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Johann Zörkler
Johann Zörkler


Johann Zörkler (geb. 3. Juli 1913 in Weipert, böhmisches Erzgebirge, gest. 3. September 1996 in Treuchtlingen). Er war Realschuldirektor in Treuchtlingen, der sich in vielfältiger Weise in das öffentliche Leben im Raume Weißenburg einbrachte.
'''Johann Zörkler''' (geb. 3. Juli 1913 in Weipert, böhmisches Erzgebirge, gest. 3. September 1996 in Treuchtlingen). Er war Realschuldirektor in Treuchtlingen, der sich in vielfältiger Weise in das öffentliche Leben im Raume Weißenburg einbrachte.


==Leben==
==Leben==

Version vom 26. Oktober 2013, 15:58 Uhr

über mich

Jahrgang 1941, in Weißenburg seit 1971; verheiratet, zwei Söhne, vier Enkel

im Ruhestand, vorher Studienrat an der Realschule Weißenburg

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bereits bearbeitete Themen

Altmühl, Brombachsee, Igelsbachsee, Hahnenkammsee, Schwäbische Rezat, J.Lidl, Fr. Liebl, Dr. Otto "Leo", E.Model, Ergänzung Dettenheim u. R. Nebel, Friedrich-Ebert-Str., J.Schieder, G.Demel, Anlauter, 5 Artikel v.H. Spitschka, Rennweg, SL WUG, Wohnstättennamen, Wülzbg.-Gedenkst., Heimatbücherverz., Bahnhofstr., Karl IV., Landschaftsbild, 4 Artikel Mundart (Mertens), 3 Artikel über die Schambach, HNavratil, StHedwigMB, Erzgeb.stub.GUN, OBSchwirzer, Hist.Stammtisch, Exulantennamen (40), WUG-SEB, OStiepak, RainMesserer, Papp.Ehrenbg., Ergänzg. Wßbg.Bgm., 5 Zeitzeugenberichte (50), AlBinkert, JohMertens, TreuchtlMöhrenb., EBW, StrN m. Bez. zu Vertreibg., Schulzentrum, Stichvillapark, E.-Schulhoff-Str., Einwohnerzahlen aktualisiert ab 1960, Patensch. (60), 2x RSWUG, AHochmuth, MWenz, RJoppien, Wßbg. FlN 1,JZörkler


Johann Zörkler

Johann Zörkler (geb. 3. Juli 1913 in Weipert, böhmisches Erzgebirge, gest. 3. September 1996 in Treuchtlingen). Er war Realschuldirektor in Treuchtlingen, der sich in vielfältiger Weise in das öffentliche Leben im Raume Weißenburg einbrachte.

Leben

Johann Zörkler wurde 1913 in Weipert im oberen Erzgebirge als Sohn des Bürgerschuldirektors Josef Zörkler geboren. Er hatte zwei Schwestern, die ebenfalls den Lehrberuf ergriffen. [1] Besuch der Volks- und Bürgerschule in Weipert, 1928-1932 deutsche Lehrerbildungsanstalt in Komotau/Nordwestböhmen. Einsatz in verschiedenen Schulen der Umgebung; 1938 Heirat mit seiner Kommilitonin Rosl Schreiber aus Kaaden, der heutigen Patenstadt Weißenburgs . 1937-1939 in Prag und Eger Erwerb der Lehrbefähigung für Bürgerschulen (das entspricht in etwa der heutigen Realschule) für die Fächer Deutsch, Tschechisch und Leibeserziehung (= Sport). Kurz vor der Geburt seines ersten Sohnes Wolfgang musste Zörkler 1940 einrücken und wurde 1941 schwer verwundet. Noch in der alten Heimat wurde sein zweiter Sohn Manfred geboren.

