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== bereits bearbeitete Themen==
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Altmühl, Brombachsee, Igelsbachsee, Hahnenkammsee, Schwäbische Rezat, J.Lidl, Fr. Liebl, Dr. Otto "Leo", E.Model, Ergänzung Dettenheim u. R. Nebel, Friedrich-Ebert-Str., J.Schieder, G.Demel, Anlauter, 5 Artikel v.H. Spitschka, Rennweg, SL WUG, Wohnstättennamen, Wülzbg.-Gedenkst., Heimatbücherverz., Bahnhofstr., Karl IV., Landschaftsbild, 4 Artikel Mundart (Mertens), 3 Artikel über die Schambach, HNavratil, StHedwigMB, Erzgeb.stub.GUN
Altmühl, Brombachsee, Igelsbachsee, Hahnenkammsee, Schwäbische Rezat, J.Lidl, Fr. Liebl, Dr. Otto "Leo", E.Model, Ergänzung Dettenheim u. R. Nebel, Friedrich-Ebert-Str., J.Schieder, G.Demel, Anlauter, 5 Artikel v.H. Spitschka, Rennweg, SL WUG, Wohnstättennamen, Wülzbg.-Gedenkst., Heimatbücherverz., Bahnhofstr., Karl IV., Landschaftsbild, 4 Artikel Mundart (Mertens), 3 Artikel über die Schambach, HNavratil, StHedwigMB, Erzgeb.stub.GUN,OBSchwirzer


== in Arbeit ==
== in Arbeit ==

Version vom 29. November 2012, 18:12 Uhr

über mich

Jahrgang 1941, in Weißenburg seit 1971; verheiratet, zwei Söhne, vier Enkel

im Ruhestand, vorher Studienrat an der Realschule Weißenburg

bereits bearbeitete Themen

Altmühl, Brombachsee, Igelsbachsee, Hahnenkammsee, Schwäbische Rezat, J.Lidl, Fr. Liebl, Dr. Otto "Leo", E.Model, Ergänzung Dettenheim u. R. Nebel, Friedrich-Ebert-Str., J.Schieder, G.Demel, Anlauter, 5 Artikel v.H. Spitschka, Rennweg, SL WUG, Wohnstättennamen, Wülzbg.-Gedenkst., Heimatbücherverz., Bahnhofstr., Karl IV., Landschaftsbild, 4 Artikel Mundart (Mertens), 3 Artikel über die Schambach, HNavratil, StHedwigMB, Erzgeb.stub.GUN,OBSchwirzer

in Arbeit

Historischer Stammtisch Weißenburg

Im Jahre 200? wurde in Weißenburg durch Frau Almut Binkert der "Historische Stammtisch" ins Leben gerufen. Es ist dies kein eingetragenener Verein und ist für jedermann offen. Allmonatlich in der Zeit von September bis April/Mai findet eine Veranstaltung statt. Auf Initiative von Frau Binkert - gelegentlich auch von Teilnehmern des "Historischen Stammtisches" selbst - spricht ein/e Referent/in zu einem geschichtlichen Thema, das meist einen Bezug zum hiesigen Raum hat, wobei der Bogen der Themen sehr weit gespannt ist. So wurden bisher Referate angeboten, die von der Archäologie der Steinzeit bis zu Problematiken der Nachkriegszeit reichten. Auch räumlich sind die Themen weit gestreut - und damit vielseitig und interessant. Einheimische und Auswärtige treten als Referenten auf. Dabei ist es Frau Binkert schon oft gelungen, hervorragende Kenner ihres jeweiligen Fachgebietes für den "Historischen Stammtisch" zu gewinnen.

Es treffen sich jedesmal etwa 40 - 50 Zuhörer/innen aller Alters- und Berufsgruppen in der Gaststätte "Goldener Adler" in Weißenburg am Marktplatz zu einem Vortrag, der immer an einem Mittwoch um 20 Uhr stattfindet, meistens zur Monatsmitte hin. Im Anschluss an das Referat besteht die Möglichkeit der Aussprache bzw. Diskussion mit den Referenten. Diese verlangen kein Honorar, und es wird kein Eintritt zu diesen abwechslungsreichen Vorträgen erhoben. Wenn Fahrtkosten für die Referenten anfallen, übernimmt diese die "Stiftung Kohl'sche Einhornapotheke". Die Termine werden sowohl in der Tagespresse ("Weißenburger Tagblatt") als auch im Kulturmagazin "Carpe diem - Nutze den Tag" bekannt gegeben.

Als Beispiele des vielseitigen Angebotes seien einige Referatsthemen genannt:

Kloster Heidenheim (Dr. Friedrich Zink, Gunzenhausen)

...............(Hans-Heinrich Häffner, Weißenburg)

Die Besiedlungsgeschichte des Weißenburger Raumes - dargestellt anhand der Ortsnamen (Ulf Beier, Weißenburg)

Die Seckendorffs (Dr. Gerhard Rechter, Staatsarchiv Nünberg)

Die wirtschaftliche Integration der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge nach 1945 (Dr. Horst Spitschka, Ellingen)

Weißenburgs Weg in den NS-Staat (Reinhard Schwirzer, Weißenburg)


Die klösterreiche Freie Reichsstadt Nürnberg (Pfr. Ferd. Rieger, Nürnberg)

20 Jahre Rothsee (Hans Trögl, Weißenburg)


Der Veranstaltungskalender für 2013:

Januar:

Februar:

März:

April:

Mai bis August: Sommerpause

September:

Oktober:

Ehrenbürger der Stadt Pappenheim

Die Ernennung zum Ehrenbürger ist eine besondere Auszeichnung, mit der jedoch keine besonderen Rechte oder Pflichten verbunden sind. Die zu ehrende Person muss weder deutscher Staatsbürger, noch Gemeindebürger im Sinne der Gemeindeordnung sein, oder in dieser wohnen, sie muss sich aber in jedem Fall besondere Verdienste gerade um die Gemeinde erworben haben. Da das Ehrenbürgerrecht die Rechtsfähigkeit des zu Ehrenden voraussetzt, kann die Ernennung nur zu seinen Lebzeiten erfolgen.

Bisher wurden sechs Bürger und zwei Bürgerinnen Pappenheims zu Ehrenbürgern ernannt:


Hingkeldey, Johann Andreas Friedrich, geb. 18 in ________________, gest. 1... in ______________. Er wurde im Juli 1878 erster Ehrenbürger, wegen seiner vierzigjährigen ersprießlichen Wirksamkeit". Er war Lehrer, Kantor und Gründer des regionalen Schullehrervereins. Von ihm ist u. a. "Predigt über Psalm 122 an der 100jährigen Jubelfeier der Kircheneinweihung in Solnhofen, gehalten am 21. Juli 1885"


Brebisius, Dr. Friedrich; geb. 18.. in ………….., gest. 1… in ______________; Ernennung zum Ehrenbürger am 9. August 1886 anlässlich seines 50-jährigen Doktorjubiläums. Er war seit 1854 Gerichtsarzt in Pappenheim, dann bis 1892 Bezirksarzt.


Deisinger, Dr. Wilhelm, geb. 18.. in Pappenheim, gest. … in _______________; Ernennung zum Ehrenbürger am 1. März 1891 anlässlich seiner goldenen Hochzeit. Er war Gerichtstierarzt, im Gemeindekollegium, im Magistrat und im Armenpflegschaftsrat, bevor er als Landstallmeister nach Ansbach ging. Als rühriger Mensch brachte er sich in vielfältiger Weise ins Leben der Stadt ein. Die Deisingerstraße als Hauptgeschäftsstraße in Pappenheim erinnert an den großen Sohn der Stadt.


Hans Rukwid

Hans Rukwid, geb. 1861 in Mägerkingen / Württemberg, gest. 1944 in ……………..; Ehrenbürger seit dem 3. Januar 1922, 20-jährige Tätigkeit als Magistratsrat, Bürgermeister von 1914 bis 1932 und Mitbesitzer der Ofenfabrik Glöckel und Rukwid. In seiner Amtszeit wurde in Pappenheim u. a. der Ausbau des Krankenhauses, des E-Werkes, der Wasserleitung und der Straßen vorangetrieben. An den Ehrenbürger Hans Rukwid erinnert heute die Bgm.-Rukwid-Straße, in der auch noch das Gebäude der vormaligen Ofenfabrik steht.










Hoechstetter Sophie,

Sophie Hoechstetter

geboren 1873 in Pappenheim, gest. 1945 in der Moosschweige bei Dachau; Ehrenbürgerin seit 5. Juli 1933; Mitglied der traditionsreichen hiesigen Apothekerfamilie. Als Romanschriftstellerin und Dichterin vorwiegend romantischer Texte mit geschichtlichem Bezug fanden ihre Werke in ganz Deutschland große Beachtung und Anerkennung, auch wenn ihr Lebenswandel und Selbstverständnis wohl nicht ganz in die Strömungen der Zeit passten. Außerdem war sie Malerin. Der Sophie-Hoechstetter-Weg und das Hoechstetterhaus erinnern noch heute an diese bekannte Schriftstellerin. In einer Steintafel an der Grundstücksmauer ist eines ihrer feinsinnigen Gedichte verewigt."Kein Autor hat Frnaken so schön, so einfühlend, so eindrucksvoll geschildert wie Sophie Hoechstetter."[1]








Kipfmüller, Bertha Friederika, Dr. phil, Dr. jur.; Datei:Kipfmüller B.pdf geb. 1861 in Pappenheim, gest. 1948 in Pappenheim; Ernennung zur Ehrenbürgerin am 2.März 1946. Sie war eine deutsche Lehrerin, Frauenrechtlerin, Pazifistin und Privatgelehrte und wurde 1899 die erste Frau Bayerns, die zum Dr. phil. promoviert wurde. 1886 gründete sie in Nürnberg den „Mittelfränkischen Lehrerinnenverein“ als erste berufsständische Frauenvereinigung Bayerns. Im Jahr 1890 war sie eine der Mitgründerinnen des Allgemeinen deutschen Lehrerinnenvereins. Ferner gründete sie den Richard-Wagner-Verband deutscher Frauen und war außerdem Vorsitzende der Nürnberger Sektion des Vereins für das Deutschtum im Ausland (VDA). In Nürnberg kümmerte sie sich sehr engagiert um nach dem Versailler Vertrag aus Elsass-Lothringen und Polen ausgewiesene Deutsche und um die Deutschen im Sudetenland und Südtirol.

