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im Ruhestand, vorher Studienrat an der Realschule Weißenburg
im Ruhestand, vorher Studienrat an der Realschule Weißenburg


== bereits bearbeitete Themen==
Altmühl, Brombachsee, Igelsbachsee, Hahnenkammsee, Schwäbische Rezat, J.Lidl, Fr. Liebl, Dr. Otto "Leo", E.Model, Ergänzung Dettenheim u. R. Nebel, Friedrich-Ebert-Str., J.Schieder, G.Demel, Anlauter, 5 Artikel v.H. Spitschka, Rennweg, SL WUG, Wohnstättennamen, Wülzbg.-Gedenkst., Heimatbücherverz., Bahnhofstr., Karl IV., Landschaftsbild, 4 Artikel Mundart (Mertens), 3 Artikel über die Schambach, HNavratil, StHedwigMB, Erzgeb.stub.GUN, OBSchwirzer, Hist.Stammtisch, Exulantennamen (40), WUG-SEB, O.Stiep.,RainMesserer, Papp.Ehrenbg.,Ergänzg. Wßbg. Bgm.,4 Zeitzeugenberichte


== Zeitgeschichte ==
=== bereits bearbeitete Themen ===
2011: Altmühl, Brombachsee, Igelsbachsee, Hahnenkammsee, Schwäbische Rezat, J.Lidl, Fr. Liebl, 2012: Dr. Otto "Leo", FLeppa, E.Model, Ergänzung Dettenheim u. R. Nebel, Friedrich-Ebert-Str., J.Schieder, G.Demel, Anlauter, 5 Artikel v.H. Spitschka, Rennweg, SL WUG, Wohnstättennamen, Wülzbg.-Gedenkst., Heimatbücherverz., Bahnhofstr., Karl IV., Landschaftsbild, 4 Artikel Mundart (Mertens), 2013: 3 Artikel über die Schambach, HNavratil, StHedwigMB, Erzgeb.stub. GUN, OBSchwirzer, Hist. Stammtisch (40), Exulantennamen, WUG-SEB, OStiepak, RainMesserer, Bombard. Wßbg., 5 Zeitzeugenberichte (50), Papp.Ehrenbg., Ergänzg. Wßbg.Bgm., AlBinkert, JohMertens, TreuchtlMöhrenb., EBW, StrN m. Bez. zu Vertreibg., Schulzentrum, Stichvillapark, E.-Schulhoff-Str. (60), Einwohnerzahlen aktualisiert ab 1960, Patensch., 2x RSWUG, AHochmuth, MWenz, Wßbg. FlN 1-4 (70), RJoppien, JZörkler, Gesch. Bez. WUG-Sudeten, 3x Europ. Hauptwasserscheide, 3x Name Wßbg. eur. Vgl., MRaab (80), JMang, FEigler, WBlendinger, Namensvett. Bergen, Ellingen, 2 Nennsl. Kirchen, Treuchtlg.-Mahnm., Wehrkirch., 2014: JosReinfuss (90), Stadtmauer 19.Jh., Stadtm. 1950-2014, HSturm, HMeier, WLangenf., FrSchäfer, Neudf., Stadtweiher, BBuff, Muhr-St. Walbg. '''(100)''', Stadelh., -Namensv., Markh., Seeweiherm., Spitalk., Kirchenbaut.(3), Ergänz. AmHof, 2015: Silberm. (110), Galgenb.4x,  JNachtmn., Mesnerh., Brbg.Hof, Zehenth.,  Ludw.hö., H.Kaad. (120), RegKryw., Kath.Bg., SWillib., Kl.Wßbg. Baustilk. (11 Artikel), Fachw.6x (140), Erg. BlHaus, Schöna, AndrOrgel, AMöd (Okt. 2015)(m.eigens im Inhaltsverz. vermerkten Untertiteln b. d. Weihern, Pappenh. Ehrenbürgern usw. 170 (Dez. (2015), NeuesH., Stichv., UrsGräf.Papp., Dr20. 10 Fam.nam., Trchtlg.Erg., MaxuMoritz, Spitalk., 2 Wülzb., Döbler, Rohrbg., Papp.Weinb., Palme, HWMangld ,Hist.Stammt., Pleinf. Gedenkst. Frdh., Ell, Frdh.(197 Artikel Nov. 2021)


Beispiel: Fotoanordnung
<gallery>
Datei:Nennsl._rk_Kirche.jpg|Nennslingen


'''Zeitzeugenberichte:'''                                                                     


'''Weißenburg zwischen Kriegsende und Währungsreform (1945-1948)'''
Quellen:


'''''Ein gebürtiger Weißenburger erinnert sich:'''''
BEIER, Ulf: Von der Höll- zur Paradeisgasse, Straßen- und Wohnstättennamen in Weißenburg, 2. Auflage, Weißenburg 2000, S. 33


Ich war während des Krieges Oberschüler. Dass der Krieg eine konkrete Gefahr für mich bedeuten sollte, erfasste ich damals noch nicht. Die englischen Bomben, die 1940 auf der Schönau gefallen sind, blieben für Weißenburg Gott sei Dank ohne Folgen. Sie waren für mich eher ein Abenteuer. Wenn es in der Nacht Fliegeralarm gab, fing der Unterricht erst eine Stunde später an. So hoffte ich öfters auf Fliegeralarm. Im Soldaten sah ich den stolzen Uniformträger, den ich bewunderte. Verwundung oder Tod hatte ich dabei nicht im Kopf.
== abcKonfessionsbild ==


Damals begann das Schuljahr zu Ostern. Wir wurden nach der 7. Kl. Oberschule (heutige Zählung: 11. Kl. Gymnasium) mit einem „Abgangszeugnis („Reifevermerk“  – Notabitur) entlassen und am 3. Mai 1944 zur Wehrmacht eingezogen. Ich kam zu den Funkern. Wir wurden im Verlauf des Krieges nach Süden abgedrängt, waren vorher noch zur Ortsverteidigung eingesetzt und weil die Einheiten zersprengt waren, sollten wir uns auf eigene Faust auflösen. So schlugen wir uns zu zweit nach Kufstein durch, teils zu Fuß, teils von Wehrmachtsfahrzeugen mitgenommen, und harrten dort bis zum Kriegsende am 8. Mai 1945 aus. Dieses Gebiet war noch nicht besetzt. Der Frau, bei der wir untergebracht waren, schenkten wir zum Dank eine gegerbte Kuhhaut (Rindsleder), die wir aus Wehrmachtsbeständen hatten.


