Eisenbergbau in der Region Weißenburg
Weißenburg selbst hat nie eine größere Eisenschmelze im Stadtgebiet betrieben. Zumindest kann dies für die Nachrömerzeit ausgeschlossen werden. Ob ein Rennofenbetrieb[1] im Stadtgebiet stattgefunden hat, kann zwar vermutet, aber nicht bewiesen werden. Dafür war das Umland um Weißenburg bereits seit der Keltenzeit sehr rege im Bergbau und in der Eisenverhüttung. Zentrum wurde das Dorf Obereichstätt bei Eichstätt. Das Hüttenwerk Obereichstätt umfasste ein Bergbaugebiet von ca. 100 x 100 km. Bis heute konnten über 100 Abbauareale vom Heimatforscher und Montanhistoriker Arthur Rosenbauer wieder „entdeckt“ werden. Darunter befinden sich auch 13 Stollenanlagen.
Exemplarisch werden hier einige Abbaugebiete des Eisenbergbaus in der Region Weißenburg aufgeführt und kurz beschrieben.
Raitenbucher Forst
Dreh- und Angelpunkt war das Bergbaugebiet Grubschwart im Raitenbucher Forst. Bohnerze und Kitterze waren dort das Ziel der Knappen und Steiger. Hier kann Eisenschlacke und Schmuck auch bereits in den in der Nähe liegenden Grabhügeln nachgewiesen werden. Die Römer haben sicher um diese Schätze auch gewusst und ein Knick im Limes bei Kaldorf wird mit der Einvernehmung dieses Bergbaugebietes begründet. Sicher haben die Römer ihre Waffen und Geräte aus Eisen vor Ort hergestellt, bzw. von der besetzten Bevölkerung herstellen lassen. Der Bergbau Grubschwarth war dann ab 1411 das Kernliefergebiet für Eisenerze an das Hüttenwerk Obereichstätt. Das oberirdische Bergwerk Grubschwart wurde 1783 um einen Stollenbau erweitert. Am Ende des Bergbaus um 1861 umfasste die Stollenlänge über 1000 m. Auf dem Areal befanden sich ein Steigerhaus mit Brunnen und Stall, ein Gewürzgarten und eine Erzwäsche mit zwei Zisternen. Ein Infopfad der Bayrischen Staatsforsten Kipfenberg unter der Mitarbeit von André Widmann und Arthur Rosenbauer soll in Zukunft auf dieses Stück Heimat aufmerksam machen.
Ein weiteres Erzliefergebiet waren die Gebiete Bethsäule und Harlach südlich von Raitenbuch und Burgsalach. Hier wurde im 19. Jahrhundert auf einer großen Fläche oberflächennah Bohnerz abgebaut und nach Obereichstätt geliefert. Bekannt ist auch das Erzgebiet der Indernbucher Gruben, die der Gastwirt Pfaller über viele Jahre betrieb. Die Bethsäule steht noch heute und gibt Zeugnis für einen Überfall auf einen Versorgungszug zur nahen Wülzburg im 30-jährigen Krieg.
Pfraunfeld
Pfraunfeld nahm eine exponierte Stelle als Erzlieferant ein. Vor dem 30-jährigen Krieg wurde wohl das Doggererz oberflächennah abgebaut. Danach entstand ein wanderndes Stollenbergwerk mit einer Ausdehnung von über einem Hektar Fläche. Der Name der Grube ist mit Rothenberg Grube überliefert. Nur einzelne Stempel halten bis heute das Gewicht der Decke. Das Erz wurde mit Fuhrwerken, wie auch aus den anderen Abbaugebieten, als bezahlte Fronfahrt nach Obereichstätt geliefert. Als herausragendes Zeugnis ist in der örtlichen Kirche eine Prozessionsstange zu sehen, die vom Erzgräber Bullinger 1709 gestiftet wurde. Die Grube wurde 1864 aufgelassen und das vorhandene Steigerhaus an die Gemeinde verkauft. Heute wird die Oberfläche als Schuttplatz genutzt, was den Bestand der Stollen gefährdet.
