Wohnungsgenossenschaft Eigenheim: Unterschied zwischen den Versionen

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== Wohnungsgenossenschaft Eigenheim eG Weißenburg ==
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Die '''Wohnungsgenossenschaft Eigenheim eG Weißenburg''' ist mit 796 Wohnungen, verteilt auf 67 Anwesen, der größte Wohnungsanbieter im [[Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen]].  
Mit derzeit ca. 796 Wohnungen verteilt auf 67 Anwesen ist die Wohnungsgenossenschaft Eigenheim eG der größte Wohnungsdienstleister im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Dabei sind die Anwesen, Wohnungen ausschließlich auf die Stadt Weißenburg konzentriert. Hier versorgen die Genossenschaft ca. 12,5% der Bevölkerung, ca. 2.000 Menschen mit preiswerten und sicheren Wohnraum.
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== Die Gründungszeit ==
=== Die Gründungszeit ===
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Am Anfang der Geschichte der deutschen am Gemeinwohl orientierten Wohnungsgenossenschaften – auch der ''Siedlungsgenossenschaft Eigenheim'' – stand die Not. Gerade die Gründungsjahre der Genossenschaft waren stark geprägt vom ersten Weltkrieg und seinen Folgen. Immense Reparationszahlungen, desillusionierte Kriegsheimkehrer, hohe Arbeitslosigkeit, Hunger in weiten Teilen der Bevölkerung und auch große Wohnungsnot waren die Kennzeichen dieser Zeit. Deshalb beschloss am 18. Januar 1918 der Finanzausschuss der Stadt [[Weißenburg]], 50.000.— Mark – damals eine immense Summe aus den Erträgen des Stadtwaldes in einen Fonds zur Behebung der Wohnungsnot in Weißenburg einzuzahlen. Bereits im Gründungsjahr der Genossenschaft 1921 konnte somit der Bau von 28 Wohnungen in Angriff genommen werden, wobei die Stadt Weißenburg dieses Bauvorhaben monetär sowie auch mit der Überlassung von Baugelände großzügig unterstützte. Bis zum Anfang der Zweiten Weltkrieges wurden dann insgesamt 177 Wohnungen fertig gestellt.
Am Anfang der Geschichte der deutschen, am Gemeinwohl orientierten Wohnungsgenossenschaften – auch der „Siedlungsgenossenschaft Eigenheim“ – stand die Not. Gerade die Gründungsjahre der Genossenschaft sind stark geprägt vom ersten Weltkrieg und seinen Folgen. Immense Reparationszahlungen, desillusionierte Kriegsheimkehrer, hohe Arbeitslosigkeit, Hunger in weiten Teilen der Bevölkerung und auch große Wohnungsnot waren die Kennzeichen dieser Zeit. Deshalb beschließt am 18. Januar 1918 der Finanzausschuss der Stadt Weißenburg 50.000.— Mark – damals eine immense Summe - aus den Erträgen des Stadtwaldes in einen Fonds zur Behebung der Wohnungsnot in Weißenburg einzuzahlen. Bereits im Gründungsjahr der Genossenschaft 1921 kann somit der Bau von 28 Wohnungen in Angriff genommen werden, wobei die Stadt Weißenburg dieses Bauvorhaben monetär sowie auch mit der Überlassung von Baugelände großzügig unterstützt. Bis zum Anfang der zweiten Weltkrieges werden dann insgesamt 177 Wohnungen fertig gestellt.
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=== Nach dem zweiten Weltkrieg ===
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== Nach dem Zweiten Weltkrieg ==
Endlich ist der zweite Weltkrieg vorbei. Die Genossenschaft ist in der glücklichen Lage keine Kriegsschäden beklagen zu müssen. In den Nachkriegswirren wird Ludwig Thumshirn im Einvernehmen mit dem Gouverneur der Militärregierung zum Geschäftsführer der Genossenschaft bestellt. Als Gründungsmitglied ist er bereits von 1921 1933 im Unternehmen tätig gewesen, wurde aber dann als Sozialdemokrat von den Nationalsozialisten aus dem Dienst entlassen und später sogar im Konzentrationslager Dachau interniert. Da Ludwig Thumshirn ab 1949 erster Bürgermeister der Stadt Weißenburg ist, führt Georg Enzner ab 1946 nebenamtlich und dann ab 1950 hauptamtlich die Geschäfte der Genossenschaft. Unter seiner Regie entstehen gerade in der schweren Nachkriegszeit vor allem Wohnungen für Flüchtlinge, die oftmals mit nicht mehr wie ihrem „Hemd“ aus allen Teilen Europas in Weißenburg zwangsangesiedelt wurden.
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Die Genossenschaft war nach dem Krieg in der glücklichen Lage, keine Kriegsschäden beklagen zu müssen. In den Nachkriegswirren wurde [[Ludwig Thumshirn]] im Einvernehmen mit dem Gouverneur der [[Militärregierung]] zum Geschäftsführer der Genossenschaft bestellt. Als Gründungsmitglied war er bereits von 1921 bis 1933 im Unternehmen tätig gewesen, wurde aber dann als Sozialdemokrat von den Nationalsozialisten aus dem Dienst entlassen und später sogar im Konzentrationslager Dachau interniert.
Gerold Demel – Heimatvertriebener, langjähriger, bereits verstorbener Aufsichtsart – schilderte in der Festschrift zum 75-jährigen Bestehen der Genossenschaft seine Erinnerungen aus dem Jahr 1950 an die damalige Zeit: „Nach jahrelangem Lagerleben auf der Wülzburg zeichnete sich plötzlich ein Hoffnungsschimmer ab. „Eigenheim“ baute in der Wilhelm-Tröltsch-Straße Wohnungen für Heimatvertriebene. …………. Mit den heutigen bezugsfertigen Wohnungen waren sie jedoch nicht zu vergleichen. Die Straße war ein einziger Morast. Die Treppen am Hauseingang waren nicht fertig. Das Haus war außen nicht verputzt. Im Treppenhaus konnte man an verschiedenen Stellen durch die Wand hindurch sehen. Die Beheizung der Wohnung war problematisch. Es fehlte an Heizmaterial. Mit Handwagen und Eimern wurde vom jetzigen Gelände der Firma Gutmann in der Kohlstraße Braunkohle geholt. Der Brennwert dieser Kohle war sehr gering. Durch die schwache Beheizung lief das Wasser an den Wänden herunter, so dass die Möbel, soweit vorhanden, von den Wänden weggezogen werden mussten. Trotz aller dieser Umstände waren wir froh, eine Wohnung erhalten zu haben……….. .“ Bis zum Ende der Amtszeit von Georg Enzner 1979 wurden rund 700 Wohnungen fertig gestellt. Er ging als Motor des unermüdlichen Bauens in die Geschichte der Genossenschaft ein.