Nach der Kriegsgefangenschaft im berüchtigten Lager Bad Kreuznach traf er 1946 seine inzwischen aus der Heimat vertriebene Frau mit den Kindern und der Großmutter in Niederbayern wieder. Dort wurde auch die Tochter Rosemarie geboren. Aufgrund seiner mittlerweile nachgewiesenen Qualifikation zum Mittelschullehrer (entspricht dem heutigen Realschullehrer) wurde Zörkler 1955 nach Treuchtlingen versetzt, wo er zum Mittelschuloberlehrer und Realschulkonrektor bis zum Realschuldirektor aufstieg und ab 1969 die dortige Realschule leitete. Nach deren Integration 1974 in die Senefelder-Gesamtschule war er auch stellvertretender Schulleiter. 1978 ging Zörkler nach 44 Dienstjahren in Pension, aber nicht in den Ruhestand.

Wirken

Seit 1955 hat J. Zörkler tatkräftig die Treuchtlinger Mittelschule, dann umbenannt in Realschule, mitgestaltet. Von 1974 bis 1978 hat er die Senefelder-Schule mit aufgebaut und unermüdlich für die Einrichtung gewirkt. Die Benennung der Schule nach Aloys Senefelder, der in Prag geboren wurde und der Erfinder des Steindrucks mit dem Solnhofner Marmor war, geht auf Zörklers Initiative zurück.

Seit 1956 aktives Mitglied im katholischen Kirchenchor Treuchtlingen.

Mitglied und mehrere Jahre stellvertretender Vorsitzender des Treuchtlinger Bädervereins und lange Zeit Kassenprüfer

1956-1969 Bezirkskassenführer und 1969-1971 Bezirksvorsitzender des Bayerischen Realschullehrerverbandes

1958-1962 Gruppenvertreter der Mittelschullehrerschaft im Landespersonalrat

Führer im Treuchtlinger Heimat- bzw. Volkskundemuseum und – zusammen mit Josef Lidl – Einrichtung einer Abteilung über das Sudetenland (bis zum Brand)

In die Altlandkreise Weißenburg und Gunzenhausen sind nach dem 2. Weltkrieg sehr viele Heimatvertriebene aus dem Raum Weipert und Kaaden gekommen, denen sich Zörkler besonders verbunden fühlte:

25 Jahre Kulturreferent und Pressewart in der Ortsgruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Ab 1978 Kulturreferent des Kreisverbandes und Schriftführer im Bund der Vertriebenen

Vorsitzender des Heimatausschusses Weipert und Organisator der damals jährlichen Heimattreffen in Gunzenhausen

Initiator der Patenschaft (Patenschaften) Gunzenhausens über Weipert und Schaffung angemessener Räumlichkeiten für die Erzgebirgsschau

Würdigungen

Johann Zörkler gehörte der Generation an, deren Leben wesentlich durch die Zwischenkriegszeit, den 2. Weltkrieg und die Vertreibung aus der Heimat geprägt war. Er war aber auch jemand, der sich nach dem Zusammenbruch nachhaltig in seine neue Umgebung einbrachte, jedoch die alte Heimat im Herzen behielt.

Man lobt Zörklers menschliche Wärme. Er war freundlich, gütig, anderen Menschen zugewandt und nicht auf eigene materielle Vorteile bedacht. Er drängte sich nie vor, sondern blieb zurückhaltend.

„Zörkler war Pädagoge mit Leib und Seele. Mit seinem Engagement hat er nicht nur unzählige junge Menschen in einer recht unruhigen Zeit erzogen, sondern auch das Ansehen der Realschule und der Senefelder-Schule gefördert. Er erfuhr Achtung von Kollegen sowie Schülereltern gleichermaßen und war beliebt wegen seiner heiteren Zuversicht und seines kollegialen Führungsstils.“ (Treuchtlinger Kurier vom 7./8. September 1996)

Ehrenzeichen des Bundes der Vertriebenen

Großes Ehrenzeichen der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Stadtplakette am Band der Stadt Gunzenhausen

Quellen:

Nachlass von Johann Zörkler; Mitteilungen der Tochter Rosemarie Schwiete, Donauwörth; Würdigungen im „Treuchtlinger Kurier“ vom 7./8. September 1996 und zum 100. Geburtstag im „Kaadner Heimatbrief“, Folge 7, Juli 2013

Fußnoten

  1. Die Heimatstadt, die vor dem 2. Weltkrieg 11.100 deutsche und 600 tschechische Einwohner hatte und 2013 2.700 tschechische und etwa 300 deutsche Einwohner zählt, liegt unmittelbar an der Grenze nach Sachsen und heißt auf Tschechisch Vejprty.

