Lokalbahn Weißenburg–Nennslingen: Unterschied zwischen den Versionen

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Vom späten 19. bis zum frühen 20. Jahrhundert gab es Bestrebungen, eine Lokalbahn von [[Weißenburg]] auf die Jurahochfläche nach [[Nennslingen]] zu bauen.
 
Vom späten 19. bis zum frühen 20. Jahrhundert gab es Bestrebungen, eine Lokalbahn von [[Weißenburg]] auf die Jurahochfläche nach [[Nennslingen]] zu bauen.
  
Nach dem Anschluss Weißenburgs an die Königlich Bayerische Staatseisenbahn wurden im späten 19. Jahrhundert Forderungen laut, auch eine Eisenbahnstrecke nach Nennslingen zu errichten. Die Stadt Weißenburg trat so 1899 mit der Berliner Eisenbahnbaugesellschaft Buchart & Cie in Kontakt, um zu klären, wie eine derartige Strecke finanziert und gebaut werden könnte. Erste Planungen sahen eine Streckenführung vom Bahnhof Weißenburg durch das Schambachtal über [[Schambach]], [[Suffersheim]] und [[Laubenthal]] nach [[Raitenbuch]] und weiter nach Nennslingen vor. Eine ähnliche Streckenführung wurde auch in Konkurrenz von der Stadt [[Treuchtlingen]] angestrebt. Da sich Schambach aber frühzeitig aus dem Projekt zurückzog, sollte die [[Fränkische Alb]] fortan direkt bei [[Oberhochstatt]] bezwungen werden. 1902 und 1903 folgten genauere Planungen, wobei auch erstmals genauere Berechnungen über die zu erwartenden Gütermengen ausgeführt wurden.  
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Nach dem Anschluss Weißenburgs an die Königlich Bayerische Staatseisenbahn wurden im späten 19. Jahrhundert Forderungen laut, eine Eisenbahnstrecke nach Nennslingen zu errichten. Die Stadt Weißenburg trat so 1899 mit der Berliner Eisenbahnbaugesellschaft R. Burchart & Cie. in Kontakt, um zu klären, wie eine derartige Strecke finanziert und gebaut werden könnte. Erste Planungen sahen eine Streckenführung vom Bahnhof Weißenburg durch das Schambachtal über [[Schambach]], [[Suffersheim]] und [[Laubenthal]] nach [[Raitenbuch]] und weiter nach Nennslingen vor. Eine ähnliche Streckenführung wurde in Konkurrenz von der Stadt [[Treuchtlingen]] angestrebt. Da sich Schambach frühzeitig aus dem Projekt zurückzog, sollte die [[Fränkische Alb]] fortan direkt bei [[Oberhochstatt]] bezwungen werden. 1902 und 1903 folgten genauere Planungen, wobei erstmals genauere Berechnungen über die zu erwartenden Gütermengen ausgeführt wurden.  
  
Bürgermeister Leyerer aus Nennslingen wurde 1910 erster Vorsitzender eines Eisenbahnkomitees, welches den Bahnbau vorantreiben sollte. Im Mai 1910 wandte er sich dabei erstmals an die Reichsräte und das Bayerische Staatsministerium für Verkehr. Er unterstrich seine Forderung mit der zu erwartenden Güterverkehrsmenge und bat um baldigen Bau im Namen von 46 Gemeinden. Beim Güterverkehr erhoffte man sich alleine 3.400 beladene Eisenbahnwaggons jährlich aus einem noch zu bauenden Zementwerk zwischen Weißenburg und [[Dettenheim]] sowie viel Fracht aus Land- und Forstwirtschaft sowie den örtlichen Steinbrüchen.
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Bürgermeister Leyerer aus Nennslingen wurde 1910 erster Vorsitzender eines Eisenbahnkomitees, welches den Bahnbau vorantreiben sollte. Im Mai 1910 wandte er sich dabei erstmals an die Reichsräte und das Bayerische Staatsministerium für Verkehr. Er unterstrich seine Forderung mit der zu erwartenden Güterverkehrsmenge und bat um baldigen Bau im Namen von 46 Gemeinden. Beim Güterverkehr wurden alleine 3.400 beladene Eisenbahnwaggons jährlich aus einem noch zu bauenden Zementwerk zwischen Weißenburg und [[Dettenheim]] sowie viel Fracht aus Land- und Forstwirtschaft und den örtlichen Steinbrüchen erhofft.
  