1935 kehrte sie nach Pappenheim zurück. In ihren letzten Lebensjahren baute sie in Pappenheim das Kulturreferat der Stadt auf. Anlässlich ihrer Ernennung zur Ehrenbürgerin wurde 1946 die Straße, in der sie wohnte, nach ihr benannt.[1]


Wilhelm Kraft

Kraft, Dr. phil. Wilhelm,

geb. 1891 in Pappenheim, gest. 1969 in _____________, Ehrenbürger seit 5.August 1964; Oberstudiendirektor in Nürnberg mit ständigem Bezug zu seiner Geburtsstadt. Nach seinem Berufsleben zog es ihn wieder zurück nach Pappenheim, wo er sich als Historiker und Heimatforscher einen Namen machte und bedeutende Werke und Aufzeichnungen über die Geschichte der Reichserbmarschälle von Pappenheim machte und die Geschichte der Stadt in Arbeiten über das Augustiner-Eremitenkloster, die Kunstschätze in der Liebfrauenkirche, aber auch über Versteinerungssammlungen oder die Nadelherstellung anfertigte. Sein zentrales Verdienst ist es, die geschichtliche Bedeutung Pappenheims herausgestellt udn gefördert zu haben. Ihm zu Ehren ist der Dr.-Wilhelm-Kraft-Weg gewidmet.





Nestler, Georg,

Georg Nestler

geb. 1892 in ................, gest. 1976 in ..................; Ehrenbürger seit 21. Dezember 1967; Mitinhaber der Strickwarenfabrik Hofana. Nach der Übergabe seines Betriebes an die Firma Dino Valiano gründete er zusammen mit seiner Frau Charlotte die Nestlerstiftung, durch deren Finanzkraft wurde das Altenheim "Georg Nestler Haus" in der Alexander-Beck-Straße eingerichtet. Zeit seines Lebens hat Georg Nestler die Alten und Armen unterstützt. Großzügige Zuwendungen hat auch die damalige BRK-Sanitätskolonne Pappenheim erhalten.[2]






H. Navratil

Navratil, Hans, geb. 1922 in Mährisch Trübau /Schönhengstgau, heute Tschechische Republik; Ehrenbürger seit 28. August 2012 anlässlich seines 90.Geburtstag, ehem. selbstständiger Fotograf, kam 1946 als Heimatvertriebener in den Raum Pappenheim; ehrenamtlicher Stadtarchivar mit außergewöhnlichem Engagement für die Erforschung und Aufarbeitung der Pappenheimer Geschichte, z. B. Erstellen einer Ortschronik von Zimmern zusammen mit dem damaligen Dorflehrer Walter Kunert, Systematisierung des Pappenheimer Stadtarchivs, Beginn der systematischen Erfassung der Bewohner der Pappenheimer Häuser. Außerdem veröffentlichte er zahlreiche Schriften zur Heimatgeschichte, z. B. Pappenheim in alten Ansichten, Marschall-Friedrich Ferdinand, Graf von Pappenheim (1702-1793), und seine Mätressen, Die St.-Michaels-Kirche in Niederpappenheim, Die Chronik des Johann Martin Zuttel, der zweite Band Zuttel Zwo, Galluskirche Pappenheim mit Friedhof sowie fundierte Artikel im „Gemeindebrief" und kleinere Veröffentlichungen. Indem er in vielen Vereinen tätig ist, kommt sein unermüdlichem Einsatz für das Gemeinwohl zum Ausdruck.[3]


Weblinks im Internet:

[1] Dr. Bertha Kipfmüller

[2] Georg-Nestler-Haus

[3] Hans Navratil

Fußnoten

  1. Pappenheim.de, Sophie Hoechstetter

Reinhard Schwirzer

Reinhard Schwirzer

Reinhard Schwirzer, geb. 7. März 1947 in Weißenburg, verheiratet, zwei Söhne.


Leben und Wirken

24 Jahre war R. Schwirzer Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Weißenburg i. Bay. - von 1984 bis 2008, also vier Wahlperioden (im Gegensatz zu seinen Vor- gängern, die es auf maximal zwei gebracht hatten). Schwirzer hatte ab 1968 Jura und Politikwissenschaften in Freiburg studiert. Die Studentenbewegung hat ihn politisch beeinflusst. 1976 kehrte er nach Weißenburg zurück und übernahm die Anwaltskanzlei seines Vaters. Es gelang dem damaligen CSU-Stadtverbandsvor- sitzenden Dr. Joachim Henker, Reinhard Schwirzer für die Christlich Soziale Union zu reaktivieren, der als engagierter Gegner des damals sehr störenden Tieffluglärms durch Militärflugzeuge auf sich aufmerksam machte. 1978 wurde er in den Stadtrat gewählt. Es folgten der CSU-Ortsvorsitz und 1984 die Wahl zum Oberbürger- meister der Großen Kreisstadt Weißenburg in Bayern. Auch die OB-Wahlen 1990, 1996 und 2002 gewann er jeweils deutlich. Von 1984 bis 2008 gehörte Reinhard Schwirzer auch dem Kreistag an. 2003 übernahm er für drei Jahre die Führung der CSU-Kreistagsfraktion. 2008 trat er wegen eines Zerwürfnisses mit einem Teil der Fraktion aus der CSU aus. Seit seiner ersten Wahl 1984 ist in seiner Doppelfunktion als Oberbürgermeister von Weißenburg und als Kreisrat vieles in Weißenburg von ihm veranlasst oder/und wesentlich mitgetragen und ausgeführt worden:


Stadtverwaltung:

Beim Amtsantritt von OB Schwirzer stand die Stadtverwaltung sowohl räumlich-baulich als auch ausstattungsmäßig völlig unzureichend da. Dieser Zustand musste dringend behoben werden. Schwirzer veranlasste eine gründliche Reformierung und Modernisierung. Der Bau des Neuen Rathauses, der in Abschnitten erfolgte, war das Kernstück für die Zusammenlegung der bis dahin auf viele Dienststellen im Stadtgebiet verteilten Stadtverwaltung, die einer effektiven Zusammenarbeit hinderlich waren. OB Schwirzer förderte auch eine systematische Weiterbildung seiner Verwaltungskräfte und veranlasste einen gemeinsamen Personalrat für alle Angestellten statt vieler kleiner. Die Verwaltung selbst wurde in vielen kleinen Schritten neu organisiert und gegliedert, u. a. wurden für alle wichtigen Positionen Vertreter eingesetzt. Die Kompetenzen zwischen Verwaltung und Stadtrat wurden den modernen Gegebenheiten angepasst, indem in manchen Bereichen (z. B. Bauangelegenheiten) die Selbstständigkeit der Verwaltung erhöht wurde.

Auch die Städtischen Werke wurden baulich und strukturell völlig neu aufgestellt: Umwandlung in eine städtische GmbH statt Verkauf von wesentlichen Teilen an große Versorger, Trennung von technischem und kaufmännischem Bereich mit größeren Freiräumen für die Geschäftsführer; Neuaufstellung im Bereich Wasser: Ziel war es, die Wasserversorgung aus eigenen Kräften zu lösen (Nachhaltigkeit vor Ort), um nicht in so hohem Maße von der Fernwasserleitung aus dem Lechgebiet abhängig zu sein. Dies führte u. a. 1995/96 zur 160 m tiefen Grundwasserbohrung mit Pumpwerkbau am Kühlenbach (bei Dettenheim) und diente zur Entlastung des gefährdeten Wassereinzugsgebietes an der Lettenmühle.

Bauhof und Stadtgärtnerei wurden nachhaltig modernisiert und zusammengelegt. Ihre Leiter vertreten sich jetzt gegenseitig, die Organisation wurde gestrafft. Neue Räumlichkeiten wurden geschaffen.

Der Schlachthof als massives Defizit bringendes Unternehmen wurde aufgelöst, die geforderten Investitionen in die Bereiche Hygiene und Umwelt wären unwirtschaftlich gewesen. Das Gelände stand somit für den Neubau der Feuerwehrzentrale zur Verfügung. Der bisherige Standort Schranne in der Altstadt war nicht mehr tragbar. Der für die Feuerwehr vorgesehene Standort an der Schulhausstraße wurde damit für das Parkhaus frei (s. u.).

Durch die oben genannten und weitere Maßnahmen gelang es Oberbürgermeister Schwirzer, einen konsequenten Schuldenabbau zu erreichen, der beispiellos unter den Städten vergleichbarer Größe in Bayern ist und der nur durch einen strikten Sparkurs möglich war. Dies ist sein großes Verdienst. Die Pro-Kopf-Verschuldung je Einwohner lag am Ende seiner Dienstzeit nur noch bei 21 Euro. Es konnten Rücklagen gebildet werden und es war mehr Raum für Investitionen geschaffen, weil keine drückenden Schulden und deren Zinsen den Haushalt belasteten.


Verkehrswesen:

  • systematische Sanierung der Altstadtstraßen;
  • Sperrung des Durchgangsverkehrs am Gotischen Rathaus und damit Beruhigung des innerstädtischen Verkehrs, Einführung eines Einbahnstraßensystems in der Altstadt;
  • Parkplätze: Verbesserung der Parkplatzsituation durch Errichtung des kostenlos zu benützenden Parkhauses in der Schulhausstraße sowie des Großparkplatzes am Seeweiher (ehem. Betriebsgelände der ausgesiedelten Firma Oechsler), Verbesserung der Parksituation um den Bahnhof;
  • Ostumgehung: Projekt der Umgehungsstraße in den vordringlichen Bedarf gebracht; Anschluss des Schulviertels über die Ostumgehung und über die Erschließung der Wiesenstraße, Überführung der Niederhofener Str. über die Umgehungsstraße bei der Ausfahrt Krankenhaus,
  • Radwegenetz von der Kernstadt in die Ortsteile,
  • erfolgreiches Eintreten gegen den Ausbau der Staatsstraße durch das Schambachtal auch aus Gründen des Umweltschutzes und Durchfahrtsbeschränkung für den Schwerverkehr (mit nachhaltiger Unterstützung durch die Bürger Suffersheims),[Abstufung zur Kreisstraße im November 2012]
  • Initiative zum Bau der Westtangente (ab 2012 gebaut).


Wirtschaftliche Entwicklung:

  • Förderung der Stadtentwicklung Richtung Süden u. a. durch Ankauf und Erschließung der Gewerbegebiete Süd I und II, Anlegen des Gewerbegebietes West, um langfristig Flächen für neue Projekte der Wirtschaft anbieten zu können (z. B. Technologietransferzentrum);
  • Verbesserung der Trinkwasserversorgung (s. o.);
  • Erschließung neuer Wohngebiete in der Kernstadt und den Ortsteilen (z. B. Wülzburger Hang, Erweiterung des Baugebietes auf der Ludwigshöhe, Bebauung des Geländes des alten Kranken- hauses in der Geh.-Dr.-Dörfler-Str., Gartenfeld, Kauf des Sportgeländes an der Jahnstraße sowie Baugebiete in Emetzheim, Holzingen, Kattenhochstatt, Weimersheim usw.).
  • Sanierung und Aufwertung des städtischen Forstamtes (statt Verstaatlichung) auch als Amt für Nachhaltigkeit und Umweltpflege (Einrichtung von Ausstellungsräumen, Durchführung von Exkursio- nen, enge Zusammenarbeit mit der Stadtgärtnerei, Errichtung des Obstlehrgartens bei Kehl); Zukauf von etwa 200 ha Wald. Der „Wald“ wurde als Entwicklungsziel aufgenommen; 2001 wurde die Stadt für vorbildliche Waldbewirtschaftung mit dem Staatspreis ausgezeichnet.
  • OB Schwirzer war Mitglied im regionalen Planungsverband, der bei der Ansiedelung von Einkaufsmärkten u. ä. zustimmungsberechtigt ist. So konnten Spezialmärkte in Weißenburg eröffnen, z. B. Elektromarkt in der Adolph-Kolping-Str.).
  • Bemühungen um neue Strukturen im Fremdenverkehr durch organisatorische Einbindung des Weißenburger Raumes neben dem Naturpark Altmühltal in den Tourismusraum Fränkisches Seenland (s. a. unten).


