Benutzer:Ubeier

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über mich

Jahrgang 1941, in Weißenburg seit 1971; verheiratet, zwei Söhne, vier Enkel

im Ruhestand, vorher Studienrat an der Realschule Weißenburg


bereits bearbeitete Themen

Altmühl, Brombachsee, Igelsbachsee, Hahnenkammsee, Schwäbische Rezat, J.Lidl, Fr. Liebl, Dr. Otto "Leo", Fleppa, E.Model, Ergänzung Dettenheim u. R. Nebel, Friedrich-Ebert-Str., J.Schieder, G.Demel, Anlauter, 5 Artikel v.H. Spitschka, Rennweg, SL WUG, Wohnstättennamen, Wülzbg.-Gedenkst., Heimatbücherverz., Bahnhofstr., Karl IV., Landschaftsbild, 4 Artikel Mundart (Mertens), 3 Artikel über die Schambach, HNavratil, StHedwigMB, Erzgeb.stub. GUN, OBSchwirzer, Hist. Stammtisch (40), Exulantennamen, WUG-SEB, OStiepak, RainMesserer, Bombard. Wßbg., 5 Zeitzeugenberichte (50), Papp.Ehrenbg., Ergänzg. Wßbg.Bgm., AlBinkert, JohMertens, TreuchtlMöhrenb., EBW, StrN m. Bez. zu Vertreibg., Schulzentrum, Stichvillapark, E.-Schulhoff-Str. (60), Einwohnerzahlen aktualisiert ab 1960, Patensch., 2x RSWUG, AHochmuth, MWenz, Wßbg. FlN 1-4 (70), RJoppien, JZörkler, Gesch. Bez. WUG-Sudeten, 3x Europ. Hauptwasserscheide, 3x Name Wßbg. eur. Vgl., MRaab (80), JMang, FEigler, WBlendinger, Namensvett. Bergen, Ellingen, 2 Nennsl. Kirchen, Treuchtlg.-Mahnm., Wehrkirch., JosReinfuss (90), Stadtmauer 19.Jh., Stadtm. 1950-2014, HSturm, HMeier, WLangenf., FrSchäfer, Neudf., Stadtweiher, BBuff, Muhr-St. Walbg. (100), Stadelh., -Namensv., Markh., Seeweiherm., Spitalk., Kirchenbaut.(3), Ergänz. AmHof,

Beispiel: Fotoanordnung

Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte der Siedlung von 1932 bis 1944

Auf dem Platz vor dem Heim der Siedlervereinigung Weißenburg e.V. findet alle Jahre im Sommer das Siedlerfest statt.

Die Weißenburger Galgenbergsiedlung liegt im Norden der Stadt. Sie hat ihren Namen nach dem westlich der Nürnberger Straße gelegenen ehemaligen Galgenberg. In Weißenburg stand der Galgen auf dem Hügel westlich der Nürnberger Straße – im Gegensatz zur heutigen Galgenbergsiedlung, die östlich der Straße liegt.

Die wirtschaftliche Not nach dem 1. Weltkrieg gerade in den unteren Bevölkerungsschichten verschärfte auch die Wohnungsnot. 1931 schuf der Stadtrat Weißenburg die Grundlage für die Kleinsiedlerbewegung. Am 28.02.1932 wurde der Kleinsiedlerverband ins Leben gerufen und noch im selben Jahr konnte ein Reichsdarlehen von 60.00 Mark zur Errichtung von 24 Siedlerstellen verwendet werden.

Doppelhaus der 1. Bauphase im Originalzustand, Aufnahme von 1949

Diese vorstädtischen Kleinsiedlerstellen entstanden weit ab von der Stadt am heutigen Rennweg. Die reinen Baukosten sollten 2.500,- Mark nicht übersteigen. So entstanden Einfamilien-Doppelhäuser mit Keller, Erd- und Dachgeschoss mit Stallanbau. Das Erdgeschoss umfasste 36,9 m2, das Dachgeschoss 13,8m2.

