Fatih Camii Moschee
Die Fatih Camii Moschee befindet in der Industriestraße 22 in Weißenburg und ist das Gebets- und Gemeindehaus der islamischen Gemeinde. Sie gehört zum Dachverband DITIB. [1]
DITIB Weißenburg
Der Dachverband Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religionen e.V., kurz DITIB, ist der größte islamische Dachverband in Deutschland und umfasst 880 bundesweite Ortsgemeinden. DITIB versteht sich selbst als eine „gemeinnützige Einrichtung [mit] eine[m][...] offenen, kooperativen Umgang und Dialog mit allen Institutionen und Religionen“. Die türkisch-islamische Gemeinde zu Weißenburg und Umgebung e.V. wurde 1980 gegründet. Damals umfasste die Gemeinde laut Aussage des damaligen Vorsitzenden, Kadir Uzun, rund 80 Mitglieder. Bis zum heutigen Tag hat sich die Mitgliederzahl fast verdoppelt und liegt nun bei rund 140. Der Verein wurde gegründet aufgrund mehrerer Anliegen: Zum einen wollte man einen Rahmen schaffen, um die Religion ausleben zu können, zum anderen auch kulturelle Aktivitäten wie zum Beispiel Sport fördern. Auch die Pflege interkultureller Beziehungen wird als ein Grund genannt.
Moscheebau
Zwischen 1980 und 1985 spielten sich die Gemeindeaktivitäten in einer Räumlichkeit am so genannten Plärrer in der Nördlichen Ringstraße nahe des Stadtzentrums von Weißenburg ab. 1985 wurde ein Haus in der Bahnhofstraße (ebenfalls nahe des Stadtzentrums) gemietet. 1988 konnte die Gemeinde das Haus käuflich erwerben und war dann bis 2006 Eigentümer des Gebäudes. Im Erdgeschoss befand sich der Gebets- und Aufenthaltsraum für die Frauen, im ersten Obergeschoss war der Gebetsraum der Männer sowie ein kleines Lokal untergebracht. Im zweiten Stockwerk befand sich zuerst die Wohnung des damaligen Religionsbeauftragten, die dann jedoch zu einer Koranschule umfunktioniert wurde.
Aufgrund mehrerer Faktoren beschloss der Vorstand im Jahr 2003, eine neue Gemeinderäumlichkeit zu suchen. Zum Einen waren die Räumlichkeiten für die stetig zunehmende Anzahl an Gemeindemitgliedern zu klein und es herrschte Platzmangel. Zum Anderen waren in der Bahnhofstraße die Parkplatzmöglichkeiten sehr eingeschränkt, was auch zu offiziellen Beschwerden seitens der Anwohner und Nachbarn führte. Da die Gemeinde einen Konflikt mit den Nachbarn vermeiden wollte und zudem selbst mit dem Platzmangel der Gemeinderäumlichkeit unzufrieden war, begann man 2003, sich verschiedene Objekte anzuschauen.
Der Gemeindevorstand konnte hierbei auf die Unterstützung des damaligen Oberbürgermeisters Reinhard Schwirzer bauen und hielt bei der Immobiliensuche stets Rücksprache mit ihm. So wurde beispielsweise erst ein Objekt in der Nürnberger Straße, stadtauswärts gelegen, in Betracht gezogen. Die ehemalige Firma für Bademoden hatte einige Jahre zuvor Insolvenz angemeldet und das Gebäude stand leer. Oberbürgermeister Schwirzer riet der islamischen Gemeinde jedoch vom Erwerb dieser Immobilie ab, da die Parkplatzmöglichkeiten Probleme hätten bereiten können.
Anschließend interessierte sich die Gemeinde für eine Immobilie in der Industriestraße im Weißenburger Industriegebiet. Zu Beginn konnte die Gemeinde die finanziellen Mittel zum Erwerb des Geländes nicht aufbringen. Im Jahr 2006 konnte das Gelände mit den darauf befindlichen Gebäuden im Rahmen einer Zwangsversteigerung erworben werden. Die Firma Lundia, die das Areal besaß, hatte im Jahr 2003 Insolvenz angemeldet. Im Anschluss daran wurde ein Nutzungsänderungsantrag eingereicht, um die Räumlichkeiten für Gemeindezwecke nutzen zu können. Sowohl Oberbürgermeister als auch Stadtbauamt stimmten dem Antrag und den Umbauplänen der islamischen Gemeinde zu und man konnte mit den Umbaumaßnahmen beginnen.
Finanziert wurden der Erwerb und der Umbau über Spenden, Mitgliedsbeiträge und einen Bankkredit. Zudem kann der Verein Teilflächen vermieten – so wird beispielsweise die kürzlich fertiggestellte Mehrzweckhalle vom Sportverein TSV 1860 für das Handballtraining angemietet, was ebenfalls eine regelmäßige Einnahmequelle darstellt.
2006 wurde mit dem Umbau zur Moschee begonnen und 2007 konnten die Gebetsräume eingeweiht werden. Zur Eröffnung waren sowohl der Vorsitzende des Dachverbands DITIB, Sadi Arslan aus Köln, als auch der Oberbürgermeister Schwirzer anwesend.