Laibstadt
Laibstadt trat bereits 1445 und 1448 als Bergwerksort in Erscheinung. Der damals begonnene Bergbau geht auf die Herren von Heideck zurück. 1449 gab es Krieg mit dem Markgrafen Albrecht Achilles von Ansbach. Trotz Unterstützung der Stadt Nürnberg verloren die Heidecker diesen Bergwerksbesitz. 1472, 1539 und 1597 erfuhr der Bergbau noch urkundliche Erwähnung. Ab 1914 wurden immer wieder Stollen gefunden und untersucht. Holz aus den Stollen wurde auf 1730 und 1731 als Fälldatum datiert. Da meist im Amalteenton, der sehr wenig Eisen enthält, gegraben wurde, kann über das Ziel des Bergbaues nur spekuliert werden. Wahrscheinlich war Silber das Ziel der Suche, das es aber dort natürlich nicht gab. Der Flurname Silbergruben in der Nähe nährt diesen Verdacht.
Ellingen
Ellingen trat 1468 in das Rampenlicht des Bergbaues. Allerdings war hier nicht das Hüttenamt Obereichstätt zuständig, sondern das Schmelzwerk lief unter dem Schutz der Markgrafen von Brandenburg. Markgraf Albrecht von Brandenburg erteilt 1468 allen in der Schmelzhütte bei Ellingen arbeitenden Personen sowie allen Einwohnern des Ortes einen Schutzbrief. Das Erz für diese Eisenschmelze holte man vom Schmalwieser Berg. Der Flurname In der Erz ist überliefert.
Ein wörtliche überliefertes Zitat vom 14. Juni 1493 bit Auskunft: „Ich Hanns Steinmüller uff der Stainmüll zu Ellingen gesessen und ich elsbeth sein ehliche hußfrau bekennen öffentlich… su der zytt do man die Schmelzhütten zu Ellingen bawett das Wasser von der gemelten Steinmill entzogen ward, das wir darauf bisher nit haben können malen…“
Wasserentzug bedeutet, abzulesen an der Fließrichtung der Rezat, daß die Steinmüll nördlich der Schmelzmühle gelegen haben muss. Es wäre aber auch denkbar, dass mit der Stainmüll die Lindenmühle gemeint war. Von 1504 ist überliefert: „Ein Mul, de dy smelzhut gestanden, ist der Teutschen Herren“ und von 1536 gibt es eine Fundstelle: Simon Weiermüller ist Deutschorden Untertan auf der Schmelz- oder Bruckmühle und gibt 5 fl. Zins an Walpurgis und an Michaelis, 1 Fasnachtshuhn, 4 Herbsthühner und 3 Käse. Da in der folgenden Archivalie diese Mühle nur als Bruckmühle auftaucht, kann man das Aufgeben des Schmelzbetriebes annehmen.
Hammermühle bei Suffersheim
1341 wurde die Mühle von den Pappenheimern an die Schenken von Geyern verkauft. Um 1500 wurde sie als Schindelmühle bezeichnet und die Hammergerechtigkeit erwähnt. 1543 wurde ein Hammermeister aus Dollnstein als Besitzer genannt. 1546 ging das Hammerwerk in den Besitz der Stadt Weißenburg über. Weißenburg hatte damit nachweislich ein Schmelz- und Hammerwerk. Spätestens 1560 wurde der Hammerbetrieb eingestellt. 1831 wurde die Mühle als Hammermühlgut mit Mahlgerechtigkeit bezeichnet.
Friedrichsgmünd
Bei Georgensgmünd an der Fränkischen Rezat war ebenfalls über viele Jahre ein Schmelzzentrum. Die Bohnerze kamen vom Jura bei Waizenhofen, Kaltenbuch, Nennslingen, Berching und Untermässing. Hörlberg und der Lustenauwald in der Nähe von Friedrichsgmünd lieferten Doggererz. Über das Werk exisitieren folgende Daten:
- 1525 - Errichtung des Schmelzwerks
- 1541 - Einstellung des Schmelzbetriebes
- 1650 - Markgraf Albrecht II. errichtete das Schmelzwerk auf den alten Resten des Hochofens. Wegen der Wasserrechte durfte nur von September bis April geschmolzen werden. Im Sommer wurde Erz gegraben und Holzkohle erzeugt. Ofenplatten, Mörser, Gewichte und Hopfenstössel waren Erzeugnisse des Schmelzwerkes.
