Rudolf Nebel

Aus Wugwiki
Zur Navigation springenZur Suche springen
Rudolf Nebel als Relief in der Haupthalle des Flughafens Tegel in Berlin

Rudolf Nebel (* 21. März 1894 in Weißenburg; † 18. September 1978 in Düsseldorf) war Raketenkonstrukteur und Begründer des weltweit ersten Raketenflugplatzes in Berlin. Er gilt als einer der Gründerväter der Raumfahrt.

Kindheit

Am 21. März 1894 wurde Rudolf Nebel als erstes Kind der Eheleute Josef Nebel und Emma Nebel, geborene Staudinger, in Weißenburg geboren. Sein Vater war Kaufmann und stammte ursprünglich aus Koblenz. Der Großvater mütterlicherseits, Ernst Staudinger, war Erfinder und Fabrikant.

In Weißenburg hatte Nebel durch seinen Onkel, der ein Fahrradgeschäft betrieb, seine erste Berührung mit der Technik. 1898 zog die Familie nach München. Der Vater wurde Prokurist in einer neu gegründeten Fabrik für "Kettenfahrräder".

Schule

Da der Vater aus beruflichen Gründen häufig umziehen musste, bekam Rudolf Nebel einen Privatlehrer, der ihn für die Aufnahmeprüfung zum Gymnasium vorbereitete. Ab 1903 ließ sich die Familie in Nürnberg nieder, wo er noch im selben Jahr (wegen der guten Vorbereitung ein Jahr früher als normal) in das Realgymnasium (heute Willstätter-Gymnasium) eingeschult wurde.

Rudolf Nebel schrieb: Der Unterricht im Gymnasium machte mir Spaß, und einige Jahre lang war ich Klassenprimus. ... Unser Physik- und Mathematiklehrer hieß Prof. Dr. Heß, ..., Gleichzeitig war er ein ausgezeichneter Pädagoge, der uns auch über seine Fächer hinaus viele gute Ratschläge gab. >>Fliegen müßte man können<< war eine seiner ständigen Redensarten. Ihm verdanke ich die Kenntnis der ersten Bücher über die Fliegerei, die damals noch als Utopie und Spinnnerei galt. Unter anderem las Rudolf die Bücher der Flugpioniere Lilienthal und Wright.

1908 baute sich Nebel aus Teilen, die er vom Onkel aus Weißenburg bekam, ein eigenes Kettenfahrrad und machte den Fahrradführerschein, der damals Pflicht war, ebenso wie ein Nummernschild am Fahrrad.

Interesse für die Fliegerei

1909 hörte Nebel, dass die Geburtsstätte der Fliegerei in Deutschland in Berlin-Johannisthal sei. Er fand noch zwei Klassenkameraden, die mit ihm in den Sommerferien 1909 mit den Fahrrädern nach Berlin fuhren. Nach fünf Tagen dort angekommen, war die Enttäuschung groß, da wegen zu stürmischen Wetters nicht geflogen wurde. Am nächsten Tag wurden die ersten Flugmaschinen aus den Hangars gezogen und sie konnten die ersten Platzrunden in etwa 10 Meter Höhe miterleben.

Nebel änderte daraufhin seinen Berufswunsch, er wollte nur noch "Aviatiker" werden. Der Vater verbot es ihm nicht, sondern verlangte, dass Rudolf "zuerst studierte".

Ganz besonders scheint Nebel von dem "Grade-Eindecker" beeindruckt gewesen zu sein, denn er erzählt seinem Professor Hess davon. Die Konstruktion entsprach Nebels Vorstellung "... mit einem Minimum an Aufwand, ein Maximum an Leistung zu erreichen". Auch Rudolf will in die Luft gehen, daher gründete er in Nürnberg die Fluggemeinschaft Nebel, der neben vier Mitschülern auch ein Mechaniker und ein Schlosser angehörten. Ziel war es zu fliegen. Nebel hatte von Oberst Cody und seinen Versuchen mit Drachen im Jahre 1888 gehört und machte auch erste Versuche mit solchen. Diese Versuche mit einem Kastendrachen brachten nicht die gewünschten Ergebnisse in Bezug auf "Absturzsicherheit", also wurde mit einem kreisförmigen "Gleitdrachen" experimentiert. Da bei den ersten Experimenten das ganze vorhandene Geld verbraucht wurde, suchten die jungen Luftfahrtpioniere nach einer Geldquelle, um weitere Drachen bauen zu können.