Investitionen im Bereich Kultur, Bildung und Sport:

Neben der Förderung der Wirtschaft war die der Kultur immer ein Hauptanliegen des ehemaligen Oberbürgermeisters. So konnte in seiner Dienstzeit überdurchschnittlich viel bewegt werden.

Schulen und Sportstätten:

Schulhausneubau in Emetzheim (Erhalt der wohnortnahen Beschulung der Grundschüler), Ankauf von Flächen und damit Schaffung der Voraussetzungen für die Errichtung der Schule zur individuellen Lernförderung mit Sonderpädagogischem Förderzentrum an der Wiesenstraße, Erweiterungsbau der Staatlichen Berufsschule mit Werkstättenbau, Schaffung der Voraussetzungen für den Erweiterungsbau der Staatlichen Realschule, Sanierung der Zentralschule (Grundschule), Einsatz für die Einrichtung einer 10. Klasse an der Hauptschule (heute Mittelschule), Erhalt und Ausbau der Landwirtschaftsschule, Bereitstellung aller Flächen, auf denen sich heute Sportstätten in der Stadt befinden, sowie Schaffung der Voraussetzungen zu deren Errichtung (z. B. Sportgelände an der Wiesenstraße, Sportpark Rezataue, Halfpipe für Skater, Errichtung der Dreifachturnhalle des Landkreises u. a. m.), Ausbau und Umgestaltung des Hallenbades zur „Mogetissatherme“, Sanierung des Freibades und Ausbau zum „Limesbad“ mit Wasserrutsche u. a.

Errichtung neuer Kindergärten (z. B. An der Schnürleinsmühle, im alten Holzinger Schulhaus), Übernahme des Kindergartens in der Breitungstraße in Weißenburg vom Missionsdienst in Christus sowie Einrichtung einer Kinderkrippe dort, Sanierung des Städt. Kindergartens Am Hof, Einrichtung eines Kinderhorts in der Stichvilla.

Weitere Projekte waren der Kauf des Gebäudes der damaligen Kreisbibliothek mit anschließender Generalsanierung und einem Anbau und der Umgestaltung zur Stadtbibliothek (zwischenzeitlich gehörte sie dem Kreis - es ging um die Gleichbehandlung der Büchereien in Weißenburg und Gunzenhausen);

Errichtung des Reichsstadtmuseums neben dem Römermuseum nach modernen museumspädagogischen Gesichtspunkten sowie eines Fotoarchivs und eines Depots mit Werkstätte am Ellinger Tor.

Errichtung des „Hauses Kaaden“ (durch Kauf des Gebäudes und dessen Umgestaltung - weitgehend mit Stiftungsmitteln und Spenden finanziert), in dem neben einem Büro des Städt. Kulturamtes ein kleines Museum über die Aufnahme und Integration der Heimatvertriebenen in Weißenburg untergebracht ist und die Sammlungen der ehemaligen Kaadener Heimatstuben aufbewahrt sind. Bereits 1990 hat Schwirzer die Herausgabe des 1. Weißenburger Heimatbuches „Flüchtlingslager Wülzburg – Ankunft und Integration der Heimatvertriebenen in Weißenburg“ veranlasst, der Autor war Walter König.

Manches wurde erst durch die Sparkassen-Kulturstiftung möglich. Sie wurde 1992 von R. Schwirzer in seiner Eigenschaft als langjähriger Vorstandsvorsitzender der Vereinigten Sparkassen ins Leben gerufen und deren Vorsitzender er noch ist. Beispielhaft seien genannt: die Förderung der Schulen und anderer Kulturträger, die Mitfinanzierung der Büste von Erwin Schulhoff im Hof der Wülzburg, der Weißenburger Heimatbücher (s. u.), der Wülzburgmodelle im Inforaum auf der Wülzburg oder die sog. „Onleihe“ der Stadtbibliothek.

Das Bergwaldtheater einschließlich der erforderlichen Nebengebäude wurde modernisiert. Durch Kauf und Ausbau der Nebenräume der Karmeliterkirche konnte diese als ansprechendes Kulturzentrum aufgewertet werden. Die Sanierung des gesamten Wildbadgebäudes war dringend erforderlich geworden. Die Musikschule erhielt dabei Räumlichkeiten im Erdgeschoss. Diese Einstellung entspricht der Grundüberzeugung Schwirzers, dass Kultur in einer Kleinstadt angesichts der geringeren Geldmittel als in den Ballungsräumen die enge Partnerschaft von privater und öffentlicher Einsatzbereitschaft braucht.

Das Stadtarchiv führte ein Schattendasein im Keller des Ämtergebäudes an der Jahnstraße. Zu Schwirzers Zeiten wurde ein hauptamtlicher Archivar eingestellt (später eine zweite Vollzeitkraft) und es wurde räumlich und finanziell besser ausgestattet, die der „Weißenburger Blätter - villa nostra“ gefördert und die Herausgabe der Weißenburger Heimatbücher ins Leben gerufen und über Stiftungen finanziert oder teilfinanziert.

Die ideelle und finanzielle Förderung des Volksbildungswerkes und dessen Umwandlung in eine Volkshochschule war ein weiterer Teil der Arbeit, ebenso wie der Einsatz für den Erhalt und die Sanierung der Wülzburg durch einen Mehrjahresplan einschließlich der Errichtung einer zentralen Gedenkstätte an das Aufnahmelager für die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge nach dem 2. Weltkrieg (Wülzburg - Gedenkstätten). Auch die würdige Gestaltung des Russischen Friedhofes im Fallgarten, in dem Gefangene, die auf der Wülzburg interniert waren, begraben sind ([Schulhoff]) oder die zwei Modelle über die Wülzburg im neu geschaffenen Inforaum sind auf Initiative des damaligen Oberbürgermeisters entstanden. Ebenso wurden die wissenschaftlichen Arbeiten u. a. von der Stadt Weißenburg gefördert, und zwar sowohl über die Wülzburg (Th. Biller: Architekturgeschichte einer Renaissancefestung) als auch zur Denkmaltopographie über die Stadt und den Landkreis von Gotthard Kießling (Denkmäler in Bayern), der im Rathaus ein vorübergehendes Arbeitszimmer hatte. Auch die von Emmi Böck 1995 herausgegebenen „Sagen aus Mittelfranken“ wären ohne die Initiativen von R. Schwirzer zur Finanzierung nicht möglich gewesen.

Hervorzuheben sind ebenso seine Initiativen zur Untersuchung der römischen Geschichte Weißenburgs, z. B. Ausgrabungen am Römerkastell als Grundlage für die Rekonstruktion des Nordtores des Castrums (gegen deutliche Widerstände im Stadtrat, es waren jedoch Zuschüsse von über 70 % möglich) als Initialzündung. Dadurch nimmt Weißenburg heute eine Schlüsselstellung zur Darstellung der römischen Geschichte in Bayern ein. Durch seine Mitgliedschaft in der Deutschen Limeskommission konnten Zuschüsse für Weißenburg erwirkt werden. Das Römermuseum als Zweigmuseum der Bayerischen Archäologischen Staatssammlung konnte erweitert werden und zeigt immer wieder Sonderausstellungen. Es folgten der Aufbau des zentralen Bayerischen Limes-Informations­zentrums am Martin-Luther-Platz und die Gründung der „Limesstraße“ zusammen mit dem damaligen Oberbürgermeister von Aalen. Der bayerische Streckenabschnitt wurde von Schwirzer mit Helfern organisiert

Die Hospitalstiftung Zum Hlg. Geist wurde finanziell saniert, indem Grundstücke in Erbbaurecht verpachtet wurden. Die Erhaltung der Spitalkirche wurde Stiftungszweck.

Die Freilegung des Stadtgrabens von jeder Bebauung wurde konsequent weitergeführt (Stadtratsbeschluss aus der Zeit von OB Lenz), u. a. wurden die Brücke vor dem Ellinger Tor und die Buckelquader- stadtmauer dort wieder freigelegt und der Stadtgraben hier und andernorts öffentlich zugänglich gemacht.

Nicht zuletzt sei die Gründung der Stadtjugendkapelle Weißenburg genannt, die Schwirzer angestoßen hat und die finanziellen Voraussetzungen schuf für Instrumente, Noten, Uniformen, Unterricht usw.


Investitionen im Bereich sonstiger Infrastruktur:

  • Altstadtsanierung (z. B. Am Hof, Auf der Kapelle mit Millenneumsbrunnen, Äußere Judengasse, Gotisches Rathaus, Schranne usw.);
  • Stadtgarten an der Geh.-Dr.-Dörfler-Str.,
  • Einführen von Straßennamen in den Ortsteilen;
  • massive Förderung der Alten- und Pflegeheimsanierungen (z. B. AWO-Heim, Caritasheim, Evang. Altenheim St. Andreas) - dabei stieg die Stadt mit einem hohen Eigenanteil ein, um den Landkreis und den Freistaat Bayern ebenfalls zu verpflichten;
  • Ausbau des Krankenhauses Weißenburg und Konzeption der Zusammenarbeit auf Kreisebene mit dem Krankenhaus Gunzenhausen sowie Einrichtung von entsprechenden Fachabteilungen;
  • Erhalt des Standortes Weißenburg als Sitz eines Amtsgerichts und Erweiterungsbau am Gebäude des ehemaligen Finanzamtes in der Niederhofener Str.;
  • Erhalt des Arbeitsamtes in Weißenburg und Neubau in der Schwärzgasse;
  • Errichtung des Recyclinghofes;
  • Ausbau und Modernisierung der Kläranlage und des Abwassersystems der Stadt und seiner Ortsteile;
  • bleibende Verdienste um die stärkere Einbindung der Ortsteile an die Kernstadt und um die Vereinigten Sparkassen Weißenburg (u. a. durch die Errichtung der Sparkassen-Kulturstiftung zur Förderung des kulturellen Lebens im hiesigen Raum, s. o.) und nach deren Fusion mit der Sparkasse Roth-Schwabach um die neue Sparkasse Mittelfranken-Süd.


