Rudolf Nebel: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 20. Januar 2012, 22:17 Uhr

Rudolf Nebel als Relief in der Haupthalle des Flughafen Tegel in Berlin

Rudolf Nebel (* 21. März 1894 in Weißenburg in Bayern; † 18. September 1978 in Düsseldorf) war Raketenkonstrukteur und Begründer des weltweit ersten Raketenflugplatzes in Berlin.

Kindheit

Am 21. März 1894 wurde Rudolf Nebel als erstes Kind der Eheleute Josef Nebel und Emma Nebel geborene Staudinger in unserer Heimatstadt Weißenburg in Bayern geboren.

Sein Vater ist Kaufmann und stammt ursprünglich aus Koblenz, die Mutter ist eine geborene Staudinger aus Weißenburg. Der Großvater mütterlicherseits, Ernst Staudinger war Erfinder und Fabrikant.

Ein Jahr nach Rudolf wird die Schwester geboren. Bereits in Weißenburg hat der kleine Rudolf seine erste Berührung mit der Technik, durch den Onkel, der begeisterter Veloziped-Clubmitglied ist und ein Fahrradgeschäft mit Werkstatt betreibt.

1898 zieht die Familie in die Landeshauptstadt München, wo 1899 der Bruder geboren wird. Der Vater wird Prokurist in einer neugegründeten Fabrik für "Kettenfahrräder". Daher erhält Rudolf zu seinem 5. Geburtstag auch einen Blechesel.

Schule

Da der Vater aus beruflichen Gründen häufig umziehen musste, bekam Rudolf einen Privatlehrer, der Ihn für die Aufnahmeprüfung zum Gymnasium vorbereitete. ab 1903 lies sich die Familie in Nürnberg nieder, wo Rudolf noch im selben Jahr (wegen der guten Vorbereitung ein Jahr früher als normal) in das Realgymnasium (heute Willstätter-Gymnasium) eingeschult wurde.

Rudolf Nebel schreibt: "Der Unterricht im Gymnasium machte mir Spaß, und einige Jahre lang war ich Klassenprimus. ... Unser Physik- und Mathematiklehrer hieß Prof. Dr. Heß, ..., Gleichzeitig war er ein ausgezeichneter Pädagoge, der uns auch über seine Fächer hinaus viele gute Ratschläge gab. >>Fliegen müßte man können<< war eine seiner ständigen Redensarten. Ihm verdanke ich die Kenntnis der ersten Bücher über die Fliegerei, die damals noch als Utopie und Spinnnerei galt. " (a.A.O. S. 23) Unter anderem liest Rudolf die Bücher der Flugpioniere Lilienthal und Wright.

1908 baut sich "Rudi" aus Teilen, die er vom Onkel aus Weißenburg bekommt ein eigenes Kettenfahrrad und macht den Fahrradführerschein, der damals Pflicht wird, ebenso wie die Nummernschilder am Fahrrad

frühes Interesse für die Fliegerei

1909 Nebel hört, dass die Geburtsstätte der Fliegerei in Deutschland in Berlin Johannisthal ist und will sofort hin. Er findet noch zwei Klassenkameraden die auch mitfahren. In den Sommerferien 1909 machen sich die drei mit Ihren Fahrrädern auf den Weg. Nach fünf Tagen kamen sie am Flugplatz an und die Enttäuschung war groß, da wegen zu stürmischem Wetters nicht geflogen wurde.

Am nächsten Tag waren die drei schon ganz früh wieder am Flugplatz und hatten Glück, bereits um 5 Uhr morgens noch im Frühnebel wurden die ersten Flugmaschinen aus den Hangars gezogen und "mit offenem Mund" konnten sie die ersten Platzrunden in etwa 10 Meter Höhe miterleben.

Sie bleiben noch sechs Tage und dann gehts wieder mit dem Fahrrad zurück nach Nürnberg. Dort angekommen glaubt niemand die Erzählungen von den "Menschen die wie Vögel in den Himmel steigen".