Sie hat uns noch nach Oberbayern gebracht, aber die amerikanischen Besatzungssoldaten haben uns geschnappt. Wir hatten ja noch die Uniform an. Sie nahmen uns unsere Uhren und Füller ab, verluden uns auf einen LKW und brachten uns in ein Gefangenenlager unter freiem Himmel bei Brannenburg im Inntal (südlich von Rosenheim). Dort mussten wir bis Mitte Juli unter freiem Himmel schlafen. Es fanden sich auch einige Weißenburger unter den Gefangenen. Wir gruben uns eine etwa 3 x 3 m große Grube, um nicht so schutzlos dem Wind ausgesetzt gewesen zu sein. Die ersten Tage hatten wir nichts zu essen. Ich musste von den spärlichen Resten in meinen Manteltaschen leben. Später bekamen drei Mann ein Kommissbrot am Tag. Trotzdem waren sowohl während des Krieges als auch jetzt in der Gefangenschaft Kameradschaft und gegenseitige Hilfe großgeschrieben.
Auf der Nordseite der Kirche findet sich mit dem Konfessionsbild eine Besonderheit, die an die "Confession Augustana" erinnert. Das Bild zeigt als Mittelstück die liturgischen Handlungen der evangelisch-lutherischen Kirche sowie als linke Seitenbilder die alttestamentarischen Szenen Passahmahl und Auszug aus Ägypten, rechts das Abendmahl mit Jesus und darunter, die Überreichung der Confessio Augustana auf dem Augsburger Reichstag von 1530: Der Kurfürst von Sachsen übergibt zusammen mit den Vertretern von fünf weiteren Reichsfürsten und von sechs Reichsstädten Kaiser Karl V. die Bekenntnisbücher. Unter den Vertretern der Reichsstädte ist auch der von Weißenburg. Neben dem Weißenburger Konfessionsbild gibt es nur noch fünf in evangelischen Kirchen Bayerns. Ein ähnliches Bild befindet sich auch in Augsburg in dem Raum, in dem der Reichstag stattfand. Das Bild in Augsburg ist nicht öffentlich zugänglich.


Nach und nach wurden dann Gefangene entlassen: zuerst Bauern zur Feldbestellung, dann Eisenbahner und Schüler. Ich gab mich als Landwirtschaftsschüler aus und war bei den Entlassenen. Wir wurden auf einen LKW der US Army geladen, der Richtung Nürnberg fuhr. In Weißenburg durfte ich vom Laster springen und war frei.


[[Datei: Stele.jpg]]Ich hatte den Krieg überlebt, während etwa ein Drittel meiner Klassenkameraden gefallen war. Die Stele im alten Gymnasium, der heutigen FOS, nennt alle Namen. Ein 19-jähriger Schulfreund hatte besonderes Pech: Er stand an der Türe und schaute den in Weißenburg einrückenden Amerikanern zu. Er hatte die grüne Trachtenjacke seines Vaters an. Daraufhin nahm ihn ein Amerikaner fest mit den Worten: „Du Alpenjäger!“ Er kam ein Dreivierteljahr in Gefangenschaft.
accSo entstanden durch Betriebe von Heimatvertriebenen und Sowjetzonenflüchtlingen nach 1945 etwa 380 neue Arbeitsplätze in Treuchtlingen.<sup></sup><sup></sup>Zörkler, Johann in Heimatbuch Treuchtlingen, Treuchtlingen 1984, S. 191
 
Die konfessionelle Zusammensetzung verschob sich durch die überwiegend katholischen Sudetendeutschen zwischen Evangelischen und Katholiken von 7:3 zu 6:4. Aus der ehemaligen Eisenbahnerstadt wurde nach dem 2. Weltkrieg zunehmend eine Betriebs-, Wohn - und Erholungsgemeinde. Aber auch als Schulstandort ist Treuchtlingen bedeutsam. Neben der Grundschule und der 1971 in Betrieb genommenen Gesamtschule hat es auch eine Berufsschule und neuerdings das Adventure Campus.
Vom Herbst 1945 bis Frühling 1946 belegte ich als Evangelischer an der katholischen Bischöflich philosophisch-theologischen Hochschule in Eichstätt, wo ich ein Zimmer mieten konnte, verschiedene Fächer, u. a. Englisch, Logik und Mathematik und legte Prüfungen ab. Im Schuljahr 1946/47 besuchte ich dann in Weißenburg die Abschlussklasse an der Oberschule, musste aber kein Abitur mehr schreiben, da ich ja schon  den Reifevermerk hatte.
 
 
Ein besonderes Problem war die Sperrstunde, anfangs von 18 – 6 Uhr früh, später von 22 – 6 Uhr. Kein Deutscher durfte sich da mehr auf der Straße aufhalten. Die amerikanischen Besatzer waren da sehr streng. Auch tagsüber führten sie Kontrollen durch. Sie hatten unter anderem im Café Engelhardt in der Ellinger Str. und auch in der Luitpoldstraße Quartiere. Es waren meist Farbige. Wenn sie angetrunken waren, suchten sie Händel, riefen einem Schimpfwörter nach oder durchsuchten einen und gelegentlich nahmen sie Gegenstände ab. Einmal wollte einer mit mir boxen. Sie zogen auch sehr schnell die Waffen. Man musste gewärtig sein, dass sie die Waffe zogen. So wurde ein Jugendlicher einmal angeschossen. Wenn man bis zur Sperrstunde nicht zu Hause war, musste man bei anderen Leuten übernachten. Man riskierte unter Umständen sein Leben, nach dieser Zeit noch auf der Straße zu sein. Die Sperrstunde galt auch an Silvester!
 
Bis Kriegsende klappte die Versorgung mit Lebensmitteln noch verhältnismäßig gut, aber nach dem 8. Mai 1945 brach auch diese zusammen. Was dann über die Lebensmittelkarten zugeteilt war, reichte hinten und vorne nicht aus. Somit blühten der Tauschhandel und Schwarzmarkt. Ich rauchte zwar, aber wenig. So war ich da schon besser dran als viele Männer, die im eigenen Garten oder auf Balkonkästen Tabak anbauten, diesen dann selbst fermentierten, feinschnitten und in Zeitungspapier rollten zum Rauchen.
 