Die Bewerberzahl übertraf die Anzahl der Siedlerstellen um ein Vielfaches, weshalb diese ausgelost wurden. Zum Zuge kamen vorwiegend Familien arbeitsloser Handwerker, die einen Großteil der Bauarbeiten in Eigenleistung selbst ausführen konnten. Politisch waren fast alle Kommunisten, was ihnen nach der Machtübernahme durch die NSDAP in mehreren Fällen Probleme brachte. Die Kalksteine für den Bau wurden im Steinbruch am Bärenloch gebrochen. Erster Spatenstich war am 20. Juli 1932, die letzten Häuser wurden bereits im Herbst 1933 bezogen. Die Siedler waren zur Kleintierhaltung verpflichtet und erhielten zum Anbau von Feldfrüchten Grundstücke östlich des noch unbebauten Habermühlweges und südlich der Galgenbergstraße. Es gab noch keine Kanalisation, nur Versitzgruben.

1935 erfolgte der 2. Bauabschnitt mit etwas größeren Doppelhäusern mit einer Gesamtnutzfläche von 72,7 m2. Jetzt wurden für die 28 neuen Siedlerstellen aus den 154 Bewerbern Handwerker, Kriegsbeschädigte und Kinderreiche bevorzugt. Die politsche Einstellung stand hinter der Eignung zurück. Trotzdem sollten die Häuser in den ersten drei Jahren nur vermietet werden (Monatsmiete 20,15 Reichsmark), um festzustellen, ob die Siedler auch mit der Kleinviehhaltung und der Feldarbeit zurechtkommen. Das war meistens der Fall. Manche mussten jedoch ihre Häuser verlassen. Es kamen dann regimetreue Siedler zum Zuge, die dann 1945 wieder ausziehen mussten. Eigenleistung beim Bau war jetzt nicht mehr möglich, weil es amtlich keine Arbeitslosen mehr gab. Ab 1936 war das sog. "Heimstättenamt" für die Vergabe der Siedlerstellen zuständig, das nach NSDAP-Vorgaben entschied.

Bis 1935 waren 36 Doppelhäuser entstanden. Wegen der nicht mehr möglichen Eigenleistung stieg der Preis für eine Siedlerstelle (= Doppelhaushälfte) von 2.500 RM auf 3.500 RM. Am 17. Juli 1936 konnten die letzten 12 Häuser des 4. Bauabschnitts bezogen werden. Laut Adressbuch der Stadt vom August 1937 standen in der damaligen Galgenbergsieldung 87 Häuser. Zwischen 1937 und 1938 kamen noch einige Häuser an der heutigen Galgenbergstraße (Nordseite) dazu. Damit war der alte Teil der Galgenbergsiedlung abgeschlossen.

1944 kamen östlich des jetzigen Habermühlweges Barackenbauten dazu. "Sie sprengten das Bild der Siedlung zweifach: flächenmäßig und mentalitätsmäßig. Die Größe, die Bauart und der große Zeitabschnitt von sieben Jahren (1937 bis 1944) lassen verstehen, dass sich die alte Siedlung als Einheit dagegen abheben und konsolidieren musste."[1]

11 Baracken wurden als Behelfsheime in Holzbauweise 1944 erstellt vom Deutschen Wohnungshilfewerk.

16 Behelfsheime in Steinbauweise wurden vom Überlandwerk 1944 errichtet.

20 Behelfsheime in Holzbauweise wurden von der Süddeutschen Apparatefabrik 1945 errichtet.


Quellen:

DÖBLER, Hermann: Handschriftliche Aufzeichnungen zur Geschichte der Galgenbergsiedlung für Ulf Beier, Weißenburg, Dezember 2014