- 1662 - der Hochofen wurde erweitert
- 1709 - nochmals wurde das Schmelzwerk erweitert
- 1732 - der Schmelzbetrieb wurde eingestellt
- Bis 1900 wurde Friedrichsgmünd als Eisenhammer Bergdolt betrieben.
Heidenheim
Heidenheim war im 18. Jahrhundert Liefergebiet für kleinere Hammerwerke an der Rohrrach. Erst ab 1855 wurde um Heidenheim mit dem Steiger Unger fachmännischer Bergbau im größeren Maßstab betrieben. Mindestens neun Stollenanlagen und einige oberirdische Abbaustellen zeugen von dieser Arbeit, die bereits 1860 wieder eingestellt wurde. Namen der Bergwerke sind überliefert: Wunibald, Neuglück, Walburgis, Sola, Neu Sola, Neue Hoffnung, Herrensegen, Barbara, St. Ulrich ua. Das geförderte Doggererz ging nach Halblech, Obereichstätt und Sonthofen. Bekannt wurde auch das Bohnerzbergwerk St. Ulrich südlich von Heidenheim durch seine Knochenfunde aus dem Miozän. Zeitgleich wurde auch ein Stollenbergwerk im Dogger bei Markt Berolzheim betrieben. Der Name Willibaldszeche ist überliefert. Nach 1858 stürzte dieses Bergwerk ein. Der Steiger und seine Knappen verließen den Ort.
Treuchtlingen
Um Treuchtlingen gibt es bereits seit der Keltenzeit Bergbau auf Eisenerz. Der Nagelberg, der Bonhof, Möhrenberg und die Osterdorfer Löcher zeugen von dieser Tätigkeit. Schlackenfunde in der Nähe des Schambaches bei Schambach konnten auf 300 v. Chr. datiert werden und wurden den Juthungen zugeordnet. Das Erzgebiet Bohnhof wurde 1743 letztmalig in einem Schreiben des Hüttenamtes Obereichstätt erwähnt: Letterz gegen 900 Kibl ober im Schambacher Grund parat ligen…… Das Gebiet um die Osterdorfer Löcher ist ein Beispiel für Dolinen, die vor ca. 40 Mio. Jahren mit Bohnerzlehm verfüllt und später zur Eisengewinnung wieder ausgeräumt wurden. Schlacken und Rennofenreste in der Nähe lassen auch hier auf eine lange Bergbaugeschichte schließen.
weiter entfernte Abbaugebiete
Weizenhofen und das Umland zeichneten sich durch sehr hochwertige Bohnerzvorkommen aus. Das Gebiet war viele Jahre ein sicherer Lieferant für den Hochofen in Obereichstätt. Eine Schlackenhalde mit Rennofenresten ist aus dem Ruppmannsburger Gemeindewald bekannt und lässt eine Erzverhüttung bereits in der Keltenzeit vermuten.
Zöschingen, Nattheim und seine Umgebung waren Hauptlieferanten für sehr hochwertig Bohnerze nach Wasseralfingen und Königsbronn, aber auch nach Halblech und Sonthofen. Für einige Jahrzehnte wurden von Herrn Edelmann aber auch Erze nach Obereichstätt geliefert. Viele dieser alten Gruben können heute noch besichtig werden, das sie in den Wäldern um Nattheim die Zeit überdauert haben.
Die Jurahochfläche zwischen Nennslingen, Kaldorf, Titting, Erkertshofen, Wachenzell, Pollenfeld, Preith und Hirnstetten ist ebenfalls ein sehr altes Erzabbaugebiet. Viele Jahrhunderte wurde aus unzähligen Gruben das Bohnerz in Rennöfen und später in Obereichstätt verhüttet. Gruben aus dem 18. Und 19. Jahrhundert sind meist mit ihrem Namen überliefert und so können Hoffnung- und Elser Grube, Bucklgrube, Müllerzeche, Hirschgrube Ludwigsgrube uva. in verschiedenen Urkatastern gut gefunden und in heutigen Plänen markiert werden. Ein Fundus für diese Daten bildet dabei auch das Staatsarchiv in Nürnberg.
