Benutzer:Ubeier

Aus Wugwiki

über mich

Jahrgang 1941, in Weißenburg seit 1971; verheiratet, zwei Söhne, vier Enkel

im Ruhestand, vorher Studienrat an der Realschule Weißenburg

bereits bearbeitete Themen

Altmühl, Brombachsee, Igelsbachsee, Hahnenkammsee, Schwäbische Rezat, J.Lidl, Fr. Liebl, Dr. Otto "Leo", E.Model, Ergänzung Dettenheim u. R. Nebel, Friedrich-Ebert-Str., J.Schieder, G.Demel, Anlauter, 5 Artikel v.H. Spitschka, Rennweg, SL WUG, Wohnstättennamen, Wülzbg.-Gedenkst., Heimatbücherverz., Bahnhofstr., Karl IV., Landschaftsbild, 4 Artikel Mundart (Mertens), 3 Artikel über die Schambach, HNavratil, StHedwigMB, Erzgeb.stub.GUN, OBSchwirzer, Hist.Stammtisch, Exulantennamen (40), WUG-SEB, OStiepak, RainMesserer, Papp.Ehrenbg., Ergänzg. Wßbg.Bgm., 5 Zeitzeugenberichte, AlBinkert (50), JohMertens, TreuchtlMöhrenb., EBW, StrN m. Bez. zu Vertreibg., Schulzentrum, Stichvillapark, E.-Schulhoff-Str.

Ein gebürtiger Oberhochstatter erinnert sich an die Zeit von 1945 bis 1948

(Zeitzeugenbericht von Robert Auernhammer)

Schon 1940 bekamen wir in den Bauernhof meiner Eltern Einquartierungen von vier saarländischen Familien, die wegen des Frankreichfeldzuges evakuiert wurden und bis zum Kriegsende blieben. Ebenso wurden uns und anderen Höfen polnische Fremdarbeiter zugeteilt. Diese trafen sich gelegentlich bei uns, um gemeinsam zu singen, zu musizieren und zu tanzen.

Wir wurden noch als Dreizehnjährige von einem SS-Mann zum Gebrauch einer Panzerfaust ausgebildet. Für die meisten waren diese Waffen zu schwer.

Meine Konfirmation war am Ostermontag, dem 2. April 1945. Als wir sechs Knaben und acht Mädchen gerade vor dem Pfarrhaus standen, um zur Kirche zu ziehen, heulten in Weißenburg und Ellingen die Luftschutzsirenen: Fliegeralarm! Aber wir wollten doch unsere Konfirmation, die dann unter fernem Geschützdonnergrollen stattfand. Die weitere Feier verlief ruhig, aber am Abend herrschte Verdunkelungspflicht.

Das härteste Kriegserlebnis war für mich im April 1945. Ich lag mit einem Saarländer Buben im Krautgarten, als wir plötzlich Bomben fallen hörten. Feindliche Flieger hatten im Fürstenwald Bomben auf deutsche Wehrmachts-LKWs abgeworfen. Danach kreisten zwei Flugzeuge ganz tief über unser Dorf und beschossen es. Wir warfen uns zu Boden und kamen so mit dem Leben davon. Auf dem LKW waren sechs Weißenburger Buben, die noch einrücken mussten. Sie kamen leicht verletzt zu meiner Mutter, die sie verband. Nach einigen Tagen bei uns im Versteck mussten sie doch noch einrücken.

In den letzten Kriegstagen waren bei uns noch deutsche Pioniere einquartiert, die Brücken sprengen und Straßen blockieren sollten. Wenn sie abends Erfolgsmeldungen bringen konnten, bekamen sie Zigaretten als Belohnung. Sie zogen erst am 22. April ab. Vier Pioniere blieben zum Sprengen am 23. April zurück, denn in Oberhochstatt wurde an zwei Stellen gegen 11 Uhr am Berg gesprengt (beim heutigen Anwesen Am Berg 22, das damals noch nicht stand, und am „Burgschdl“). Doch die Wirkung war für die amerikanischen Panzer bedeutungslos. Sie sind problemlos über die Straßentrichter gefahren. Um die Mittagszeit des 23. April hörte man bereits Schüsse von amerikanischen Panzern, die am Höhberg standen. Da sind wir sofort in den Keller geschickt worden, auch die polnischen Fremdarbeiter.