1910 wollte Nebel Luftbilder von Nürnberg mit einem Drachen aufnehmen und verkaufen. Nach ersten Enttäuschungen wegen des zu hohen Gewichtes der Kamera zerlegte Nebel das schwere Kameragehäuse und ersetzte es durch eines aus Pappe. Als Auslöser wurde eine brennende Zigarette verwendet, die den Haltefaden durchschmorte, wenn der Drachen die Höhe von zehn Meter erreicht hatte. Die Konstruktion wurde weiter verbessert und die Bilder wurden besser. Da die Nachfrage stieg und Geld eingenommen wurde, baute man als Nächstes einen Kastendrachen, der rund zehn Kilogramm heben konnte und auch Luftaufnahmen aus größeren Höhen ermöglichte.

Glück im Unglück hatten die Luftbildpiloten bei einem Absturz des Kastendrachens auf dem Hauptmarkt von Nürnberg. Das Stahlseil des Drachens hatte sich in der Oberleitung der Straßenbahn verfangen und einen Kurzschluss verursacht. Am nächsten Tag war die Schlagzeile in der Tageszeitung Spione fotografieren Nürnberg aus der Luft. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Polizei führte die plötzliche Bekanntheit zu einer Reihe von Aufträgen für Luftbilder, die so viel Geld in die Kasse brachten, dass sie in der Lage waren, die Drachenspielerei abzubrechen und ein richtiges Flugzeug zu bauen.

Die Gruppe entschied sich 1911 für einen Monoplan des Systems Grade. Rudolf Nebel, inzwischen 17 Jahre alt, nahm Kontakt mit Hans Grade in Berlin auf und erwarb den Bauplan für den Eindecker, der der Libelle des Brasilianers Santos-Dumant nachgebildet war. Zusätzlich kam Nebel noch günstig an einen 16-PS-Motor und anderes Zubehör. Ein solcher baugleicher Grade-"Eindecker" aus dem Jahre 1909 ist heute noch im Deutschen Museum in München zu sehen.

Bei der Suche nach einem Platz im Jahre 1912, an dem das Flugzeug zusammengebaut und erprobt werden sollte, wurde der Exerzierplatz Hainberg des 14. Infanterie-Regiments im Osten von Nürnberg gewählt. Besonders günstig für die Fluggemeinschaft Nebel war, dass es dort eine leere Scheune gab, die sich hervorragend als Montagehalle eignete. Nach mehreren Wochen wurde der erste Versuch mit heulendem Motor gestartet. Die Libelle war aber zu schwer und hob nicht ab. Um Gewicht zu sparen, wurde alles überflüssige Metall abgefeilt und eine Sprungschanze gebaut.

Dies gab dem Flieger mehr Schwung, erst flog die Maschine 50 Meter, dann 100 Meter und letztendlich sogar 500 Meter. Am 17. Juli 1912 gelang der erste Flug aus eigener Kraft. Nebels Vater, der danach über die fliegerischen Aktivitäten informiert wurde, meldete diese zuerst bei der Polizei und dann bei der Königlich Bayerischen Inspektion des Militär-, Luft- und Kraftfahr Wesens in München. Am 15. August 1912 legte Rudolf Nebel seine Flugscheinprüfung ab. Die Prüfung bestand aus einem Flug von Nürnberg in das 220 Kilometer entfernte Frankfurt und wieder zurück.