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=== Die Neuzeit ===
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Da Ludwig Thumshirn 1949 Bürgermeister der Stadt Weißenburg wurde, führte [[Georg Enzner]] ab 1946 nebenamtlich und dann ab 1950 hauptamtlich die Geschäfte der Genossenschaft. Unter seiner Regie entstanden gerade in der Nachkriegszeit vor allem Wohnungen für Flüchtlinge, die oftmals mit nicht mehr wie ihrem "Hemd" aus allen Teilen Europas in Weißenburg zwangsangesiedelt wurden.
Wegen der mangelnden Nachfrage nach Wohnungen werden ab 1982 nur wenige Gebäude neu errichtet. Mit Norbert Dinkelmeyer als neuen Geschäftsführer wird in den folgenden Jahren sehr viel Wert auf zeitgemäße Sanierung und Modernisierung der Gebäude und Wohnungen der Genossenschaft gelegt. Insbesondere auch die energetische Sanierung der Gebäude, neue Heizungen, Vollwärmeschutz an den Außenwänden, Dämmung der obersten Geschoss – und der Kellerdecke sind von ihm vorausschauend auf die Energiepreisspirale bis zum Jahr 2007 forciert worden. Mit einem 1988 neu geschaffenen Büro- und Betriebsgebäude hat er die internen Abläufe reorganisiert und die Genossenschaft auch wirtschaftlich auf eine sehr gesunde Basis gestellt.
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[[Gerold Demel]] – Heimatvertriebener, langjähriger bereits verstorbener Aufsichtsrat – schilderte in der Festschrift zum 75-jährigen Bestehen der Genossenschaft seine Erinnerungen aus dem Jahr 1950 an die damalige Zeit:
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:''„Nach jahrelangem Lagerleben auf der Wülzburg zeichnete sich plötzlich ein Hoffnungsschimmer ab. „Eigenheim“ baute in der Wilhelm-Tröltsch-Straße Wohnungen für Heimatvertriebene. (...) Mit den heutigen bezugsfertigen Wohnungen waren sie jedoch nicht zu vergleichen. Die Straße war ein einziger Morast. Die Treppen am Hauseingang waren nicht fertig. Das Haus war außen nicht verputzt. Im Treppenhaus konnte man an verschiedenen Stellen durch die Wand hindurch sehen. Die Beheizung der Wohnungen war problematisch, es fehlte an Heizmaterial. Mit Handwagen und Eimern wurde vom jetzigen Gelände der Firma Gutmann in der Kohlstraße Braunkohle geholt. Der Brennwert dieser Kohle war sehr gering. Durch die schwache Beheizung lief das Wasser an den Wänden herunter, so dass die Möbel, soweit vorhanden, von den Wänden weggezogen werden mussten. Trotz all dieser Umstände waren wir froh, eine Wohnung erhalten zu haben……….. .“''
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Bis zum Ende der Amtszeit von Georg Enzner 1979 wurden rund 700 Wohnungen fertig gestellt. Er ging als Motor des unermüdlichen Bauens in die Geschichte der Genossenschaft ein.
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== Die Neuzeit ==
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Wegen der mangelnden Nachfrage nach Wohnungen wurden ab 1982 nur wenige Gebäude neu errichtet. Mit Norbert Dinkelmeyer als neuem Geschäftsführer wurde in den folgenden Jahren sehr viel Wert auf zeitgemäße Sanierung und Modernisierung der Gebäude und Wohnungen der Genossenschaft gelegt. Insbesondere auch die energetische Sanierung der Gebäude, neue Heizungen, Vollwärmeschutz an den Außenwänden, Dämmung der obersten Geschoss– und der Kellerdecke sind von ihm vorausschauend auf die Energiepreisspirale bis zum Jahr 2007 forciert worden. Mit einem 1988 neu geschaffenen Büro- und Betriebsgebäude hat er die internen Abläufe reorganisiert und die Genossenschaft auch wirtschaftlich auf eine sehr gesunde Basis gestellt.
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== Aktuell ==
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Die Anwesen der Wohnungsgenossenschaft Eigenheim eG Weißenburg sind heute ausschließlich auf die Stadt Weißenburg konzentriert. Die Genossenschaft versorgt etwa 12,5 Prozent der Bevölkerung, das sind rund 2.000 Menschen, mit zeitgemäßem, preiswerten und sicheren Wohnraum. Mietwohnungen in allen Wohnungsgrößen und Preiskategorien stehen Mietinteressenten jederzeit zur Verfügung.
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== Genossenschaftsdaten ==
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:Name: Wohnungsgenossenschaft Eigenheim eG Weißenburg /
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:Sitz: Weißenburg i. Bay. /
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:Anschrift: 91781 Weißenburg, Steinleinsfurt 27 / Handelsregister: Amtsgericht Ansbach- GnR 133 /
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== Weiterführende Literatur ==
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* Festschrift zum 75-jährigen Bestehen der Genossenschaft
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== Weblinks ==
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[http://www.eigenheim-weissenburg.de Homepage der Wohnungsgenossenschaft Eigenheim eG Weißenburg]
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[[Kategorie:Unternehmen]]