Rudolf ändert seinen Berufswunsch, ab da wollte er nur noch "Aviatiker" werden. Der Vater war pädagogisch geschickt und verbot es ihm nicht direkt sondern verlangte, dass Rudolf "zuerst studierte".

Ganz besonders scheint Nebel von dem "Grade-Eindecker" beeindruckt gewesen zu sein, denn er erzählt seinem Professor Hess davon, die Konstruktion entsprach Nebels Vorstellung "... mit einem Minimum an Aufwand, ein Maximum an Leistung zu erreichen". (a.a.O. S. 25).

1909 Auch Rudolf will in die Luft gehen, daher gründete er in Nürnberg die Fluggemeinschaft Nebel, der neben vier Mitschülern auch ein Mechaniker und ein Schlosser angehörte. Ziel war es zu fliegen. Nebel hatte von Oberst Cody und seinen Versuchen mit Drachen (1888) gehört und machte auch erste Versuche mit Drachen. Erste Versuche mit einem Kastendrachen brachten nicht die gewünschten Ergebnisse in Bezug auf "Absturzsicherheit", also wurde mit einem kreisförmigen "Gleitdrachen" experimentiert. Da bei den ersten Experimenten das ganze (Taschen)Geld verbraucht wurde, suchten die jungen Luftfahrtpionieren nach einer Geldquelle um weitere Drachen bauen zu können.

1910 "Wie wäre es, wenn ich in unseren Drachen einen Fotoapparat einbaue und den Verschluß automatisch auslösen würde, wenn der Drachen die richtige Höhe hätte? Wir könnten dann Drachenfotos machen, Luftbilder von Nürnberg aufnehmen und verkaufen" (a.a.O. S. 26).

Nach ersten Enttäuschungen wegen des zu hohen Gewichtes der Kamera zerlegte Nebel das schwere Kameragehäuse und ersetzte es durch eines aus Pappe, nun gab es die ersten Ergebnisse. Als Auslöser wurde eine brennende Zigarette verwendet, die den Haltefaden durchschmorte, wenn der Drachen die Höhe von 10 m erreicht hatte.

Die Konstruktion wurde weiter verbessert und die Bilder wurden auch immer besser. Da die Nachfrage stieg und mehr Geld eingenommen wurde, wurde als nächstes ein riesiger Kastendrachen gebaut, der rund 10 kg heben konnte und auch Luftaufnahmen aus größeren Höhen ermöglichte.

Glück im Unglück hatten die Luftbildpiloten bei einem Absturz des riesigen Kastendrachens mitten auf dem Hauptmarkt von Nürnberg. Das Stahlseil des Drachen hatte sich in der Oberleitung der Straßenbahn verfangen und einen Kurzschluss verursacht. Am nächsten Tag war die Schlagzeile in der Tageszeitung >>Spione fotografieren Nürnberg aus der Luft<<. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Polizei führte die plötzliche Bekanntheit zu eine Reihe Aufträgen für Luftbilder, die so viel Geld in die Kasse brachten, dass sie in der Lage waren, "... die Drachenspielerei abzubrechen und endlich ein richtiges Flugzeug zu bauen." (a.a.O. S. 27)

1911 Die Gruppe entschied sich für einen Monoplan des Systems Grade. Vermutlich hatten die Schüler bei Ihrem Besuch in Berlin Johannisthal (s.o.) Hans Grade getroffen. Rudolf Nebel, inzwischen 17 Jahre alt, nahm Kontakt mit Grade in Berlin auf und erwarb den Bauplan für den Eindecker, der der Libelle des Brasilianers Santos-Dumant nachgebildet war. Zusätzlich kam Nebel noch günstig an einen 16 PS-Motor und anderes Zubehör. Ein solcher baugleicher Grade-"Eindecker" aus dem Jahre 1909 ist heute noch im Deutschem Museum in München zu sehen (hier).