Als vorsichtiger Pilot flog Rudolf Nebel in nur zehn Metern Höhe immer an der Bahnstrecke Nürnberg - Würzburg - Frankfurt entlang. Eine erste Notlandung gab es bei Neustadt/Aisch, weil die Benzinleitung gebrochen war. Die zweite Notlandung erfolgte hinter Würzburg wegen verschmutzter Zündkerzen. Am Abend erreichte er Frankfurt, wo er im Stadtteil Erbenheim auf dem Flugplatz des Flugpioniers August Euler landete. Am nächsten Tag startete Nebel um vier Uhr morgens zum Rückflug und war gegen 14 Uhr wieder in Nürnberg, wo er den Pilotenschein Nr. 178 erhielt.

Militärzeit und Studium

Am 1. Oktober 1912 trat Rudolf Nebel seinen Dienst als Einjähriger beim Königlich Bayerischen Telegraphenbataillon in München an. Er wäre gerne zur Bayerischen "Luftschifferabteilung" gegangen, aber diese nahmen keine Einjährigen auf. Im April 1913 wurde Nebel Gefreiter, am 1. Juli 1913 wurde er zum Unteroffizier befördert und am 30. September als Offiziersanwärter entlassen. Da ihm seine Militärzeit angerechnet wurde, begann er im Oktober 1913 ein Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule München mit dem dritten Semester.

Am dritten Mobilmachungstag Anfang August 1914 meldete sich Nebel in München freiwillig. Er kam zunächst an die Front nach Lothringen. Im Mai 1915 überlebte er bei Arras knapp einen der ersten Gasangriffe und wurde mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet sowie zum Leutnant der Reserve befördert.

Ende 1915 traf Nebel auf einem Feldflugplatz bei Arras den Kommandeur einer Feldfliegerabteilung und zeigte ihm seinen Flugschein mit der Bitte, sich für ihn zu verwenden. Nach Überwindung einiger Schwierigkeiten - der Stab des I. Bayerischen Reservekorps, dem Nebel zugeteilt war, bearbeitete den Vorgang nicht - kam Nebel am 27. Januar 1916 zur Flieger-Ersatzabteilung nach Schleißheim bei München. Dort wurde Nebel mit Maschinen der Typen LVG und Albatroß auf den Fronteinsatz vorbereitet. Nach einigen Zusatzprüfungen und einem Schnellkurs wurde ihm die Frontreife ausgesprochen. Es folgte die Versetzung zum Armee-Flugplatz Straßburg.

Nach zahlreichen Überlandflügen und einigen Fronteinsätzen im August 1916 bekam Nebel sein Militärflugzeugführer-Abzeichen. Im selben Jahr erfand er Luft-Luft-Raketen. Im November 1916 meldete er sich freiwillig zur Jagdstaffel 5, die vom Oberleutnant Berr befehligt wurde. Als erste Maschine flog Nebel dort eine Halbstadt, die mit zwei Maschinengewehren bewaffnet war. Im Dezember 1916 wurde Nebel abgeschossen und lag sechs Monate im Lazarett. Wieder an die Front zurückgekehrt, experimentierte Nebel mit Pulverraketen und schoss bei einem Einsatz nach eigenen Angaben zwei feindliche Maschinen ab. Bei einem seiner nächsten Flüge setzte Nebel mit einer Pulverrakete sein eigenes Flugzeug in Brand und stürzte ab.

Im Juli 1917 wurde er nach Berlin gerufen, um zu erklären, was er da erfunden habe. Er wurde zum Führer der Jagdstaffel 90 (Kest 1b) ernannt und rückwirkend zum Oberleutnant befördert. Die Versuche mit Raketen wurden ihm verboten. Das Ende des Ersten Weltkrieges erlebte Nebel nahe Mannheim. In Nürnberg erhielt er am 26. November 1918 seinen Demobilmachungsbefehl.

Bereits im Dezember 1918 setzte Nebel sein Studium in München fort. Er trat in das Corps Cisaria ein und legte im März 1919 sein Vordiplom im Maschinenbau ab. Im Frühjahr 1919 übernahm er die Leitung einer Gruppe des Münchner Heimatschutzbundes und geriet als Geisel in Haft, aus der er fliehen konnte. Daher bereitete er sich auf sein Examen in Nürnberg vor. Im Oktober 1919 legte er mit einer Sondergenehmigung sein Diplom-Hauptexamen im Fach Maschinenbau ab.

