Staatliche Realschule Weißenburg

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Staatliche Realschule Weißenburg

Die Eltern- und Lehrervereinigung der Volksschule Weißenburg regte 1955 die Gründung einer Mittelschule in Weißenburg an.

Gründerzeit

Schulstatistik 1959

Die Stadt und das Schulamt unterstützten nachhaltig diese Bemühungen und suchten nach Möglichkeiten der räumlichen Unterbringung dieser neuen Schule. Das Kultusministerium verfügte deren Errichtung mit Wirkung vom 1. September 1955. Der Mittelschullehrer Dr. Hellmut Carl wurde an die Mittelschule Weißenburg abgeordnet und vorübergehend mit deren Aufbau und Leitung beauftragt. Mit 88 Schülern in zwei Klassen, einer Mädchen- und einer Knabenklasse, begann die Mittelschule am 10. Oktober 1955 mit dem Unterricht.

Die ersten hauptamtlichen Lehrkräfte, Otto Neu und Ingeborg Schnabl, wurden von nebenamtlichen Kolleginnen und Kollegen der Volks- und Berufsschule sowie von geistlichen Religionslehrkräften tatkräftig unterstützt. Bereits am 16. November 1955 übernahm der Mittelschullehrer Hermann Beck die Leitung der Schule, sodass er zu Recht als Gründungs- und Aufbaudirektor bezeichnet werden darf. Er wirkte immerhin als äußerst ideenreicher und dynamischer Chef bis zum Jahre 1976. Die Statistik aus dem Jahresbericht des Schuljahres 1958/59 gibt aufschlussreiche Angaben über Klassengröße, Fahrschüler, Herkunft der Schüler, z. B. der überdurchschnittlich hohe Anteil von Kindern aus Arbeiter- und Handwerkerfamilien und der Heimatvertriebenen (42 % bei einem Bevölkerungsanteil von etwa 25 %). 14% der Schüler waren Kriegshalbwaisen u. Ä.

Räumliche Verhältnisse

Klassenzimmer Seeweiherschule 1957

1955 wurde eine Klasse in der Baracke neben der Zentralschule unterrichtet und die andere im Dachgeschoss dieser Schule. 1960 wurden bereits 220 Schüler von 21 haupt- und nebenamtlichen oder nebenberuflichen Lehrkräften unterrichtet. Die Schulraumnot war äußerst angespannt. So galt 1961: ,,Die Mehrzahl der Schüler wird im östlichen Trakt der Seeweiherschule unterrichtet; einige Klassen befinden sich nebenan in der Berufsschule, und zwei sind weiter entfernt im Pavillon bei der Zentralschule untergebracht. Bis dahin sind es gut zehn Gehminuten. Der Fachunterricht, z. B. Chemie, wird im Kellergeschoss des mittleren Baus der Seeweiherschule erteilt." Man erkennt, unter welchen Umständen die Schule – Schüler und Lehrer also – auch im sechsten Jahr nach ihrer Gründung ihre Aufgabe wahrnahm. Und es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass es die Kollegen der Volksschulen am Seeweiher und der Zentralschule waren, die über mehr als zehn Jahre hinweg Gastrecht gewährten und sich selbst einschränkten. Alle wollten und unterstützten diese neue Schulart. In beispielhafter Weise förderte die Stadt Weißenburg, die bis zur Landkreisreform Sachaufwandsträger war, die räumliche Unterbringung der damals Mittelschule genannten Einrichtung sowie deren Erstausstattung. Trotzdem war von 1961 bis 1964 (Fertigstellung des 1. Bauabschnittes des Neubaus) Schichtunterricht - d. h. Nachmittagsunterricht - für einige Klassen unumgänglich.

