Max und Moritz in Weißenburger Mundart: Unterschied zwischen den Versionen
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In der schönen Osterzeit, | In der schönen Osterzeit,<br /> | ||
In da schäina Kärwazaid,<br /> | In da schäina Kärwazaid,<br /> | ||
wenn die frommen Bäckersleut‘ <br /> | wenn die frommen Bäckersleut‘ <br /> |
Version vom 7. Januar 2019, 19:58 Uhr
MAX UND MORITZ nach Wilhelm Busch
in Weißenburger Mundart frei übertragen von Ulf Beier
Ach, was muss man oft von bösen |
Naa, was is däis fiar a Gschroa |
Mancher gibt sich viele Müh Seht, da ist die Witwe Bolte, Kaum hat dies der Hahn gesehen, Dieses war der erste Streich, |
Mancher blouchd si fei scho gescheid Seegds, die Widfrau Boldi dou, Wäi der Giecher siechd däi Broggn, D‘ Widfrau Boldi in der Kammer Däis woa(r) d‘ ärschde Lumberei, |
Als die gute Witwe Bolte Eben geht mit einem Teller
Na, das wird Spektakel geben, Dieses war der zweite Streich, |
D‘ Boldi had si na dafangd. Däi Sauboum haben den Broudn g‘rocha Mit an Läffl und an Deller Max und Moritz hindern Strauch Däis woa(r) d‘ zwoade Lumberei, |
Jedermann im Dorfe kannte Max und Moritz gar nicht träge Schnelle springt er mit der Elle Dieses war der dritte Streich, |
Jeder doud in Dorf oan kenna, Naa, im Booch a suu a Bood |
Also lautet ein Beschluss, Dass dies mit Verstand geschah, Max und Moritz, diese beiden, Einstens, als es Sonntag wieder,
Rums! – Da geht die Pfeife los Als der Dampf sich nun erhob, Wer soll nun die Kinder lehren |
Also, dass ehr’s* edz glei wissd, (* =ihr es) |
Wer in Dorfe oder Stadt Jeder weiß, was so ein Mai- Und den Onkel voller Grausen |
Haschd an Onggl in der Schdood, |
In der schönen Osterzeit, Gleich erscheint der Meister Bäcker Glei kummd aa der Maschda Begga und bemerkt die Zuckerlecker. und er sichd die Zuggaschlegga. Eins, zwei, drei! – Eh‘ man’s gedacht Oans, zwoa, drei! – Dou machd er grood sind zwei Brote draus gemacht. Broud draus, wäi’s no koans gebn hod. In dem Ofenglüht es noch – Hobb! – In Uufn is no Hidz. Ruff! – Damit ins Ofenloch. Nei damid als wäi der Blidz! Ruff! – Man zieht sie aus der Glut, Radsch! – Edz zäichd er’s wider raus, denn nun sind sie braun und gut. wal sie schaua guad scho aus. Jeder denkt: Die sind predü! A jeder moand: Däi san gwieß hi! Aber nein, noch leben sie. Obba naa, däi räiern* si. (* = rühren sich) Knusper, knasper! Wie zwei Mäuse Gnuschba, gnaschba, wäi di Mäisli fressen sie durch das Gehäuse. fressn s‘ si durch ihra Haisli. Und der Meister Bäcker schrie: „Allmächd!“, schreid dou der Maschda Begg, „Ach, herrje! Da laufen sie!“ „Däi zwoa Broud, däi laffa weg!“ Dieses war der sechste Streich, Däis woa(r) d‘ segschde Lumberei, doch der letzte folgt sogleich. obba d’ledschde kummd edz glei. |
wenn da Begg na und sei Leid* (* = seine Leute)