Berufstätigkeit

Noch vor der Diplom-Hauptprüfung wurde Nebel von einem Personalverantwortlichen der Firma Siemens angesprochen, um ihn als Konstrukteur für das Siemenswerk Nürnberg anzuwerben. Zunächst zögerte Nebel, da er eine Doktorarbeit über den Raketenflug anfertigen wollte. Als sich aber kein Doktorvater für solch ein fortschrittliches Thema fand, sagte Nebel dem Siemenskonzern zu. Sein Ziel blieb aber weiterhin der Raketenflug und die Arbeiten zum Thema Luftleerer Raum. Am 1. Dezember 1919 nahm Nebel seine Tätigkeit im Konstruktionsbüro in den Schuckertwerken in Nürnberg auf. Im Dezember 1920 wechselte er zur Kugellagergesellschaft SKF-Norma, die in Nürnberg ein Ingenieurbüro unterhielt. Nebel ging in den Vertrieb und eignete sich Kenntnisse über Werbung nach amerikanischem Vorbild an.

Versuche mit Feststoffraketen

1923 hatte Nebel wieder genügend Geld, um sich dem Thema Raketen widmen zu können. Er wurde Teilhaber einer kleinen Feuerwerksfabrik in Pulsnitz in Sachsen. Neben seiner Tätigkeit als Vertriebsreisender in Sachen Feuerwerkskörper experimentierte er mit Pulverraketen. Er musste erkennen, wie gefährlich der Umgang mit einer Pulverrakete war: Denn vom Zeitpunkt der Zündung an kann die Verbrennung nicht mehr gesteuert oder gestoppt werden.

1925 ging Nebel nach Berlin und arbeitete für zwei Jahre in der Fabrik eines Freundes. Von 1927 bis März 1929 arbeitete er dann als "Acqusitationsleiter" bei Siemens & Halske und verkaufte sehr erfolgreich Alarmanlagen mit Polizeiruf.

Verein für Raumschiffahrt

Am 5. Juli 1927 wurde im Hinterzimmer des Breslauer Restaurants Goldenes Zepter von etwa 20 technikbegeisterten Männern der Verein für Raumschiffahrt (VfR) gegründet. Vorsitzender wurde Johannes Winkler. Nebel übernahm die Aufgaben des Kassiers, der Öffentlichkeitsarbeit und die des Geschäftsführers. 1929 übernahm Hermann Oberth den Vorsitz des VfR, sein Stellvertreter wurde der Berliner Journalist Willy Ley. Der Verein litt unter chronischem Geldmangel. Der Berliner Patentanwalt Erich Wurm stellte sein Büro für die Vereinsarbeit zur Verfügung.

Im Winter 1929/1930 beriefen Wurm und Ley eine Vorstandssitzung des VfR ein, um die Zusammenarbeit mit Nebel zu regeln. Dieser begann sofort, sich um die Beschaffung von Geld und Materialien aus den Filmaufnahmen zu kümmern. Bei einem Vortrag des VfR von Rudolf Nebel im Berliner Pschorrbräu meldete sich in der anschließenden Diskussion ein junger Mann, der als Feinmechaniker in der Werkzeugmaschinenfabrik Ludwig Löwe arbeitete. Er war begeistert von den Plänen Nebels und bot seine Mitarbeit an. Nebel schrieb dazu: Bei der anschließenden Diskussion meldete sich ein Mann, der bald entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung der Rakete ausüben sollte. ... Der tüchtige Praktiker, der sich von einem Onkel seinen Erbteil hatte ausbezahlen lassen und finanziell unabhängig war, half uns tatkräftig weiter. 1930 übernahm Major a. D. Hans Wolf von Dickhut den Vorsitz des VfR. 1934 wurde der Verein von den Nationalsozialisten geschlossen.