Aktuelle Version vom 29. November 2011, 15:28 Uhr

Die Wohnungsgenossenschaft Eigenheim eG Weißenburg ist mit 796 Wohnungen, verteilt auf 67 Anwesen, der größte Wohnungsanbieter im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen.

Die Gründungszeit

Am Anfang der Geschichte der deutschen am Gemeinwohl orientierten Wohnungsgenossenschaften – auch der Siedlungsgenossenschaft Eigenheim – stand die Not. Gerade die Gründungsjahre der Genossenschaft waren stark geprägt vom ersten Weltkrieg und seinen Folgen. Immense Reparationszahlungen, desillusionierte Kriegsheimkehrer, hohe Arbeitslosigkeit, Hunger in weiten Teilen der Bevölkerung und auch große Wohnungsnot waren die Kennzeichen dieser Zeit. Deshalb beschloss am 18. Januar 1918 der Finanzausschuss der Stadt Weißenburg, 50.000.— Mark – damals eine immense Summe – aus den Erträgen des Stadtwaldes in einen Fonds zur Behebung der Wohnungsnot in Weißenburg einzuzahlen. Bereits im Gründungsjahr der Genossenschaft 1921 konnte somit der Bau von 28 Wohnungen in Angriff genommen werden, wobei die Stadt Weißenburg dieses Bauvorhaben monetär sowie auch mit der Überlassung von Baugelände großzügig unterstützte. Bis zum Anfang der Zweiten Weltkrieges wurden dann insgesamt 177 Wohnungen fertig gestellt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Genossenschaft war nach dem Krieg in der glücklichen Lage, keine Kriegsschäden beklagen zu müssen. In den Nachkriegswirren wurde Ludwig Thumshirn im Einvernehmen mit dem Gouverneur der Militärregierung zum Geschäftsführer der Genossenschaft bestellt. Als Gründungsmitglied war er bereits von 1921 bis 1933 im Unternehmen tätig gewesen, wurde aber dann als Sozialdemokrat von den Nationalsozialisten aus dem Dienst entlassen und später sogar im Konzentrationslager Dachau interniert.