ENGELHARDT, Jürgen: Die Entwicklungsgeschichte der Galgenbergsiedlung Weißenburgs von den Anfängen bis zum außerordentlichen Wohnungsbauprogramm 1934; Facharbeit aus der Erdkunde am Werner-von-Siemens-Gymnasium Weißenburg bei Gustav Mödl, StR, 1982 (Kopie eines Schreibmaschinenskripts, von Reinhard Schwirzer, OB i. R., für Ulf Beier zur Verfügung gestellt)

GLATZ, Klaus: Analyse der Siedlung am Galgenberg Weißenburg in soziologischer und baugeschichtlicher Hinsicht nach dem Stand vom 1.10.1967, abgeschlossen 17.11.1967, Manuskript im Stadtarchiv Weißenburg, Nr. 12.257, S. 9

MÖßNER, Fritz: Jetzt red "Ih" über 50 Jahre Galgenberg Weißenburg. Chronik unserer Siedlung sowie Gedichtli vum Galgenberch und drumrum o. J. (1982). Broschüre zum 50-jährigen Vereinsjubiläum der Siedlervereinigung; Schreibmaschinenskriptum, gedruckt, Stadtarchiv Weißenburg Nr. Z 190


Weblinks

Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte der Siedlung nach 1945

Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte des Galgenberges

Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Namensvettern zum Galgenberg

Fußnoten

  1. GLATZ, Klaus: Analyse der Siedlung am Galgenberg Weißenburg in soziologischer und baugeschichtlicher Hinsicht nach dem Stand vom 1.10.1967, abgeschlossen 17.11.1967, Manuskript im Stadtarchiv Weißenburg, Nr. 12.257, S. 9


Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte der Siedlung nach 1945

Die Bebauung der Frühlingstraße lässt noch die ehemalige Baustruktur erahnen.

Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich die Galgenbergsiedlung zu einem bedeutenden Stadtteil Weißenburgs als eine Art Nordstadt mit etwa 3.000 Einwohnern.

1949 begann die Bebauung der Südseite der Galgenbergstraße. 1950 hatte die Siedlung bereits 100 Häuser. Sie war jetzt so groß, dass der Stadtrat beschloss, Straßennamen einzuführen, und zwar nach Flurnamen: Galgenbergstraße, Am Grasigen Weg, Schlüsselackerweg, Kreuzweg, Rennweg sowie Talweg, Habermühlweg und Am Hirschfeld.[1]

Das Angebot in der Ladenzeile der Galgenbergstr. ist deutlich geschrumpft.

Damals waren es kleine, ebenerdige, spitzgiebelige Siedlungshäuschen mit ausgebautem Dachgeschoss als Doppelhäuser. Ab den 1950er Jahren gaben immer mehr Siedler im alten Teil die Viehhaltung auf und bauten meist im ehem. Stall das ersehnte Bad ein. Nach und nach wurden alle Häuser umgebaut, aufgestockt, angebaut und erweitert. Die Siedlung, die ursprünglich nur von der Nürnberger Straße bis zum Habermühlweg ging, wuchs östlich weiter bis zur Jahnstraße. Die ältesten Teile sind auch daran zu erkennen, dass dort die Straßen nach Flurnamen benannt sind, die späteren Teile der Siedlung nach Laubbäumen [2]und die Bebauung ist bereits großzügiger. Aus den ursprünglichen Nutzgärten sind fast überall Zier- oder Spielgärten geworden. Trotzdem hat sich der schöne Brauch erhalten, dass sich seit 1951 bis heute die Kinder der Siedlervereinigung am Erntedankzug der St.-Andreas-Kirche mit mehreren Leiterwagen voll Lebensmittel beteiligen.