LetzterDer Begg, Streich Ledschde Lumberei Max und Moritz, wehe euch! Max und Moritz, edz passd’s auf, Jetzt kommt euer letzter Streich! glei seid’s hi, edz gäihd’s glei drauf! Wozu müssen auch die beiden Däi zween Sauboum schneidn glei Löcher in die Säcke schneiden? Lächer in de Sägg grood nei, Seht, da trägt der Bauer Mecke wo der Bauer drächd davuu. einen seiner Maltersäcke. Sigschd as, gscheid schdrengd er si uu. Aber kaum, dass er von hinnen, Aus’n Soog, däis Kurn nausrind fängt das Korn auch schon zu rinnen. und der Bauer mergd däis gschwind. Und verwundert steht und spricht er: Schaugd si’s uu und wunderd si: „Zapperment, dat Ding werd lichter!“ San am End mei Sägg edz hi? Hei! Da sieht er voller Freude Voller Freid, dou sichd er wen, Max und Moritz im Getreide. Max und Moritz san däis gween. Rabs! – In seinen großen Sack Baggd däi zween na glei ban Kroogn, schaufelt er das Lumpenpack. doud s‘ in Soog und fo(r)d scho droogn. Max und Moritz wird es schwüle, Zwoaraloa däi Boum edz is, denn nun geht es nach der Mühle. wal’s zur Mül gäid, däis is gwieß. „Meister Müller, he, heran! „Maschda Müller, gäih nea her! Mahl er das, so schnell er kann!“ Mahl den Soog, der is fei schwer!“ „Her damit!“ Und in den Trichter „ Her damid! In Drichder nei!“ schüttet er die Bösewichter. Aus is mid der Lumberei! Rickeracke! Rickeracke! In der Mül, a Gwerch gibd’s dou, geht die Mühle mit Geknacke. dass dei Lebn werschd nimmer frouh. Hier kann man sie noch erblicken, Und su gäihd’s edz, augnblickli fein geschroten und in Stücken. san däi zween blouß kloane Schdiggli. doch sogleich verzehret sie D‘ Gäns, däi sehgn s‘ im Huuf glei draus, Meister Müllers Federvieh. fressn‘s zamm. Däis woar’s und aus.
Die Lausbubengeschichte von Max und Moritz gehört nicht nur in Deutschland zu den volkstümlichsten Dichtungen bei Jung und Alt, sondern ist auch ein Buch, das weltweit in alle Kultursprachen übersetzt ist. Fast jeder bei uns kennt die Streiche der beiden Buben, und so ist es nicht verwunderlich, dass es neben den Fremdsprachenübersetzungen auch viele Übertragungen in die einzelnen deutschen Mundarten gibt, auch auf Fränkisch (Nürnbergerisch und Steigerwaldfränkisch), aber nicht in den hiesigen Dialekt, denn dieser unterscheidet sich doch von den oben genannten nicht unerheblich. Schließlich ist unser Raum ein Übergangsgebiet zwischen Ostfränkisch, Nordbairisch und Schwäbisch, was hier zu einer kleinräumigen Ausprägung führt. So spricht nicht nur ein Raitenbucher anders als ein Trommetsheimer, sondern manchmal unterscheidet sich die Aussprache von Dorf zu Dorf. So wurden mir z. B. für das Wort Kuchenteig (kommt im 6. Streich vor) allein aus dem Verbreitungsgebiet des Weißenburger Tagblatts folgende Varianten mitgeteilt: Kouchadoag, Kouchadoach, Kouchadoig, Kouchadoich, Kougndoag, Kougndoach, Kougndoich und Kougndaach – und vielleicht kennen Sie noch eine neunte oder zehnte Aussprache. So wird nicht nur im westlichen Landkreis das Wort auch als oo gesprochen und im Osten aa, sondern auch bei zahlreichen anderen Wörtern ist es ähnlich. Ich bitte daher um Nachsicht, wenn Sie beim Lesen immer wieder einwenden: „So sagen wir nicht!“, weil die von mir gewählte Variante nicht der Ihres Heimatortes entspricht. Ein weiteres Problem ist: Es gibt keine verbindliche Rechtschreibung für die Mundart. Die einigermaßen lautgerechte Schreibung erschwert das Lesen, weil man ungewohnte Schriftbilder vor sich hat. So konnte nur ein Kompromiss zwischen tatsächlicher Aussprache und schriftlicher Dialektwiedergabe versucht werden, etwa, dass in Klammern stehende Buchstaben nur andeutungsweise gesprochen werden. Aber jeder Kompromiss bleibt immer auch unzufriedenstellend. Trotzdem hoffe ich, dass Sie viel Vergnügen beim Lesen hatten. |