Mitgliedschaft in überregionalen Verbänden

Für die Arbeit als Oberbürgermeister und Kreisrat waren Reinhard Schwirzer außerdem folgende Arbeitsgremien wichtig:

  • Arbeitsgemeinschaft Fränkischer Oberbürgermeister (Gründungsmitglied)
  • nach der Gründung des Regionalen Planungsverbandes Ansbach Mitglied für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen
  • Erlass der Naturparkverordnung für den Naturpark Altmühltal (einschließlich der damit verbundenen schwierigen Diskussionen)
  • nach der Gründung der Metropolregion Nürnberg bewusste Positionierung der Stadt Weißenburg Richtung Nürnberg
  • über zwanzig Jahre im Kulturausschuss des Bayerischen Städtetages (OB Schwirzer ist in dieser Funktion wiederholt als Referent in der Evang. Akademie in Tutzing/Obb. aufgetreten)
  • Mitgliedschaft in der Deutschen Limeskommission
  • Mitglied im Historischen Verein Mittelfranken
  • private Mitgliedschaft im Förderverein des Hauses der Bayerischen Geschichte


Die wichtigsten Veröffentlichungen von Reinhard Schwirzer

Neben zahlreichen Aufsätzen und Artikeln in verschiedenen Zeitschriften verfasste R. Schwirzer Monografien zu Persönlichkeiten und Ereignissen des Weißenburger Raumes in „villa nostra - Weißenburger Blätter für Geschichte, Heimatkunde und Kultur von Stadt und Weißenburger Land“ (WBl):

  • Karl Franz Leppa - ein vergessener Autor aus Böhmen. WBl, Heft 1/1992
  • Die Weißenburger Kirchweih von 1859 in New York. Bemerkungen zur Weißenburger Auswanderung in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Nordamerika. WBl 3/1999
  • Rudolf Rombs – 50 Jahre Bürger dieser Stadt. Der zeitgeschichtliche Hintergrund. Die Geschichte der Schwarzmeerdeutschen. WBl 3/2000
  • Die Emetzheimer Pfarrkirche „St. Johannes der Täufer“. WBl 2/2003
  • Gustav Ritter von Kahr (1862-1934), seine Familie und Weißenburg. Vor 70 Jahren wurde der ehemalige bayerische Ministerpräsident ermordet. WBl 2/2004
  • „Was ihr nach meinem Ableben aus mir machen wollt, ist mir gänzlich einerlei…“ Annäherung an Erwin Schulhoff. WBl 3/2005
  • „Morgen- und Abendopfer nebst andern Gesängen“ Johann Heinrich Wilhelm Witschel (1769-1847): fränkischer Theologe, Schriftsteller und Pädagoge – Pfarrer in Kattenhochstatt von 1819-1847. WBl 2/2006
  • Georg Friedrich Jacobi und sein „Kartoffelbuch“ – Eine Entdeckungsreise, in: Jacobis Kartoffelbuch von 1818, einschließlich dessen Redaktion zusammen mit Reiner Kammerl. Weißenburger Heimatbücher Band 13. Weißenburg 2006
  • Johann Leonhard Conrad und seine kleine Welt (1760-1848), in: Weimersheim um 1800. Die Welt des Johann Leonhard Conrad(1760-1848), bearb. von Ulrike Pierl und Reiner Kammerl, Weißenburger Heimatbücher Band 14. Weißenburg 2008
  • „Einsatz ausländischer Arbeitskräfte“. Bemerkungen zum Aufenthalt von „Fremd- und Zwangsarbeitern“ während des Zweiten Weltkriegs in der Stadt Weißenburg in Bayern. WBl 2/2008, Teilheft II

Im Ruhestand beschäftigt sich R. Schwirzer trotz gesundheitlicher Probleme u. a. viel und intensiv mit Geschichtsthemen (z. B. über den „Weg in den NS-Staat – Weißenburg zwischen Monarchie und Machtergreifung“ oder die Entnazifizierung in Weißenburg).


Ehrungen

Bundesverdienstkreuz am Bande durch Bundespräsident Roman Herzog in Berlin am 22. Juli 1997. Daraus einige Textauszüge:

… Durch Ihr hohes persönliches Engagement haben Sie als Oberbürgermeister wesentlichen Anteil am außergewöhnlichen Aufschwung der Großen Kreisstadt Weißenburg i. Bayern. Sie setzten sich mit Nachdruck vor allem für die Stärkung des Zentralitätsgrads Ihrer Heimatstadt im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und in der Region Westmittelfranken ein. Ein besonderes Anliegen ist Ihnen die Förderung des Wirtschaftsraums Weißenburg. ... In vielen Gesprächen mit der Wirtschaft haben Sie harte Überzeugungsarbeit geleistet und konnten dadurch in der industrieschwachen Region Arbeitsplätze sichern und ausbauen.... Während Ihrer Amtszeit konnten aufgrund Ihrer beispielhaften Einsatzbereitschaft zahlreiche Infrastrukturmaßnahmen erfolgreich abgeschlossen werden. Im Rahmen einer groß angelegten Altstadtsanierung und Verkehrsberuhigung haben Sie erreicht, dass die bisher getrennte Stadtverwaltung nunmehr auf einem zentralen Gebäude in der Stadtmitte untergebracht ist. ... Sie haben sich durch Ihr hohes persönliches Engagement um die Bürgerinnen und Bürger Ihrer Heimatgemeinde auszeichnungswürdige Verdienste erworben.

Medaille für besondere Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung in Silber durch den damaligen Bayerischen Staatsminister des Innern Dr. Günther Beckstein in München am 3. Juli 2006. Daraus folgende Textauszüge:

… Herr Oberbürgermeister Schwirzer hat die Geschicke der Stadt Weißenburg i. Bay. maßgeblich geprägt. Ein großes Anliegen war und ist Herrn Schwirzer die Verknüpfung der historischen Freien Reichsstadt mit dem Weißenburg von heute, einer Kommune, die sich im Laufe der Zeit dank des Einsatzes von Herrn Schwirzer zu einem bedeutenden Wirtschafts-, Schul- und Tourismusstandort im südlichen Mittelfranken entwickelt hat. Die systematische Altstadtsanierung und die Verkehrsberuhigung mit einem neuen Verkehrskonzept, insbesondere durch den Bau eines gebührenfreien Parkhauses, waren zentrale Maßnahmen der Stadtentwicklung. Unter seiner Führung wurde ferner das neue Rathaus umgebaut und erweitert und das alte gotische Rathaus saniert. Es entstanden ferner ein neues Feuerwehrhaus mit Umgestaltung der Schranne. Die Sanierung der Kläranlage, die Trinkwassererschließung „Kühlebach“ sowie die Neugestaltung der Schulviertel waren weitere wichtige Baumaßnahmen in seiner Amtszeit. Die Förderung des Wirtschaftsraumes Weißenburg durch gezielte Unterstützung des Handwerks ist Herrn Schwirzer besonders wichtig. Um der Wirtschaft Ansiedlungs- und Erweiterungsflächen zu bieten, wird derzeit mit erheblichem Aufwand das neue Gewerbegebiet westlich der Bahn erschlossen. Im kulturellen Bereich konnte durch Spenden von ca. 1,1 Mio DM, für die sich das Stadtoberhaupt persönlich eingesetzt hat, insbesondere ein Reichsstadtmuseum auf den Weg gebracht werden. Daneben wurde das Bergwaldtheater ausgebaut und das Römermuseum erweitert. Besonders hervorzuheben ist auch sein Wirken bei der Erhebung des Limes zum Weltkulturerbe. Durch seinen konsequenten Einsatz für die Beschaffung nicht unerheblicher Fördermittel konnte auch die sich über Jahrzehnte erstreckende Sanierung der Festung Wülzburg vorangetrieben werden. …

Bayerische Sparkassenmedaille in Gold (2007) als höchste Auszeichnung der Sparkassen.

Aus der Laudatio des Präsidenten des Sparkassenverbandes Bayern, W. Naser: „… Schwirzer ist ein scharfer Denker mit einer scharfen Zunge, der die Vereinigten Sparkassen Weißenburg … Anfang der 90er Jahre durch schwierige Zeiten geführt hat.“


Schlussbemerkung

Diese Bilanz ist zwangsläufig unvollkommen, weshalb es mehrmals heißt „zum Beispiel“. Sie soll aber andeuten, in wie vielen wichtigen Bereichen der ehemalige Oberbürgermeister die Stadt Weißenburg wesentlich nach vorne gebracht hat. Dazu gehören aber nicht nur Baumaßnahmen aller Art, sondern u. a. auch die Verhinderung solcher (vgl. kein Straßenausbau mit Schwerlastverkehr durchs Schambachtal, Verhinderung großflächigen Steinabbaus an für die Umwelt kritischer Stelle, Kauf der Bismarckanlage von der damaligen Bundesbahn, um den Bau eines Einkaufszentrums anstelle des alten Baumbestandes zu verhindern u. a.).

In Beurteilungen heißt es u. a. „Schwirzer übt sein Amt zweifellos im Stile eines Machers aus. Zielgerichtet, straff, gründlich und zügig werde gearbeitet, … auch wenn die Mitarbeiter manchmal unter der Ungeduld ihres Chefs stöhnen.“ (Uwe Ritzer, WT vom 07.03.1997)

„Schwirzer ... genießt selbst bei anderen Parteien ... Respekt als einer der wichtigsten, geradlinigsten und vorausschauendsten Köpfe im Landkreis.“ (Robert Renner, WT vom 07.03.2007)

"Prinzipientreu und konsequent - Reinhard Schwirzer ist sich in seiner Zeit als OB treu geblieben.... Es spricht ganz offensichtlich für das Klima in der Stadtverwaltung, dass es in den vergangenen Jahren so gut wie keine Beschwerden seitens der Personalvertretung gab." (Robert Maurer, WT vom 01.05.2008)

Die Texte der Ehrungen zeigen deutlich, welch wichtige Impulse von Herrn Schwirzer in seiner Zeit als Weißenburger Oberbürgermeister und als Kreisrat ausgegangen sind.