Die sanierten Wohnblöcke am Habermühlweg (2015)

Die Neubaugebiete Am Hirschfeld und Frühlingsstraße wurden erschlossen. Der Kreuzweg wurde bis zur Lindenstraße verlängert. Das wurde u. a. möglich, weil die Baracken am Habermühlweg, die nach dem Krieg vielfach mit Flüchtlingen und Heimatvertriebenen belegt wurden, abgerissen werden konnten. So ist es nicht verwunderlich, dass gerade in diesen Straßen sehr viele Sudetendeutsche, Schlesier und Ostpreußen ein neues Zuhause fanden. An der Frühlingsstraße 4 und 6 entstanden 1955 Wohnblocks der "Wohnungsgenossenschaft Eigenheim eG Weißenburg", die auch am Habermühlweg 20 und 22 im Jahre 1965 die Wohnblöcke errichtete und 1973 den Wohnblock Habermühlweg 24.

Schon 1953 gab es ein Vereinshaus der Siedlervereinigung und 1955 bekam die Siedlung ihr eigenes Gasthaus, die "Frische Quelle", die als Gemeinschaftsarbeit in der Galgenbergstraße entstand und von Fritz Pfeiffer sen. geführt wurde. Die Gaststätte war jahrelang der gesellschaftliche Mittelpunkt der immer größer werdenden Siedlung. Siedlerversammlungen, Wahlveranstaltungen, Kappenabende, Maifeiern usw. waren hier immer bestens besucht.

Am Talweg wurde 1957 das Jugendheim der Siedlervereinigung in Eigenleistung errichtet. Die damalige Jugendgruppe war sehr aktiv (Theaterspiel, Faschings- und Herbstbälle, Tischtennis, Mundharmonikaorchester u. a.).

Das 2012/13 renovierte evang. Gemeindezentrum, jetzt Philipp-Melanch- thon-Haus, ist das geistliche Zentrum.

In der westlichen Galgenbergstraße entstand eine Ladenzeile. Zwei Metzgereien, zwei Bäcker und ein Milchgeschäft mit Lebensmitteln eröffneten ihre Pforten. Heute ist das Angebot jedoch deutlich geschrumpft. Zum einen gibt es Supermärkte mit einem riesigen Angebot und zum anderen besitzt fast jeder Haushalt ein Auto, mit dem größere Einkäufe erledigt werden können. Ein Kühlschrank ist seit den 1960er Jahren Standard, sodass die Vorratshaltung oft keinen täglichen Einkauf erforderlich macht.

Der evang. Kindergarten "Tausendfüßler" ist ein sozialer Mittelpunkt vor allem für junge Familien.

Ende der 1950er Jahre wurde die Ausfahrt aus der Siedlung auf die Nürnberger Straße vom Grasigen Weg zur Galgenbergstraßer verlegt. Ab 1954 entstanden auf der Westseite der Nürnberger Straße die Hermann-Gutmann-Werke. Ab 1961 konnten in der Altsiedlung die ersten Straßen asphaltiert werden, die bisher nur wassergebundene Wege waren. Die Lindenstraße schloss zunächst die östliche Erweiterung ab, ehe ab 1960 mit dem Buchenweg, dem Eichenweg und der Ulmenstraße eine Bebauung bis zur Jahnstraße erfolgte. Die Stadt Weißenburg errichtete am Birkenweg einen großen Wohnblock für Familien der Stadt. 1962 wurde das evangelische Gemeindezentrum zusammen mit dem 3. Pfarrhaus und dem Kindergarten errichtet. Es wurde der geistige Mittelpunkt der Siedlung, 2013 generalsaniert und heißt seither Philipp-Melanchthon-Haus. In den Wintermonaten finden hier die evangelischen Frühgottesdienste statt, die sonst in der Spitalkirche abgehalten werden.

Der Bauplatz war zunächst für eine katholische Kirche vorgesehen. Als diese den Platz nicht nahm, erhielt ihn die evang.-luth. Gemeinde. Die katholische Pfarrgemeinde errichtete die Heilig-Kreuz-Kirche als ihr zweites Gotteshaus in Weißenburg dann 1962-64 an der Jahnstraße. Dieses war durch die Aufnahme der vielen katholischen Heimatvertriebenen - vor allem aus dem Sudetenland und (Ober-)Schlesien - notwendig geworden.

