Wilhelm Blendinger

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Wilhelm Blendinger

Wilhelm Blendinger (* 5. Juli 1909 in Nennslingen, † 25. Oktober 1980 bei Thalmässing, begraben in Ellingen), praktischer Tierarzt und Veterinärdirektor, der durch seine Erfindungen einer der erfolgreichsten Tiermediziner Deutschlands war.

Leben

Wilhelm Blendinger wurde als Sohn eines prakt. Tierarztes schon früh mit seinem späteren Berufsfeld bekannt. Nach der Zeit als Internatsschüler in Windsbach, dem Abitur in Augsburg und dem Studium der Veterinärmedizin in München und Hannover war er seit 1936 in Ellingen als prakt. Tierarzt tätig. Im gleichen Jahr heiratete er seine aus Ostpreußen stammende Frau Gertrud, die ihm stets tatkräftig zur Seite stand und den Freiraum für sein weit gefächertes Wissen ermöglichte. Der Ehe entstammten drei Söhne (alle bereits verstorben) und eine Tochter. Wilhelm Blendinger wechselte 1954 zur Veterinärbehörde. Mit zunehmendem Alter wurde er sehbehindert. Er starb durch einen Reitunfall während einer Herbstjagd.

Wirken

Blendinger entwickelte und verbesserte zahlreiche Geräte in der Großtierchirurgie, z. B. erfand er Fixationszangen, mit deren Hilfe eine Fremdkörperoperation am stehenden Rind ohne Assistenz ermöglicht wurde. Bei der Durchführung des Kaiserschnitts bei Pferd und Rind gelangen dem Spezialisten in Zusammenarbeit mit anderen Tiermedizinern Verbesserungen und erfolgreiche Methoden. Schon 1949 gelang ihm der erste Kaiserschnitt bei einer Stute, die dann ihr Fohlen problemlos aufziehen konnte. Er führte erfolgreiche Kaiserschnittoperationen beim Rind in Rückenlage in der Linea alba durch. Zahlreiche Erfindungen von besonders geeigneten Instrumenten für geschickt durchzuführende tierärztliche Verrichtungen und außergewöhnliche Heilmethoden (z. B. Jod-Konzentrat-Osmose-Infusionen gegen Kinderlähmung) bescherten bald dem „in Mittelfranken tätigen Praktiker wegen seiner genialtalentierten Persönlichkeit einen legendärer Ruf.“ (B. Buff, s. u.)

In über 70 Veröffentlichungen hat Blendinger das Wissen eines Praktikers für die Praxis anderer Kollegen zugänglich gemacht. Die in vielen Lehrbüchern beschriebenen Instrumente und Methoden „nach Blendinger“ zeugen noch heute von der Nachhaltigkeit seiner Erkenntnisse. Die „Blendinger-Nadeln“ wurden – wie mehrere seiner vorherigen Geräte – als Patent anerkannt. Dies sind chirurgische Nadeln zur Intrakutannaht der Rinderhaut, die bei jeglichen Operationen am Großtier geschätzt werden.

Besonders intensiv widmete sich Wilhelm Blendinger allen Bereichen um das Pferd. Von der Gesundheit dieser Gattung über Heilung und Krankheiten, Zucht und Haltung, Nutzung und Sport beschäftigte ihn besonders die Anwendung optimaler Hufbeschläge. Darüber hinaus verfasste er naturphilosophische Betrachtungen über Ursprung, Aufstieg und Niedergänge der Kulturen. Seine Bücher „Psychologie und Verhaltensweisen des Pferdes“ und „Menschen, Pferde und Kultur“ sowie „Gesundheit und Krankheiten des Pferdes“ verdeutlichen die Nachhaltigkeit des Engagements des Verfassers. Einige dieser Werke sind in Schwedisch und Polnisch erschienen.[1]

Nach dem Zweiten Weltkrieg (1946-1948) war Blendinger als Stadtrat und Zweiter Bürgermeister von Ellingen wesentlich an dessen Wiederaufbau beteiligt.

Würdigung und Auszeichnungen

  • „Zusammen mit Dr. Bergler gehörte Dr. Blendinger zu den großen Freunden der Pferde, der ihr Wesen verstand wie selten jemand. Vielen Landwirten rettete Dr. Blendinger durch Operationen ihre Tiere.“ (Weißenburger Tagblatt, s. u.)
  • Verleihung des Dr. med. vet. honoris causa der Ludwig-Maximilians-Universität München für seine veterinärmedizinischen Verdienste
  • Dammann-Medaille der Tierärztlichen Hochschule Hannover (= höchste Ehrung)
  • Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1980 – überreicht an die Witwe, da Blendinger kurz vor dem bereits festgelegten Termin tödlich verunglückte)

Darüber hinaus Ehrung mit zahlreichen Auszeichnungen durch viele europäische veterinärmedizinische Ausbildungsstätten

Weblinks

Einzelnachweise

Literatur

  • Wilhelm Blendinger: "Psychologie und Verhaltensweisen des Pferdes. Mit Vergleichen aus der Psychologie anderer Tiere und des Menschen", Heidenheim, Hoffmann Verlag, 1971, ISBN 9783489518327
  • Wilhelm Blendinger: "Gesundheitspflege und Erste Hilfe für das Pferd", Parey, Hamburg, 1980

Quellen

  • BUFF, Bruno: „Zum 100. Geburtstag von Dr. h. c. Wilhelm Blendinger“ in: Rundbrief Nr. 16 der Alumni der Münchner Tierärztlichen Fakultät, München 2009 und Auskünfte von B. Buff an Ulf Beier im März 2014
  • Weißenburger Tagblatt vom 28. Oktober 1980 und vom 8. Dezember 1980