Quellen:

Robert Renner in: Weißenburger Tagblatt vom 07.03.2007 und 07.03.2012, von Robert Maurer vom 01.05.2008 und von Uwe Ritzer vom 07.03.1997 und zahlreiche weitere Berichte im Weißenburger Tagblatt;

Informative Gespräche von Ulf Beier mit Reinhard Schwirzer am 20.03.2012, 09.08.2012 und 22.11.2012

Exulantennamen im Raume Weißenburg

Ulf Beier


Als Exulanten bezeichnet man in Mittelfranken im Allgemeinen die Glaubensflüchtlinge, die im 17. Jahrhundert wegen ihres evangelischen Glaubens benachteiligt, verfolgt und schließlich vor die Wahl gestellt wurden, entweder katholisch zu werden oder ihre Heimat zu verlassen.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts waren es nur kleinere Gruppen. Die ältesten Exulanten, die im Raum Weißenburg eintrafen, stammten aus den damals habsburgischen Landen Böhmen und Schlesien[1]. Zur gleichen Zeit kamen dann die Glaubensflüchtlinge aus Kurbaiern und Pfalz-Neuburg hinzu[2]. Die vertriebenen „Landler“ stammten vor allem aus dem „Ländlein ob der Enns“ (in etwa das heutige Oberösterreich[3] ohne das damals noch bairische Innviertel) und dem westlichen Niederösterreich. Zum geringen Teil ließen sich Exulanten aus Kärnten, dem Land Salzburg und der Steiermark hier nieder, vor allem nach 1650, nur vereinzelt früher. Der große Zug der „Salzburger“ von 1732 zog jedoch nur durch Franken durch, da sich die meisten in Ostpreußen niederließen.[4] Dabei kamen manche Nachfahren nach 1945 auf Umwegen in den hiesigen Raum.[5]


Die Evangelischen waren in ihrer Heimat starkem Druck ausgesetzt: Verweigerung der Bürgerrechte, Verbrennen evangelischer Bücher, Berufsverbot für evangelische Geistliche und Lehrer[6], Verpflichtung bei Strafe, dem katholischen Gottesdienst beizuwohnen, an der Fronleichnamsprozession teilzunehmen usw. Tausende entschlossen sich deshalb zu gehen. Für die Wirtschaft in Ober- und Niederösterreich waren die Folgen verheerend. Für die Exulanten war der Wegzug eine Katastrophe, nämlich der Verlust großer Teile ihres Vermögens, die Auflösung emotionaler Bindungen zu Familienangehörigen, Freunden und Nachbarn, aber auch der Gräber und der vertrauten heimatlichen Umgebung. Das Zurücklassen von Haus und Hof, um unangefochten im Glauben leben zu können, war für viele äußerst schmerzlich. Für das evangelische Franken, das durch die furchtbaren Geschehnisse des Dreißigjährigen Krieges verwüstet war, war dies ein Glücksfall: Es kamen tüchtige, überzeugungstreue, mutige Menschen, die in den zerstörten Dörfern und Städten fleißig am Wiederaufbau teilnahmen. – In mancher Hinsicht erinnert ihr Schicksal an das der 14 Millionen deutschen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, die nach dem 2.Weltkrieg in ein zerstörtes Restdeutschland kamen und unter schweren Bedingungen halfen, das Land wieder aufzubauen.


Es kamen aber bei den Exulanten wohl auch soziale Gründe hinzu. So finden wir unter ihnen verhältnismäßig wenige Bauern, viele Handwerker (auch qualifizierte), aber auch einfache Berufe (Hirte, Flurer, Taglöhner). Aus dem Herzogtum Pfalz-Neuburg kommen praktisch keine Bauern.


Vor allem 1632 wütete der Dreißigjährige Krieg hier furchtbar und brachte unsägliches Leid über das Land und seine Bevölkerung, und zwar sowohl durch kaiserliche als auch durch schwedische Truppen. So wurden z. B. in Suffersheim von 39 Höfen 20 zerstört und 19 total niedergebrannt, sodass dort keine einzige Familie mehr leben konnte[7]. In Haardt überstanden 2 von 14 Höfen diese Kriegszeit [8]. Das Kirchenbuch von Weimersheim vermerkt: 1632-33 grassierte hier und in der Umgegend die Pest und das Dorf war nach wiederholten Plünderungen und Feuersbrünsten zu einer Wüste geworden, sodass einschließlich Schmalwiesen und Hattenhof nur noch 4-5 Familien hier wohnten[9]. EIGLER[10] nennt folgende Zahlen:

Ort Familien 1632 1633

Geislohe 23 1 Göhren 29 2

Neudorf 43 5

Osterdorf 17 0

Schambach1 35 2


Insofern war man froh, wenn nach Jahrzehnten die verödeten Dörfer wieder mit Menschenleben erfüllt wurden. Für die einzelnen Orte im Raume Weißenburg ergeben sich dabei folgende Zahlen[11]:

  Normal  0      21      false  false  false    DE  X-NONE  X-NONE                                       MicrosoftInternetExplorer4                                        Ort                  Anzahl der Exulantennamen

Alesheim[1] - Graben 8 Schambach 8 Bergen mit Geyern Gundelsheim/Altmühl 13 Solnhofen 35

   und Kaltenbuch        53                  Holzingen                     36                  Suffersheim                  16

Bieswang 36 Höttingen 12 Thalmannsfeld 36

Bubenheim 9 Langenaltheim 62 Treuchtlingen 8

Burgsalach 24 Markt Berolzheim 126 Trommetsheim 50

Büttelbronn 35 Nennslingen 137 Wachenhofen 7

Dettenheim 22 Neudorf [2] 3 Walting 2

Dietfurt b. Treuchtl. 63 Niederpappenheim 17 Weiboldshausen 35

Ellingen 2 Oberhochstatt 41 Weimersheim 116

Emetzheim 59 Pappenheim 38 Weißenburg 430

Ettenstatt u. Reuth u.N.93 Rehlingen 24 Wettelsheim 71

[1] In Alesheim sind die Kirchenbücher verbrannt. Sie beginnen erst mit dem Jahr 1707, sodass die dort zugezogenen Exulanten von GRÖSCHEL nicht erfasst werden konnten. Noch heute gibt es in Alesheim zahlreiche Familien mit dem Namen Gagsteiger, deren Vorfahren mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit aus Oberösterreich stammen. Da wir sonst der Schreibung Gasteiger begegnen, ist es gut möglich, dass es sich hier um eine typisch Alesheimer Namensvariante handelt.

[2] Die alten Kirchenbücher sind nicht mehr vorhanden.


Die Aufzeichnungen von GRÖSCHEL sind zwar zuverlässig, aber keineswegs vollständig. Er nennt etwa 2.600 Exulantennamen. Nach Abzug der Namen, die mehrfach auftauchen und die ähnlich geschrieben werden (z. B. Kirchmaier, -mayer, -majer, -meier, -meyer), deren Schreibung sich aber im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändern konnte, bleiben etwa 1.140 verschiedene Familiennamen übrig. Die Anzahl der Namen ist nicht identisch mit der tatsächlichen Zahl der Exulanten, die höher liegt, da mehrfach nur der Haushaltvorstand genannt ist, selten die Kinder, gelegentlich die Geschwister, aber nicht, ob diese volljährig waren. Auch bleibt die Frage offen, wie lange ein Exulant als solcher zählt. Sind es nur diejenigen, die vor ihrer Vertreibung im Herkunftsland geboren waren oder auch die Kinder, wenn beide Eltern Exulanten waren? Durch die hiesigen Geburtsorte der Kinder erschienen sie nicht mehr als solche. Bekannt ist aber, dass gerade in der ersten Generation vielfach noch Exulanten untereinander geheiratet haben. Das Identitätsbewusstsein war also noch sehr ausgeprägt. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass manch ein Glaubensverfolgter die Weißenburger Gegend erst nach Umherirren in anderen Herrschaftsbereichen aufsuchte[14] und dann nicht mehr als Exulant geführt wird, sondern nach seinem letzten Wohnort.


Wiederholt finden sich Familien aus demselben Ort im neuen. Man weiß, dass man versucht hat, Familien und Dorfgemeinschaften nicht auseinanderzureißen, was in mehreren Fällen gelungen ist.[15]


Mehrere Landler werden in den Kirchenbüchern nach ihrem letzten Wohnsitz vor der Vertreibung benannt. Offensichtlich hatten sie noch keinen festen Familiennamen und sind deshalb nach der Einöde, dem Weiler oder Dorf benannt, aus dem sie kamen (z. B. Hans Obenöder aus Obenödt, heute Obernedt, einem Einzelhaus in Obertresleinsbach/O.Ö.; Oberauer aus Oberaubach, Gemeinde Eschenau/O.Ö.; Gabriel und Daniel Offenmüller von der Ofenmühle in der Ortschaft Mayrhof, Gem. Regau b. Vöcklabruck /O.Ö.; Barbara Rammelmüller, ihr Vater war Müller uff der Rammelmühl in St. Martin im Mühlkreis/O.Ö.; Maria Schabersberger aus Schabersberg/O.Ö. in Nennnslingen; Hans Schächinger aus Schächa im Ländlein ob der Enns; Schwarzlander, Daniel, aus Schwarzlandt bei Vöcklabruck[16].

Ein weiteres Problem war die Wiedergabe der mundartlichen Aussprache in der Schriftsprache: Helena Rödelsöder kommt von der Reindlsedt in Oberneukirchen bei Leonfelden in O.Ö. Sie hat ihren Namen vermutlich Räindlsêderi ausgesprochen, was der Schreiber dann „verhochdeutscht“ hat. Auch ist die Schreibung Artner wohl nur eine hyperkorrekte für Ortner. Die sogenannte oberdeutsche Anlautverhärtung macht aus Bieringer Püringer, Bühler (zu Bühel = Hügel) wird zu Püchler, außerdem durch Entrundung des ü zu Piehler. Neben dem Namen Neulinger tritt Nölinger auf. Die Nachfahren eines Pikkel von 1671 können sich heute Bickel, Pickel, Pickl, Pückel u. ä. schreiben. Ein vollständiges Erfassen aller Namenvarianten war unmöglich. Manche Namen tauchen in nahezu abenteuerlichen Schreibungen auf, z. B. Benlöder als Bennlander oder Baumgartner als Baumgartinger.


Die meisten Exulanten kommen aus dem heutigen Ober- und Niederösterreich. Häufig sind diese Namen vielsilbig und beziehen sich auf Orts- oder Flurnamen, z. B. Hinterleitner, Lichtenwalder, Rodelberger. Ein typischer Landlername ist z. B. Satzinger. Neben dem Sippennest in Burgsalach ist der Name im Raum Weißenburg und einigen Gegenden Mittelfrankens stark verbreitet, währenddessen er sonst selten ist. Auch die Namensform mit der Endung –inger gilt als typisch oberdeutsch. Der Familienname ist ein Herkunftsname, d. h. der erste Namensträger wurde nach seinem Wohnort benannt, aus dem er in einen neuen zugezogen ist.


Ferner zeigt sich, dass die FN mit der Endung –lein keineswegs nur auf Franken beschränkt sind. So nennt GRÖSCHEL neun Namensträger/innen aus dem „Ländlein ob der Enns“ (Gütlein, Eckerlein, Heberlein, Hörrenderlein, Hüntlein, Holzlein, Megelein, Reinlein, Schätzlein) sowie je einen aus Schwaben (Heuchelein) und Oberbayern (Scheublein). Der FN Pöverlein erscheint auch als Pöfferl. Dies lässt jedoch die Vermutung zu, dass es sich in einigen Fällen auch um Schreiberformen handeln kann. Entsprechendes gilt für den Umlaut –ö– in –dörfer statt oberdeutsch –dorfer. Er kann ebenfalls sekundär sein. Es ist wahrscheinlich, dass einige FN im Laufe der Zeit umgeformt wurden, z. B. aus Strasser wurde Straßner oder umgekehrt. Auch Schreibfehler sind möglich: So steht Wibner statt Wißner (heute Wiesner), Grobmeier statt Großmeier u. ä.