In den 1960er Jahren entstanden auch größere Wohnblocks wie hier am Birkenweg.

Mit der Bebauung der Rothenburger Str. und den Straßen zwischen dieser und der Bergerstr. in den 1960er Jahren war aus der Stadtrandsiedlung ein Stadtteil geworden. Im Jahr 2015 gibt es in der Galgenbergsiedlung zwei Metzgereien, eine Bäckerei, zwei Fahrschulen, ein Elektrofachgeschäft, einige Spezialgeschäfte und in der Rothenburger Straße neben einem Spezial-Lebensmittelgeschäft eine Sparkassenfiliale, eine Allgemeinärztin, eine Apotheke, eine Physiotherapie-Praxis und das Rot-Kreuz-Heim mit einem Saal und einer Gaststätte. Somit verfügt der Stadtteil heute über viel wichtige Infrastruktureinrichtungen.


Quellen:

DÖBLER, Hermann: Handschriftliche Aufzeichnungen zur Geschichte der Galgenbergsiedlung für Ulf Beier, Weißenburg, Januar 2015

ENGELHARDT, Jürgen: Die Entwicklungsgeschichte der Galgenbergsiedlung Weißenburgs von den Anfängen bis zum außerordentlichen Wohnungsbauprogramm 1934; Facharbeit aus der Erdkunde am Werner-von-Siemens-Gymnasium Weißenburg bei Gustav Mödl, StR, 1982 (Kopie eines Schreibmaschinenskripts, von Reinhard Schwirzer, OB i. R., für Ulf Beier zur Verfügung gestellt)

GLATZ, Klaus: Analyse der Siedlung am Galgenberg Weißenburg in soziologischer und baugeschichtlicher Hinsicht nach dem Stand vom 1.10.1967, abgeschlossen 17.11.1967, Manuskript im Stadtarchiv Weißenburg, Nr. 12.257, S. 9

MÖßNER, Fritz: Jetzt red "Ih" über 50 Jahre Galgenberg Weißenburg. Chronik unserer Siedlung sowie Gedichtli vum Galgenberch und drumrum o. J. (1982). Broschüre zum 50-jährigen Vereinsjubiläum der Siedlervereinigung; Schreibmaschinenskriptum, gedruckt, Stadtarchiv Weißenburg Nr. Z 190


Weblinks

Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte der Siedlung von 1932 bis 1944

Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte des Galgenberges

Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Namensvettern zum Galgenberg

Fußnoten

  1. Näheres s. BEIER, Ulf: Von der Höll-zur Paradeisgasse, Straßen- und Wohnstättennamen in Weißenburg, 2. Auflage, Weißenburg 2000
  2. Die hier vorkommenden Flurnamen waren aufgebraucht, vgl. BEIER, Ulf: Von der Höll-zur Paradeisgasse, Straßen- und Wohnstättennamen in Weißenburg, 2. Auflage, Weißenburg 2000, S. 150

Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte des Galgenberges

Geschichte des Weißenburger Galgenberges

Am Galgenberg ging es um Kopf und Kragen. Wie der Name vermuten lässt, fanden hier früher öffentliche Hinrichtungen statt. In Weißenburg stand der Galgen auf dem Betriebsgelände der jetzigen Gutmann AG (früher Hermann-Gutmann-Werke), also westlich der Nürnberger Straße. Da jede Stadt im Mittelalter einen Galgen hatte – und oft auch Marktflecken und sogar Dörfer – , ist es nicht verwunderlich, wenn der Name Galgenberg so zahlreich auftaucht. Allerdings handelt es sich häufig um ein Gebiet, das heute längst in die Stadt eingemeindet ist und als Stadtteil dann auch nicht eigens in Ortsverzeichnissen erscheint, wie dies eben auch in Weißenburg der Fall ist. Wenn man von Ellingen Richtung Weißenburg kam, sah man schon von Weitem den Galgen der Reichspflege – gelegentlich auch mit einem Hingerichteten, also gut sichtbar oberhalb der Rezatniederung. Dieses makabre Schauspiel war durchaus beabsichtigt und sollte einerseits zur Abschre­ckung dienen, aber natürlich auch zur Darstellung der eigenen Macht. Denn mit 2000 - 3000 Einwohnern im Mittelalter war Weißenburg nur eine recht kleine Reichsstadt.