Widerstand gegen den Bau der Moschee
Es formierte sich auch eine Gruppe von Bürgern, die sich gegen den geplanten Bau der Moschee aussprach. Im selben Jahr, in dem das Grundstück im Industriegebiet von der islamischen Gemeinde erworben wurde, gründete sich der NPD-Ortsverband in Weißenburg. Die Mitglieder initiierten eine Unterschriftensammlung gegen den geplanten Bau der Moschee, die sie anschließend als Bürgerantrag mit dem Titel: „Nein – zur Errichtung bzw. Inbetriebnahme eines türkisch- islamischen Zentrums / einer neuen Moschee in Weißenburg“ bei der Stadtverwaltung einreichten.
Die NPD forderte den Stadtrat auf, der islamischen Gemeinde die Baugenehmigung nicht zu erteilen, aus Gründen der „Verausländerung/Islamisierung der Stadt“ und „Lärmbelästigung, Massenaufmärsche, Parkplatzprobleme und lautstarke, sich ständig wiederholende orientalische Lautsprecherduchsagen“. Der Bürgerantrag wurde jedoch vom Stadtrat einstimmig abgelehnt. Die von der NPD vorgebrachten Gründe stünden nicht in Zusammenhang mit einem Baugenehmigungsverfahren, sondern mit ideologischen Zielen der NPD und der Antrag sei daher zwar frist- und formgerecht, aber nicht inhaltlich zulässig. Die Stadt Weißenburg betonte, dass Bauvorschriften „für alle Bürger gleichermaßen“ gelten würden. Die Stadt bezog somit einen neutralen Standpunkt und verwies auf die allgemeine Rechtslage.
Räumlichkeiten, Aktivitäten und Einzugsgebiet
Die Räumlichkeiten der Fatih Camii Moschee Weißenburg bestehen derzeit aus einer Moschee, die über einen Hauptgebetsraum für die Männer verfügt und im ersten Stock über eine Galerie, auf der sich die Frauen während des Gebets aufhalten können. Ebenfalls im ersten Stockwerk befinden sich die Büros des Vorstandes und der Frauenbeauftragten. In einem Seitenflügel der Moschee ist eine Art Gemeinschaftsraum untergebracht. Die Mehrzweckhalle befindet sich ebenfalls auf dem Gelände. Die Räumlichkeiten werden nicht nur für Gebete genutzt, sondern auch für kulturelle Anlässe und Veranstaltungen wie zum Beispiel Hochzeitsfeiern, Fußballturniere, Deutschkurse und Informationsveranstaltungen für die Gemeindemitglieder.
Das Einzugsgebiet der Moschee erstreckt sich von Weißenburg und seinen Nachbargemeinden bis hin zum 30 Kilometer entfernten angrenzenden Landkreis Roth. Dadurch stellt die Moschee in Weißenburg ein Zentrum für Muslime im Umkreis dar. Aufgrund der Größe der Räumlichkeiten wurde 2009 erstmalig mit acht umliegenden Gemeinden die Geburtswoche des Propheten gefeiert.
Interreligiöser Dialog
Die Vorsitzenden der DITIB-Gemeinde legen viel Wert auf interreligiösen Dialog. So veranstaltet der Verein seit einigen Jahren einen Tag der offenen Tür. Schulklassen und andere Personengruppen, wie zum Beispiel die Weißenburger Junge Union, werden im islamischen Gemeindehaus empfangen und erhalten eine Moscheeführung. Die Gemeinde will mit ihrer Offenheit und Dialogbereitschaft gegen eine Islamophobie steuern, die sich seit dem 11. September 2001 in Deutschland ausgebreitet hat. Mit dem interreligiösen Dialog will die Gemeinde also Vorurteile aus dem Weg schaffen und Zuspruch unter der Bevölkerung für ihre Projekte, wie zum Beispiel den Moscheebau, erringen.
Der christlich-muslimische Dialog besteht in Weißenburg bereits seit mehreren Jahren, doch werden besonders zwei Ereignisse herausgegriffen, die ausschlaggebend auf die Kontaktaufnahme mit der muslimischen Gemeinde waren: Zum Einen wird der 11. September 2001 als Wendepunkt markiert. Zum Anderen gab es 2006 in der Weißenburger Nachbargemeinde Pappenheim einen Konflikt mit einer dortigen muslimischen Gruppierung, die eine katholische Fronleichnahmsprozession gestört hatte. Dieses Vorkommnis schlug Wellen bis hin zum bayerischen Ministerpräsidenten. Aufgrund dieser Begebenheiten beschloss die katholische Gemeinde Weißenburgs, die bis dahin lockeren Kontakte zur muslimischen Gemeinde auszubauen und einen regen Dialog zu initiieren. Auch wollte man in der Debatte um den Moscheebau der NPD etwas entgegensetzen.
Fußnoten
- ↑ Der Beitrag beruht auf folgenden Quellen: Maurer, Robert: Pläne für Moschee, in: Weißenburger Tagblatt vom 22./23. Juli 2005, Maurer, Robert: Moschee im Visier, in: Weißenburger Tagblatt vom 5./6. August 2006, Maurer, Robert: Weißenburger Moslems wollen kein Minarett, in: Weißenburger Tagblatt vom 10. August 2006, Maurer, Robert: Der Kommentar, in: Weißenburger Tagblatt vom 10. August 2006, Renner, Robert: Fristgerecht behandelt, in: Weißenburger Tagblatt vom 30. Sept./1. Okt. 2006, Trescher, Miriam: Akteure im Moscheebaukonflikt und christlich-muslimischen Dialog am Beispiel der Stadt Weißenburg, 2009