Erster Raketenflugplatz

1930 wurde der erste Raketenflugplatz der Welt in Berlin Reinickendorf gegründet. Am 13. Juni 1931 reichten Rudolf Nebel in Berlin-Wilmersdorf und Klaus Riedel in Berlin-Halensee das Patent über einen Rückstoßmotor für flüssige Treibstoffe ein. Im Juni 1934 erfolgte Nebels Verhaftung und die Schließung des Raketenflugplatzes.

Nach seiner Freilassung arbeitete Rudolf Nebel von Mai 1935 bis zum 31. August 1937 als Konstrukteur bei den Siemens-Schuckert-Werken in Berlin-Siemensstadt. Am 13. Juli 1936 erfolgte die Erteilung und Veröffentlichung des 1931 beantragten Patentes unter der Nr. 633 667. 1937 wurden die Patentinhaber gezwungen, alle Rechte aus dem Patent gegen Zahlung von 75.000 RM an das Heereswaffenamt des Deutschen Reiches abzutreten. Gleichzeitig wurde Riedel in das Heereswaffenamt-Prüfwesen übernommen.

Am 28. Juni 1937 wurde in einem Vergleich die Aufteilung der 75.000 RM festgelegt: 2/3 erhielt Rudolf Nebel, 1/3 Klaus Riedel. Beide traten anteilig eine Gratifikation in Höhe von 5.000 RM an die wichtigsten Mitarbeiter ab: Heinisch und Hüter je 1.800 RM sowie Ehrmann und Beermüller je 700 RM. Die Auszahlung der Summe erfolgte mit dem Dienstantritt Riedels am 1. August 1937. Am 1. September 1937 machte sich Rudolf Nebel mit Sauer, den er bei Siemens kennengelernt hatte, selbstständig. Ziel der neuen Unternehmung war die Erstellung eines Roboters.

Rudolf Nebel mit Wernher von Braun[1]

1938 wurde Nebel wegen des Verdachts auf Landesverrat kurzzeitig verhaftet. 1943 wurde sein Berliner Konstruktionsbüro ausgebombt. 1944 sollte Nebel im Mittelwerk - einer riesigen unterirdischen Fabrik bei Nordhausen /Harz 20 - "automatische Arbeiter" für die Fertigung der Rudermaschine für die Rakete V 1 bauen. Unter seiner Aufsicht arbeiteten einige deutsche Techniker und etwa 100 KZ-Häftlinge Tag und Nacht an der Montage der Automaten. [2] Nachträgliche Untersuchungen, veranlasst durch den damaligen Landrat des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen, haben keine Verstrickungen oder einschlägigen Verfehlungen Rudolf Nebels in nationalsozialistisches Unrecht ergeben.

Nachkriegszeit

Am 2. Mai 1945 hisste Nebel in Nordhausen im Harz auf dem Kirchturm die weiße Fahne und wurde vom Sowjetischen Militär kurzerhand zum Bürgermeister ernannt. Alle Raketenunterlagen wurden beschlagnahmt und nach Moskau gebracht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Rudolf Nebel die Würdigung und Anerkennung seiner Leistungen lange verwehrt. 1953 wurde er Mitglied im wieder neu gegründeten Verein für Raumschiffahrt 1927. Seinen Lebensunterhalt verdiente er mit Vorträgen wie etwa an der evang. Stadtakademie Bochum zum Thema: Vorstoß in den Weltenraum. Bis 1972 hielt er fast 4000 Vorträge.

Von 1963 bis 1965 war Nebel wissenschaftlicher Berater der Gesellschaft für Weltraumforschung in Bad Godesberg.

Bronzebüste von Rudolf Nebel in der Weißenburger Realschule

Nach Nebels 70. Geburtstag 1964 benannte man aus Begeisterung für die Raumfahrt am 11. März 1965 in Weißenburg die südliche Parallelstraße der äußeren Eichstätter Straße in Rudolf-Nebel-Straße um. Sie hieß vorher Am langen Wiesenweg. Man wollte ihm die Ehrenbürgerschaft oder die Bürgermedaille verleihen, was aber nach den damaligen Statuten nicht möglich war. Die Rudolf-Nebel-Straße war die bisher einzige Straße in Weißenburg, die nach dem 2. Weltkrieg nach einer lebenden Persönlichkeit benannt wurde.