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Weißenburger Flurnamen geben Hinweise auf untergegangene Siedlungen

Das Thema behandelt einige Flurnamen der Stadt Weißenburg und seiner Ortsteile.

Als Flurnamen bezeichnet man die Namen für die unbewohnte Fläche um eine Siedlung, also die Felder, Wiesen, Wälder, Gewässer aller Art, Berge und Verkehrswege.

Da es früher keine Flurnummern gab, brauchte man möglichst eindeutige Bezeichnungen. Vielfach verwendete man dabei Naturbezeichnungen (nach ihrer Lage: Winkelacker, Laubental (= Tal beim Laubwald) ihrem Aussehen: Schmalwiesen; ihrem natürlichen Bewuchs: Rohrbach (= Bach mit Schilfrohr), Tieren, die dort aufgetreten sind: Bärenloch, usw. Viele Flurnamen spiegeln aber auch ein Stück lebendiger Geschichte wider, z. B. indem sie auf untergegangene Siedlungen hinweisen. Vierzig solcher Namen nennt Ulf Beier im Weißenburger Flurnamenbuch [1], von denen hier eine kleine Auswahl vorgestellt werden soll.

Burgstall in Emetzheim


1. Ein Flurname kann ganz einfach zu erklären sein, wie beim Burgstall in Emetzheim. Burgstall heißt Stelle einer Burg. Hier war eine Burg, die im 11. Jh. entstanden sein dürfte, als (zwischen 1074 und 1084) Cunrad Chropf de Ehmundesheim genannt wird. Später gehörte die Burg den Bischöfen von Eichstätt, die sie 1453 und 1466 verliehen, ehe sie 1473 an „Ritter Konrad von Pappenheim, des Heiligen Römischen Reiches Erbmarschall“ verkauft wird. Aber 1504 heißt es bereits „brochen schlos“. 1616 – also kurz vor dem 30-Jährigen Krieg – waren noch aufragende Mauern zu sehen. Nach diesem verheerenden Krieg hat man die restlichen Steine der Burgruine als Bausteine für die zerstörten Häuser im Ort verwendet. Dabei kamen die später oft erörterten Götzensteine zutage, denn die Emetzheimer Burg war ihrerseits offensichtlich auch schon wieder mit Steinen vom Römerkastell Biriciana errichtet.[2] Man brauchte die Steine eben nicht mehr mühsam zurecht zu hauen, und das war eine bis nach dem 2. Weltkrieg durchaus übliche Methode, um günstig an Baumaterial zu kommen.


2. Mönchhoffeld in Haardt (Haardt bedeutet lichter Wald – als Weide für das Vieh).

Haardt und der "Minchshof" 1580

Das Alter von Haardt ist ungewiss. Es wurde um 1300 von Pappenheim aus gegründet als Weiler im Hart und ist somit keine Plansiedlung wie Neudorf, Göhren usw. Wie die nebenstehende Karte, die ein Ausschnitt einer Karte von Weißenburg um 1580 ist, zeigt, ist hier der Mönchshof als Minchshof bezeichnet. Das Mönchhoffeld liegt südlich des heutigen Haardter Friedhofes. Der Mönchshof lässt sich auch nachweisen. Man hat dort flurfremde Steine gefunden, die auf eine Siedlung hinweisen. Ein Mönch hat für das Kloster Wülzburg diesen Hof verwaltet. Nach der Ordensregel dürfen Mönche keinen Privatbesitz haben. Gewisse Zehenten gingen auch an den Bischof von Eichstätt. Der Hof wurde 1448 erstmals, 1610 nicht mehr genannt, möglicherweise im 30-Jährigen Krieg ganz zerstört und nicht wieder aufgebaut. 1637 wurde die Flur unter den 14 Gemeindemitgliedern von Haardt aufgeteilt.[3] Der Flurname aber blieb bis heute. Bei der Flurbereinigung gibt es eine Verordnung, die vorschreibt, besonders wertvolle Flurnamen zu erhalten. Dazu zählt dieser Name.


3.