Da Ludwig Thumshirn 1949 Bürgermeister der Stadt Weißenburg wurde, führte Georg Enzner ab 1946 nebenamtlich und dann ab 1950 hauptamtlich die Geschäfte der Genossenschaft. Unter seiner Regie entstanden gerade in der Nachkriegszeit vor allem Wohnungen für Flüchtlinge, die oftmals mit nicht mehr wie ihrem "Hemd" aus allen Teilen Europas in Weißenburg zwangsangesiedelt wurden.

Gerold Demel – Heimatvertriebener, langjähriger bereits verstorbener Aufsichtsrat – schilderte in der Festschrift zum 75-jährigen Bestehen der Genossenschaft seine Erinnerungen aus dem Jahr 1950 an die damalige Zeit:

„Nach jahrelangem Lagerleben auf der Wülzburg zeichnete sich plötzlich ein Hoffnungsschimmer ab. „Eigenheim“ baute in der Wilhelm-Tröltsch-Straße Wohnungen für Heimatvertriebene. (...) Mit den heutigen bezugsfertigen Wohnungen waren sie jedoch nicht zu vergleichen. Die Straße war ein einziger Morast. Die Treppen am Hauseingang waren nicht fertig. Das Haus war außen nicht verputzt. Im Treppenhaus konnte man an verschiedenen Stellen durch die Wand hindurch sehen. Die Beheizung der Wohnungen war problematisch, es fehlte an Heizmaterial. Mit Handwagen und Eimern wurde vom jetzigen Gelände der Firma Gutmann in der Kohlstraße Braunkohle geholt. Der Brennwert dieser Kohle war sehr gering. Durch die schwache Beheizung lief das Wasser an den Wänden herunter, so dass die Möbel, soweit vorhanden, von den Wänden weggezogen werden mussten. Trotz all dieser Umstände waren wir froh, eine Wohnung erhalten zu haben……….. .“

Bis zum Ende der Amtszeit von Georg Enzner 1979 wurden rund 700 Wohnungen fertig gestellt. Er ging als Motor des unermüdlichen Bauens in die Geschichte der Genossenschaft ein.

Die Neuzeit

Wegen der mangelnden Nachfrage nach Wohnungen wurden ab 1982 nur wenige Gebäude neu errichtet. Mit Norbert Dinkelmeyer als neuem Geschäftsführer wurde in den folgenden Jahren sehr viel Wert auf zeitgemäße Sanierung und Modernisierung der Gebäude und Wohnungen der Genossenschaft gelegt. Insbesondere auch die energetische Sanierung der Gebäude, neue Heizungen, Vollwärmeschutz an den Außenwänden, Dämmung der obersten Geschoss– und der Kellerdecke sind von ihm vorausschauend auf die Energiepreisspirale bis zum Jahr 2007 forciert worden. Mit einem 1988 neu geschaffenen Büro- und Betriebsgebäude hat er die internen Abläufe reorganisiert und die Genossenschaft auch wirtschaftlich auf eine sehr gesunde Basis gestellt.

Aktuell

Die Anwesen der Wohnungsgenossenschaft Eigenheim eG Weißenburg sind heute ausschließlich auf die Stadt Weißenburg konzentriert. Die Genossenschaft versorgt etwa 12,5 Prozent der Bevölkerung, das sind rund 2.000 Menschen, mit zeitgemäßem, preiswerten und sicheren Wohnraum. Mietwohnungen in allen Wohnungsgrößen und Preiskategorien stehen Mietinteressenten jederzeit zur Verfügung.

Genossenschaftsdaten

Name: Wohnungsgenossenschaft Eigenheim eG Weißenburg /
Sitz: Weißenburg i. Bay. /
Anschrift: 91781 Weißenburg, Steinleinsfurt 27 / Handelsregister: Amtsgericht Ansbach- GnR 133 /

Weiterführende Literatur

  • Festschrift zum 75-jährigen Bestehen der Genossenschaft

Weblinks

Homepage der Wohnungsgenossenschaft Eigenheim eG Weißenburg