Ein sehr ergiebiges Erzgebiet war zwischen Dollnstein, Konstein, Wellheim, Gansheim, Daiting und Buchdorf bekannt. Hier waren ebenfalls Steiger und Knappen beschäftigt. Der Fund einer Tondüse eines Rennofens bei Dollnstein konnte in die Zeit 800 :v. Chr. Datiert werden und ist damit eines der ältesten Zeugnisse des Bergbaues in unserer Gegend. Für das Jahr 1600 ist der Einsatz von sächsischen Bergknappen am Rammersberg oberhalb von Aicha dokumentiert. 1525 gibt es bereits einen Hinweis auf die dortigen Grubenfelder.
Ein kleines Bergbaumuseum, das in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Dollnstein, dem Architektenbüro Häffner, André Widmann und Arthur Rosenbauer in den Räumen der Burg Dollnstein entsteht, soll hier einen Einblick geben.
Obereichstätt und die Hammerwerke Hagenacker und Altendorf
1411 wurde von Fürstbischof Friedrich IV. von Oettingen ein Eisenhammer gegründet. 1550 kaufte Bischof Moritz von Hutten das Obereichstätter Hammerwerk. 1692 wurde unter Bischof Euchar Schenk von Castell das Werk neu gebaut und ein Hochofen in Betrieb genommen. Das war der Start für die bis ins 19. Jahrhundert hinein einzige (früh-)industrielle Fabrikation im Fürstentum Eichstätt. Dieses belieferte neben dem eigenen Hammerwerk im Ort auch die der Obereichstätter Eisenschmelze angeschlossenen Hammerwerke von Hagenacker und Altendorf, wo das Eisen schmiedbar gemacht wurde. 1726 wurde der Obereichstätter Blechhammer stillgelegt. 1780 berief der Bischof den Eichstätter Jesuitenprofessor Ignaz Pickel zum Beirat, um eine bessere Ertragslage herbeizuführen. Mit ihm wurde 1805 das Kastengussverfahren eingeführt. Ein Jahr später übernahm der bayerische Staat das Werk, 1817 bis 1854/55 der Herzog von Leuchtenberg und Fürst von Eichstätt, 1862 wieder Bayern. 1811/12 waren in der Obereichstätter Schmelze 15 und bei den beiden Eisenhämmer Altendorf und Hagenacker jeweils acht Arbeiter beschäftigt. 1822 wurde eine neue Technik, das gusseisernen Zylindergebläse, in Betrieb genommen. Die verbesserte Luftzufuhr steigerte die Güte des Roheisens wesentlich. Nunmehr wurden im Jahresdurchschnitt 4000 Zentner Roheisen und 4500 Zentner Sandgusswaren von 40 Arbeitern produziert. Noch in der Leuchtenberg-Ära wurde 1832 ein dreistöckiges Berg- und Hüttenamtsgebäude errichtet. Bauliche und technische Investitionen wurden auch in den Folgejahren vorgenommen.
1862 wurde der Hochofen wegen starker Teuerung des Holzes und der zwischenzeitlich entstandenen Konkurrenzsituation stillgelegt und das Metall- und Emailleguss-Verfahren eingeführt. Das Metallgießen betrieb das Zweigwerk der Bayerischen Berg-, Hütten- und Salzwerke AG bis 1874, das Emaillegießen bis 1883. Die noch stehenden Gebäude stammen aus der Leuchtenbergzeit und wurden 1830 im Stil des Klassizismus von Michael Maurer errichtet. Ab 1919 wurden hier von ca. 200 Beschäftigten Maschinen gegossen. Zehn Jahre später wurde die Gießerei stillgelegt und 1932 das Werk endgültig geschlossen. Ein Riffelwerk und eine Steinverarbeitung übernahmen die Gebäude. Heute ist das Werk Sitz des Künstlers Prof. Alf Lechner, der mit seinen Plastiken aus massivem Stahl weltweit für Aufsehen sorgt und das ehemalige Hüttenwerk wieder zu seinen Wurzeln zurückgeführt hat.
Literatur
- Vergessene Geheimnisse wiederentdeckt, Arthur Rosenbauer, wek-Verlag, Treuchtlingen, ISBN 978-3-934145-81-8