Höhberg oder Höhenberg in der nördlichen Oberhochstatter Flur. 1336 wird erstmals der Weiler Höhenberch genannt. Er war an der Stelle der heutigen Linde und hatte vermutlich vier Höfe. Im Steinhaufen bei der Linde hat man Reste einer ehemaligen Kapelle gefunden, die 1385 bezeugt ist. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird es vom König an die Grafen von Oettingen vergeben, die es wiederum ihrem Burgmann zu Wellheim 1336 verpfänden. 1344 kam der Weiler an zwei Weißenburger Bürger als Ersatz für erlittene Schäden. Weitere Besitzerveränderungen folgten. 1486 verleiht Kaiser Friedrich III. dem Bischof von Eichstätt Halsgericht, Stock und Galgen zu richten in Hohenberg. [4] Der Ort ging im Dreißigjährigen Krieg unter. Die Bewohner wurden in Oberhochstadt angesiedelt, und zwar im Süden des oberen Dorfes bzw. in der 2. Reihe (Hausname „In der Höll“). Die Linde ging bei einem Sturm im August 1950 zu Bruch. Die Einwohner waren (nach zahlreichen Grundherrenwechseln) Untertanen des Bischofs von Eichstätt und damit i. Ggs. zu den wülzburgischen – später markgräflichen – Oberhochstattern katholisch.[5] Auch der Flurname Bischöfer Bauernfeld erinnert heute noch an diese Siedlung.[6] Die Flur schließt sich nordöstlich der Linde an. Dort fand man auch die Reste eines römischen Wachturms. Der Limes war von hier nur 480 m entfernt. Der Wachposten stand am höchsten Punkt (Mauerreste noch 1,20 m über der Erde erhalten gewesen).[7]

Ausschnitt aus einer Karte von Weißenburg von Joh. B. Hohmann 1725


4. Bojergasse:Oberhalb von Niederhofen, links der Straße nach Oberhochstatt, oberhalb der Wankweiher, lag der Weiler Baierhard, an die auch der Flurname Bojerhof erinnert. Tatsächlich konnte durch Luftbildarchäologie von Josef Mang die Lage dieses Hofes als sichtbare kleine Bodenwellen ausgemacht werden. Über die Siedlung ist wenig bekannt. 1395 wurde Beyerhardt geplündert und 1422 Pairhart niedergebrannt. Der Ortsname hat also nichts mit den keltischen Bojern zu tun, sondern mit dem Personennamen Baier. Es ist zu vermuten, dass dort dann der Bojerhof errichtet wurde oder als einziger übrig blieb, bis schließlich 1545 der Pairhoff letztmalig bezeugt ist, ehe auch er abgegangen ist. Wir haben es hier also mit einer Doppelwüstung zu tun. [8]

Die heutige Straße Am Bojerhof in Niederhofen den Berg hinauf ist aber noch aus einem anderen Grund besonders interessant. Es ist nämlich die alte Fernstraße nach Regensburg – von Worms an die Donau – die Nibelungenstraße. D. h. hier sind Gunther, Hagen und die anderen Nibelungen an den Hof Etzels gezogen und haben vermutlich eine alte Römerstraße über die Fränkische Alb Richtung Donau benützt. Diese Straße ging wahrscheinlich über die heutigen Orte Burgsalach undGrundmauern wurdne freigelegt udn koserviert. Pfünz und bei Pförring - Neustadt/Donau über die Donau. Die Trasse wurde aber ab dem späten Mittelalter nicht mehr so benutzt, da der Fernhandel über Frankfurt – Würzburg – Nürnberg ging, also deutlich nördlicher – und da läuft er bis heute. Aber die Karte von 1715 weist die Bojergasse immer noch als Fernstraße nach Regensburg aus.