Der Ausbruch des 1. Weltkrieges vereitelte die Umsetzung. Nach dem Krieg griff man die Forderung aber erneut auf. Im Oktober 1919 wurde eine weitere Petition beim Landtag eingereicht, im Dezember 1919 folgte ein Brief von Weißenburgs Bürgermeister August Lober an das Reichsschatzamt in Berlin. Im Folgejahr wurde die geplante Streckenführung dann tatsächlich in die Übersicht über den Ausbau des bayerischen Eisenbahnnetzes, eine Art damaliger Bundesverkehrswegeplan, in die ''Gruppe II, Nebenbahnen'' aufgenommen. Sogar eine Fortführung der Strecke über Nennslingen hinaus über Titting bis Altdorf war hierbei erwähnt, wobei es von Altdorf nur ein kleiner Schritt bis Beilngries (dem Endbahnhof der Altmühlbahn Eichstätt–Beilngries) gewesen wäre.  
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Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges vereitelte die Umsetzung. Nach dem Krieg wurde die Forderung erneut aufgegriffen. Im Oktober 1919 wurde eine weitere Petition beim Landtag eingereicht, im Dezember 1919 folgte ein Brief von Weißenburgs Bürgermeister August Lober an das Reichsschatzamt in Berlin. Im Folgejahr wurde die geplante Streckenführung tatsächlich in die Übersicht über den Ausbau des bayerischen Eisenbahnnetzes, eine Art damaliger Bundesverkehrswegeplan, in die ''Gruppe II, Nebenbahnen'' aufgenommen. Sogar eine Fortführung der Strecke über Nennslingen hinaus über Titting bis Altdorf war hierbei erwähnt, wobei es von Altdorf nur ein kleiner Schritt bis Beilngries (dem Endbahnhof der Altmühlbahn Eichstätt–Beilngries) gewesen wäre.  
  
Mit Entscheidung vom 15. März 1923 teilte die Reichsbahndirektion Nürnberg jedoch mit, dass die Untersuchungen des Reichsverkehrsministeriums zu einem ungünstigen Ergebnis geführt hatten. Der Bahnbau war damit von höchster Stelle abgelehnt. Drei Jahre später unternahm Weißenburg einen letzten Vorstoß beim Verkehrsministerium, erhielt von dort aber zur Antwort, dass es den Bahnbau selbst finanzieren müsse. Das Lokalbahnprojekt Weißenburg–Nennslingen wurde folglich nie verwirklicht.
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Mit Entscheidung vom 15. März 1923 teilte die Reichsbahndirektion Nürnberg jedoch mit, dass die Untersuchungen des Reichsverkehrsministeriums zu einem ungünstigen Ergebnis geführt hatten. Der Bahnbau war damit von höchster Stelle abgelehnt. Drei Jahre später unternahm Weißenburg einen letzten Vorstoß beim Verkehrsministerium und erhielt von dort zur Antwort, dass es den Bahnbau selbst finanzieren müsse. Das Lokalbahnprojekt Weißenburg–Nennslingen wurde folglich nie verwirklicht.
  
 
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* [https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/VRVGPMSU2FBXS34CTBBQS527PPUOP4FY Notstandsarbeiten, hier: - Reichs- und Staatszuschüsse für Notstandsarbeiten in der Oberpfalz, in ''Deutsche Digitale Bibliothek'', abgerufen am 3. Juli 2015]
 
* [https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/VRVGPMSU2FBXS34CTBBQS527PPUOP4FY Notstandsarbeiten, hier: - Reichs- und Staatszuschüsse für Notstandsarbeiten in der Oberpfalz, in ''Deutsche Digitale Bibliothek'', abgerufen am 3. Juli 2015]
 
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Aktuelle Version vom 5. Februar 2017, 00:49 Uhr

Die Lokalbahn Weißenburg–Nennslingen war ein nie verwirklichtes Eisenbahnprojekt.

