Otto Lehovec

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Otto Lehovec

Otto Lehovec (* 10. Mai 1917 in Ladowitz, Kr. Dux in Nordwestböhmen; † 10. Oktober 1982 im Karwendelgebirge) war Direktor des Weißenburger Werner-von-Siemens-Gymnasiums. Er brachte sich in vielfältiger Weise in das öffentliche Leben im Raume Weißenburg und in internationale Gremien ein.

Leben und Wirken

Otto Lehovec (sprich: lehowets) wurde 1917 in Ladowitz geboren. Er hatte einen jüngeren Bruder und legte 1935 in Troppau in Sudetenschlesien (heute Tschechische Republik) die Matura (= Abitur) mit Auszeichnung ab, studierte an der Deutschen Karlsuniversität in Prag und promovierte dort 1940 mit einer "Stadtgeographie von Prag" zum Dr. rer. nat. Bereits 1939 legte er die wissenschaftliche Lehramtsprüfung mit sehr gutem Erfolg ab und trat in den deutschen höheren Schuldienst in Prag ein. Das Kriegsende und die Vertreibung durch die Tschechen verhinderten seine Habilitation (Thema "Die Binnendünen im böhmischen Elbegebiet")[1], zum Universitätsprofessor. So verschlug es ihn nach Weißenburg, wo er ab Herbst 1945 Erdkunde, Biologie, Sozialkunde und andere Fächer an der hiesigen Oberrealschule, dem heutigen Gymnasium, unterrichtete (u. a. auch Deutsch, Englisch und Mathematik). 1976 wurde er dessen Leiter als Oberstudiendirektor.

Lehovec wurde durch seinen unermüdlichen Einsatz für den Bund Naturschutz in Weißenburg bekannt, was zur Ausschreibung des "Dr.-Otto-Lehovec-Preises" für gymnasiale Facharbeiten über Natur- und Geländedaten in Mittelbayern führte. Er war langjähriger 1. Vorsitzender der Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen des Bundes Naturschutz.

Außerdem vertrat er von 1956 bis 1964 die Bundesrepublik Deutschland in der Internationalen Kommission für Schulgeographie in Washington, Rio de Janeiro, Stockholm, London usw. und knüpfte dabei Kontakte zur UNESCO. Er hielt zahlreiche Vorträge im Amerikahaus in Nürnberg.

Darüber hinaus war Lehovec Mitglied der Ackermann-Gemeinde (einer Gemeinschaft kath. Sudetendeutscher, denen die deutsch-tschechische Nachbarschaft am Herzen liegt) und der Arbeitsgemeinschaft Sudetendeutscher Lehrer und Erzieher, die sich vor allem um Ostkunde im Unterricht bemüht.

In zahlreichen Vorträgen, z. B. über Wallenstein, die Wirtschaftsgeographie der Tschechoslowkei oder Referaten in englischer Sprache auf den Geographenkongressen überzeugte Lehovec durch sein Fachwissen und seine Kompetenz.

Erst nach seiner Pensionierung heiratete Lehovec Ende 1981 die Schlesierin Dorothea Stanek aus Weißenburg. Aber schon am 10. Oktober 1982 verstarb er völlig überraschend auf einem von ihm organisierten Ausflug des Bundes Naturschutz am Großen Ahornboden im Karwendelgebirge.[2]

Würdigung

"Leo" auf Exkursion
Karikatur: Jörg Mangold

Otto Lehovec war nicht nur körperlich sehr groß (und schlacksig), sondern auch eine Geistesgröße, ein hoch intelligenter Mann und eine ausgeprägte Persönlichkeit, die über kleinkarierte Kritik erhaben war. Er war nicht nur ein begnadeter Erzähler mit einem recht individuellen Unterrichtsstil, sondern konnte seine Schüler auch gut motivieren und zu Arbeiten anhalten. Er war ein Organisationstalent. Was ihn persönlich interessierte - und das war sehr viel -, dort engagierte er sich. So opferte er viel Zeit und Kraft, um junge Menschen mit der Natur, der Verantwortung vor Gottes Schöpfung, mit Ökologie vertraut zu machen, als noch kaum jemand diesen Begriff verinnerlicht hatte. Vor allem aber stand bei ihm das Menschliche im Vordergrund, was ihm sowohl viele dankbare Schüler einbrachte als auch weit über die Grenzen Weißenburgs hinaus bei zahlreichen Personen andauernde Zuneigung und Verehrung.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Von Otto Lehovec stammen über 50 wissenschaftliche Veröffentlichungen in Zeitschriften und Büchern, von denen nachfolgend die wichtigsten genannt sind.

  1. Prag. Eine Stadtgeographie und Heimatkunde. Prag 1944. 236 S. mit 15 Karten, 16 Bildtafeln und zahlreichen Textabbildungen
  2. Die Verstädterung der Prager Umgebung, 1952
  3. Erdkundliches Wissen, Schriftenfolge für Forschung und Praxis, Band 2: Erdkunde als Geschehen - Landschaft als Ausdruck eines Kräftespiels Verlag der Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen 1953. 68 Seiten
  4. Binnendünen und Urlandschaftsforschung in der böhmischen Elbeniederung, 1955 (vgl. Fußnote 1)
  5. Die Rangordnung der Städte in Böhmen 1830 und 1940. Ein Beitrag zur Verstädterung, 1956
  6. Weißenburg in Bayern und sein Kreis; Berichte der Bundesanstalt für Landeskunde 20/2, 1958
  7. Weltgeschichte in Karte, Wort und Bild - die Zusammenhänge der Geschichte anschaulich und eindrucksvoll dargestellt. München 1960. 110 S. m. Abb.
  8. Weißenburg i. Bay. 1850 - 1900 - 1950. Eine Gemeinschaftsarbeit, erstellt an der Oberrealschule mit Gymnasium Weißenburg i. Bay., Weißenburg 1960, 96 S.
  9. Im Weißenburger Land: Geologie und Landschaft; Die ländlichen Siedlungen; Die Wirtschaftsentwicklung; Die Bevölkerung; in: Im Weißenburger Land, Weißenburg o. J. (1970)
  10. Kleine Weltgeschichte in Karte, Wort und Bild. Die großen Zusammenhänge der Geschichte in 13 Epochen anschaulich und eindrucksvoll dargestellt. München, 110 S. (o. J.)
  11. Geographische Zeitfragen in Einzelheften 11 - Entwicklungshilfe, 2. Auflage, Karlsruhe, 32 S.
  12. Geographische Zeitfragen in Einzelheften 13 - Die Einigung Europas, Karlsruhe, 32 S.
  13. Geographische Zeitfragen in Einzelheften 14 - Ostmitteleuropa (1965)
  14. Geographische Zeitfragen 21 Lehrerheft, Landschaftsökologie und Umweltschutz. Lehovec, Otto / Hg.: Müller-Temme, Eduard; Frankfurt/M. 1979, 96 S.
  15. Die Libussa-Sage, Dichtung und Wahrheit und Wie entstanden die alten tschechischen Sagen? in: "Sudetenland - Vierteljahresschrift für Kunst, Literatur, Wissenschaft und Volkskunde", Heft 1-3/1970

Fußnoten

  1. Die Arbeit wurde in gekürzter Form 1955 in der Zeitschrift für Ostforschung 4 /2 veröffentlicht.
  2. Lebenslauf und von O. Lehovec selbst erstellte Aufzeichnungen aus Privatbesitz, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von seiner Witwe