Ansonsten fuhren wir immer wieder auf die Dörfer zu den Bauern und versuchten durch Tauschen Lebensmittel zu bekommen, z. B. einen Teppich gegen ein Stück Schweinefleisch. Im Herbst 1945 und 1946 haben wir uns auch mit Äpfeln „versorgt“. Der Hunger war größer als das schlechte Gewissen. Geld hatte praktisch keinen Wert mehr.
 
Am besten ging es den Bediensteten bei den amerikanischen Militärbehörden. Sie bekamen Schokolade oder – noch wertvoller – amerikanische Zigaretten (Lucky Strike). Die waren Gold wert. Für die konnte man nahezu alles haben. Und auch Mädchen, die ein Verhältnis mit einem amerikanischen Besatzungssoldaten eingingen, standen materiell gut da.
 
Aber nicht nur der Hunger plagte uns, es gab auch keine Schuhe. So trugen wir z. B. auch Schuhe, die aus einer dicken Holzsohle bestanden und anstelle des Oberleders eine Kappe aus festem Stoff hatten – nichts für Regenwetter! Und da „Spinnstoffe“, wie es damals hieß, kaum zu bekommen waren, trugen wir Militärkleidung auf.
 
Die Entnazifizierung war für mich problemlos, da ich unter das „Jugendamnestiegesetz“ fiel, wie diese Bestätigung zeigt: [[Datei:König entnazif 0004.jpg|miniatur]]
 
Ich wollte Chemie studieren. Der damalige Landtagsabgeordnete Heiner Stöhr fuhr mit meinem Vater und mir noch zur Universität Erlangen, um für mich ein gutes Wort einzulegen, da beim Studium Rückkehrer bevorzugt wurden. Aber mir fehlten die Praktika. So entschloss ich mich für den Abiturientenlehrgang 1947/48 an der Lehrerbildungsanstalt in Nürnberg. Dieser Ausbildung für Volksschullehrer ging eine psychologische Prüfung voraus – bestimmt keine schlechte Einrichtung. Über 700 Interessenten meldeten sich, nur etwa 70 wurden genommen, ich war einer der Glücklichen. Es folgten Einsätze als Lehramtsanwärter in Weißenburg und Suffersheim.
 
Als Lehrer war ich eine Amtsperson und war bei der Währungsreform am Sonntag, dem 21. Juni 1948, in Weißenburg in der Umtauschstelle eingesetzt, in der Reichsmark in die neue DMark gewechselt wurden.  – Danach begann ein neues Leben, weil es auf einmal wieder alles gab.
 
''Der Berichterstatter wollte anonym bleiben. Er ist dem Verfasser gut bekannt und bürgt dafür, dass alle Aussagen nach bestem Wissen und Gewissen gemacht wurden.''
 
 
== Zeitgeschichte ==
 
'''''Erinnerungen an die Jahre 1945 bis 1948 von Dr. Horst Spitschka'''''
 
Ich versuche mit diesen Zeilen einige meiner Erinnerungen niederzulegen, die mir als damals Zehnjährigen bis heute geblieben sind. (Dabei erspare ich mir weitgehend die Erlebnisse während der Vertreibung und möchte überwiegend die Zeit danach behandeln.)
Die meisten sudetendeutschen Heimatvertriebenen kamen mit den organsierten Transporten ab 1946 nach Weißenburg und verbrachten die erste Zeit auf der Wülzburg.  Meine Eltern und ich wurden allerdings  schon am 23. Juni 1945 nur mit den Kleidern, die wir am Leib hatten, aus unserem Haus in Luditz, einer Kleinstadt im Egerland (Westböhmen),  getrieben und vom Vater getrennt in einer Schule eingesperrt. Am 17. Juli 1945 wurden meine Mutter und ich auf einem Lastwagen an die deutsch-tschechische Grenze nach Oberwiesenthal (Sachsen)  transportiert. Von dort ging es mit dem Zug weiter nach Dresden und  dann in die Gegend von Plauen. Nach einem abenteuerlichen Nachtmarsch durch Wälder und Sumpfgebiete kamen wir über die Demarkationsgrenze nach Bayern. Meine Eltern hatten, für den Fall einer Trennung, ausgemacht  sich bei einer Verwandten in Frickenhausen am Main wieder zu treffen.
 
Aus dem Nachlass meiner Eltern weiß ich, dass meine Mutter und ich am 23. Juli 1945 die damalige Sowjetische Besatzungszone verließen. Da uns die Tschechen bis auf sieben Reichsmark alles abgenommen hatten, verdiente meine Mutter, eine Lehrerin für Handarbeit und Hauswirtschaft,  ein wenig Essen und die Übernachtungen durch Näharbeiten bei Leuten, die uns aufgenommen hatten.  Unser Weg führte uns von Hof über Bayreuth und Schweinfurt nach Kitzingen. Dort kamen wir bei einem Bäcker unter, der viele Kinder hatte. Auch dort nähte meine Mutter mehrere Tage für die Kinder. Dafür bekam ich nach langer Zeit wieder Kuchen zu essen. Zum Abschied erhielten meine Mutter und ich einige Kleidungsstücke, die wir doch dringend benötigten. Meine Mutter erwähnte mir einmal später, auf Grund der Erfahrungen, die wir auf unserem Weg hatten, den Auszug aus der Bibel “ Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr…..“. Es waren für uns harte und entbehrungsreiche Wochen und wir hatten oft nichts zu essen und wussten nicht, wo wir am Abend schlafen konnten.
In Frickenhausen angekommen, wurden wir von meiner Cousine herzlich begrüßt. Von den anderen Verwandten, bis auf eine Ausnahme, schlug uns Unverständnis entgegen. Diese Menschen konnten sich damals nur schwer in unsere Lage versetzen. Da die Vertreibung aus dem Sudetenland im großen Stil erst 1946 richtig begann, war für die Einheimischen unsere Ankunft in dem jämmerlichen Zustand unverständlich. Meine Mutter suchte sich dann sofort  Arbeit und fand diese zunächst in einer Hosenträgerfabrik. Da bei dieser schlecht und unpünktlich bezahlt wurde und die Verwandten uns mehr oder weniger baten weiterzuziehen, kamen wir über Umwegen nach Weißenburg, wo wir uns am 29. Dezember 1945 angemeldet haben.
 