Vom späten 19. bis zum frühen 20. Jahrhundert gab es Bestrebungen, eine Lokalbahn von Weißenburg auf die Jurahochfläche nach Nennslingen zu bauen.

Nach dem Anschluss Weißenburgs an die Königlich Bayerische Staatseisenbahn wurden im späten 19. Jahrhundert Forderungen laut, eine Eisenbahnstrecke nach Nennslingen zu errichten. Die Stadt Weißenburg trat so 1899 mit der Berliner Eisenbahnbaugesellschaft R. Burchart & Cie. in Kontakt, um zu klären, wie eine derartige Strecke finanziert und gebaut werden könnte. Erste Planungen sahen eine Streckenführung vom Bahnhof Weißenburg durch das Schambachtal über Schambach, Suffersheim und Laubenthal nach Raitenbuch und weiter nach Nennslingen vor. Eine ähnliche Streckenführung wurde in Konkurrenz von der Stadt Treuchtlingen angestrebt. Da sich Schambach frühzeitig aus dem Projekt zurückzog, sollte die Fränkische Alb fortan direkt bei Oberhochstatt bezwungen werden. 1902 und 1903 folgten genauere Planungen, wobei erstmals genauere Berechnungen über die zu erwartenden Gütermengen ausgeführt wurden.

Bürgermeister Leyerer aus Nennslingen wurde 1910 erster Vorsitzender eines Eisenbahnkomitees, welches den Bahnbau vorantreiben sollte. Im Mai 1910 wandte er sich dabei erstmals an die Reichsräte und das Bayerische Staatsministerium für Verkehr. Er unterstrich seine Forderung mit der zu erwartenden Güterverkehrsmenge und bat um baldigen Bau im Namen von 46 Gemeinden. Beim Güterverkehr wurden alleine 3.400 beladene Eisenbahnwaggons jährlich aus einem noch zu bauenden Zementwerk zwischen Weißenburg und Dettenheim sowie viel Fracht aus Land- und Forstwirtschaft und den örtlichen Steinbrüchen erhofft.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges vereitelte die Umsetzung. Nach dem Krieg wurde die Forderung erneut aufgegriffen. Im Oktober 1919 wurde eine weitere Petition beim Landtag eingereicht, im Dezember 1919 folgte ein Brief von Weißenburgs Bürgermeister August Lober an das Reichsschatzamt in Berlin. Im Folgejahr wurde die geplante Streckenführung tatsächlich in die Übersicht über den Ausbau des bayerischen Eisenbahnnetzes, eine Art damaliger Bundesverkehrswegeplan, in die Gruppe II, Nebenbahnen aufgenommen. Sogar eine Fortführung der Strecke über Nennslingen hinaus über Titting bis Altdorf war hierbei erwähnt, wobei es von Altdorf nur ein kleiner Schritt bis Beilngries (dem Endbahnhof der Altmühlbahn Eichstätt–Beilngries) gewesen wäre.

Mit Entscheidung vom 15. März 1923 teilte die Reichsbahndirektion Nürnberg jedoch mit, dass die Untersuchungen des Reichsverkehrsministeriums zu einem ungünstigen Ergebnis geführt hatten. Der Bahnbau war damit von höchster Stelle abgelehnt. Drei Jahre später unternahm Weißenburg einen letzten Vorstoß beim Verkehrsministerium und erhielt von dort zur Antwort, dass es den Bahnbau selbst finanzieren müsse. Das Lokalbahnprojekt Weißenburg–Nennslingen wurde folglich nie verwirklicht.

Literatur

G. Mödl: Weißenburger Eisenbahngeschichte. In: villa nostra. Beiträge zur Weißenburger Stadtgeschichte. 1985 (Nr. XX). S. 177-192.

Weblinks