In Oberhochstatt fürchteten die Amerikaner wegen der Sprengungen Widerstand. Es wurde deshalb etwa 15 bis 30 Minuten lang beschossen. Eine Kugel schlug bei uns oberhalb der Kuhstalltüre ein. Ein Mann wurde tödlich getroffen (der 33-jährige Georg Strauß). Wir haben die weiße Fahne gehisst. Dann zogen die amerikanischen Panzer ein. Der erste blieb gegenüber unserer Hofeinfahrt stehen. Ein Jeep fuhr bei uns bis vor die Haustüre. Ein Soldat mit einer Pistole durchsuchte unsere Wohnung. Er blieb aber erfolglos und zog wieder ab. Am Nachmittag gab es dann noch eine Schießerei von deutscher Seite her. Auch hier schlug eine Kugel bei uns ein. Noch am Nachmittag des 23. April schellte der Gemeindediener aus: Sämtliche Gewehre, Munition und Fahnen sind beim Bürgermeister abzugeben! Die Geräte wurden am Mittelweg zwischen Oberhochstatt und Kreuz(wirtshaus) durch Sprengung vernichtet. Aber das Jagdgewehr meines Großvaters war längst gut versteckt worden. Etwa 200 Amerikaner übernachteten auf unserem Hof. Sie zogen erst am nächsten Tag ab. Wir verbrachten die Nacht vom 23. auf den 24. April im Keller.

Ich war bei Kriegsende 13½ Jahre und sollte eigentlich im Mai 1945 in die 8. Klasse Volksschule kommen. Aber als Bauernkinder wurden wir freigestellt, um zu helfen, die Ernährung der Bevölkerung sicher zu stellen.

Während des Krieges herrschte Zwangsbewirtschaftung, das heißt jeder Hof war verpflichtet, je nach Größe z. B. eine bestimmte Menge Milch oder Anzahl von Eiern abzuliefern. Während wir uns am Bauernhof mit Lebensmitteln weitgehend selbst versorgen konnten (außer Zucker, Salz, Gewürzen u. Ä.), gab es doch bei anderen Dingen des täglichen Lebens oft große Schwierigkeiten. Das Geschirr für die Pferde konnte mein Vater notdürftig flicken. Wir hatten auch zwei Fahrräder, aber bei Mutters Rad war ein Schlauch kaputt. Wir versuchten den Fahrradmantel des Vorderrades mit Lumpen auszustopfen, aber das half nichts. Außerdem waren ja die Straßen noch nicht asphaltiert. Allerdings ging über Tausch sehr viel. Gegen Naturalien bekamen wir die Milchkannen repariert und auch – ganz wichtig – die Dachrinne gerichtet, wir brauchten ja dringend das Regenwasser.

Durch die Kriegshandlungen im Dorf gab es für mehrere Monate keinen elektrischen Strom mehr. Das Radio ging nicht, und da es auch keine Tageszeitung mehr gab, kamen die Nachrichten mit Verspätung an.

Das Sammeln von allem Möglichen ging auch nach Kriegsende weiter, z. B. Heilkräuter, Altstoffe, aber auch das Kartoffelkäferklauben war Pflicht und dringend geboten. Zur Kartoffelernte kamen dann auch Heimatvertriebene und Flüchtlinge von der Wülzburg als Helfer, z. T. mit Handwägelchen. Sie wurden durch Kartoffeln entlohnt. Eines Tages meldete sich ein Helfer für den nächsten Tag ab, weil er ein Geschäft anmelden wolle. Es war Karl Barnert aus dem Sudetenland, der in Weißenburg ganz bescheiden wieder mit dem Nähen von Miedern begann und später ein großer Bademodenhersteller wurde.

Als im Mai die saarländischen Familien und die polnischen Arbeiter heim konnten, bekamen wir Einquartierungen von Heimatvertriebenen. Das war die Familie Stiepak. Der spätere Direktor der Berufsschule und 2. Bürgermeister von Weißenburg Otto Stiepak, war mit mir fast gleichaltrig und wir verstanden uns gut. Die Bevölkerungszahl Oberhochstatts wuchs innerhalb weniger Monate von 778 (1939) auf 1008 (1946) und die Wohnungsnot war riesig. Als aber dann das Forsthaus der Familie Hölzl beschlagnahmt wurde, weil dort eine Funkstation der Amerikaner mit Funkmasten eingerichtet wurde, zog diese mit allen Möbeln bei uns ein und die Familie Stiepak musste wieder gehen.