[[Datei: Nussbaum_NEW.jpg|miniatur|Der Gebäudekomplex des Krankenhauses "Am Nußbaum"]]Auch hier bemühte sich meine Mutter sofort um eine Arbeit und konnte am 1. Januar die Stelle als Chefköchin im Krankenhaus „Am Nußbaum“ antreten. Vielen Weißenburgern ist das heute nicht mehr bekannt. Es bestand aus drei Gebäuden auf der Ludwigshöhe etwa auf Höhe des Altersheims der Arbeiterwohlfahrt, aber weiter östlich. Das Krankenhaus diente zur Unterbringung von Frauen, die sich mit den amerikanischen Besatzungssoldaten eingelassen hatten und sich entweder schon  Geschlechtskrankheiten zugezogen hatten oder dort zur Vorsorge untersucht werden sollten.  Die Krankenräume  waren vergittert, und es wurde auf absolute Quarantäne geachtet. Im ersten der drei Gebäude waren die Küche und Wirtschaftsräume. Hier wohnten später auch meine Eltern und ich in einem kleinen Zimmer bis 1948. Die „kasernierten“ Damen wurden wohl auf Anweisung der Amerikaner ausreichend mit Lebensmitteln versorgt, sodass auch wir ab da wenigstens nicht mehr Hunger leiden mussten. Das Krankenhaus hatte natürlich einen denkbar schlechten Ruf, was sicher auch der Grund war, dass meine Mutter die Anstellung so schnell bekommen hatte. Der damalige Chefarzt war Herr Dr. Muggenthaler. Dieser achtete allerdings streng darauf, dass die Gesundheitsvorschriften eingehalten wurden und ein Kontakt zwischen dem Küchenpersonal und „Patienten“ nicht möglich war. Im Juli 1948 wurde das Krankenhaus geschlossen und meine Mutter  arbeitete wieder in ihrem Beruf als Lehrerin. Doch zurück zu 1946. Da die Frau des Chefarztes eine Gesangsausbildung genossen hatte und meine Mutter eine ausgezeichnete Pianistin war, kam es bald zu privaten Kontakten.  Frau Muggenthaler und Frau Belz, ebenfalls eine ausgebildete Operettensängerin und Frau des späteren Leiters des Weißenburger Gesundheitsamtes, engagierten meine Mutter als Begleiterin am Klavier. Diese freundschaftlichen und musikalischen Beziehungen mit Frau Belz hielten bis zum Tod meiner Mutter im Jahr 1999. Diese menschlichen Kontakte halfen uns auch sehr bei den Bemühungen, sich in Weißenburg zu integrieren.
 
Nun zu meinem Vater. Dieser war von den Tschechen ebenfalls eingesperrt worden und kam erst im Oktober 1945 zu uns nach. Damals war meine Mutter kurzfristig als Lehrerin in Sulzdorf bei Ochsenfurt tätig.
 
Wie alle Deutschen musste er einen Fragebogen zur Entnazifizierung ausfüllen. In diesem gab er an, dass er ehrenamtlicher Bürgermeister in der Stadt Luditz gewesen sei, da er wegen einer Lungenschädigung nicht wehrtauglich war. Er wurde nun zu einer Befragung durch die Amerikaner vorgeladen, da es damals keine deutsche Rechtssprechung gab. Dem jungen amerikanischen Verhandlungsführer, des Deutschen nur bedingt mächtig, war der Begriff „ehrenamtlich“ nicht bekannt, im Gegenteil sogar suspekt, und er verurteilte meinen Vater wegen Fälschung des Fragebogens zu 11 Monaten Gefängnis in Bayreuth. Später erfuhren wir, dass eine Kollegin meiner Mutter meinen Vater denunziert hatte, da sie diese Lehrerstelle in Sulzdorf anstrebte.
Aus diesem Grund wurde meine Mutter als Lehrerin entlassen und so kamen wir nach Weißenburg.
Mein Vater war 1947 bis Mitte 1948 als Lagerist bei der Firma Raab beschäftigt (das war ein sozialer Abstieg), dann einige Zeit bei der Süddeutschen Bekleidungsindustrie der Herren Dr. Aisenstadt und Barik der späteren Firma Regent. Am 1. April 1949 machte er sich mit seinem Landsmann Adolf Kauer selbstständig und gründete die  spätere "Edelstein Kleider- und Wäschefabrik GmbH".  (Siehe dazu die verschiedenen  Beiträge im Wugwiki unter „ Zeitgeschichte“)
 
Als Kind wurde ich von den damaligen Schwierigkeiten zwischen Alt- und Neubürgern nur wenig tangiert. Allerdings bekam ich die täglichen Existenzsorgen meiner Eltern hautnah mit. Da es damals kaum etwas zu kaufen gab, was man heute als selbstverständlich ansieht, so wuchs man eben auf, ohne große Ansprüche stellen zu können. Auch war das Einkommen damals so niedrig, dass es gerade für den Lebensunterhalt reichte. Eine Versorgung durch den Staat, wie man das heute erwartet, war nicht möglich.
 
Ich besuchte ab Herbst 1946 die Oberrealschule in Weißenburg. Nach meinen Unterlagen waren mehr als dreißig Prozent meiner Mitschüler Flüchtlings- bzw. Vertriebenenkinder oder stammten nicht aus Weißenburg. Die Situation in Deutschland für uns junge Menschen war damals katastrophal.  Es gab wenig zu essen und eine Versorgung mit Kleidung praktisch nicht gegeben.  Wir hatten daher beinahe alle die gleichen Probleme und verstanden uns  wohl deshalb auch so gut. Da wir keine Bücher hatten, mussten uns die Lehrer alles diktieren. Da hatten wir wieder das Problem, dass es keine Hefte zu kaufen gab. Ich erinnere mich noch an die Schulspeisung, die wir erhielten. Es war ein mit viel Wasser und etwas Milch zubereiteter Kakao. Wir nannten das Getränk „Negerschweiß“. Auch weiß ich noch, dass wir im Winter in nahezu  ungeheizten Räumen unterrichtet wurden und im Sommer barfuß in die Schule kommen durften. Eine Sache bleibt mir noch heute in bester Erinnerung. Da ich mit Helmut, dem jüngsten Sohn des Herrn Dr. Dörfler in das Gymnasium ging, waren wir bald befreundet. Dank des Einsatzes der Eheleute Dörfler und Semmlinger konnte ich mit 16 Jahren Mitglied des exklusiven Weißenburger Tennisclubs werden. Das war damals für ein Flüchtlingskind eine Ausnahme. Die Freundschaft mit den Dörfler- und Semmlinger-Nachkommen ist auch heute noch sehr eng und freundschaftlich.
 