Es gab aber in Weißenburg sogar zwei Galgen, nämlich einen an der Nürnberger Straße und einen weiteren am Weg nach Schmalwiesen: Der Galgen in Richtung Schmalwiesen war der städtische, der auf das Recht von 1451, den Blutbann, zurück­geht, den Kaiser Sigismund verliehen hat. In der Nürnberger Straße stand der Galgen der Reichspflege, die 1534 an die Stadt verliehen wurde. Der Blutbann war das Recht, bei Straftätern über Tod und Leben zu entscheiden, sodass der erste Galgen nötig wurde, und 1534 der zweite, außerdem eine Enthauptungsstätte, die in der Nürnberger Straße in Höhe der Gaststätte „Casino“ lag. Dabei galt es als ehrenhafter, bei einem Todesurteil zum Enthaupten verurteilt worden zu sein als durch den Galgen. Das Ergebnis war allerdings dasselbe.

Der Name Hochgericht, der uns für den Galgenberg seit Mitte des 16. Jahrhunderts schriftlich überliefert ist, bezieht sich zum einen auf die Lage, den hohen Galgen, die Hinrichtungsstätte, deshalb sprach man auch vom Halsgericht. Zum Zweiten aber meint der Name Hochgericht, dass an dieser Stelle die Urteile des hohen Gerichts, das über Leben oder Tod entscheiden konnte, umgesetzt wurden. Der Name Galwazer, auch Kalwazer ist eine mundartliche Verballhornung zu Calvarienberg. [1] Ein Kalvarienberg ist eine Nachbildung einer Kreuzigungsgruppe (Christus und die beiden Schächer) und lud zu Wallfahrten ein als Ersatz einer Reise ins Heilige Land. Tatsächlich wurde dieser Kalvarienberg vom katholischen Ellingen aus besucht und soll erst durch den Bahnbau (in den 1860er Jahren) durchschnitten worden sein. Ob die dort um 1947/48 gefundenen Backsteine zu einem früheren Kirchlein am Fuße dieser Kreuzigungsgruppe gehört haben, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden.

Im Mittelalter waren neben Mord und Totschlag bereits schwere Eigentumsdelikte oder Meineid Gründe, um mit dem Tod am Galgen bestraft zu werden. So bedurfte es schon einer besonderen Portion Galgenhumor, wenn man die Frist bis zum Erhängen – die Galgenfrist – noch genoss, Witze riss und sich die letzte Mahlzeit vor dem Erhängen, die Henkersmahlzeit, schmecken ließ, ehe man als Galgenvogel vor all den Gaffern aufgehängt wurde.

Der Richter wurde für seine Tätigkeit bezahlt, indem er ein städtisches Feld zu seiner Nutzung erhielt. Und so erklärt sich der Straßen­name Am Richterfeld im Westen der Stadt, wo das Richterfeld lag.


Quelle:

BEIER, Ulf: Vom Schrecker zum Galwazerin: Jahresbericht des Werner-von Siemens-Gymnasiums Weießnburg 1996/97, Weißenburg 1997, S. 91 ff

Weblinks

Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte der Siedlung von 1932 bis 1944

Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte der Siedlung nach 1945

Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Namensvettern zum Galgenberg



Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Namensvettern zum Galgenberg

Auswahl von Straßen- und Flurnamen im Nahraum von Weißenburg, die auf Galgen hinweisen:

Aus der Oberhochstatter Flur ist der Flurname Schnellgalgen überliefert. Hier wurde das Erhängen durch Hochschnellen des Seiles, z. B. durch einen Stein als Gegengewicht auf der anderen Seite bewirkt. Dort findet man auch den Flurnamen Galgenacker.