St.-Gunthildis-Brünnlein




5. An der Schambach liegt unterhalb von Suffersheim die 1993-95 wieder errichtete St.-Gunthildis-Kapelle. Die Pläne dazu stammen von dem Heuberger Architekten Prof. Johannes Geisenhof. Initiator des Wiederaufbaus war Heinz Ottinger, Weißenburg. Die Flurnamen Kappelwiesen und Kappelbrunnen (Brunnen = Quelle) haben die Erinnerung an die ehemalige Gunthildiskapelle wachgehalten. Dort wurde 1398 eine Kapelle geweiht, deren Vorgängerbau vermutlich aus dem 12. Jahrhundert gestammt haben dürfte. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Bau zerstört, der zu Ehren der Heiligen Gunthildis, die im 8. Jahrhundert lebte, errichtet worden war. Wegen der Pilger hatte man damals neben die Kapelle auch eine Einsiedelei gebaut. Man hat neben der heutigen Kapelle Grundmauern freigelgt und konserviert. Etwa 200 m westlich der heutigen Kapelle entspringt das Gunthildisbrünnlein. Der Name wurde später auch zu Güldnes Brünnlein entstellt. Im Mai 2006 wurde der Brunnen neu gefasst und mit einer Stele des Bildhauers Reinhart Fuchs versehen. Alljährlich findet an der Gunthildiskapelle ein ökumenischer Gottesdienst statt.

Die Flur Altenheuberg




6. Interessant ist auch die Geschichte von Altenheuberg oberhalb von Suffersheim. Der Flurname verrät: Heuberg lag dort, wo heute die Flur Altenheuberg ist, oberhalb von Suffersheim, also im Norden des Ortes. Dort ist auch eine entsprechende Bronzetafel zu finden. Das alte Heuberg hieß Noradenberg (= Nordberg i. Ggs. zum Sonderberg = Südberg) und war ein Weiler mit neun Gütlein. Er gehörte den Marschällen von Pappenheim, dürfte um 1200 entstanden sein, wird 1214 erstmals erwähnt und ist vermutlich noch im 13. Jh. wieder wüst gefallen. Die ursprüngliche Straßenangersiedlung war anhand der Flurstücke bis zur Flurbereinigung (Abschluss 1996) erkennbar. Nachfolgesiedlung ist das heutige Heuberg. Das nebenstehende Luftbild vom August 1970 - also vor der Flurbereinigung - zeigt noch die alte Flur mit den kleinen Grundstücken des ehemaligen Weilers in der Bildmitte. Die Siedlung reichte bis zur Kante der Mühlbergleite. Am unteren Bildrand ist das heutige Heuberg zu erkennen und am oberen Bildrand Suffersheim. [9]



7. Der Name Flüglinger Berg erinnert an die Burg Flüglingen. Der 541 m hohe Flüglinger oder Weimersheimer Berg trägt die Reste einer 1029 erstmals genannten Burg, die aber nachgewiesenermaßen bereits mittel- und jungsteinzeitliche Siedlungsreste aufweist sowie eine Abschnittsbefestigung mit Wall und Graben aus dem 7. bis 10. Jahrhundert. Sie war eine Turmhügelburg und hatte einen tiefen Trockengraben. Der bedeutet Burg eines Flugilo, hat also mit Flügeln nichts zu tun, sondern ist von einem Personennamen abgeleitet (etwa 6./7. Jh.) und war eine grundherrliche Siedlung. Die Burg hatte auch die niedere und hohe Gerichtsbarkeit, d. h. über Leben und Tod zu richten. [10]Die Flüglinger Burg steht genau auf der Wasserscheide. Die unmittelbar westlich daneben verlaufende Schlucht Kühtrieb zeigt einen 5 - 6 m hohen Aufschluss des Dogger-Beta-Eisensandsteins. Dieser Eisensandstein wurde bis in die frühe Neuzeit zur Eisengewinnung abgebaut. [11]


8. Weiße Bürg im Westen Weißenburgs. Über diesen Flurnamen hat sich auch jahrhundertelang die Erinnerung an das Römerkastell erhalten. Apotheker Wilhelm Kohl hat sich dabei große Verdienste erworben und wusste durch den Flurnamen, wo er mit seinen Grabungen ansetzen musste. Das Kastell und die römische Zivilsiedlung BIRICIANA gingen während der Völkerwanderung durch die Alamanneneinfälle 233 und 259/60 unter. Bauliche Reste blieben aber offensichtlich noch jahrhundertelang sichtbar.