1969 wurde anlässlich Nebels 75. Geburtstag das Gebäude der Staatlichen Realschule Weißenburg, das seinerzeit noch der Stadt gehörte, Rudolf-Nebel-Realschule benannt. Dort befindet sich im Nordflügel des 1. Stocks auch eine Bronzebüste des berühmten Weißenburger Sohnes.[3] Die Staatliche Realschule als Institution trägt jedoch nicht seinen Namen.

Mit einer Einladung durch das deutsche Wissenschaftsministerium erfuhr Nebel große Anerkennung: Am 16. Juli 1969 durfte er auf der Ehrentribüne von Cape Canaveral den Start der Saturn-V-Rakete mit dem Raumschiff Apollo 11 ‚Columbia’ und den Astronauten E. Aldrin, N. Armstrong und M. Collins mit dem Ziel der ersten Mondlandung miterleben.

1972 veröffentlichte Nebel seine Lebenserinnerungen.

Zu seinem 80. Geburtstag wurde Rudolf Nebel nicht nur von einer Reihe großer deutscher Zeitungen gewürdigt, sondern auch sein Schüler Wernher von Braun schrieb in seinem Geburtstagsbrief: "Du kannst auch gewiss sein, dass die Geschichte der Technik Deinen eigenen Anteil an dem Erfolg der bemannten Weltraumfahrt wohl zu würdigen weiß." Der Brief schloss mit den Worten: "Ich selbst bin Dir in Dankbarkeit verbunden, da Du es warst, der mich als jungen Studenten mit den praktischen Problemen der Entwicklung von Flüssigkeitsraketen in Verbindung brachte."

Der Nachlass von Rudolf Nebel wird im Archiv des Deutschen Museums in München verwaltet.

Nebel starb am 18. September 1978 und wurde am Südfriedhof in Weißenburg beigesetzt.

Fußnoten

  1. Bildquelle: V2ROCKET.COM
  2. Margot Nierhaus: Kurzfassung des Buches von Dipl.-Ing. Rudolf Nebel, “Die Narren von Tegel – Ein Pionier der Raumfahrt erzählt” Düsseldorf, Droste-Verlag 1972: "Durch die Initiative von Klaus Riedel, – der trotz Nebels „Abseitsstellung“ immer mit ihm in Verbindung geblieben war bis zu seinem tödlichen Autounfall im November 1944 in Peenemünde – bekamen Nebel und Saur im Juli 1944 – kurz vor dem Attentat auf Hitler – den Auftrag „20 Automatische Arbeiter“ für die Wehrmacht zu bauen. Saur sollte die Konstruktionszeichnungen von Wilsnack aus liefern, Nebel im „KZ-Mittelbau Dora“ bei Nordhausen die Arbeiten beaufsichtigen. Einige deutsche Techniker und 100 Häftlinge wurden dafür eingesetzt." hier online. Siehe auch: Raketenspuren: Waffenschmiede und Militärstandort Peenemünde, von Volkhard Bode, S. 93f.
  3. BEIER Ulf: Von der Höll- zur Paradeisgasse. Straßen- und Wohnstättennamen in Weißenburg, 2. Auflage, Weißenburg 2000, S. 112

Veröffentlichungen

  • Raketenflug, 1932 (Reprint 2002 ISBN 3-933395-64-X)
  • Die Narren von Tegel. Ein Pionier der Raumfahrt erzählt, Düsseldorf 1972

Literatur

  • Volkhard Bode, Gerhard Kaiser u. Christian Thiel: Raketenspuren. Peenemünde 1936-1996 Eine historische Reportage mit aktuellen Fotos. Weltbild, Augsburg 1997. ISBN 3-86047-584-3

Weblinks