Während in vielen Familien zumindest eine mündliche Überlieferung besteht, dass die Vorfahren „aus Österreich“ stammen, fehlt diese bei den Exulanten aus den anderen Gebieten praktisch völlig, sodass hier nur sehr vage Aussagen gemacht werden können. Die Folge ist, dass die Anzahl der österreichischen Exulantennamen unverhältnismäßig höher ist als die der anderen.

Ferner erwies sich die Gruppe jener Namen als unergiebig, die es auch schon vor Ankunft der Exulanten im Weißenburger Raum gab bzw. von Namen aus dem Gebiet von Pfalz-Neuburg um Heideck, Hilpoltstein, die zum Teil denen des Weißenburger Raumes gleichen, z. B. Berger, Frey, Karl, Köbler, Krüger, Stephan, Weber oder Zinner[17].


Man sollte die Mobilität auch der bäuerlichen Bevölkerung in früheren Jahrhunderten nicht unterschätzen. Wie alte Steuerlisten zeigen, sind Besitzerwechsel bei Höfen an der Tagesordnung. Erst recht nahm der Wohnortwechsel im 20. Jahrhundert aus privaten und beruflichen Gründen stark zu. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, das Untersuchungsgebiet auf den Altlandkreis Weißenburg und einige Nachbargemeinden auszudehnen, um wenigstens ein Mindestmaß an räumlicher Veränderung der Menschen zu berücksichtigen. Trotzdem ist es auffällig, wie viele Exulantennamen heute verschwunden sind. Selbst wenn man außer Acht lässt, dass es den Familiennamen zwar im Untersuchungsgebiet gibt, aber der Namensträger kein Nachfahre der Glaubensflüchtlinge ist, sondern nur „zufällig“ denselben Namen trägt, so ist doch etwa die Hälfte der Exulantennamen heute hier nicht mehr zu finden.

Berücksichtigt man nur jene Namen, die mit Sicherheit oder großer Wahrscheinlichkeit Exulantennamen sind, so bleiben 217 von etwa 1.140 übrig. Das sind 19 %. D. h. 31 % der heutigen Namen im Weißenburger Raum, die auch Exulanten getragen haben, stammen von Personen, die später zugezogen sind und/oder von jeher katholisch waren. Es ist erstaunlich, dass selbst Namen, die im 17. Jh. häufig auftreten, heute ausgestorben sind. GRÖSCHEL nennt 5 Moser und 7 Steininger. Die heutigen Namensträger sind aber katholisch und stammen ursprünglich nicht von hier[18]. Erst recht sind die meisten seltenen FN verschwunden, nur wenige haben überdauert, z. B. Offenmüller in Weißenburg, Wollner in Oberhochstatt, Birngruber (heute noch 13 Telefonbucheinträge), Horndasch (20), Pöverlein (11). Außerdem ist damit zu rechnen, dass nach spätestens einer Generation die Vielfalt der Exulantennamen deutlich abgenommen haben wird, da zahlreiche Namensträger/innen keine Nachfahren im Raum Weißenburg haben.

Der Name Kirchdorfer war im 17. Jahrhundert elf Mal in fünf verschiedenen Orten im Altlandkreis anzutreffen, davon sechs Mal in Trommetsheim, während er heute in elf Orten zu finden ist mit insgesamt 21 Eintragungen im Telefonbuch. Aber in den ursprünglich genannten Dörfern tritt er heute gar nicht mehr auf, jedoch in Nachbargemeinden. Zehn der genannten Exulanten stammen aus dem heutigen Oberösterreich, dort gibt es die Kreisstadt Kirchdorf. Es handelt sich also offenbar um einen Herkunftsnamen.


In der folgenden Auflistung sind zum einen die Exulantennamen genannt, die seit dem 17. Jahrhundert bis heute in den nachstehenden Gemeinden und ihren Ortsteilen zu finden sind: Alesheim, Bergen, Burgsalach, Ellingen, Ettenstatt, Höttingen, Langenaltheim, Nennslingen, Pappenheim, Pleinfeld, Solnhofen, Treuchtlingen und Weißenburg (in einzelnen relevanten Fällen auch in Markt Berolzheim, Theilenhofen und Raitenbuch).


Maßgebend für die Untersuchung, ob es den Exulantennamen heute noch im Raum Weißenburg gibt, waren die Eintragungen bei den jeweiligen Ortsnetzen im Telefonbuch Nr. 73 von 2008 der Deutschen Post AG. Es kann nur dieser Stand wiedergegeben werden. Nicht erfasste Personen konnten verständlicherweise nicht berücksichtigt werden, wenn sie nicht dem Verfasser persönlich bekannt waren.

Die Zahl in Klammern dahinter gibt an, wie viele Namensträger heute im Telefonbuch genannt werden. Das bedeutet aber keineswegs, dass alle Genannten Exulantenvorfahren hätten, sondern dass dies wenigstens für einen Namensträger gilt. Im Allgemeinen ist dies durch Rücksprache (insgesamt etwa 200 Anrufe und Dutzende persönlicher Gespräche) geschehen, wobei die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Angesprochenen bei den Recherchen ein besonderes Lob verdienen. Kursiv geschriebene Namen zeigen an, dass es sich wahrscheinlich um einen Exulantennamen handelt, dass dies aber unsicher ist, weil es

1. den Namen auch schon vor 1600 im Weißenburger Raum gab (* hinter dem Namen) oder

2. keine Familienüberlieferung bekannt ist oder

3. der Name so häufig ist, dass eine Zuordnung zum Namen des Glaubensflüchtlings ohne umfangreiche Ahnenforschung nicht möglich ist.

In den anderen Fällen ist es sicher oder zumindest sehr wahrscheinlich, dass die Vorfahren Exulanten waren.


Die häufigsten deutschen Familiennamen, nämlich Müller, Meyer (Maier, Mair, Mayer, Meier), Schmidt, Schneider, Fischer, Weber, Becker (Bäcker), Wagner, Schäfer, Hof(f)mann, Bau(e)r, aber auch Bayer/Baier, Hu(e)ber und Weiß blieben in der Auflistung unberücksichtigt. Sie tauchen natürlich auch bei den Exulantenfamilien oft auf. Man kann daher davon ausgehen, dass unter den heutigen Namensträgern auch ihre Nachfahren sind. Aber eine Rückverfolgung bis ins 17. Jahrhundert ist wegen der zahlreichen Namensvettern schwierig.

Es ist nicht auszuschließen, dass Namen übersehen wurden, waren doch einige 10.000 Telefonbucheinträge durchzusehen[19].


1. Namen von Exulanten aus Ober- und Niederösterreich Adacker (10)

Ammersdörfer/-dorfer (11)

Angermaier/-meyer ((3)

Auer (13)

Baumgärtner (19) /-gartner (2)

Berger*/Perger (27) (s.a. 5.)

Biber (11) (s.a. 5.)

Bickel (6)(s.a. Pick(e)l)

Biringer (1)

Brechenmacher (4)

Brock (2)

Buchberger (2)

Buchinger (9)

Buchstaller (4)

Dietrich (25) (s.a. 5.)

Ebner (3)

Eckart/Eckardt (5)

Eckerlein* (24)

Eisenmeier (9)

Eißenberger (3)

Enderlein (16)

Erdmannsdörfer (6)

Fellner (7)

Föttinger (14)

Forster* (28)

Franz (6)

Fried(e)l (9)

Fuchs* (33) (s.a. 5.)

Gagsteiger (20)

Geißelmeyer (1)

Goppelt (18)(s.a. 5.)

Gruber (68) (s.a. 3.)

Grünsteudel (6)

Hammer (11)

Heckel* (16)/Heckl (11) (s.a. 3. u. 4.)

Hemmeter (22)

Her(r)mann (29)

Herzog* (14)

Hetzner (7)

Hinterleitner (3)

Hofer (8)

Holzinger (15)

Horn (6)

Hübner (15)

Hüttmeyer/-meier ((11)

Hut(t)er (7)

Jung* (18)

Jungmeier (4) (s.a. 6.)

Jungwirth (2)

Kattinger (14),

Kemmelmeier/-meyer (18)

Kern (20)

Kirchdorfer (24)/-dörfer (2)

/-dorffer (8)

Kirchmeier/-meyer (7) (s.a. 3)

Kittsteiner (25)

Knoll (30)

Krauß (9)/Kraus (10)

Lehner (20)

Lichtenwalder (7)

Liebhardt (7)

Lindner* (26) (s.a. 2.)

Lippenberger (4)

Merkenschlager (1)

Mayerhoffer (2)/Meyerhöfer (4)

Meierhuber (4)/Meyer- (2)

Meingast (3)

Mittermeier (2) (s.a. 4.),

Moshammer (4)

Mühlöder (11)

Mü(h)rl (7)

Natter (4)

Neuhäuser/-häußer ((5)

Neumayer/-meier/-meyer (32)

Noderer (1)

Oberhuber (11)

Obermeyer/-meier* (28)

Obernöder (11)

Opitsch (7)

Ortner (11)

Oster (4)

Pauckner (12)

Pick(e)l (10) (s.a. Bickel)

Pöverlein (11)

Preu (4)

Reindel (9)

Reingruber (2)

Reinhard/dt/t (6) (s.a. 2.)

Reißinger (8)

Reithinger (1)

Reuter (26)

Riedel (15) / Riedl (21)

Rodelberger (3)/Rottelberger (1)

Rösch* (15) ( s.a. 5.)

Roth* (43) (s.a. 4.)

Rotheneder (3)

Röttenbacher (15)

Rührnschopf (4)

Satzinger (79)

Säuringer (2)

Schleg(e)l (9)

Schreiner (12)

Schwarz (53) (s.a. 2. u. 3.)

Schweinzer (5)

Schwenk (42)

Sindel (13)

Staudinger* (3) (s.a. 3.)

Stauffer (7)

Stettinger (13)

Stöhr (57)

Strob(e)l* (29)

Sturm (6) (s.a. 3.)

Traunfelder (1)

Volkersdorfer (2)

Wechsler* (14) (s.a. 3.)

Weißbeck (5)

Wieser (15) (s.a. 2.)

Winkler (37) s.a. 2. u. 4.)

Wimmer (4)

Winter (52) (s.a. 2, u.4.)

Wolfshöfer (5)

Wolkersdörfer (3)

Wollner (2)

Wurm (23) (s.a. 5.)