Burg bedeutet im Mittelalter „befestigter Ort“, gemeint ist der fränkische Königshof (vermutlich Am Hof) – dieser befand sich in unmittelbarer Nähe zu den Resten des ehem. Römerkastells mit den weißen Steinen aus Weißjurakalk – weiß im Sinne von hell (vgl. Weißbuche, Weißwein). Bürg ist eine sprachliche Form, die auf eine Entstehung des Flurnamens spätestens im 9. Jh. hinweist.[12]. Der Name Weiße Bürg ist leider erst seit 1715 schriftlich fassbar. [13]


Wie oben bereits angedeutet, wären noch zahlreiche weitere Flurnamen zu nennen, die auf untergegangene Siedlungen schließen lassen, z. B.

Die Alte Bürg in Weißenburg oberhalb des Bärenlochs ist vermutlich eine Fliehburg aus der Zeit der Ungarneinfälle im 10. Jahrhundert.

Das Schlossfeld in Dettenheim erinnert an das ehemalige Schlösslein der Grafen von Pappenheim, das früher am nördlichen Ortsende des Dorfes stand.

Die Schlossleite in Suffersheim am Eingang zum Rudertstal weist auf die ehemalige Burg eines Ortsadels hin.

Ungeklärt bleibt immer noch: In Oberhochstatt liegt die Point dorffern, obwohl sie eigentlich sonst immer dorfnah liegt. Sie war ursprünglich ein eingefriedetes Wiesenstück. [14] Außerdem gab es nahe beim Parkplatz Am Brand die Flur Flecken, ehem. kleine, kurze Flurstücke, die auch typisch für die Dorfnähe sind und den Flurnamen Steinmäuerle. Es ist zu vermuten, dass dort u. U. auch ein Weiler gewesen sein mag. Es beginnt hier das Trockental, das ins Laubental mündet. Ob es früher hier Wasser geführt hat, ist nicht bekannt. Aber bisher hat man keine Siedlungsreste gefunden. Das ist insofern auch schwierig, weil man auf dem Jurastein keine Fundamente braucht und wohl auch keine Keller gehabt hat. - Das Luftbild von Josef MANG von 1994 zeigt Bodenverfärbungen. Bisher hat die Archäologie noch keine Beweise gefunden. Bei der Flurbereinigung 1974 hat man festgestellt: Der Boden wirkte wie umgestülpt: Auf dem gewachsenen Stein waren etwa 30 cm Humus, dann 10-15 cm Gesteinsschutt und darüber die heutige Humusschicht.)[15] – Ein interessantes Aufgabenfeld für Hobbyarchäologen!



In unserer Gegend sind keine Flurnamen aus vordeutscher Zeit überliefert, denn es war nach der Völkerwanderung wohl für Jahrhunderte Durchgangsland ohne Dauerbesiedlung. Der Name Biriciana für Weißenburg ist nicht erhalten geblieben und existiert nur in der Gelehrtensprache. Für den Limes, was lateinisch Grenze bedeutet, gebrauchte man in der Alltagssprache dafür Pfahlheck und Teufelsmauer mit einer entsprechenden Sage dazu. Der Name Jura ist ursprünglich eine geologische Formation und fand erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts Eingang in die alltägliche Sprache. Man sagte schlichtweg „Berg“. Die Schwäbische Rezat hieß Riedbach nach dem am Ufer wachsenden Ried, dem Schilf. Und der Name Altmühl ist wohl an der Mündung bei Kelheim entstanden und hat sich erst später im hiesigen Raum eingebürgert.