So ist meinen Eltern und mir die Integration in Weißenburg bald und schnell gelungen. Ich erinnere mich an einen Spruch den mir meine Eltern mitgegeben haben:“ Man kann einem Menschen alles an Hab und Gut nehmen, aber nicht das, was er im Kopf“ hat. So erklärt sich auch der überdurchschnittlich hohe Anteil an Kindern aus Familien von Heimatvertriebenen. Und nach diesem Grundsatz habe auch ich mein Leben ausgerichtet.
 
==Die Bombardierung Weißenburgs am 23. Februar 1945==
 
Gegen 12:30 Uhr gab es den einzigen schweren Luftangriff auf Weißenburg im Zusammenhang mit der Bombardierung Treuchtlingens und Ellingens, bei dem 21 Menschen ums Leben kamen und erheblicher Sachschaden entstand. In einem Schreiben des Stadtbauamtes vom 2. Juli 1945 an das Landratsamt wird berichtet, dass fünf Wohnhäuser ganz zerstört wurden, zwei zu mehr als der Hälfte und 15 Gebäude mittlere oder geringe Schäden aufwiesen.
[[Datei:Bombard._Wßbg._1945_0001_NEW.jpg|miniatur]]
 
Es ist anzunehmen, dass ein Flugzeug vom Typ der B-17-Bomber der US-amerikanischen Luftwaffe aus der Angriffsformation auf Ellingen ausscherte und Weißenburg ins Visier nahm. Ob dabei der Bahnhof zerstört werden sollte, ist nicht klar. Bekannt ist nur, dass an diesem Tag das Luftkampfunternehmen "Clarion" lief, das zum Ziel hatte, möglichst viele Verkehrsverbindungen im gesamten Deutschen Reich zu zerstören. Alle Augenzeugen berichten, dass der Angriff sehr schnell kam und praktisch keine Zeit mehr war, sich noch in Sicherheit zu bringen. Es fielen mehrere Splitterbomben im südlichen Bereich des Platzes Am Hof. Durch den heftigen Luftdruck wurden viele gegen die Wand oder gegen Möbelstücke geschleudert und zogen sich dadurch Verletzungen zu, einige wurden dabei sogar getötet. Zahlreiche Menschen waren wegen der Fliegeralarmwarnungen schon am Vormittag sicherheitshalber in die Felsenkeller am Stadtrand geflüchtet.
[[Datei:Bombard. Wßbg. 1945 0002 NEW.jpg|miniatur]]
Hans Mutzbauer war als Siebzehnjähriger zur Flugwache am Turm der Andreaskirche eingeteilt und sah, wie eine riesige Staubwolke an der Einschlagsstelle aufstieg. Sofort nach der Entwarnung trafen Helfer ein, sowohl der Reichsarbeitsdienst (RAD), der in der Jahnstraße beim ehemaligen Sportplatz des TSV Weißenburg untergebracht war, als auch russische Kriegsgefangene von der Wülzburg sowie zahlreiche freiwillige Helfer. So konnte als Erster ein kleiner Schuljunge aus den Trümmern gerettet werden. Auch ein kleines Mädchen, das verschüttet war und verzweifelt um Hilfe rief, konnte aus dem Schutt befreit werden. Für die beiden Enkelkinder der Schönmetzler-Oma, die diese aus München zu sich geholt hatte, um  sie vor den dortigen Bombenangriffen zu schützen, kam jedoch jede Hilfe zu spät wie für viele andere auch. Die 21 Toten - unter ihnen neun Kinder, das jüngste nur wenige Tag alt - wurden in der Albrecht-Scheune aufgebahrt und noch am selben Tag am Nachmittag am Südfriedhof bestattet. Der Grabstein erinnert an die Opfer.
 
Ein weiterer Luftangriff auf Weißenburg durch Tiefflieger erfolgte am 21. April 1945 - zwei Tage vor dem Einmarsch der US-amerikanischen Soldaten in Weißenburg. Glücklicherweise kam dabei niemand ums Leben, wohl aber wurden sechs Gebäude gänzlich zerstört, drei weitgehend und drei weitere erheblich. Die Wunden waren bis in die 1970er Jahre im Stadtbild (z. B. in der Judengasse) zu sehen.
[[Datei:Grabstein.JPG|miniatur]]
Trotz der traurigen Bilanz von 21 Toten kam Weißenburg noch verhältnismäßig glimpflich durch den Krieg im Vergleich zu den Nachbarstädten Ellingen, das am gleichen Tag durch amerikanische Fliegerangriffe 94 Tote zu beklagen hatte, und Treuchtlingen, in dem es 586 Tote gab - ganz zu schweigen von den Großstädten Nürnberg, München oder gar Würzburg und Dresden mit vielen Tausenden von Toten. 
 
'''Quellen:''' Berichte verschiedener Weißenburger/innen und Artikel im Weißenburger Tagblatt vom 25.02.1995 (von Uwe Ritzer) und vom 26.02.2004 (von Hubert Stanka)
 
 
 
== Möhrenbach ==
 
 
Möhrenbach, der 
mundartlich: mεәnbôχ, früher: mîәnbôχ
 
'''Lokalisierung''':
 
Die kurzen Quellbäche entspringen in der Fränkischen Alb und fließen bei Otting, Schwaben, zusammen. Der Möhrenbach mündet bei Treuchtlingen unterhalb der Burgruine rechts in die Altmühl. Nördlich von Möhren mündet der Lämmerberggraben.  
 
'''Belege:'''
 
1281 fluvium dicitur Mern – 1354 Meren – 1504 die Mern – 1516 Mörn <ref>alle Belege nach STRASSNER, Erich, Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken, Band 2: Land- und Stadtkreis Weißenburg i. Bay., 1966, S. 39 </ref> – 1599* Mörn der ursprung und Ottinger bach <ref> VOGL'sche Karte: Landgericht Graisbach, * = Kopie von 1757; Diözesanarchiv Eichstatt LG </ref> – 1721 Die Möhren <ref> Nova Comitatus Pappenheimensis Tabula (Landkarte), Diözesanarchiv Eichstätt </ref> - 1833 Möhrn <ref> Nr. 28 Steuergemeinde Möhren, k. Landgericht Monheim im Rezat-Kreise, 3. Extraditionsplan, München 1833 </ref>
 
'''Deutung:'''
 
Es ist von germanisch *marinō (= fließendes Gewässer mit sumpfigen Stellen) auszugehen <ref> GREULE, Albrecht: Die Rolle der Derivation in der altgermanischen Hydronomie; in: Suffixbildungen in alten Ortsnamen. Hrsg. v. Thorsten Anderson u. Eva Nyman, Uppsala 2004, S. 202 und drs. in Dt. Gewässernamenb., Stichwort Möhrenbach </ref>, Möhren ist eine -n-Ableitung. Das  -ar- konnte zu -er- umgelautet werden, woraus sich in der älteren Mundart wiederum -îә- (für das Umlaut-e) bildete (analog zu îәdә aus ergetag = Dienstag). Noch 1596 heißt der Bach nur ''die Möhren''<ref> STRASSNER, s. o. , S. 61, Nr. 184</ref> . Als man den ursprünglichen Gewässernamen nicht mehr erkannte, fügte man an das Grundwort ''-bach'' an.
 