Dieser Name ist auch z. B. in Rehlingen und bei der Wülzburg anzutreffen, ein Galgenfeld z. B. in Schmalwiesen beim Galgen der Stadtpflege. Am Galgenfeld heißt eine Straße in der Höttinger Siedlung. In Treuchtlingen gibt es die Hochgerichtsstraße usw.

In nächster Nähe kennen wir beim Bergnershof oberhalb von Dietfurt z. B. den 499 m hohen Galgenberg. Auch in Nennslingen gibt es einen solchen und die Straßennamen Am Galgenberg und Galgenbergweg. In Stopfenheim findet man den Straßennamen Galgenweg.

Einschlägige Straßennamen mit Galgenberg finden wir von Aalen (Auf dem Galgenberg) bis Zwickau (Galgengrund). Galgenbergstraßen gibt es Hunderte und unzählige Flurnamen.


Flurnamen mit Bezug zu einem Galgenberg

Galgenberge werden auch Galgenbuck (z. B. in Großhabersdorf), Galgenbühl (z. B. in Kirchzarten im Hochschwarzwald), Galgenhügel (z. B. in Belzig in der Mark Brandenburg) , Galgenhöhe (z. B. nahe Kloster Banz in Oberfranken), Galgenleiten (z. B. eine Einöde bei Pöchlarn in Niederösterreich), Am Hochgericht (z. B. in Schwabach), Stadtgalgen (z. B. in Hirschberg /Schlesien (poln. Jelenia gora) oder Rabensteine genannt, weil die Rabenkrähen sich an den Toten heranmachten.


Ortsnamen im übrigen deutschen bzw. ehemaligen deutschen Sprachraum mit Galgen

Wenn auch der Ortsname Galgenberg nicht besonders attraktiv ist, nennt das Große Deutsche Ortsbuch doch immerhin elf – durchwegs sehr kleine – Ansiedlungen mit dem Namen Galgenberg (davon sieben in Bayern) und eine Am Galgenberg. Eine Galgenbergsiedlung wird in Schipkau im Oberspreewald in Brandenburg genannt. Galgenberg heißen auch eine Einöde in Oberösterreich und ein Dorf bei Posen in Polen (poln. Podpniewki) sowie ein Stadtteil von Marienburg im ehem. Westpreußen (poln. Zarzecze). Zwei Siedlungen in Deutschland heißen Galgen, eine Am Galgen, eine Galgenfeld, eine Galgenhof und eine andere Galgenhöfle.

In Nürnberg liegt hinter dem Bahnhof der Stadtteil Galgenhof. Galgenheide heißt ein Wohnplatz mit etwa 300 Einwohnern in Ostwestfalen. In Oberösterreich findet man die Gemeinde Galgenberg, in der Steiermark eine mit dem Namen Galgenbichl, was dasselbe bedeutet ebenso wie die verhochdeutschte Form Galgenbühel in Oberösterreich und der Straßenname Galgenbuck in Georgensgmünd oder Galgenkœpfel (in der französisierten Schreibung) in Lothringen. In Niederösterreich liegt die Einöde Galgenleiten (Eine Leite ist ein Abhang.). In Neunkirchen am Brand gibt es den Galgenangerweg. Je zweimal taucht der Ortsname Galgenberg im Elsass und im ehemaligen Sudetenland auf sowie einmal in Luxemburg. Galgendorf liegt im Egerland, Galgenau in Oberösterreich. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.