1912 Nun ging es noch um den Platz an dem das Flugzeug zusammengebaut und erprobt werden sollte. Die Eltern und die Schule durften ja nichts davon erfahren. Flieger galten damals als "Selbstmörder". Damals lag das 14. Infanterie-Regiment in Nürnberg und zogen jeden Morgen auf den Exerzierplatz >>Hainberg<< (im Osten von Nürnberg). Auf diesem flachen sandigen Grund hatte schon 1632 Wallenstein sein Lager gehalten.

Besonders günstig für die Fluggemeinschaft Nebel war, dass es dort eine leere Scheue gab, die sich hervorragend als Montagehalle eignete. Die ganzen Osterferien waren sie am Exerzierplatz und auch sonst jede freie Minute. Nach Wochen der Schufterei war es so weit, der erste Versuch mit heulendem Motor wurde gestartet. Die >>Libelle<< war aber zu schwer und rollte nur umher.

Die findigen Bastler gaben nicht auf, sondern griffen zu zwei Massnahmen: 1. sie feilten alles ab - auch den Motor - um Gewicht zu sparen, 2. sie bauten eine Sprungschanze.

Dies gab dem Flieger endlich mehr Schwung, erst schafften sie 50 Meter, dann 100 Meter Weite nach einigem Trainig gings sogar 500 m weit. Am 17. Juli 1912 (fünf Tage nach seinem Abitur) gelang dann der erste Flug aus eigener Kraft. Da der Vater im besten Glauben eine Militärausbildung in Metz als Überraschung für Rudolf zum Abitur vorbereitet hatte, musste Rudolf seinem Vater alles "beichten", da er zuerst nicht wußte wie, überredete er den Vater, mit Ihm zum Exerzierplatz zu radeln. Der Vater war zuerst natürlich sehr überrascht, als sein Sohn eine Platzrunde drehte, war dann aber um so begeisterter. Nun blieb nur die Frage: Wie sagen wir es der Mutter? Zuhause angekommen, war die Mutter sehr verärgert und der Haussegen hing eine Woche schief.

Der Vater meldete die fliegerischen Aktivitäten offiziell an, dazu ging er zuerst zur Polizei und dann informierte er die >>Königliche Bayerische Inspektion des Militär-, Luft- und Kraftfahr Wesens<< in München.

Am 15. August 1912 (nach nur vier Wochen) macht Rudolf Nebel seinen Flugschein mit der Nummer 178.

Die Prüfung bestand aus einem Flug von Nürnberg ins 220 km entfernte Frankfurt und wieder zurück. Als vorsichtiger Pilot flog Rudolf Nebel in nur 10 m Höhe immer an der Bahnlinie (Nürnberg - Würzburg - Frankfurt) entlang. Die erste Notlandung gab es bei Neustadt weil die Bezinleitung gebrochen war. Die zweite Notlandung war hinter Würzburg, wegen verschmutzter Zündkerzen fällig. Am Abend erreichte er doch noch Frankfurt, wo er im Stadtteil Erbenheim auf dem Flugplatz des Flugpioniers August Euler landete. Am nächsten Tag startete Nebel schon um 4:00 Uhr morgens zum Rückflug und war gegen 14:00 Uhr wieder in Nürnberg, wo er seinen Pilotenschein Nr. 178 erhielt.

Militärzeit und Studium

Am 1. Oktober 1912 trat Rudolf seinen Dienst als "Einjähriger" (Freiwilligen Jahr) beim Königlich Bayerischen Telegraphenbataillon in München an. Er wäre gerne zur Bayerischen "Luftschifferabteilung" gegangen, aber die nahmen keine "Einjährigen".

April 1913 Nebel wird Gefreiter, am 1. Juli 1913 wird er zum Unteroffizier befördert und am 30. September als Offiziersanwärter entlassen.

Da Ihm seine Militärzeit angerechnet wird, beginnt er im Oktober 1913 sein Maschinenbaustudium an der TH München mit dem dritten Semester.