'''Parallelnamen:'''
 
Möhrenbach (Fluss und Gemeinde im Ilmkreis / Thg.), Mörn, rechts zum Inn; Meern, Fluss in Südholland (Utrecht).
 
'''Wasserwirtschaft'''[[Datei:Möhrenbach.jpg|miniatur]]
 
Der Wasserstand des Baches ist recht unterschiedlich. So kommt es immer wieder zu Hochwassern mit größeren Überschwemmungen, andererseits trocknet das Bachbett im Oberlauf in längeren Perioden ohne Niederschlag aus, das letzte Mal im September 2012. So haben in einer gemeinsamen Aktion der Landschaftspflegeverband, das Wasserwirtschaftsamt, die Bezirksfachberatung für Fischerei und zahllose freiwillige Helfer im Spätsommer 2012 2550 Bachmuscheln und 4500 Edelkrebse aus dem ausgetrockneten Bachabschnitt zwischen Gundelsheim und Möhren eingesammelt und in einen von Bibern aufgestauten Gewässerabschnitt gebracht.<ref>Wochenanzeiger Weißenburg - Gunzenhausen - Treuchtlingen vom 16.05.2013, S. 7 </ref> Wegen dieses unregelmäßigen Wasserstandes haben alle Mühlen eine Ableitung als Mühlgraben, der zur gleichmäßigen Wasserzufuhr für das ehemalige Mühlrad notwendig war.
 
 
'''Verkehr'''
 
Durch das Möhrenbachtal führt die Staatsstraße 2217 von Treuchtlingen bis Möhren Richtung Rehlingen und ab Möhren die Kreisstraße WUG 6 nach Gundelsheim, außerdem verläuft die Bahnstrecke Nürnberg–Augsburg durch das Möhrenbachtal.
 
 
'''Siedlungen am Möhrenbach''' (Ortsteile von Treuchtlingen seit 1. Juli 1972):
 
'''''Gundelsheim'''''
 
katholisches Kirchdorf; 1097 Graf Rapoto überträgt ''Gundoltesch(eim)'' dem Kloster St. Ulrich und Afra in Augsburg - 1146 wird in einer Kopie von 1175 ein Adalbert von Dambach genannt, der Besitz in ''Gundoldesheim'' für 11 Talente verkauft - 1183 (Nachtrag 1. Viertel des 13. Jh.s) Das Kloster St. Ulrich und Afra hat die Kirche in ''Gundolshaim'' von Herrn Engelhard von Adelburg um sechs Regensburger Talente ausgelöst - 1268 ''Gundoltsheim'' - 1422 ''Gündelsheim'' - 1424 an ''Gundeltzhainer gemaind'' - 1522 ''Gundelsheim'' <ref> KELLER, Judith: Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Schwaben, Band 10: Der ehemalige Landkreis Donauwörth, ISBN 978 3 76966864 3, S. 90f </ref>
 
Der Ortsname, mundartlich ''gundlschә'', ist aus dem Grundwort ''-heim'' gebildet, althochdeutsch ''heim'' = Wohnsitz, Heim, Heimat, und dem Personennamen ''Gundolt''. Das -e- der Genitivendung fiel aus, das -o- in der zweiten Silbe der Erstnennung des Namens wurde abgeschwächt zu -e-. Das -s- zwischen ''Gundolt-'' und ''-heim'' wird gemäß der Mundart zu -sch-, erscheint aber nicht schriftsprachlich. Der germanische Personenname ''Gundolt'' besteht aus den Wortteilen ''gund'' = Kampf und ''old'' = waltend, herrschend.
 
 
'''''Möhren'''''
 
katholisches Pfarrdorf; ca. 1175 wird erstmals ein ''Adelbert de Merne'' genannt - 1204 ''Adelbert de Meren'' (Fälschung nach 1215) - 1214 (Kopie von  1444) Mühle bei ''Merna'' - 1313 ''de Meren'' - 1575 ''Andreas Fuchs von Bimbach zu Möhrn'' - 1583 ''Andreas Fuchs zue Möhren'' <ref> KELLER, J., S. 174f </ref>
 
Der Ortsname, mundartlich ''meәn'', leitet sich von dem gleichnamigen Gewässer ab (s. o.). Diese Gewässernamenwurzel ist im nördlichen Mitteleuropa weit verbreitet.
 
 
'''''Fuchsmühle'''''
 
Ehemals die Mühle „eines Mannes namens Fuchs“, in einer älteren Schreibweise „Fuxmüll“. Weitere historische Namen für die Mühle sind Schermühle und Möhrmühle. - 1522 ging das Gut nahe Möhren an die Herren von Fuchs von Bimbach über, die die Mühle am „Marbrunnen“, einem ergiebigen, dem Möhrenbach zufließenden Quellbach, erbauten. - 1600 Fuchsmüll - 1744 Möhringer Fuchß-Mühl- 1806 kam die Mühle mit Möhren zum Königreich Bayern - 1862 zum Bezirksamt (ab 1935 Landkreis) Donauwörth - 1841 war die Mühle ein „Mühlgut mit realer Mühlgerechtigkeit, zwey Mahlgängen und einer Säge.“ Die Fuchsmühle blieb bis zur Gebietsreform 1972 ein Ortsteil von Möhren, seitdem Gemeindeteil von Treuchtlingen und kam damit vom Regierungsbezirk Schwaben zu Mittelfranken.
1928 wurde die Juraquelle der Mühle gefasst und an das Treuchtlinger Wasserleitungsnetz angeschlossen. Der Mahlbetrieb wurde nach 1945 aufgegeben. Da zur Mühle keine nennenswerten landwirtschaftlichen Flächen gehören, haben die fünf Anwesen nur Wohnfunktion.<ref>Quellen: LIDL, Josef Hsg., Heimat- und Bäderverein Treuchtlingen e. V. (Hrsg): Heimatbuch Treuchtlingen. Treuchtlingen [um 1984] - PFISTER, Doris: Historischer Atlas von Bayern, Donauwörth. Der ehemalige Landkreis. München: Kommission für bayerische Landesgeschichte 2008, S. 328, 330, 333, 334, 337, 341, 358 u. 370 - KELLER, J., s. o. S. 106, S. 76 - Wikipedia Treuchtlingen</ref>
   