Klassenzimmer Seeweiherschule 1957/1958

Ein Neubau, der in zwei Bauabschnitten (1962 – 1967) erstellt wurde, brachte schließlich die Zusammenführung aller Klassen in einem architektonisch, funktionell und einrichtungsmäßig recht gelungenen Haus. Nur ein Problem tauchte bereits nach dessen Bezug im Frühjahr 1967 auf, nämlich die Raumknappheit. Die Schülerzahl war zwischenzeitlich auf 430 angestiegen, und es zeichnete sich ein weiteres Anwachsen ab. So musste Schichtunterricht eingeführt werden mit Vormittags- und Nachmittagsunterricht Der vorläufige Höchststand wurde übrigens im Schuljahr l971/72 mit 746 Schülern erreicht. So musste bereits unmittelbar nach dem vollständigen Umzug in das neue Atriumgebäude – eine auffällige, aber recht beständige Klinkerausführung – der damalige Schulleiter, Hermann Beck, dem Oberbürgermeister mitteilen, die Schule wäre wohl schön, aber zu klein geraten. Eine Feststellung, die bis heute aktuell geblieben ist. Die Folge war wieder Schichtunterricht mit Vormittags- und Nachmittagsunterricht. 1970 wurden dann zusätzliche Klassenzimmer auf dem Gelände des ehemaligen Mackweihers neben der Schule errichtet (OFRA-Bau = Baracke), die als Übergangslösung gedacht waren, auch für die neu entstandene Fachoberschule (FOS). Doch bald musste auch dieser Bau wieder erweitert werden, weil die FOS schneller wuchs als erwartet. Als diese dann in das ehemalige Gymnasium an der Wildbadstraße umzog, konnten nur wenige Räume (w. z. B. der Chemiesaal) der Realschule zugesprochen werden, da die Berufsschule und die Sonderschule ebenso dringend Platzbedarf hatten. Erst als diese auszogen, standen alle Räume des OFRA-Baus der Realschule zur Verfügung, nur dass der für zehn Jahre gedachte Bau inzwischen völlig abgewohnt war. Die Wände waren so durchfeuchtet, dass in einem Klassenzimmer sogar Pilze wuchsen.

Pilze im durchfeuchteten Klassenzimmer in der Baracke, November 1994

Trotzdem musste diese Übergangslösung noch bis zum Jahre 2000 herhalten. Mit Beginn des Schuljahres 1998/99 konnte dann der Erweiterungsbau bezogen und der „Altbau“ von 1964/67 saniert werden. Da aber die Schule immer noch zu klein war, wurde 2001 die Baracke abgerissen und durch einen Pavillonbau ersetzt, der dann 2003 noch einmal erweitert wurde. Trotzdem sind wegen der zahlreichen Wanderklassen die räumlichen Verhältnisse nach wie vor unbefriedigend.

Von der dreistufigen Mittelschule zur vierstufigen und sechsstufigen Realschule

1960 beschloss der Weißenburger Stadtrat, die Mittelschule, wie damals die Realschule noch hieß, in eine vierstufige umzugestalten. Die Folge war in den nächsten drei Jahren eine Klassenbezeichnung, die mehr verwirrend als erklärend war: Da gab es beispielsweise eine Klasse 3K3 neben einer 2K/M4 oder eine 3Ma3 neben einer 2K4. 2K/M4 hieß: 2. Klasse (nach heutiger Zählung 8. Kl.) Knaben und Mädchen gemischt in der vierstufigen Realschule, während 3Ma3 bedeutete: 3. Kl. Mädchen, Abteilung a im auslaufenden dreistufigen Zug. Knaben und Mädchen wurden weitgehend in getrennten Klassen beschult. Die durchschnittliche Klassenfrequenz lag zwischen 35 und 37; einzelne Klassen zählten gar 45 Schüler.