Zehnder (2)

Zol(l)nhofer (26)

Zeh(e)nder (2)


2. Exulantennamen aus den damaligen österreichischen Erblanden Böhmen, Mähren, Schlesien, Kärnten, Steiermark, Tirol und Westungarn: Bit(t)ner/Büttner (7 ev.) (Wien, s.a. 6.)

Ellinger (21) (Kärnten)

Feldner (4) (Tirol)

Grimm* (55) (Böhmen; s.a. 3.)

Kipf (5) (Böhmen)

Lindner* (20) (Eger/Böhmen)

Nagel (6) (s.a. 6.)

Opitz (9) (Wien)

Reichard/dt/t (37) (Südmähren)

Reinhard/dt/t (6) (Prag; s.a. 1.)

Schwarz (53) (Böhmen; s.a. 1. u. 3)

Seidel (12) (Böhmen)

Wieser (15) (Kärnten; s.a. 1.)

Wenninger (9)

Winkler (37) (Steierm; s.a. 1. u. 4.)

Winter (52) (Mähren; s.a. 1. u. 4.)

Wurzer (7) (Sterzing/Tirol)

Zimmermann ((6) (Eger/Böhmen)


3. Exulantennamen aus dem Herrschaftsgebiet Pfalz-Neuburg (mit Heideck, Hilpoltstein): Adel* (2) (Weilheim)

Bart(e)l (23) (Aberzhausen)

Beierlein* (21) /

Beyerlein (7) (Monheim)

Ernst* (13) (Rennertshofen)

Grimm * (55) (Hilpoltstein)

Gruber (68) (Grien; s.a. 1.)

Heckel* (16) /

Heckl (11) (s.a.1. u. 4.)

Horndasch (20) (Heideck)

Knab (5) (Wemding)

Kirchmeier/meyer (7)( Monheim; s.a. 1.)

Kraft* (37) (Heideck)

Linsenmeier/-meyer (6)

Meister* (5) (Hilpoltstein)

Schmidtkonz (15)

Schmidkunz (6) (Heideck)

Schreiber (13) (s.a. 4.)

Schwarz (53) (Hilpoltst. u. Neuburg: s.a. 1. u. 2.)

Staudinger* (3)(s.a. 1.),

Steiner (20) (Neubg; s.a. 4. u. 6.)

Sturm (6) (s.a. 1.)

Wechsler * (14) (s.a. 1)

Wid(e)mann* (22) (Wemding; s.a. 5.)


4. Exulantennamen aus dem Kurfürstentum Baiern (Ober-, Niederbayern, Oberpfalz): Arauner (4)

Bi(e)swanger* (7) (Raum Wemding)

Binder (5) (s.a. 5.)

Gut(h)mann* (38)

Heck(e)l* (27) (s.a. 1.u. 3.)

Held* (23)

Hölzel/Hoelzel/Hölzl (28)

Merkel (13)

Mittermeier (2) (s.a. 1.)

Roth* (43) (s.a. 1.)

Schreiber (13) (s.a. 3.)

Städ(t)ler (20)

Steiner (20) (s.a. 3. u. 6.)

Straßner (25) (s.a. 5.)

Winkler (37) (s.a. 1. u. 2.)

Winter (52) (s.a. 1. u. 2.)


5. Exulanten aus anderen Gebieten (auch aus dem Erzbistum Salzburg): Berger/Perger (27) (Salzburger Land; s.a. 1.)

Biber (11) (Salzburger Land; s.a. 1.)

Binder (5) (Salzburg, s.a. 4.)

Brunner (9) (Pfalz; s.a. 1.)

Dietrich (25) (Elsass, s.a. 1.)

Ferber*/Färber (6) (Doanuwörth)

Frey* (16)

Fuchs* (33) (Regensburg; s.a. 1.)

Goppelt (18) (s.a. 1.)

Kirschbaum (1)

Rösch* (s.a. 1.)

Roth (Bayern; s.a. 1.)

Straßner (25) (Wttbg.; s.a. 4.)

Wied(e)mann* (22) (Eichstätt,; s.a. 3.)

Wurm (Bistum Passau; s.a. 1.)



6. Exulanten, deren Herkunft nicht bekannt ist: Bi(t)tner/Büttner (7 ev.) (s.a. 2.)

Enzenberger (5)

Hausleider (2) (Österreich)

Hinterholzinger (1)

Hohenberger (7)/Höhen- (3)

Jungmeier (4) (s.a. 1.)

Mühlöder (11) (Österreich)

Nagel (6) (s.a. 1.)

Salzner (8)

Stadelbauer (12)

Steiner (20) (s.a. 3. u. 4.)

Wenk (7)

Wissinger (3) (Österreich)

Wolf (32)

Zagelmeyer (2)

(wahrsch. Österreich)


Folgende Namen sind Herkunfts- oder Wohnstättennamen[20] Adacker (Wohnung am öden Acker),

Ammersdorfer (Ammerstorf in O.Ö),

Auer (zum ON oder Flurnamen Au = feuchtes Wiesenland),

Baumgärtner (Wohnung am (Obst-)Baumgarten oder ON),

Berger (häufiger ON u. Flurname),

Bi(e)swanger (Bieswang b. Pappenheim),

Biringer (ON Pühring in O.Ö.),

Birngruber (Wohnung an einer Vertiefung, in der Birnbäume standen),

Brunner (häufiger ON Brunn),

Buchberger (häufiger ON u. Flurname),

Buchinger (ON Buching, N.Ö.; Buchen 2x in O.Ö.),

Buchstaller (Stall = Stelle mit Buchen),

Ebner (Wohnung im Talboden, in der Ebene oder ON Eben, Ebenau),

Eißenberger (Eitzenberg in O.Ö.),

Ellinger (2 Weiler Elling in O.Ö.; ON Ölling in O.Ö. u. 2 in Salzburg),

Enzenberger (Enzersberg b. Salzburg, Enzelsberg in Obb. u. d. Opf. oder Flurname),

Erdmannsdörfer (Ort in O.Ö.),

Feldner (ON Felden),

Föttinger (Ursprungsort nicht bekannt, vielleicht Vötting/Ndb. oder Vötting/Obb.),

Forster (häufiger ON u. Flurname Forst),

Gagsteiger (Wohnung am steilen (= gach) Steig),

Gruber (tief gelegene Stelle im Gelände),

Grünsteudel (Wohnung an der Staude = Busch),

Hausleider (Leite = Steilhang am Haus),

Helfenberger (Ort in O.Ö.),

Hinterholzinger (5 ON Hinterholz in N.Ö., 2 ON in O.Ö.),

Hinterleitner (Leite = Steilhang),

Hölzel (kleiner Wald),

Holzinger (2 ON Holzing in N.Ö., 3 ON in O.Ö.),

Hofer (Inhaber eines großen Hofes; häufiger ON Hof u. Hofen),

Hohenberger/Höhen- (häufiger ON),

Horn (Wohnung bei einem (Berg-)Horn, nach einem Flurnamen; ON Horn in N.Ö.),

Kattinger (Ursprungsort unbekannt),

Kirchdorfer (z. B. Kirchdorf/O.Ö.),

Kirchmeier (vgl. Niedermeier),

Kirschbaum (Wohnung dort),

Kittsteiner (urspr. zum Flurnamen Kitzstein) ,

Lichtenwalder (heller Wald),

Lindner (häufiger ON u. Flurname Lind(e), Linden, Lindenau),

Lippenberger (Flurname, Lipp = Philipp),

Mayerhoffer / Meyerhöfer (6 ON Maierhöfen in N.Ö., 4 Maierhof in O.Ö. u. viele Einzelhöfe),

Merkenschlager (Flurname: Schlag = Rodung; Merk = Markward, Markus o.ä.),

Moshammer (3 ON Mosham in O. Ö.),

Mühlöder (Mühle als Einöde bzw. ON Mühledt, O.Ö.),

Neuhäuser (3 ON Neuhaus in N.Ö. u. 2 ON in O.Ö.; ON Neuhausen in O.Ö.),

Niedermeyer/-meier (nach der Lage im Dorf, Maier = großer Bauer mit besonderen Rechten),

Oberhuber (Bauer, der eine Hube (= Hufe) Land hat und oben im Dorf wohnt),

Obermeier (s. Niedermeyer),

Obernöder (oberer Einödhof),

Oster (Hof im Osten des Dorfes),

Reingruber (Reingrub in N.Ö.),

Reißinger (ON Reitzing in N.Ö.),

Reithinger (3 ON Reiting in O.Ö.),

Reuter (häufiger ON Reut(h), Reit = Rodung),

Rodelberger (Flurname),

Röttenbacher (2 ON Rottenbach in N.Ö. u. ON in O.Ö.)

Rotheneder (Einödhof des Roth),

Satzinger (Satzinghof b. Arbesbach / N.Ö.),

Säuringer (Ursprungsort nicht bekannt),

Stadelbauer (beim (Zehent-)Stadel wohnender Bauer bzw. zu ON Stadl Paura, O.Ö.),

Staudinger (einer aus den Stauden, zu mhd. Gesträuch, Gebüsch),

Stauffer (zum ON Stauf /O.Ö. bzw. mhd. stouf = hochragender Felsen),

Steiner (häufiger ON u. Flurname Stein),

Stettinger (ON Stetten in O.Ö. u. 2 ON in N.Ö.),

Straßner (an der Straße Wohnende),

Traunfelder (Ort in N.Ö.),

Volkersdorfer (Volkersdorf u. –torf in O.Ö.; Volkersdorf im Kr. Ansbach; s.a. Wolkersdörfer),

Wenninger (Hof in d. Steierm., ON in d. Schweiz),

Wieser (häufiger ON u. Flurname),

Winkler (im Winkel Wohnende, ON Winkel),

Wissinger (5 ON Wiesing in O.Ö., je 1 ON in Salzburg u. Tirol),

Wolfshöfer (ON in N.Ö. u. Name von Einödhöfen),

Wolkersdörfer (2 ON Wolkersdorf in N.Ö., je 1x in O.Ö, Kärnten u. Steiermark; s.a. Volkersdorfer),

Zol(l)nhofer (vermutl. nach einem Einzelhof benannt; Sippennest in Langenaltheim, Büttelbronn)


Exulantennamen, die sich von Berufen ableiten Angermaier/meyer (Oberbauer mit niederer Gerichtsbarkeit, dessen Hof am Dorfanger liegt)

Bei/y/erlein (= Bäuerlein, Ableitung von Bauer), Binder (Büttner, Fassbinder), Brechenmacher (Hersteller von Flachsbrechen),

Bittner (= Büttner, Fassbinder),

Eisenmeier (zum PN Isan- oder Eisenhändler; s. Angermaier),

Färber/Ferber,

Fellner (Fellhändler),

Geißelmeyer (1. zu Giselher, 2. zu Geißel = Peitsche; 3. zu Geisel, Kriegsgefangene, die dort Schutz fanden; s. Angermaier),