Fußnoten

  1. BEIER, Ulf: Weißenburger Flurnamenbuch. Vom Galgenberg ins Himmelreich. In Verbindung mit Reiner Kammerl. Weißenburg o. J. (1995), S. 479
  2. BEIER, s.o., S. 70
  3. EIGLER, Friedrich: Haardt – vor 600 Jahren erstmals genannt, in: Weißenburger Blätter – villa nostra 2/2008, S. 18; BEIER, Ulf s. o.; S. 108 f
  4. STRASSNER, Erich: Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken, Band 2: Land- und Stadtkreis Weißenburg i. Bay., München 1966, S. 26; BEIER, s. o., S. 218 f
  5. KÖNIG, W. u. GAGSTEIGER, H.: Oberhochstatt – Niederhofen – Kehl 899 – 1999, Weißenburg 1999, S. 34 f
  6. BEIER, s. o., S. 200 f
  7. Bericht der Reichslimeskommission 1898 – Neudruck 1998 in: „IN PLURIMIS LOCIS“ Wilhelm Kohl (1848-1898), Apotheker und Forscher am Rätischen Limes, Gedenkschrift zum 100. Todestag, Rahden/Westf. 1998, S. 86)
  8. STRASSNER, s. o., S. 3
  9. Näheres s. EIGLER, Friedrich, in: Suffersheim. Von Suberesheim zum Ortsteil von Weißenburg i.Bay. 867 - 1996, Weißenburg 1996, S. 79 ff; BEIER, s. o. , S. 274, 284; STRASSNER, s. o., S. 44
  10. Historische Belege bei STRASSNER, s. o., S. 17
  11. BEIER, s. o., S. 327
  12. Das i in der althochdeutschen Dativform burgi bedingte im Mittelhochdeutschen den Umlaut ü
  13. Näheres und ausführlich bei BEIER, Ulf: Der Name Weißenburg im europäischen Vergleich, in: Weißenburger Blätter – villa nostra 3/2013, v. a. S. 5-12
  14. Näheres s. BEIER, s. o., mehrfach behandelt, u. a. S. 481
  15. Aussage von Robert Auernhammer, Oberhochstatt, der bei der Flurbereinigung von Oberhochstatt 1974 mitgewirkt hat.



Reiner Joppien

Reiner Joppien

Reiner Joppien (* 14. Juni 1928 in Königsberg/Ostpreußen; † 30. Januar 2002, beerdigt auf dem Friedhof der Wülzburg) war Dipl.-Ing., Architekt, Maler und Bildhauer sowie Leiter einer Malschule in Ellingen.

Leben

Reiner Fritz Walter Joppien wurde 1928 in Königsberg/Ostpr. geboren [1]. Er war der Sohn von Erich Joppien, Amtmann, aus Königsberg und seiner Ehefrau Gertrud, ebenfalls aus Königsberg. Er hatte drei Brüder. 1944 begann er mit dem Bildhauerstudium in Königsberg und setzte dieses nach der Vertreibung aus seiner Heimat 1948 an der Kunstschule in Augsburg fort. 1950-1954 Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München, Meisterschüler bei Prof. Oberberger. 1955-60 Architekturstudium in München, Meisterschüler bei Prof. Sepp Ruf, Abschluss mit dem Akademiediplom; Studienreisen nach Italien und Frankreich; Heirat mit Waltraud, geb. Hahn aus Wismar (vier Kinder: Jörg, Stefan, Friederike und Annette); nochmals Zertifikation als Dipl. Ing. Architektur 1987.

Berufliches Wirken

Phaetons Sturz, Pastell, Acryl 1985

1958-60 Mitarbeit im Architekturbüro Prof. Sepp Ruf, dabei Mitgestaltung des Innenraums des Deutschen Forschungsinstituts in Bad Godesberg; 1960 Mitbegründer der „Gruppe 60“ in München; ab 1961 freischaffender Architekt, Maler und Bildhauer im Raum München, ab 1969 in Weißenburg und Ellingen. Reiner Joppien hat u. a. Kirchenfenster, Glasmalereien und Wandmalereien geschaffen, Reliefs, öffentliche Gebäude, Denkmäler und Brunnen entworfen, wertvolle alte Bauten saniert, z. B. die Wülzburg, die Schranne in Weißenburg oder das Rathaus und Heimatmuseum in Pleinfeld, einen Farbleitplan für die Weißenburger Altstadt erstellt, ab 1976 Kurse zu Malerei und Gestaltung beim Volksbildungswerk Weißenburg gehalten und 1980-1998 eine private Malschule in Ellingen betrieben, aus der auch wieder namhafte Künstler hervorgegangen sind.