Abschlussfeier 1976

Die Umbenennung der „Mittelschule" in „Realschule" erfolgte generell mit Wirkung vom 01.08.1965 in ganz Bayern. 1969 beschloss der Stadtrat anlässlich Nebels 75. Geburtstag, die Schule Rudolf-Nebel-Realschule zu benennen. Das Kultusministerium folgte dem Antrag nicht, weil Benennungen nach lebenden Personen nicht möglich seien (Rudolf Nebel starb 1978). So trägt das Gebäude den Namen Rudolf-Nebel-Realschule, während die Lehrinstitution Staatliche Realschule Weißenburg heißt. Ergänzend sei noch angeführt, dass am 1. Januar 1973 der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen den Sachaufwand für die Realschule von der Stadt Weißenburg übernahm.

Mit Beginn des Schuljahrs 2000/2001 wurde in Weißenburg die sechsstufige Realschule eingeführt, die mit 175 Schülern in diesem Jahrgang einen ungeahnten Zuspruch fand, da viele Eltern ihre Kinder auch von der 5. Klasse Hauptschule in die 5. Klasse Realschule schickten. Inzwischen ist die Weißenburger Realschule in allen sechs Klassenstufen sechszügig, sie hat 36 Klassen. Die höchste Schülerzahl war im Schuljahr 2009/10 mit 984 Schülern, inzwischen hat sich trotz Geburtenrückgangs die Zahl auf etwa 940 eingependelt.

Neu ist, dass seit dem Schuljahr 2003/04 mehr Jungen als Mädchen an der Realschule sind. Das liegt vor allem daran, dass im Gegensatz zu früher mehr Mädchen aufs Gymnasium gehen. Es ist aber auch insofern verwunderlich, weil gerade die kaufmännische Wahlpflichtfächergruppe als Vorbereitung für die „typischen Mädchenberufe“ in Büro und Verwaltung galt. Es ist bemerkenswert, dass der Prozentsatz der Schüler, der in die FOS übertritt, hoch ist – vor allem in den Technikerklassen.

Neue Fächer und Techniken

Dem technischen Fortschritt und den sich ändernden gesellschaftlichen Strukturen musste gerade eine Realschule in besonderem Maße gerecht werden. Dementsprechend kamen zu den traditionellen Fächern 1985 solche wie Informatik und Textverarbeitung. Der Unterricht im Technischen Zeichnen wurde durch CAD-Programme ergänzt. Der Landkreis erwies sich diesbezüglich als recht aufgeschlossen, indem er zwei Räume mit Computern und entsprechender Software ausstattete. Das Investitionsvolumen lag bei mehr als 200.000,- DM.

Die stärkere Betonung der musischen, sozialen und hauswirtschaftlichen Bildung ermöglichte die Einführung der Wahlpflichtfächergruppe III mit dem einschlägigen Fächerkanon. So wird hier Französisch als Wahlpflichtfach angeboten.

Die Schule kann somit allen Neigungen und Begabungen gerecht werden und diese weitgehend fördern. Realschulabsolventinnen und -absolventen haben daher heute – und sicher ebenso in der Zukunft – beste Berufs- und Aufstiegschancen. So begegnen einem heute überall in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft Personen, die Absolventen der Weißenburger Realschule waren, stellvertretend für alle sei Landrat Gerhard Wägemann genannt.

So hat sich die Realschule Weißenburg aus bescheidenen und schwierigen Anfängen zu einer bedeutenden und differenzierten Bildungseinrichtung entwickelt. Ihre Lehrer, Schulleiter, Elternbeiräte und die Sachaufwandsträger haben sich stets und unverdrossen neuen Gegebenheiten und Entwicklungen zugewandt und sich damit auseinandergesetzt.

siehe auch

Quellen

  • MEYER, Emmeran und BEIER, Ulf in „Festschrift zur 40-Jahr-Feier und Jahresbericht 1994/95 der Staatliche Realschule Weißenburg"
  • PATZOWSKI, Harald und BEIER, Ulf in „50 Jahre Staatliche Realschule Weißenburg, Festschrift mit Jahresbericht 2004/05“
  • Jahresberichte der Staatlichen Realschule Weißenburg sowie private Aufzeichnungen von Ulf BEIER

Weblinks