Anfang August 1914 am dritten Mobilmachungstag meldet sich Nebel in München freiwillig. Er kommt zunächst an die Front nach Lothringen.

Im Mai 1915 überlebt Nebel bei Arras knapp einen der ersten Gasangriffe und wurde mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet und zum Leutnant der Reserve befördert.

Ende 1915 kommt Nebel auf einem Feldflugplatz bei Arras in Kontakt mit dem Kommandeur einer Feldfliegerabteilung und zeigt ihm seinen Flugschein mit der Bitte, sich für Ihn zu verwenden. Nach Überwindung einiger Schwierigkeiten, weil der Stab des I. Bayerischen Reservekorps, dem Nebel zugeteilt war, den Vorgang nicht bearbeitet, kam Nebel endlich am 27. Januar 1916 zur Flieger-Ersatzabteilung nach Schleißheim beim München (wo heute die Flugwerft des Deutschen Museums seine Heimat gefunden hat).

Diese Ersatzabteilung, bei der Nebel für den Fronteinsatz vorbereitet wurde verfügte über Maschinen vom Typ LVG und Albatroß. Nach einigen Zusatzprüfungen und einem Schnell-Kursus wurde ihm die Frontreife ausgesprochen. Nebel wurde auf den Armee-Flugplatz Straßburg versetzt.

August 1916, nach zahlreichen Überlandflügen und einigen Fronteinsätzen bekommt Nebel sein Militärflugzeugführer-Abzeichen. Die Zeit zwischen August und November 1916 ist nicht genauer dokumentiert, vermutlich auch, weil erst dann eine Spezialisierung unter den Fliegern stattfand.

Im November 1916 meldet sich Nebel freiwillig zu Jagdstaffel 5, die vom Oberleutnant Berr befehligt wird. Als erste Maschine flog Nebel dort eine Halbstadt die mit zwei Maschinengewehren bewaffnet ist.

Dezember 1916 Nebel wird abgeschossen und ist für 6 Monat im Lazarett.

Wieder an die Front zurückgekehrt, experimentierte Nebel mit Pulverraketen und schoß bei einem Einsatz nach eigenen Angaben zwei Feinde ab.

Bei einem seiner nächste Flüge setzt Nebel mit einer Pulverrakte sein eigenes Flugzeug in Brand und stürzt ab.

Juli 1917 Nebel wird nach Berlin gerufen, um zu erklären, was er da "erfunden" hat. Er wird zum Führer der Jagdstaffel 90 (Kest 1b) ernannt und Rückwirkend zu Oberleutnant befördert. Die Raketen werden ihm aber verboten: "Flieger gehören in die Luft, nicht ins Labor".

Das Ende des ersten Weltkrieges erlebte Nebel nahe Mannheim. Irgend wie schlug Nebel sich nach Nürnberg durch und erhielt dort am 26.11.1918 seinen "Demobilmachungsbefehl".

Bereits im Dezember 1918 setzt Nebel sein Studium in München fort. Nebel tritt im "Corps Cisaria " ein ( hier). Er macht im März 1919 sein Vordiplom in Maschinenbau.

Frühjahr 1919 Nebel übernimmt die Leitung einer Gruppe der Münchner Heimatschutzbundes gerät in der Folge als Geisel in Haft und kann fliehen. Daher bereitet er sich auf sein Examen daheim in Nürnberg vor.

Oktober 1919 mit Sondergenehmigung legt Nebel sein Diplom-Hauptexamen in Maschinenbau ab.

Berufstätigkeit

Noch vor der Diplom-Hauptprüfung wurde Nebel von einem "Headhunter" der Firma Siemens angesprochen um Ihn als Konstrukteur für das Siemenswerk Nürnberg anzuwerben. Zunächst zögerte Nebel, da er eine Doktorarbeit über den Rakatenflug anfertigen wollte. Als sich aber kein Doktorvater für so ein fortschrittliches Thema finden lies, sagte Nebel dem Siemenskonzern zu. Sein Ziel bleibt aber weiterhin der Raketenflug, er will nur Geld verdienen um dann sich wieder dem Thema Raketen und "Luftleerer Raum" widmen zu können.