Ausstellungen

Gelbe Blumen, Aquarell 1997

Reiner Joppien hat zahlreiche Ausstellungen beschickt, unter anderem

  • 1960, 1964-68 im Haus der Kunst in München den Herbstsalon
  • 1986 im Goetheinstitut in San Francisco, USA
  • 1990 in der Schranne in Weißenburg
  • 1994 in der St.-Matthäus-Kirche, Aschaffenburg
  • 1998 im Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen
  • 2001 im Westpreußisches Landesmuseum in Münster-Wolbeck

Veröffentlichungen

  • „Die Wülzburg - Ein Problem der Konservierung und Restaurierung“ (in: „Burgen und Schlösser“ 1973/II S. 101 ff., Europäisches Burgeninstitut, Braubach/Rhein)
  • "Neues Leben auf der Wülzburg läßt die Wiederherstellung folgen" Frankenland. franconica.uni-wuerzburg.de 1973


Auszeichnungen

Wülzburg, Südflügel - Innenhofansicht, Architekturzeichnung, Tusche 1979
  • 1950-1960 diverse Akademiepreise, München
  • 1953 Internationaler Akademiepreis Mailand
  • 1960 Stipendium des Kulturkreises der deutschen Industrie, München
  • 1963 Burdapreis im Herbstsalon, München
  • 1978 Preis des Bezirks Mittelfranken für hervorragende denkmalpflegerische Leistungen
  • 1989 Urkunde der Stadt Weissenburg für hervorragende gestalterische und denkmalpflegerische Leistungen.


Kennzeichnung und Würdigung seiner Werke

Komposition, Acryl 1997

"Frühe Eindrücke dieser imposanten Stadt Königsberg in urbaner und geistiger Hinsicht hatten prägenden Einfluss auf den Lebensweg von Reiner Joppien. … Die Erlebnisse der Zerstörung geistiger und materieller Werte sowie die Suche nach dem Bestehenden ergaben Erkenntnisse von neuen Zusammenhängen. Daraus folgte der spielerische Umgang mit dem Material, der Farbe und der Form." (Jörg Joppien, Ausstellungskatalog 1998)

„In 36 Gemälden und sechs Assemblagen wurden Brüche und Zusammenhänge verschiedener Perioden aus den Jahren 1945 bis 1998 gezeigt, wobei besonders der lockere, spielerische Umgang mit künstlerischem Werkzeug auffiel.“

„Reiner Joppien war ein sehr vielseitiger Künstler und Architekt. So hat er Acryltechnik genauso beherrscht wie Ölmalerei, das Rötelkreidezeichnen oder das Aquarell. Herausforderungen anzunehmen und neugierig zu sein, das hat er auch versucht, in seiner Malschule an viele Hobbymaler weiterzugeben.“ (Ulf Beier, 2004, s. u.)

„Der aufmerksame Betrachter dürfte leicht erkennen, daß Joppiens Interesse nicht unbedingt in der Erschaffung eines optischen Gegenbildes zur sicht- und greifbaren Welt liegt, sondern eher im Sichtbarmachen des Verborgenen und dem Erkennen neuer Beziehungen. Joppien selbst sieht seine Bilder als "werdende" Werke mit "ständiger Offenheit". Auch spricht er von der "Architektur der Musik", wenn er "Farbe zum Klingen" bringen will. (Dieter Göllner im Ostpreußenblatt v. 21. Juli 2001)

Literaturnachweis

Pferd (1989), Engel IV (1987), Vogeltier II (1995)
  • GOLDE, Sabine: Reiner Joppien, Ausstellungskatalog in Verbindung mit dem Kulturzentrum Ostpreußen, Ellingen o. J. (1998), Vorwort von Jörg Joppien
  • Einladung zur Ausstellung "Reiner Joppien" im Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen vom 30. Mai bis 19. Juli 1998 anlässlich seines 70 Geburtstages
  • Das Ostpreußenblatt vom 12. April 1969 und 21. Juli 2001
  • BEIER, Ulf: Einführung in die Gemeinschaftsausstellung „Kunst und Klang“ zu Gunsten des Vereins „Orgelpfeifen“ im evang. Gemeindehaus St. Andreas in Weißenburg am 10.10.2004

Fußnoten

  1. ehemals Hauptstadt Ostpreußens mit (1939) 372 000 deutschen Einwohnern, heute Hauptstadt des russischen Oblast Kaliningrad mit (2011) etwa 431.000 vorwiegend russischen Einwohnern


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