 
'''''Mattenmühle'''''
 
1300 gibt der ''Brunitzenmüllner an der Mern'' an das Kloster St. Walburg in Eichstätt - 1361 ''Brunitzmüllerin'' - 15. Jh. ''Steigmüll a. d. Meren'' - 1651 ''Prenneisenmül'' - 1667 ''Matten- oder Brenneisenmühl'' - 1700 ''Mattenmühle''
 
Die älteren Namensbelege weisen auf einen Besitzer ''Brunitz'' o. ä. hin (verderbt zu ''Brenneisen''). Der Name ''Steigmühle'' bezieht sich auf den Steig, der hier vom Möhrenbachtal nach Haag bzw. Rehlingen führt. Im Wort ''Mattenmühle'' steckt der Vorname Matthias, denn ein Familienname Matt o. ä. ist für die Mühle in den Pfarrmatrikeln von Treuchtlingen nicht nachweisbar. 
 
 
'''''Schürmühle'''''
 
1281 gibt Graf Friedrich von Truhendingen dem Kloster Fulda für das Kloster Solnhofen die ''Hörnlinsmul super fluvio Mern'' gegen Tausch - 1363 ''Hörnleins-Mul'' - 1447 ''Albrechts müll'' - 1596 ''Schirers Mül a. d. Möhren, früher Albrechtsmül'' - 1667 ''Schür-, Albrechts-, auch Chezenmüll genannt''- 1732 ''Schürmühle''. 1988 wurde der Getreidemahlbetrieb aufgegeben, heute ist das Anwesen ein großes Sägewerk und seit 1910 in Besitz der Familie Schmidt.
 
Der Namen der Mühle weist zunächst auf einen Besitzer ''Hörnlein'', dann ''Albrecht'' und später ''Schirer'' hin. Letzterer wurde dann fest. Im Namen ''Chezenmüll'' steckt das mittelhochdeutsche Wort ''ketzen/ketschen'', das so viel wie schleifen, schleppen bedeutet. 
 
 
'''''Dickmühle'''''
 
1360 ''Dickmul an der Meern'': Heinrich von Pappenheim bestätigt, dass die Mühle von seinem Vorfahren an die Kapelle zum Hl. Geist in Pappenheim gegeben wurde - 1559 ''Zohlmühle'' zum Augustinerkloster Pappenheim - 1596 ''Bartels Mühl a. d. Möhrn'' - 1667 die ''Zollmühle'' zur Herrschaft Treuchtlingen (vor dem 30-jährigen Krieg noch pappenheimisch). Mit der Herrschaft Treuchtlingen ging sie an das Fürstentum Ansbach über und diente nunmehr als Zollstation zwischen dem ansbachischen und dem pappenheimischen Territorium. - 1803 „Zollmühle“ zum ansbachisch-markgräflichen Verwalteramt Treuchtlingen.[2] - 1810 ''Dickmühle der Munizipalgemeinde Treuchtlingen'', 1857 der Gemeinde Haag zugeschlagen, die 1972 zu Treuchtlingen kam. - 1865 wird die ''Dickmühle'' vom Besitzer Wilhelm Wiesinger in einer Verkaufsofferte als Mühle mit vier Mahlgängen und einem Gerbgang beschrieben, dazu eine Säge-, Öl- und Gipsmühle; an Gebäuden zusätzlich Stadel, Stallung und Wagenremise, „alles in bestbaulichem Zustande.“<ref>Fränkische Zeitung (Ansbacher Morgenblatt) Nr. 191 vom 15. August 1865</ref>. Das 1750 in Betrieb genommene Sägewerk existiert heute noch, während das Getreidemahlen in den 1970er Jahren eingestellt wurde. Zugleich ist das Anwesen ein landwirtschaftlicher Betrieb.
 
Der Ortsname wird gedeutet als „zu der Mühle am Waldteil Dicke“; der Flurname „in der Dickhe (= am Dickicht)“ ist für 1621 belegt.<ref> Alle urkundlichen Belege und die Deutung nach STRASSNER, E., s. o., S. 11 und LIDL, Josef: Heimatbuch Treuchtlingen, Hsg. Heimat- u. Bäderverein Treuchtlingen e.V., S. 124 und 209</ref>
 
 
'''''Sägmühle'''''
 
1354 verkauft Ulrich von Treuchtlingen die ''Reysmůl'' an Wirich von Treuchtlingen - 1359 ''Reysenmühle'' - 1447 verkauft Hanß von Seckendorf seinen Untertan auf der ''Seegmühl'', Andreas Müller, an Heinrich von Pappenheim - 1453 Reißmül zur Herrschaft Pappenheim - 1596 Seegmüller gehört zur Herrschaft des Erbmarschall zu Treuchtlingen - 1716 ''Seeg- od. Raißmühle'' an Johann Walchmüller. Um 1955 wurde das Getreidemahlen eingestellt.
Am Zusammenfluss vom Mühlbach und Möhrenbach steht ein großer Grenzstein im Wasser, der die alte Grenze zwischen der Herrschaft Pappenheim (Wappen auf der Westseite) und dem Verwalteramt Treuchtlingen des Fürstentums Ansbach markiert.
 