Am 1. Dezember 1919 begann Nebel im Konstruktionsbüro von Siemens in den Schuckertwerken in Nürnberg. Dezember 1920 wechselte Nebel zur Kugellagergesellschaft SKF-Norma, die in Nürnberg ein Ingenieurbüro unterhielt. Nebel ging in den Vertrieb und lernte so auch viel über Werbung nach amerikanischem Vorbild.

Versuche mit Feststoffraketen

1923 hatte Nebel genügend zusammengespart um sich wieder mehr dem Thema "Raketen" zu widmen. Er wurde Teilhaber einer kleinen Feuerwerksfabrik in Pulsnitz in Sachsen. Neben seiner Tätigkeit als Vertriebsreisender in Sachen Feuerwerkskörper, experimentierte er mit Pulverraketen und musste erkennen, "...wie gefährlich der Umgang mit Pulverrakete war. Denn vom Zeitpunkt der Zündung an kann die Verbrennung nicht mehr gesteuert oder gestoppt werden." (a.a.O S. 45). Im gleichen Jahr erscheint Oberths Buch "Die Rakete zu den Plantenräumen".

1925 geht Nebel nach Berlin und arbeitet für zwei Jahre in der Fabrik eines Freundes. 1927 - März 1929 Nebel wechselt als "Accqusitationsleiter" zu Siemens & Halske und verkaufte sehr erfolgreich Alarmanlagen (mit Polizeiruf).

Verein für Raumschiffahrt

Am 5. Juli 1927 (vermutlich irrt hier Nebel, wenn er a.a.O. S. 56 den 5. Juni 1927 nennt, alle anderen Quellen nennen den 5. Juli) wurde im Hinterzimmer des Breslauer Restaurants "Goldenes Zepter" von etwa 20 technikbegeisterten Männern der Verein für Raumschiffahrt gegründet. Vorsitzender wird Johannes Winkler. Nebel übernimmt die Aufgaben des Kassiers und die Öffentlichkeitsarbeit bzw. "Geschäftsführer" (vgl. Volkhard Bode, a.a. O. S. 10)

1929 übernimmt Hermann Oberth den Vorsitz des Vereins für Raumschiffahrt (VfR), sein Stellvertreter wird der Berliner Journalist Willy Ley. Der Verein leidet unter kronischem Geldmangel. Der Berliner Patentanwalt Erich Wurm stellt sein Büro für den Verein zur Verfügung.

Winter 1929/1930 Wurm und Ley berufen eine Vorstandsitzung des VfR ein, um die Zusammenarbeit mit Nebel zu regeln.

Nebel beginnt sofort, sich um die Beschaffung von Geldmitteln und Materialien aus dem Filmaufnahmen zu kümmern.

Bei einem Vortrag des VfR von Rudolf Nebel im Berliner Pschorbräu meldete sich in der anschließenden Diskussion ein junger Mann, der als Feinmechaniker in der Werkzeugmaschinenfabrik Ludwig Löwe arbeitet, er war so begeistert von den Plänen Nebels und bot seine Mitarbeit an. Nebel schreibt dazu: "Bei der anschließenden Diskussion meldete sich ein Mann, der bald entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung der Rakete ausüben sollte. ... Der tüchtige Praktiker, der sich von einem Onkel seinen Erbteil hatte ausbezahlen lassen und finanziell unabhängig war, half uns tatkräftig weiter." (a.a.O. S. 74)

1930 übernimmt den Vorsitz des VfR Major a.D. Hans Wolf von Dickhut. (1934 wird der Verein dann von den Nazis geschlossen)

Ersten Raketenflugplatzes

1930 Gründung des "Ersten Raketenflugplatzes" in Berlin Reinickendorf

1931 (13. Juni) Dipl.-Ing. Rudolf Nebel in Berlin-Wilmersdorf und Klaus Riedel in Berlin-Halensee reichen das Patent ein über einen "Rückstoßmotor für flüssige Treibstoffe"

1934 (Juni) Verhaftung - Schließung des Raketenflugplatzes

1935 Mai - 31. August 1937 Konstrukteur bei Siemens Schuckertwerken in Berlin-Siemensstadt

1936 (13. Juli) das 1931 beantragte Patent wird unter der Nr. 633 667 erteilt und veröffentlicht.