Schon während des Krieges kamen immer wieder Weißenburger, die Lebensmittel gegen Wertgegenstände eintauschen wollten, verstärkt aber ab Mai 1945. So bekamen wir z. B. einen elektrischen Zigarettenanzünder, mit dem man den Ofen anschüren konnte. Als „Selbstversorger“ hatten wir keine Brotmarken. Wenn wir aber Semmeln haben wollten, mussten wir mit einem Mehlsäckchen als Tauschobjekt einkaufen. Zu essen hatten wir genügend, wenn es auch einfache Mahlzeiten waren. Und es reichte auch für einen vorbeiziehenden, heimkehrenden Soldaten, der um ein Stück Brot bat. Gab es einmal kein Fleisch mehr, ist eben ein Schaf „verreckt“ und man hatte wieder etwas.

Der Sommer 1947 war besonders heiß und trocken. Schon die Heuernte war schlecht. Die 2. Mahd, das Gramad, fiel wegen der Dürre fast ganz aus. Gott sei Dank war die Getreideernte normal. Aber alle Brunnen im Dorf waren versiegt – bis auf den unterhalb der Kirche. Dort musste man zum Wasserschöpfen in der Schlange stehen. Das war während des Dreschens ein Problem. Die Dampfmaschine als Antrieb für die Dreschmaschine brauchte dringend Wasser. Ich war beauftragt, mit dem Fuhrwerk Wasser zu holen, aber die Dampfmaschine verbrauchte das Wasser so schnell, dass ich mit dem Wasserholen kaum nachkam.

Ab 1948 normalisierte sich das Leben zunehmend und auch der Tauschhandel hörte auf.

Ergänzende Literatur Oberhochstatt - Niederhofen - Kehl 899 - 1999, Weißenburger Heimatbücher, Band 6, Weißenburg 1999, S. 81 ff



   Patenschaften im Landkreis

Weißenburg

Am 13. August 1955 übernahm die Stadt Weißenburg bei einem Heimattreffen die Patenschaft über Kaaden a. d. Eger und erweitete sie später auf den Kreis Kaaden-Duppau. Nach 1945 kamen sehr viele Vertriebene von dort nach Weißenburg, so dass alle zwei Jahre die Heimattreffen hier stattfinden, lange Zeit auch die „Pürsteiner Kerwä“. 2004 entstand das „Haus Kaaden“ im 1. Stock des Gebäudes in der Pfarrgasse 4. Seit langem gibt es einen Schüleraustausch zwischen den Gymnasien in Weißenburg und Kaaden.


Gunzenhausen

Nachdem viele Heimatvertriebene aus dem westlichen Erzgebirge im Raum Gunzenhausen Aufnahme fanden, beschloss die Stadt Gunzenhausen am 7. Oktober 1954, die Patenschaft über Weipert zu übernehmen. So findet die Weiperter Kirchweih hier ebenso statt wie die Heimattreffen. Auch mit der heute tschechischen Stadt Weipert (Vejprty) bestehen gute Beziehungen. Als Ausdruck dafür pflanzte deren Bürgermeisterin, Frau Gavdunová, 2004 einen Vogelbeerbaum in Gunzenhausen zwischen Erzgebirgsstuben und Stadthalle.


Pappenheim

Bereits am 12. August 1953 übernahm Pappenheim die Patenschaft über die westböhmische Stadtgemeinde Buchau in der Nähe von Karlsbad, da es nach 1945 viele Heimatvertriebene hierher verschlagen hatte. Der Buchauer Platz im Siedlungsgebiet im Nordosten der Stadt und die Buchauer Heimatstuben bringen diese Patenschaft zum Ausdruck.(s. a. S. 38)



Dittenheim

Am 23. April 1983 übernahm der Gemeinderat die Patenschaft über Ober- u. Niederwildgrub, Kr. Freudenthal im Ostsudetenland, "als Zeichen der Verbundenheit mit den von dort Vertriebenen zur Wahrung und Förderung ihres Heimaterbes", wie es in der Urkunde heißt.


Ellingen

Am 6. April 1973 übernahm Ellingen die Patenschaft über die nordböhmische Gemeinde Tellnitz, Kr. Aussig, (1930: 506 Einw., davon 451 Deutsche). Die aus diesem langgezogenen Reihendorf vertriebenen Einwohner trafen sich gerne in Ellingen. Die Sonderbriefmarke der Österreichischen Post trägt die Inschrift:

„Unsere Kirche Tellnitz, SUDETENLAND“.