Der Name ''Reismühle'' bedeutet: Mühle, auf der Kriegsdienstpflicht ruht (althochdeutsch ''reisa'' = Heerreise, Kriegsfahrt. Nachdem ein Sägewerk eingerichtet wurde, erhielt die Mühle nach ihm den Namen. Da sie seit 1716 in Besitz der Familie Walchmüller, heute ''Wallmüller'', ist, heißt sie daher im Volksmund auch ''Wallmühle''.<ref> nach STRASSNER, s. o., S. 57; LIDL, Treuchtlinger Heimatbuch, S. 140 und Wikipedia: Treuchtlingen </ref>
 
 
'''''Schmarrmühle'''''
 
504 ''ein mul, do die Mern in die altmul fleust'' - 1596 Hans Mack, ''Neher Hofmüller'' zur Herrschaft des Veit Erbmarschall nach Treuchtlingen gehörig - 1642 ''Nöchersmühl'' - 1732 ''Nähermühl'' - 1765 ''Näher- oder Schmarmühl'' - 1768 ''Schmarnmühl''
Der ältere Name bezieht sich auf einen früheren Besitzer ''Näher'' oder ähnlich. Im Namen ''Schmarrmühle'' steckt das früher in der Mundart gebräuchliche Wort ''schmarrn''  für einen schmutzigen Fleck, womit wohl der sumpfige Boden der Umgebung gemeint ist.
 
 
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Aktuelle Version vom 7. November 2021, 11:03 Uhr

über mich

Jahrgang 1941, in Weißenburg seit 1971; verheiratet, zwei Söhne, vier Enkel

im Ruhestand, vorher Studienrat an der Realschule Weißenburg


bereits bearbeitete Themen

2011: Altmühl, Brombachsee, Igelsbachsee, Hahnenkammsee, Schwäbische Rezat, J.Lidl, Fr. Liebl, 2012: Dr. Otto "Leo", FLeppa, E.Model, Ergänzung Dettenheim u. R. Nebel, Friedrich-Ebert-Str., J.Schieder, G.Demel, Anlauter, 5 Artikel v.H. Spitschka, Rennweg, SL WUG, Wohnstättennamen, Wülzbg.-Gedenkst., Heimatbücherverz., Bahnhofstr., Karl IV., Landschaftsbild, 4 Artikel Mundart (Mertens), 2013: 3 Artikel über die Schambach, HNavratil, StHedwigMB, Erzgeb.stub. GUN, OBSchwirzer, Hist. Stammtisch (40), Exulantennamen, WUG-SEB, OStiepak, RainMesserer, Bombard. Wßbg., 5 Zeitzeugenberichte (50), Papp.Ehrenbg., Ergänzg. Wßbg.Bgm., AlBinkert, JohMertens, TreuchtlMöhrenb., EBW, StrN m. Bez. zu Vertreibg., Schulzentrum, Stichvillapark, E.-Schulhoff-Str. (60), Einwohnerzahlen aktualisiert ab 1960, Patensch., 2x RSWUG, AHochmuth, MWenz, Wßbg. FlN 1-4 (70), RJoppien, JZörkler, Gesch. Bez. WUG-Sudeten, 3x Europ. Hauptwasserscheide, 3x Name Wßbg. eur. Vgl., MRaab (80), JMang, FEigler, WBlendinger, Namensvett. Bergen, Ellingen, 2 Nennsl. Kirchen, Treuchtlg.-Mahnm., Wehrkirch., 2014: JosReinfuss (90), Stadtmauer 19.Jh., Stadtm. 1950-2014, HSturm, HMeier, WLangenf., FrSchäfer, Neudf., Stadtweiher, BBuff, Muhr-St. Walbg. (100), Stadelh., -Namensv., Markh., Seeweiherm., Spitalk., Kirchenbaut.(3), Ergänz. AmHof, 2015: Silberm. (110), Galgenb.4x, JNachtmn., Mesnerh., Brbg.Hof, Zehenth., Ludw.hö., H.Kaad. (120), RegKryw., Kath.Bg., SWillib., Kl.Wßbg. Baustilk. (11 Artikel), Fachw.6x (140), Erg. BlHaus, Schöna, AndrOrgel, AMöd (Okt. 2015)(m.eigens im Inhaltsverz. vermerkten Untertiteln b. d. Weihern, Pappenh. Ehrenbürgern usw. 170 (Dez. (2015), NeuesH., Stichv., UrsGräf.Papp., Dr20. 10 Fam.nam., Trchtlg.Erg., MaxuMoritz, Spitalk., 2 Wülzb., Döbler, Rohrbg., Papp.Weinb., Palme, HWMangld ,Hist.Stammt., Pleinf. Gedenkst. Frdh., Ell, Frdh.(197 Artikel Nov. 2021)

Beispiel: Fotoanordnung <gallery> Datei:Nennsl._rk_Kirche.jpg|Nennslingen


Quellen:

BEIER, Ulf: Von der Höll- zur Paradeisgasse, Straßen- und Wohnstättennamen in Weißenburg, 2. Auflage, Weißenburg 2000, S. 33

abcKonfessionsbild

Auf der Nordseite der Kirche findet sich mit dem Konfessionsbild eine Besonderheit, die an die "Confession Augustana" erinnert. Das Bild zeigt als Mittelstück die liturgischen Handlungen der evangelisch-lutherischen Kirche sowie als linke Seitenbilder die alttestamentarischen Szenen Passahmahl und Auszug aus Ägypten, rechts das Abendmahl mit Jesus und darunter, die Überreichung der Confessio Augustana auf dem Augsburger Reichstag von 1530: Der Kurfürst von Sachsen übergibt zusammen mit den Vertretern von fünf weiteren Reichsfürsten und von sechs Reichsstädten Kaiser Karl V. die Bekenntnisbücher. Unter den Vertretern der Reichsstädte ist auch der von Weißenburg. Neben dem Weißenburger Konfessionsbild gibt es nur noch fünf in evangelischen Kirchen Bayerns. Ein ähnliches Bild befindet sich auch in Augsburg in dem Raum, in dem der Reichstag stattfand. Das Bild in Augsburg ist nicht öffentlich zugänglich.


accSo entstanden durch Betriebe von Heimatvertriebenen und Sowjetzonenflüchtlingen nach 1945 etwa 380 neue Arbeitsplätze in Treuchtlingen.Zörkler, Johann in Heimatbuch Treuchtlingen, Treuchtlingen 1984, S. 191 Die konfessionelle Zusammensetzung verschob sich durch die überwiegend katholischen Sudetendeutschen zwischen Evangelischen und Katholiken von 7:3 zu 6:4. Aus der ehemaligen Eisenbahnerstadt wurde nach dem 2. Weltkrieg zunehmend eine Betriebs-, Wohn - und Erholungsgemeinde. Aber auch als Schulstandort ist Treuchtlingen bedeutsam. Neben der Grundschule und der 1971 in Betrieb genommenen Gesamtschule hat es auch eine Berufsschule und neuerdings das Adventure Campus.