren Kaiser auf die einzige Talwasserscheide zwischen dem rhenanischen und danubischen Flusssystem in Mitteleuropa aufmerksam gemacht haben, so dass dieser vermutlich 792 den Auftrag zum Bau des Karlsgrabens geben ließ. Strategische und wirtschaftliche Gründe waren wohl vor allem die Motive zum Bau diess über 3 km langen Kanals, der für damalige Verhältnisse nicht nur eine technische Spitzenleistung war, sondern auch ein gewaltiges logistisches Problem, waren doch über einen längeren Zeitraum Hunderte Schanzarbeiter beschäftigt, die auch versorgt sein wollten.[5] Die wissenschaftliche Forschung, die im Zusammenhang mit dem Jubiläumsjahr 1993 vorangetrieben wurde, geht heute davon aus, dass zwar das Unternehmen nicht perfekt vollendet werden konnte - "die tonigen Schluffsande und die darauf liegenden quartären Deckschichten waren besonders im Grundwasserbereich für die Bauarbeiter Karls des Großen ein zu schwieriger Untergrund, der mit den damaligen Mitteln nicht zu bewältigen war"[6]- , aber dass doch ein befahrbarer Wasserweg entstanden war. Der Wasserspiegel der Altmühl liegt bei 408,5 m ü. NN, die Scheitelhöhe der Talwasserscheide bei 420,5 m, der heutige Dorfweiher von Graben als Rest des Kanals hat eine Scheitelhöhe von 414,7 m. Es war also ein Höhenunterschied von etwa 12 m zu überwinden. Da Schleusenkammern noch unbekannt waren, muss wohl eher an einen Scheitelkanal gedacht werden, in den auf schiefen Ebenen die 1-t-Schiffe z. B. von Pferden über nasse, quer liegende Rundhölzer gezogen wurden. Da die Schwäbische Rezat zumindest bis Weißenburg noch nicht schiffbar war, war auch hier eine Lösung z. B. in Form einer Weiherkette erforderlich. Vieles spricht dafür, dass der Karlsgraben zwar in gewissem Sinne eine Bauruine (opus imperfectum) blieb, aber trotzdem funktionsfähig war, denn es wurden nicht nur 794 in Frankfurt am Main Schiffe aus Regensburg gesichtet, sondern es blieb auch eine Ansiedlung königsfreier Wehrbauern im Dorf Graben. Diese waren wahrscheinlich auch mit Aufgaben am Karlsgraben betraut. 1992 wurden 15 Bohrungen durchgeführt. Ihre geologische und paläobotanische Interpretation bestätigten, dass die Fossa Carolina sowohl im südlichen als auch im nördlichen heute noch erkennbaren Teil der Kanal weitergeführt war und dass beim damaligen Bau systematisch vorgegangen wurde, was hohes Ingenieurwissen voraussetzte[7]. Die Grabungen im Herbst 2013 bestätigten die Annahme, dass der Kanal in Betrieb gewesen war. Erst im Laufe der Jahrhunderte verfielen und verlandeten Teile oder wurden zugeschüttet und die Wälle teilweise abgetragen. Jedenfalls bleibt hier der Forschung noch ein interessantes Betätigungsfeld.

Der Bau des Karlsgrabens hat aber bis in unsere Tage die Wasserscheide verändert. Der heute trockene Teil beiderseits des Eisenbahndamms entwässert entgegen dem natürlichen Gefälle zur Altmühl, der mit Wasser gefüllte, im südlich daran anschließenden Stück, ohnehin. An der Nordseite der Fossa Carolina steht beim ehemaligen Bahnwärterhaus ein Pumpbrunnen, der die Talwasserscheide markiert. Das hier zu Tage beförderte Wasser fließt rechter Hand zur Nordsee und linker Hand zum Schwarzen Meer, wie auch der Text und die Steinreliefs mit Rhein und Donau symbolisieren. Allerdings steht dieser Brunnen nicht auf der natürlichen Wasserscheide, sondern hat nur dadurch Gültigkeit, dass die südliche Ableitung des Wassers in den künstlich geschaffenen Karlsgraben führt.

Aber nicht nur hier macht die Hauptwasserscheide einen Knick. Seltsam eckig verläuft sie über den Nagelberg, aber nicht etwa über dessen höchsten Punkt, sondern fast der ganze Berg entwässert nach Süden zur Altmühl und lediglich ein kleines Eck der Teil im Nordosten - nordöstlich des Hexentanzplatzes - zur Schwäbischen Rezat, die oberhalb von Dettenheim entspringt. Die Flurnamen Schipfet (= schwingender Boden), Ried (= mit Riedgras, also Sumpfgras bewachsenes Moor), Elm (= Ulme als Baum, der feuchte Gegenden bevorzugt), Egelsee (= ehemaliger Tümpel mit Blutegeln) oder Seeäcker (= Gebiet, das bei starken Regenfällen zum See wird) in diesem Eck der Dettenheimer Gemarkung sagen aus, dass es sich hier um eine sumpfige Gegend handelte, die kaum Abflüsse mit nennenswertem Gefälle hatte, ehe im 19. Jahrhundert mit Bodenmeliorationen begonnen wurde.

In einem dritten Beitrag soll der Abschnitt vom Karlsgraben bis zur nördlichen Landkreisgrenze im Haundorfer Wald untersucht werden.

siehe hierzu auch

Fußnoten

  1. KÖNIG, Walter in: Suffersheim, Von Suberesheim zum Ortsteil von Weißenburg i. Bay. 867 – 1996, Weißenburg 1996, S. 19
  2. Weißenburger Blätter, Nr. 3/1996, S. 24
  3. BADER, K. und SCHMIDT-KALER, H.: Der Verlauf einer präriesischen Erosionsrinne im östlichen Riesvorland zwischen Treuchtlingen und Donauwörth in Geologica Bavarica 75, München 1977, S. 401 - 410; MEYER, R. und SCHMIDT-KALER, H.: Wanderungen in die Erdgeschichte, Band 1 und 2, München 1990 und 1991; TRÖGL, Hans : 1200 Jahre fossa carolina, Manuscript, Talsperren-Neubauamt Nürnberg 1993; VIOHL, Günther: Jura-Museum Eichstätt, Abteilung B "Geologie Nordbayerns" und Abteilung E "Landschaftsgeschichte der Altmühlalb", Eichstätt 1979 und 1976
  4. Bayerisches Staatsministerium des Innern, Oberste Baubehörde: bau intern, Sonderdruck "Fossa Carolina - 1200 Jahre Karlsgraben", München 1993
  5. TRÖGL, Hans: Der Karlsgraben, in "Frankenland", Heft 1/2012, Würzburg 2012, S. 79 ff; dort nähere Einzelheiten
  6. Bayerisches Staatsministerium des Innern, Oberste Baubehörde: bau intern, Sonderdruck "Fossa Carolina - 1200 Jahre Karlsgraben", München 1993
  7. Einzelheiten s. KOCH, Robert und LENINGER, Gerhard in: Bayerisches Staatsministerium des Innern, Oberste Baubehörde: bau intern, Sonderdruck "Fossa Carolina - 1200 Jahre Karlsgraben", München 1993, S. 11 ff 12