Wilhelm Philipp Peter Doignon

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Wilhelm Doignon, Portrait aus der Hand des Weißenburger Zeichenlehrers W. Braun

Wilhelm Philipp Peter Doignon (* 7. Juli 1820 in Erlangen, † 12. August 1863 in Ansbach) war ein Philologe und Theologe, der zwischen 1844 und 1860 in Weißenburg als Lehrer und Pfarrer tätig war. Während seiner Zeit in Weißenburg verfasste er zahlreiche Gedichte, die 1860 in einem eigenen Gedichtband beim Weißenburger Verlag C. Fr. Meyer erschienen. Einige dieser Verse dienten als Textvorlagen für Lieder und Chorwerke des Ansbacher Komponisten Johann Ruprecht Dürrner.

Leben

Wilhelm Doignon wurde als jüngstes der vier Kinder von René Pierre Doignon und dessen aus Erlangen stammender Ehefrau Elisabetha Christiana, geb. Schmidt geboren. Der Vater stammte aus Frankreich, war 1792 im Gefolge einer adeligen Familie vor den Wirren der französischen Revolution geflüchtet und hatte sich 1795 in Erlangen angesiedelt. Nach Besuch des Gymnasiums in Erlangen, studierte Wilhelm Doignon Theologie und Sprachwissenschaften, darunter Englisch, Französisch, Griechisch, Häbräisch, Latein, orientalische Sprachen und Sanskrit. Nach der bestandenen theologischen Aufnahmeprüfung in Ansbach übernahm er 1842 in Gundelsheim eine Hauslehrerstelle im dortigen Pfarrhaus und bewarb sich 1844 nach Ablegen der Gymnasiallehramtsprüfung erfolgreich um die zweite Studienlehrstelle in Weißenburg. 1850 heitatete Doignon die Weißenburgerin Karoline Luise Wägemann. Nachdem der Ehe in kurzer Folge vier Kinder beschieden waren, starb Karoline L. 1855. Der zweiten Ehe mit der Nürnberger Pfarrerstochter Johanna Vorbrugg entstammten keine weiteren Nachkommen. 1858 rückte Doignon auf die erste Studienlehrstelle und das Subrectorat der Lateinschule nach und wechselte schließlich 1860 an die Lateinschule nach Ansbach.

Kulturelle Betätigung in Weißenburg

Bereits einige Jahre vor dem Zuzug Doignons nach Weißenburg müssen Verbindungen der Familie nach Weißenburg bestanden zu haben. 1839, fünf Jahre vor dem Amtsantritt Wilhelms an der Weißenburger Lateinschule, finden sich in einem Gedichtband seines älteren Bruders Carl die Namen von neun Subskribenten aus Weißenburg.

Der engere Freundeskreis Wilhelm Doignons in Weißenburg bestand aus dem Pfarrer Hermann Trenkle sowie dem Subrektor und Pfarradjunkten Friedrich Sommer, Freunden und Studienkollegen aus Erlanger Zeit, die beide in Weißenburg Anstellung gefunden hatten. In zahlreichen, diesen Freunden gewidmeten Gedichten, brachte Doignon seine Freundschaft zum Ausdruck. Neben Hauskonzerten im Hause Trenkle, an denen sich nach zeitgenössischen Berichten regelmäßig namhafte Künstler aus München beteiligten, stellte der Kontakt mit Heinrich Weiser über die gemeinsamen Vorlieben für Dichtung und Musik eine besondere Beziehung dar. Die wechselseitige Wertschätzung fand auch hier in mehreren, gegenseitig gewidmeten Gedichten Ausdruck.

1860 veröffentlichte Doignon zahlreiche Verse unter dem Titel „Gedichte“ beim Verlag C. Fr. Meyer in Weißenburg, die er dem spätromanischen Lyriker Emanuel Geibel widmete. Neben sehr persönlichen Themen wie unerfüllte Liebe und Tod von nahen Verwandten, schrieb Doignon, wie sein Bruder Carl, kraftvolle patriotische Lieder, die politische Stellungnahmen in der Zeit um die deutsche Märzrevolution von 1848 nicht scheuten.

Bei der Vorbereitung zum großen Festakt anläßlich des 100. Geburtstags von Friedrich Schiller, der am 10. November 1859 im Saal des Wittelsbacher Hofes gefeiert wurde, war Doignon Mitglied des Organisationskomitees. Sein Prolog, eine Ode an den großen deutschen Dichter in Versform, war einer der Höhepunkte der Feier.

Vertonte Gedichte

Auf Vermittlung seines Freundes, dem Dichter Heinrich Weiser, gelangten Werke Doignons in die Hände des Ansbacher Komponisten Johann Ruprecht Dürrner. Wie im Falle Weisers dienten Dürrner mehrere Gedichte Doignons als Vorlagen zu Texten von Liedern und Chorwerken.

In Druck erschienen:

  • Love (What bids the clouds?) nach dem Gedicht Liebe (Was treibt die Wolken?) und
  • My Happiness (The sun, what is the sun) nach der Vorlage Mein Glück (Und Sonne hin und Sonne), beide in

Six songs for Mezzo soprano or Barytone with Pianoforte Opus 18, erschienen 1851 beim Musikverlag Ewer & Co. in Leeds.

Beim zweiten Werk, bei dem Dürrner auf die Mitarbeit Doignons zurückgriff, handelt es sich um die 1852 beim Leipziger Verlag Breitkopf und Härtel ohne Opusbezeichnung erschienene Sammlung "Sechs schottische Nationalgesänge mit deutschem und englischem Texte für vier Männerstimmen. Gewidmet den deutschen Liedertafeln". Doignon lieferte hierbei - eventuell sogar als Auftragswerk - die Übersetzungen der englischen Originaltexte

  • Das Mädchen von Gowrie (The Lass o´ Gowrie)
  • Schwarz ist die Nacht (The night is dark)
  • Die blauen Blumen Schottlands (The blue Bells of Scotland)

Ob auch die Übersetzungen der übrigen drei Liedtexte des Zyklus (John Anderson. Schotten, deren edles Blut. Die Blumen vom Walde.) von Doignon stammen, lässt sich wegen der dünnen Quellenlage nicht mit Sicherheit sagen. Aufgrund des einheitlichen Sprachstils der sechs Lieder scheint es aber möglich, dass Dürrner bei allen Gedichten auf die Übersetzungskünste von Wilhelm Doignon vertraute.

Als weitere Vertonung Doignon´scher Verse ist bisher bekannt:

  • Die Lieder, in: Sechs Duetten für Sopran und Alt, mit Begleitung des Piano-Forte : op. 53 III; comp. von Eduard Grell (*1800, †1886).

Literatur

  • August Jegel: W. Doignon. In: 55. Jahresbericht des Historischen Vereins für Mittelfranken. Ansbach, 1908. S.58ff
  • Jakob Bauer: Zur Erinnerung an D. Joh. Bernhard Friedrich und Wilhelm Philipp Doignon. In: Jahresbericht üb. d. K. Studienanstalt zu Ansbach 1863/64. Ansbach, 1864, S. 11ff
  • Ursula Münchhoff : René Pierre Doignon. Ein französischer Emigrant in Erlangen (1795-1838) und seine Familie, in: Erlanger Bausteine (38), 1990, S. 119-146
  • Leonhard Götz: Beiträge zur Geschichte der Lateinschule zu Weissenburg a.S. als Erinnerungsschrift an deren 350 jährigen Bestand, Weissenburg, 1886, S. 88/89
  • Doignon, Wilhelm: Gedichte. Weissenburg i. N., 1860
  • Doignon, Carl: Gedichte. Erlangen, 1839