1937 Die Patentinhaber werden "gezwungen", alle Rechte aus dem Patent gegen Zahlung von 75.000 RM an "das Deutsche Reich" (Heereswaffenamt) abzutreten. Gleichzeitig wird Riedel in das Heereswaffenamt-Prüfwesen übernommen.

1937 (28. Juni) In einem Vergleich wird die Aufteilung der 75.000 RM festgelegt: 2/3 erhält Rudolf Nebel, 1/3 Klaus Riedel. Beide treten anteilig eine Gratifikation in Höhe von 5.000 RM an die wichtigsten Mitarbeiter ab:

   * Heinisch und Hüter je 1.800 RM
   * Ehrmann und Beermüller je 700 RM

1937 (1. August) mit dem Dienstantritt Riedels erfolgt die Auszahlung der 75.000 RM. 1937 1. September Rudolf Nebel macht sich mit Sauer, den er bei Siemens kennengelernt hatte selbständig. Ziel der neuen Unternehmung ist die Erstellung eines Roboters.

Nachkriegszeit

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Rudolf Nebel die Würdigung und Anerkennung seiner Leistungen lange verwehrt. 1953 Nebel wird wieder Mitglied im neugegründeten Verein für Raumschiffahrt 1927 ( hier)

Seinen Lebensunterhalt verdient Nebel mit Vorträgen so z.B. mit Vorträgen an der ev. Stadtakademie Bochum zum Thema: "Vorstoß in den Weltenraum" (hier)

Erst 1969 mit der Einladung durch das deutsche Wissenschaftsminissterium erfuhr Nebel die Anerkennung die er verdiente: am 16.Juli.1969 durfte er auf der Ehrentribüne von Cape Canaveral den Start der Saturn 5 Rakete mit dem Raumschiff Apollo 11 ‚Columbia’ und den Astronauten E. Aldrin, N. Armstrong und M. Collins zur ersten Mondlandung miterleben. 1972 Nebels Lebenserinnerungen werden im Droste-Verlag veröffentlicht.

21. März 1974 zu seinem 80. Geburtstag wird Rudolf Nebel nicht nur von einer Reihe großer Deutscher Zeitungen gewürdigt, sondern auch sein Schüler Wernher von Braun schreibt in seinem Geburtstagsbrief u.a.: "Du kannst auch gewiss sein, dass die Geschichte der Technik Deinen eigenen Anteil an dem Erfolg der bemannten Weltraumfahrt wohl zu würdigen weiß“. Und der Brief schließt mit den Worten: "Ich selbst bin Dir in Dankbarkeit verbunden, da Du es warst, der mich als jungen Studenten mit den praktischen Problemen der Entwicklung von Flüssigkeitsraketen in Verbindung brachte“.

18. September 1978 Nebel stirbt in Düsseldorf

Der Nachlaß von Rudolf Nebel wird im Archiv des Deutschen Museums in Müchen verwaltet.

Veröffentlichungen

  • Raketenflug, 1932 (Reprint 2002 ISBN 3-933395-64-X)
  • Die Narren von Tegel. Ein Pionier der Raumfahrt erzählt, 1972

Literatur

  • Volkhard Bode, Gerhard Kaiser u. Christian Thiel: Raketenspuren. Peenemünde 1936-1996 Eine historische Reportage mit aktuellen Fotos. Weltbild, Augsburg 1997. ISBN 3-86047-584-3

Weblinks