Weblinks


Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte der Siedlung nach 1945

Quellen

  • BEIER, Ulf:
  • KREDEL, Otto und THERFELDER, Franz: Deutsch-fremdsprachiges (fremdsprachig-deutsches) Ortsnamenverzeichnis im Auftrage der Praktischen Abteilung der Deutschen Akadmie in München, München 1931
  • MÜLLER, Joachim: Müllers großes deutsches Ortsbuch, 26. Auflage, Wuppertal 1996* Österreichischer Amtskalender - Das Lexikon der Behörden und Institutionen, 72. Jahrgang, Wien 2004


Weblinks

Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte der Siedlung

Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte des Galgenberges

Silbermühle


Silbermühle

Die Silbermühle von Nordosten

Die Silbermühle liegt nördlich der Stadt Weißenburg, unterhalb der Fabrikhallen der Gutmann AG. Ihr ursprünglicher Name bis nach dem 30-jährigen Krieg war Galgenmühle. Der Name entstand als Verkürzung aus Galgen-bergs-mühle. Sie war eine Wassermühle, deren Rad von der Schwäbischen Rezat betrieben wurde, und ist die größte Baugruppe unter den Mühlen der ehem. freien Reichstadt Weißenburg. Seit 1360 ist sie urkundlich belegt. Das heutige Mühlgebäude ließ Lorenz Schnitzlein 1782 errichten, der auch die Löwenbrauerei in der Luitpoldstraße 3 (heute Mocambobar) erbauen ließ. Über den Portalen der beiden Gebäude befindet sich das Wappen der Familie Schnitzlein, bei der Silbermühle oberhalb des Wappens mit dem von zwei Löwen gehaltenen Mühlrad. [2] 1907 ist die Silbermühle als Schneidemühle und mechanische Schafwollspinnerei nachweisbar. Ihr damaliger Besitzer ist Michael Schweinesbein. [3] Heute befindet sich im Hauptgebäude ein Restaurant.

Der Galgenmüller hatte übrigens verschiedene kriminalrechtliche Verpflichtungen zu erfüllen: Zum einen musste er dafür sorgen, dass der Galgen jederzeit benutzbar war, wir würden heute sagen, er hatte den Galgen-TÜV. Zum anderen hatte er aber auch z. B. die Leitern am Galgen zu stellen, vor einer Hinrichtung das Gras zu mähen und Ähnliches zu verrichten.[4]

Wappen über dem Hofeingang im Südwesten: Zwei Löwen halten ein Mühlrad

Dutzende von Galgenmühlen finden sich landauf landab, aber Silbermühlen nur drei, nämlich eine Häusergruppe in Nordrhein-Westfalen, eine Einöde bei Oberviechtach in der Oberpfalz und eine bei Marktredwitz im Fichtelgebirge. Woher die Weißenburger Silbermühle ihren Namen hat, darüber gibt es viele Vermutungen, aber keine gesicherten Erkenntnisse. Am wahrscheinlichsten ist, dass sich dort eine Sandgrube befand, aus der silbergrauer Sand gefördert wurde. [5]

Weblinks

Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte der Siedlung von 1932 bis 1944

Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte der Siedlung nach 1945

Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Namensvettern zum Galgenberg

Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte des Galgenberges


Fußnoten

  1. BEIER, Ulf: Von der Höll-zur Paradeisgasse, Straßen- und Wohnstättennamen in Weißenburg, 2. Auflage, Weißenburg 2000, S. 63 und 161
  2. KIEßLING, Gotthard: Denkmäler in Bayern, Stadt Weißenburg i. Bay., München 2000, S. 214
  3. Geschichte der Mühle siehe SCHMUCK, Julius in: Weißenburger Heimatblätter 1951, Nr. 8 - 13
  4. BEIER, Ulf: Weißenburger Flurnamenbuch, Weißenburg 1995, S. 431
  5. Näheres bei BEIER, Ulf: Von der Höll- zur Paradeisgasse, Straßen- und Wohnstättennamen in Weißenburg, 2. Auflage, Weißenburg 2000, S. 125