Heck(e)l (Hacker, Hauer v. Fleisch, Wein, Holz),

Hübner (= Huber; Bauer, der eine Hube (= Hufe) Land hat),

Hüttmeyer/-meier (1. Hütte = Verkaufsladen; 2. = bergmännisches Gebäude; s. Angermaier),

Hut(t)er (1. Hutmacher; 2. Hüter, Wächter),

Jungmeier (Sohn des Meier, s. Angermaier),

Jungwirth (der Jüngere i. Ggs. zum Vater oder einem älteren Wirt),

Linsenmeier (nach der Abgabepflicht oder dem Anbau; s. Angermaier),

Meierhuber (Huber auf einem Meierhof oder Sohn des Meiers, s. Hübner u.Angermaier),

Meister (auch Aufseher, Lehrer, Bürgermeister),

Mittermeier (nach der Lage mitten im Dorf; s. Angermaier),

Neumeyer (Standesname für den neu angesiedelten Maier; s. Angermaier),

Niedermeyer (s. Angermaier), Obermeyer (s. Angermaier),

Pauckner,

Pick(e)l (= Spitzhacke als typ. Werkzeug),

Preu (Bierbrauer),

Salzner (Salzhändler, -sieder),

Schmidtkunz (Konrad der Schmied),

Schreiber (Stadt- o. ä.),

Schreiner,

Stöhr (= Handwerker, der in einem fremden Haus sein Handwerk ausübt),

Wechsler (Geldwechsler),

Weißbeck (Weißbrotbäcker),

Wid(e)mann (Bewirtschafter eines Widdums = Kirchengutes), Wimmer (ebenso),

Wollner (Wollhändler oder Wollschläger, der die Wolle vor dem Verspinnen durch Schlagen auflockerte),

Wurzer (Gewürzhändler, -anbauer),

Zagelmeyer (Zagel = schmales Grundstück, Ende eines Landstrichs; s. Angermaier)

Zeh(e)nder (Zehentpflichtiger bzw. Zehenteinnehmer),

Zimmermann


Namen, die auf Rufnamen zurückgehen Adel (zu Adalbert, -hard u. ä.) Liebhardt (zu mhd. liob+hart = kühn)

Bart(e)l (zu Bartholomäus) Meingast (mhd. PN Meingoz)

Brock (Kurzform zu Brockhard u. ä.) Merkel (zu Markward, Markus u. ä.)

Eckardt Opitsch/Opitz (slawisch überformt zu Albrecht)

Eckerlein (zu Eckhard) Pöverlein (zu ahd. Poppo, Bodefried, -hard u. ä.)[21]

Enderlein (zu Andreas) Reichard/dt/t (zu Richard)

Ernst Reinhard, Reindel

Franz Riedel/Riedl (zu Rüdiger, Rudolf o. ä.)

Fried(e)l (zu Friedrich, -bert, Gottfried, Win- usw.) Schmidtkunz (Konrad der Schmied)

Goppelt (zu Godbold) Seidel (zu Siegfried, -old o. ä.)

Herrmann Sindel (zu Sindbald, -bert, -hold u. ä.)

Kraft (alter Rufname, auch: kräftiger Mann)


Übernamen

Biber (wegen großer Schneidezähne; aber auch für den Biberfänger oder Biberpelzträger),

Frey (der Freie, nicht Leibeigene),

Fuchs (1. Haarfarbe; 2. Schlauheit; 3. Hausname),

Grimm (zu grimmig, unfreundlich),

Gut(h)mann (Unbescholtener, Ehrenmann),

Hammer (Benennung nach dem Werkzeug: Schmied),

Held (der Mutige, aber auch ironisch möglich),

Herzog (nach einem Abgabe- oder Dienstverhältnis zu einem Herzog),

Horndasch (Hersteller oder Träger einer hornförmigen Tasche),

Jung (für den Jüngeren in der Familie),

Kern (1. vom Getreide, Name für Bauern; 2. Kern = das Wesentliche, für tüchtigen Menschen),

Knab (junger Mann, Diener, Knappe),

Knoll (nach der Gestalt o. ä.),

Krauß/Kraus (kraushaarig),

Nagel (Nagelschmied),

Roth (nach der Haar- oder Gesichtsfarbe),

Rührnschopf (Satzname: Bewege den Haarschopf),

Schwarz (nach der Haarfarbe),

Schwenk (nach dem schwingenden Gang),

Strob(e)l (struppiges Haar),

Sturm (von heftiger Gemütsart),

Winter (nach der Abgabezeit für Zinsleistungen),

Wurm (= Lindwurm – als Haus- oder Beiname),

Zehnder (Zehentpflichtiger oder Zehenteinnehmer).


Nicht eindeutige Namen

Arauner (1. Ableitung zu Arnold?; 2. zum ON Arogno b. Lugano/Schweiz),

Hemmeter (1. ahd. Vorname Hemeth; 2. altes Getreidemaß),

Hetzner (1. Sohn des Hetzel?; 2. zu Hetzer = Jagdtreiber),

Kemmelmeier (1. Ableitung zu Kämmermeier = Meier auf einem Kammergut, d. h. Gut des Landesherrn; 2. die alte Form heißt Kaymelmeier: zu Keim = Sprössling, also Sohn des Meier),

Kipf (1. Wagenrunge; 2. Anhöhe, Berg; 3. zänkischer Mensch; 4. spitz zulaufendes Grundstück),

Lehner (1. Besitzer eines Lehens, Bauerngutes; 2. an der Berglehne wohnend; 3. Kurzform zu Leonhard o.ä.)

Mürl (Sohn des: 1. Mir- (slaw. PN), 2. des Murr (= mürrischer Mensch); 3. Mirl = Maria Lichtmess als bäuerlicher Abgabetermin)[22],

Natter (1. Nather = Näher; 2. Übername zu Natter),

Noderer (1. Notleidender; 2. Einödhof Nodern/Noter/Nader o.ä.; 3. nodern = unsicher gehen),

Ortner (1. Hof, der im Winkel oder am Ortsende liegt; 2. Kurzform zum Rufnamen Ortlieb o. ä.),

Rösch (1. schnell, munter, tapfer; 2. steiler Berghang),

Salfner (1. zu sal(v) = dunkel, schmutzig; 2. Salfen = Salbei),

Schlegel (1. Berufsübername zum Werkzeug Schlägel = schwerer Hammer; 2. Übername für einen groben Menschen; 3. Wohnstättenname: Ort, wo geschlagen wird (Schmiede, Schlachthaus); 4. Hausname),

Schweinzer (1. zum mhd. PN Swîn; 2. Nasalierung des Herkunftsnamens Schweizer),

Städ(t)ler (1. Aufseher über einen Stadel; 2. nach dem ON Stadl, Stadlern u.ä.),

Wenk (1. Wohnung an einer Wendung, Biegung; 2. Übername für einen Wankelmütigen)


Schließlich gibt es heute im Raum Weißenburg auch Exulantennamen, die von GRÖSCHEL nicht erfasst wurden, weil ihre Namensträger zunächst nicht im Untersuchungsgebiet wohnten und erst im Laufe späterer Generationen zugezogen sind, meist aus den Nachbarlandkreisen, z. B. Amslinger (3), Dorner (25), Ehrngruber (4)/Ehrengruber (13), Endres (11), Felleiter (30), Helfenberger (4), Hinterbuchner (2), Menhorn (5), Minnameyer (4), Rachinger (24), Röthlingshöfer (1), Siebentritt (2).


Man sollte nicht vergessen, dass hinter all den Zahlen und Namen menschliche Schicksale stehen, was an folgenden beiden Beispielen aufgezeigt werden soll:

Mehrere Fürsterzbischöfe von Salzburg verboten ihren Untertanen, ihre Kinder unter 12 Jahren mitzunehmen. Sie mussten bei katholischen Pflegeeltern untergebracht werden. Damit versuchte man, die Eltern unter Druck zu setzen, nicht auszuwandern, weil Familien zerrissen wurden[23].


Gelegentlich wiederholen sich geschichtliche Ereignisse auf tragische Weise: So kommen 1643 Lorenz Englisch und 1645 Michael Englisch, beide aus Freudenthal in Österreichisch Schlesien, als evangelische Glaubensflüchtlinge nach Ellingen2. Der Familienname ist jedoch später nicht mehr in unserem Raum zu finden. Gut 300 Jahre später, 1947 kommt die Kriegswitwe Anna Englisch mit ihren fünf Kindern aus derselben Gegend (Einsiedel b. Freudenthal), die 1918 ein Teil der Tschechoslowakei wurde, als Heimatvertriebene auf die Wülzburg, dann nach Burgsalach. Heute wohnen einer der Söhne und ein Enkel in Hatttenhof, sodass der Familienname wieder im Raum Weißenburg vorhanden ist. War es im 17. Jahrhundert religiöse Unduldsamkeit, so waren es nach dem 2. Weltkrieg nationalistische Gründe, die die eingesessene Bevölkerung zwangen, ihre Heimat zu verlassen. Und bedauerlicherweise werden noch heute Menschen wegen ihres Glaubens, ihrer Sprache, Herkunft, Hautfarbe oder politischen Gesinnung verfolgt und vertrieben.


Dieser Aufsatz ist die Zusammenfassung einer 44 Seiten umfassenden Untersuchung über die Exulantennamen im Raume Weißenburg. In dieser sind alle einschlägigen Familiennamen erfasst und nach Orten aufgeschlüsselt, und zwar sowohl für das 17. Jahrhundert als auch für das Jahr 2008. Die Arbeit liegt im Stadtarchiv Weißenburg und beim Verfasser Ulf Beier, Weißenburg.

Fußnoten

  1. GRÖSCHEL, Karl: Exulanten in Stadt und Bezrik Weißenburg und Dekanant Heidenheim. Weißenburger Heiamtabücher Band 9, Weißenburg 1935, z. B. Mathes Menzel aus Bunzlau in Niederschlesien, 1607 in Weißenburg; Hans Mößler 1617 aus der Gegend von Eger in Westböhmen
  2. KUHN, Hans: Reforamtion und Gegenreformation im Herzogtum Pfalz-Neuburg. Weißenburger Heimatbücher Band 9, Weißenburg 1935, S. 18:, z. B. Christian Frick, 1617 aus Neuburg; Paulus Fischer aus Linden bei Schrobenhausen 1623 nach Weißenburg; Tobias Merckneschlager 1644 in Nennslingen aus Oberösterreich (Namen nach GRÖSCHEL, s. o.)
  3. im Weiteren mit O.Ö. abgekürzt; N.Ö = Niederösterreich; FN =Familienname, PN = Personenname; ON = Ortsname
  4. LIPPERT, Adolf: Die protestantische Auswanderung aus dem Erzbistum Salzburg in den Jahren 1731/32, Weißenburger Heimatbuch Band 9, Weißenburg 1935, S. 31 ff
  5. z. B. die Famile Schweinberger (1732 nach Ostpreußen, 1945 nach Weißenburg oder die Familie Bast in Reisach.